Das hat dann eben nur mit Disziplin und Eiern zu tun - Faktoren, auf die man selbst Einfluss hat. Abgesehen bin ich der Meinung, dass es keine fixe Abgrenzung zwischen physisch und psychisch geben kann.
Ja... kann man auch nicht. Die Psyche hat extremen Einfluss auf die körperlichen Symptome und man kann ebenfalls sagen, dass die Droge ja die "Biochemie" verändert, damit also Einfluss auf die Psyche nimmt.
Trotzdem gibt es so etwas wie eine "Psyche hinter der Psyche". Man kann lernen das zu verstehen, sogar die psychischen Vorgänge. Ich hab z.B. die Erfahrung gemacht, dass ich mit den Jahren immer besser mit Entzügen klarkam und ich hatte wirklich viele. Anfangs hatte ich sogar stärkere körperliche Symptome als später, obwohl ich später (das letzte mal letzten November) dreimal soviel nahm wie zu "Anfangszeiten". Und psychisch hielt ich die ersten Tage auch immer leichter durch, weil mir klar war: Die Depris sind normal... teils hatte ich nicht mal mehr welche, während das ganz zu Anfang wirklich extrem war.
Worauf ich hinaus will: Je mehr man versteht wie der Entzug und die Zeit danach den "Geist" (sozusagen der Beobachter der "Gehirn-Psyche") beeinflusst, desto besser kommt man klar. Aber die Beeinflussung ist wiederum sehr individuell... Man könnte sagen: Da läuft eine innere Manipulation ab und die gilt es möglichst komplett zu durchschauen. Dann verliert sie an Macht. Ich habs nie ganz geschafft, aber doch soweit dass ich heute einen Entzug (wenn ich körperlich fit bin) viel leichter durchstehe als vor einigen Jahren... und wie gesagt: Dosis war zuletzt extrem viel höher.
Ein Unterschied zu dem "Normal-Junkie" existiert möglicherweise, weil ich ja immer wegen Schmerzen mit Opioiden startete. Aber ich wurde regelmäßig auch psychisch abhängig, weil das Zeug ein paar sehr angenehme Nebeneffekte für mich hat.
Hat jeder, say, regelmäßige Raucher irgendeine psychische Insuffizienz, die er durch seinen Tabakkonsum kompensieren muss? Ich bezweifle es. Manche kommen einfach durch Zufall mit einer Droge in Kontakt und haben dann zusätzlich noch eine stetige Besorgungsquelle - und diese Kombination kann schon reichen. Da braucht es kein schwere Kindheit, keine Depression oder Minderwertigkeitskomplexe - manche finden halt einfach die Wirkung der Droge geil und schlittern so in die Abhängigkeit.
Ich würde behaupten: J E D E R hat eine "psychische Insuffizienz". Auch jeder, der nicht als abhängig gilt und keine Drogen nimmt. Die Strategien mit "Mangel-Gefühlen" umzugehen sind ja sehr verschieden. Eine davon sind Suchtmittel...
Es ist eine Definitionsfrage, aber wenn man es nüchtern durchdenkt und kennt, kann man zu dem sehr simplen Schluss kommen:
Jeder ist abhängig. Die Unterschiede betreffen nur 2 Punkte:
1. Intensität
2. Mittel zum Ausgleich
Zu 2: Das muss nicht unbedingt etwas sein, dass als Droge definiert wird. Viele, vielleicht sogar alle, sind abhängig nach Aufmerksamkeit (in unterschiedlicher Intensität). Das zeigt sich dann, wenn sie in irgendeiner Form isoliert werden bzw. sich isoliert fühlen.
Überall wo ein "Mangel-Gefühl" ist... und niemand hat dauerhaft KEINS, kommt es zu Strategien dieses Gefühl irgendwie auszugleichen. Wenn Du testen willst was ich meine, dann mach ein sehr simples Experiment: Setz Dich in einen Stuhl und tue gar nichts. Versuche nicht zu denken, aber achte darauf wie die Gedanken aussehen die trotzdem kommen werden. Achte darauf, ob sich Deine Stimmung eher verbessert oder eher verschlechtert. Das ist eine absolut sichere Art um mit Deinen "Mangel-Gefühlen" in Kontakt zu kommen. Mach das, und Du wirst schnell feststellen welche "Ausgleichs-Strategien" Du Dir präsentierst.