Natürlich beziehe ich mich genau auf das, was ich nun eben einmal schamanisch bekommen habe.
Deshalb eben der Jaguar in den Alpen. Wir können ja nur das etablieren, was uns die Spirits jeweils an Wissen schenken.
Zu Amarok: Wie kommst Du aber darauf, dass ich außereuropäischen Singsangs verwende?
Meine Lieder stammen alle von den alpinen Feen und von den Wassergeistern und bewirken jeweils heilsame Veränderungen im magischen Feld der Wirklichkeit, die uns umgibt.
Nimm als Ritual beispielsweise unsere Visions-Schwitzhütte. Dort geht es selbstverständlich nicht um das Abkupfern indianischer Rituale.
Nur das bloße Gerüst, Weidenzweige, Vulkansteine und die Verbindung von Himmel und Erde sind als spirituelles Allgemeingut ähnlich wie bei indianischen Schwitzhütten.
Ich verwende aus naheliegenden Gründen auch eine Art des Medizinkreises, doch auch der unterliegt keiner bestimmten indianischen Mythologie.
Dann tritt der Jaguar als kosmisches Prinzip auf. Als erstes Feuer, das die Schöpfung in ihr Bestehen ruft. Die Kräfte und Geister des Mythos manifestieren sich direkt in der Schwitzhütte, die sich dabei mit Kraft, Magie und spiritueller Lebendigkeit füllt.
Wenn ich darüber richtig unterrichtet bin, ist eine Art Schwitzhütte in bestimmten Formen des marokkanischen Sufismus im Übrigen ebenfalls gebräuchlich.
Ich wurde am Anfang meines spirituellen Weges stark von der Mystik und bestimmten spirituellen Vorstellungen marokkanischer Sufis beeinflusst und erhielt zugleich eine tiefe Einführung in kinetischer und zugleich visionärer Trance.
In diesem Feld entstand mein eigener schamanischer Ansatz, entsprungen, wie ich glaube, aus dem Zusammenwirken einiger magisch-spiritueller Felder des Sufismus und dem Einwirken alpiner Feenkräfte - und das an einem ganz speziellen magischen Kraftort in den Alpen. Dort kam es zur Einweihung meiner Person als Kanal und Ausführender, - sozusagen als Verwalter -, eines alten mittel- oder südamerikanischen Mythos.
Teilweise erhielt ich Wissen und damit einhergehende Kraft im Traum. Teilweise waren es heftige Trancevisionen, in der sich in relativ kurzer Zeit die einzelnen Facetten des mir damals zufließenden Wissens offenbarten. Manches geschah in Sufi-Meditationen.
Der Jaguar sprang mich beispielsweise zuerst direkt aus dem Feuer an, und fuhr in meinen Körper ein, was zu einem ziemlich mächtigen Satz meinerseits aus liegender Position heraus führte. Später verbanden sich die Kräfte des Jaguars in weiteren tiefen Visionen mit mir, in dem sie, die aus dem Dschungel herbeischleichenden gefleckten großen Katzen, aus meinem aufgeschlitzten und zum See aufgespannten Bauch tranken. Ein unbeschreibliches Gefühl.
Über meinen Zugang zum Adler kann ich gern ein andermal sprechen.
Schließlich benötigte es viele Jahre unter Anleitung der Spirits, um das auch in eine nach außen fließende Form umzusetzen.
Ja zunächst war es für mich sogar sehr schwierig, überhaupt klar herauszufinden, was ich da eigentlich bekommen hatte. Aber immer waren die Spirits unterstützend und ermunternd auf meiner Seite.
Tatsächlich sehe ich die meisten Tierspirits nicht als Krafttiere. Obwohl die Bezeichnung an sich eigentlich völlig egal ist. Wenn wir in die Tiefe blicken, liegt unter dem Tiergeist oft etwas ursprünglich viel Umfassenderes, Tieferes, eine Art spiritueller Führung oder kosmischer Lehrmeister.
Den Jaguar beispielsweise sehe ich eher als kosmische Urkraft, in bestimmten Aspekten etwa wie eine alte Gottheit, in anderen als Verkörperung des lebendigen Geistes des Universums an.
Bei meinen Ausführungen geht es mir eigentlich um mehrere Dinge.
Zum Einen wende ich mich gegen eine meiner Ansicht nach weitverbreitete Verflachung des Schamanismus, also gegen seine Reduktion auf Techniken und vorherbestimmte Vorgangsweisen.
Dabei verliert sich das alles bestimmende Element der Ekstase, das ihn kennzeichnet.
Zum Anderen ist die oft aber natürlich nicht immer genützte Andere Wirklichkeit der Schamanen ein eher flacher Zugang zum schamanischen Kraftfeld der Welt. Es sei denn, Jemand praktiziert diesen so wie er in indigenen Kulturen eingesetzt wird: Mit dem ganzen Einsatz von Leib und Leben, jenseits von alpha-Zuständen im imaginären Erlebnisraum.
Und dann braucht es zum Dritten schon einige Jahre und oft auch kundige Anleitung, um die Transformation zum Schamanen zu bewältigen.
Dafür gibt es hierzulande nun einmal klar zu viele Schamanen, die sich bereits als solche bezeichnen.
Ein Schamane aber kann magisch spontan agieren, weil er sich auf die dafür nötige Zustimmung der Spirits stützen kann.
Das geht natürlich auch vor der Einweihung, aber eben nicht auf dieselbe Weise.
Das Begriffspaar Tonal/Nagual ist keineswegs auf Castañedas Ansatz beschränkt.
Soweit ich weiß entstammt es dem Nahuatl, einer indianischen Sprache aus Mexiko.
Ich muss mich aber schlicht deshalb auf das Nagual beziehen, weil es einen wesentlichen magischen Ansatz meines Schamanismus bildet. Wir arbeiten durchaus auch mit dem, was Castañeda Pirschen und Träumen nennt, mit Absicht als der das Nagual durchziehenden Kraft, mit der zweiten und dritten Aufmerksamkeit als zu unserer Alltagswirklichkeit parallelen Dimensionen dieses Universums, mit der Entwicklung des magischen Kraftkörpers, der uns mit dem Nagual verbindet.
Vor allem aber auch mit dem Nagual als dem Unfassbaren, der magischen Hintergrundschwingung der Welt. Das Nagual wird so für uns zu einer wesentlichen Quelle der Magie. Zu einer der zehn Quellen, die ich hier mit meinem Forumsnamen ansprechen wollte.
Im Grunde folgt mein Schamanismus dem Adlertotem, dessen Auftrag aber dabei auf die recht direkte Art des Jaguars vollzogen wird.
Das Einwirken des Adlers lässt sich einfach übersetzen als eine starke Betonung von Bewusstseinszauber in meiner Arbeit.
Dies beinhaltet veränderte Bewusstseinszustände ohne Drogen, das spontane Einsetzen der Kraft, die unmittelbare Veränderung der Umgebung durch Magie, der Einsatz magischer und zeitmagischer Kraftfocusse.
Der Adler ist der Herr der Bewusstheit. Kosmisch gesehen, das Viele, das sich aus dem Einen aufgefaltet hat und in sich immer noch die Bewusstheit des Einen trägt, zugleich im Wissen um Vergänglichkeit und Wiedergeburt ruhend.
Immer wenn ich über Schamanismus schreibe, verfalle ich allerdings ein wenig in Ekstase, wie hier gerade auch.
Die Begrifflichkeit Castañedas ist aber insgesamt so genial gewählt, dass ich häufig Anleihen bei ihr mache, auch wenn mein schamanischer Weg dann ein doch recht anderer ist.
Wahrer Schamanismus ist zugleich lokal und global und kosmisch angelegt. Es braucht sowohl die Verwurzelung in der eigenen wilden natürlichen Umgebung als auch die Verbindung zu den zeitlosen mythischen Feldern, in denen sich der Zugang zu Wissen und Kraft findet.
Als europäischer Schamane verbinde ich unter anderem die lebendige Feenmagie der Alpen mit dem globalen Feld eines zufällig - oder wahrscheinlich auch gar nicht ganz so zufällig - über mir ausgeschütteten Füllhorns der Kraft, - eines archaischen magischen Schöpfungsmythos.
Darin sehe ich keinen Widerspruch.
Ohne einen Bezug zum Nagual sieht der schamanisch Praktizierende meiner Meinung nach immerzu nur die obere, die fassbare Hälfte der Welt.
Damit ist hier nicht natürlich nicht die Unterteilung in die drei Welten des schamanischen Baumes gemeint.
Ich bin aber auch immer noch dabei herauszufinden, wo ich hier bei Euch genau gelandet bin.
Sprecht Ihr nur über Schamanismus, praktiziert Ihr Magie, und welche, und wie lebt Ihr den Kontakt zur Kraft und zum Spirit?
In der Theorie ist bekanntlich jede Katze grün.
Oh nein, das habe ich jetzt wohl verwechselt.
Es war eher irgendetwas mit Nacht und grau, aber die Katze kam zumindest vor, wenn ich mich jetzt noch recht entsinne.