Lizzy56
Neues Mitglied
Der thread krankt ein wenig daran nicht geklärt zu haben, was eine "Seele" ist.
Eine allgemein verbindliche Definition gibt es da nicht, selbst die Psychologie (psyche - seele) hat keine einheitliche Definition davon.
Ich beziehe mich hier auf das, was z.b. die Bibel von der Seele schreibt.
Im Alten Testament, also auf hebräisch, gibt es da zwei Anteile, die unterschieden werden. Es gibt das, was "nephesch" heißt, und das, was "neschamah" heißt.
"nephesch" ist der "niedere" Teil der Seele, der Teil von Seele, den auch jedes Tier hat.
"neschamah" ist der "höhere" Teil der Seele, der Teil, den nur der Mensch hat, weil Gott seinen Atem in den Menschen hineinbläst.
"neschamah" wird deshalb auch als "göttlicher Atem" übersetzt.
die neschamah ist der "himmlische" Erbteil jedes Menschen, und nichts und niemand kann sie je gefangen nehmen, oder zerstören, oder befreien.
die "nephesch" hingegen kann sterben, und sie selbst ist gefangen in Trieben, Wünschen und Vorstellungen.
im Hebräischen hat "nephesch" den summarischen Zahlenwert 430. So ist "nephesch" im Raum der lebendige Körper selbst. Ist "nephesch" gestorben, bleibt der Leichnam übrig, der verwest, und die "nephesch" bleibt manchmal noch eine Weile in der Nähe dieses Leichnams.
In der Bibel wird davon geschrieben, dass das "Volk Israel" in "Ägypten" gefangen ist. Das "Volk Israel" ist der Teil im Menschen, der hier in dieser Welt inkarniert ist. Und spannenderweise wird berichtet, dass das Volk Israel genau 430 Jahre in Ägypten gefangen ist.
Es ist eine symbolische Aussage darüber, dass das Bewusstsein in Raum (nephesch) und Zeit (430 Jahre in Ägypten) in sich selbst gefangen und befangen ist.
Wer kann befreit werden? nur der, der gefangen ist.
Kann die "nephesch" befreit werden? nein, sie kann nur sterben. Entweder physisch oder mystisch...
physisch klar, dann hört die Verbindung zum Körper auf und es geht anders weiter. Frei ist sie allerdings dadurch nicht geworden... sie trägt alle ihre Begrenzungen, die sie zum Zeitpunkt ihres Todes hatte, weiter mit sich. Deshalb ist Selbstmord auch keine Option, dass irgendetwas "besser" wird. Er beendet höchstens Leiden des physischen Körpers, die aber auch dadurch nicht "beendet" sind, sondern nur auf einer anderen Ebene mitgeschleppt werden.
Also physisch gibt es keine Befreiung.
Der "mystische Tod" der "nephesch" ist eine Veränderung grundlegender Art. Tod als solches bezeichnet kein irgendwiegeartetes Aufhören von Existenz, sondern einen Übergang. Das, was vorher durch Triebe und Wünsche in sich selbst als "nephesch" gefangen war, ist dann auf dieser Ebene nicht mehr ansprechbar, sondern im "Tod" gefangen. Das Bewusstsein hat Einsicht darüber erlangt, dass dies alles vergänglich ist und hat dies alles auch in sich "vergehen" lassen. Im buddhistischen Sprachgebrauch ist das das Ende von Anhaftung und Verlangen. Es ist wie ein radioaktives chemisches Element, das einfach zerfällt.... und in andere chemische Elemente übergeht, die dann stabil sind.
Diese unstabile "nephesch" zerfällt also einfach, indem das Bewusstsein sich dem anderen, dem stabilen öffnet. Die himmlische Seele ergießt einen kontinuierlichen Strom von Gnade und Liebe in das Zentrum des Menschen und durch diese Einwirkung wird das unstabile verändert.
Es bedarf einer aktiven Willensentscheidung, sich der "neschamah", sich diesem "göttlichen Atem" (im buddhistischen Sinne "Atman") zu öffnen...
Es wird erkannt, dass dieses mein eigentliches Zentrum ist, dieses und nicht das, was als "ich" festgehalten wurde. Die "nephesch" zerfällt wie ein alter, immer wieder geflickter Mantel, den sich das Bewusstsein gegeben hatte, um "etwas" zu sein und "etwas" zu haben.
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Sehr gut beschrieben. So empfinde ich es auch.