Joey
Sehr aktives Mitglied
Die Wähler der AfD sind ja auch nur zu einem kleinen Teil derart extrem. Der Großteil sind sicherlich tatsächlich jene die man unter "besorgte Bürger" zusammenfassen kann - viele davon sicherlich rechts und oft genug wollen sie weniger Flüchtlinge usw., aber das ist ja nicht vergleichbar mit dem Beispiel dass Du verlinkt hast, das sich jemand über ein totes Flüchtlingskind freut.
Ach so.
(...) Aber selbst jetzt kann man doch nicht behaupten, die AfD würde vor allem aus Menschen bestehen die dem von Dir gegebenen Beispiel entsprechen.
Das vielleicht nicht, aber sie nähert sich dem stetig an. Und beispielsweise der "Vogelschiss"-Vergleich von Gauland und die "Mahnmal der Schande"-Rede von Höcke überschreiten da Grenzen, die ich am liebsten nicht überschritten sehen möchte.
Was verstehst Du unter salonfähig? Die Bedeutung dieses Wortes ist ja sowas wie „gesellschaftlich akzeptiert“. Wann war so etwas jemals irgendwo auch nur ansatzweise „salonfähig“?
Nun, solche Vorfälle erscheinen mir häufiger zu werden. Diese Menschen verlieren scheinbar ihre Scheu - sie werden mehr und/oder lauter. DAS meine ich mit "es wird salongfähig".
Und das ist meines Wissens nach auch die Hauptkritik nicht nur der AfD. Es sind aber offenbar nicht nur einige sondern ziemlich viele.
Nein, die Hauptkritik war, dass sehr viele Menschen überhaupt aufgenommen wurden. DARUM sprachen ja alle von der "Obergrenze", die bei der CSU immerhin positiv war, während Höcke von der AfD sogar eine negative Obergrenze forderte, was nicht anderes ist als ein klassisches "Ausländer raus."
(...) Gleichzeitig ist aber doch offensichtlich das ein zu hoher Anteil junger Männer eben problematisch ist.
Wir können allerdings nicht die Aufnahme von hilfesuchenden Menschen von deren demografischen Zusammensetzung abhängig machen.
(...) Ich verstehe nicht, warum Asyl derart dauerhaft sein muss. Meiner Ansicht nach sollte Deutschland Menschen helfen die z.B. aus Kriegsgebieten wie Syrien kommen, aber sie sollten auch nach Syrien zurück wenn der Zustand vor dem sie fliehen beendet ist. Das ist natürlich noch nicht der Fall, und das kann Jahre dauern. Aber es wäre einfach deutlich leichter zu erklären, warum Deutschland so viele Menschen aufnimmt, wenn gleichzeitig klar gemacht würde, dass das dennoch temporär ist
Es gibt verschiedene Schutz-Modi, und soweit ich weiß, sind da auch befristete dabei. Und das fände ich auch in sofern ok, wenn Menschen, die z.B. Arbeit gefunden haben oder eine Ausbildung habe o.ä. eine erweiterte Aufenthaltserlaubnis bekommen.
Außerdem: Man hätte m.A.n. nicht einfach die Grenzen öffnen und dann auf lassen sollen. Und es sollte zwischen Flüchtlingen aus Kriegsgebieten und Wirtschaftsflüchtlingen unterschieden werden - was nicht möglich ist wenn so gut wie alle die Asyl wollen auch über Monate einreisen können.
Nun, wenn die Grenzen schnell wieder dicht gemacht worden wären... wohin mit den Menschen?
Und, was die Unterscheidung zwischen Flüchtlingen und Wirtschaftsflüchtlingen angeht... da bin ich jetzt ziemlich enttäuscht von Dir. Da hätte ich jetzt von Dir eine differenziertere Betrachtung erwartet, zumal ich zu dem Thema damals schon sehr ausführlich schrieb.
Die Frage ist da nämlich: Wo zieht man die Grenze? Wer soll welchen Schutz bekommen und wer nicht?
In unserem Grundgesetz gibt es den Artikel 16a, von dem ich mal den ersten und den fünften Absatz zitieren will:
Grundgesetz schrieb:(1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.
(...)
(5) Die Absätze 1 bis 4 stehen völkerrechtlichen Verträgen von Mitgliedstaaten der Europäischen Gemeinschaften untereinander und mit dritten Staaten nicht entgegen, die unter Beachtung der Verpflichtungen aus dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten, deren Anwendung in den Vertragsstaaten sichergestellt sein muß, Zuständigkeitsregelungen für die Prüfung von Asylbegehren einschließlich der gegenseitigen Anerkennung von Asylentscheidungen treffen.
Oder kurz: Unser Grundgesetz gibt politisch Verfolgten Asyl (Absatz 1) UND es verpflichtet uns, Vereinbahrungen - wie die UN-Menschenrechte, die Genfer Konventionen, das humanitäre Völkerrecht etc. - die wir mit ratifiziert haben, auch zu befolgen (Absatz 5)
Hätten wir nur Absatz 1, wären nur etwa 2-3% der Asylanträge erfolgreich. DAS ist einer der Punkte, mit dem Rechte argumentieren. Sie behaupten dann, dass ja nur ein geringer einstelliger Prozentbereich wirklich asylberechtigt wäre, und der Rest wäre als "Wirtschaftsflüchtling" abzuschieben. In einer solchen Diskussion habe ich dann auch schonmal den Satz gehört: "Krieg ist kein Asylgrund". DIESE Rechten vergessen allerdings Absatz 5 und eben die verschiedenen vielfältigen Vereinbarungen, die Deutschland mit unterschrieben hat. Und DAMIT steigt der Anteil der erfolgreichen Schutzanträge. DAMIT wird dann auch ein Krieg ein anerkannter Grund, Schutz zu bekommen. Und je nach Art des Antrages und Schwere der Not werden dann auch verschiedene Schutzmodi vergeben.
Das ganze ist schon sehr differenziert und gesetzlich etwas unübersichtlich. Da begrüße ich Wünsche und bemühungen, unsere gesetze da überschaubarer zu machen - so lange das nicht darin resultiert, dass die Menschen, die Hilfe suchen, es dadurch schwerer haben werden.
Zurüch zu den "Wirtschaftsflüchtlingen". In Diskussionen habe ich da schon viele Dinge gehört, was alles dazu gehören soll. Definitionen und Unterscheidungen zu "echten Flüchtlingen", die mir die Haare zu Berge stehen lassen, und die nur dazu dienen, den Anteil der "echten Flüchtlinge" irgendwie klein zu kriegen.
DARUM reagierie ich auf das Wort "Wirtschaftsflüchtling" allergisch. Da will ich dann genau wissen, was genau damit gemeint ist. Die will ich wissen, welche Grenze mein gegenüber zieht. Dann kann man evtl. darüber reden. Vorher werde ich einer solchen Unterscheidung nicht zustimmen, damit ich nicht versehentlich Leuten wie Lutz Bachmann unterstütze, die einerseits vorheucheln, dass natürlich Menschen in Not geholfen werden muss, und sich dann ins Fäustchen lacht, weil nach der eigenen Definition von "Wirtschaftsflüchtling" es so gut wie keine echte gäbe.
Es geht hier aber nicht um Fakten, sondern tatsächlich um Parallelwelten oder zumindest Filter-Blasen. Und in letztem stecken wir ja alle in irgendeiner Form. Es ist m.A.n. nicht mal so sehr eine Frage des Mediums bzw. der Medien, sondern eine Frage des kritischen Umgangs damit. Es gibt z.B. kein einziges Online-Medium im Mainstream-Bereich das ich für mich uneingeschränkt als passend empfinden würde. Ich ärgere mich oft über Spiegel-Online usw. Aber es gibt auch keines das ich ausschließlich schlecht finde (Focus und Bild sind nahe dran).
Ja, jeder hat so seine Filterblase.
Aber ich verstehe nicht ganz, was Du erwartest? Ich denke, wir sind uns einig, dass Medien Fakten wahrheitsgemäß berichten sollen. Die Ausrichtung eines Mediums entscheidet dann darüber, wie die Fakten interpretiert werden. Richtig?
Es gibt medial aber ein großes Machtgefälle. Jene Menschen die AfD wählen, und damit meine ich jetzt nicht solche Extremfälle wie Du es als Beispiel anführtest, finden sich medial nicht oder kaum vertreten und auch politisch nicht. (...)
Und wie müsste ein Medium, das die Fakten wahrheitstreu widergibt, aussehen, von dem sie sich vertreten fühlen?