Die Religion der alten Ägypter von A bis Z

U wie

Uzatauge
(Horusauge)

Das Uzatauge gehört zu dem Falkengott Horus (Licht- und Himmelsgott). Es wurde bei der Auseinandersetzung mit dem Gott Seth (Wüstengott, Gott der Unwetter) ausgerissen und verletzt. Durch den Gott Thoth (Mondgott, Gott der Wissenschaft und Magie) wurde es wieder vollständig geheilt. Es ist das linke Auge des Horus, das nach seiner Heilung Uzat „das Heile“ benannt wurde. In Anlehnung an Horus, dem Falkengott wird das Uzatauge mit dem Auge eines Falken assoziiert.

Dadurch das Horus im Kampf mit Seth siegte, wird das Uzatauge als Sinnbild für den Triumpf des Lichtes über die Finsternis verstanden und gilt dadurch als Symbol des Heils. Im alten Ägypten war das Uzatauge ein beliebtes Amulett, dass göttlichen Schutz gewährt, Heils- und Lebenskräfte spendet, das Böse abwehrt und als Schutz vor dem bösen Blick getragen wird. Unheil abwehrende Kräfte strömen aus aus ihm heraus und ziehen das Böse in Bann, um es zu hemmen. An Türen und in Gräber wurde das Uzatauge angebracht, um das Böse abzuwehren.

Doch für die Amulette wurde nicht das linke, das Mondauge verwendet, sondern zumeist das rechte Auge. Das rechte Auge ist eigentlich das Sonnenauge des Re. Von den Theologen wurden beide als Uzatauge benannt. Grund für die Verwendung des rechten Auges bei den Amuletten ist, das die linke Seite für ein Amulett nicht als günstig betrachtet wurde, rechts war die bevorzugte und glücksverheißende Seite.

Bei den Amuletten gibt es Kombinationen. Es werden beide Augen auf einem Amulett dargestellt, nebeneinander oder auf Vorder- und Rückseite des Amulett oder es befinden sich 4 Uzataugen auf dem Amulett, sodass jedes eine Himmelsrichtung schützt.

Eine etwas andere Bedeutung kommt den Uzataugen zu, die an Särgen vor dem Gesicht des Verstorbenen aufgemalt wurden. Sie sollen dem Toten die Möglichkeit gewähren aus seinem Grab hinauszuschauen und ihm Sehkraft spenden. Die Unheil abwehrende Kraft ist in diesem Zusammenhang von Bedeutung. Es ist ein Macht- und Schutzsymbol, das das Wesen der Götter in sich trägt.

Verwendete Literatur: Hans Bonnet, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte
 
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V wie

Vergöttlichung

Menschen, die in das Göttliche hineinragen, z.B. durch ihre Weisheit, haben Anspruch auf Verehrung und wurden durch die Ägypter vergöttlicht. Diese Menschen wurden zu Göttern oder Halbgöttern in der Anschauung der Ägypter erhoben.

Die Macht und das Heilwesen der Götter ist den Menschen nicht verschlossen, er kann an diesen teilhaben und kann selbst aktiv ihr Träger sein. Durch die Zaubermacht kann der Mensch die göttlichen Kräfte in sich beleben. Der Tod ist nicht das Ende. Der Tod führt den vergöttlichten Menschen in eine höhere Ebene des Seins, nahe bei den Göttern.

Im alten Ägypten besteht ein Spannungsverhältnis zwischen der Vergöttlichung des Menschen und der Andersartigkeit der Götter. Der Abstand zwischen den Potentialen der Götter und des vergöttlichten Menschen ist dem Ägypter bewusst. Die Priesterschaft geht davon aus, dass Menschen von Göttern nicht gezeugt werden können. Ein Spannungsverhältnis zu der Vergöttlichung des Königs entsteht dadurch nicht, da erst bei der Inthronisierung des Königs der Reichsgott seinen Sitz im König einnimmt. Daraus folgt, dass Erben des Throns nicht als Gottheit verehrt werden.

Einen Herrscherkult gibt es zu Lebzeiten des Königs nicht. Und nach dem Tod, war es ihm, nach einigen Texten möglich als Gott in die Welt der Götter einzugehen, er musste aber wie alle anderen Menschen den Prozess der Verklärung durchlaufen. Der Totenkult des verstorbenen Herrschers war i.d.R. kein anderer als der von Privatleuten.

Wenige Beispiel zeugen von einem Kult verstorbener Könige. Wenn sich der König in seinem Leben durch besondere Verdienste und Weisheit ausgezeichnet hat, konnte dies dazu führen, dass er über den Tod hinaus lokal verehrt wurde, in Form von Kulthandlungen. Diese Kulte waren meist zeitlich begrenzt und überlebten weitere Nachkommenschaften nicht. Nach Bonnet sollen diese Kulte in Anlehnung an den Totenkult spontan durch das Volk entstanden sein (S. 858). Dem Gegenüber steht die vom Staat angeordnete Verehrung von Menschen, die eine Vergöttlichung erfahren hatten.

Die „Vergöttlichung“ des Verstorbenen, wie sie im Jenseits stattfindet, in der der Tote durch magische Fiktion den Namen des Osiris annimmt, ist keine Vergöttlichung in diesem Sinne.

In der Spätzeit werden die Kulte um vergöttlichte Menschen so populär, dass sich die Staatsreligion diesem nicht mehr entziehen kann und sich für diese Kulte öffnet.

Zu den vergöttlichten Menschen gehören durchgängig Männer. Diese Männer wurden als Weise betrachtet. Wissen und Weisheit wird bei den Ägyptern mit Magie und dem Übersinnlichen assoziiert. Magie und Heilwesen gehen bei den Ägyptern Hand in Hand. Vergöttlichte Menschen wurden als mit übersinnlichen Begabungen und Segnungen ausgestattet wahrgenommen und zumeist als Heilgötter verehrt. Die Vergöttlichten wurden als befähigt gesehen als Vermittler zwischen Menschen und Göttern zu agieren. Sie wurden als Vermittler gebeten Fürsprache und Bitten bei den Göttern vorzubringen.

Die vergöttlichten Menschen bleiben jedoch immer noch Menschen, die mit göttlichen Eigenschaften und Kräften ausgestattet sind. In der Spätzeit ändert sich dies etwas und das Gottgleich-Sein erfährt eine Verstärkung. Einerseits wird sich damit begnügt der Vergöttlichung Ausdruck zu verleihen dadurch, dass der vergöttlichte Mensch als Sohn des Gottes betrachtet wird, andererseits wird eine Verschmelzung mit der Gottheit angenommen, wie bei Teephibis mit seinem Schutzgott Thot, dann formelhaft als Thot-Teephibis.


Verwendet Quelle: Hans Bonnet; Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte
 
W wie

Weltbeginn

Zum mystischen Denken der alten Ägypter gehört die Frage nach dem Woher und dem Anfang der Welt.

Der Ägypter weiß von einem Urzustand, der noch ohne Leben, ungeordnet und Finsternis ist. Dieser Zustand wird durch das Hervorkommen des Lichtes beendet. In einer Version geht der Sonnengott (Re) aus der Vereinigung der Himmelsgöttin (Nut) mit dem Erdgott (Geb) hervor. Doch ist es damit nicht getan. Die Urkräfte der Finsternis, „die Kinder der Ohnmächtigen“, die sich in Schlangen verkörpern, stellen sich den Lichtgott entgegen. Nach dem Re die Urkräfte der Finsternis besiegte, stellt sich die Weltordnung Maat ein.

Hermopolis, Memphis und On: Eine weitere Vorstellung des Weltbeginns geht von einem Urgewässer aus, in dem die Erde ruht und zu Weltbeginn auftaucht. Diese Vorstellung eines Urhügels zu Anfang der Welt kann mit den Gegebenheiten in Ägypten sich gut erklärt werden. Gleich dem Land das nach dem Rückgang der Nilüberschwemmung wieder auftaucht.

Der Sonnengott Re wird in den Versionen unterschiedlich zum Hervorkommen gebracht. Hermopolis: Einmal kommt er aus dem Urei, das sich auf dem Urhügel befindet hervor, in einer anderen Version ist es eine Lotusblume, die aus dem Urmeer auftaucht, aus der der Sonnengott hervortritt.

Der Sonnengott tritt hervor, das Leben beginnt. Die Welt tritt ins Sein, findet ihre Ordnung und das Licht. Der Kampf gegen die Kräfte der Finsternis, der Unordnung und des Chaos wird täglich erneut ausgetragen.

On: Eine weitere Version sieht den Gott Atum als Allschöpfer. Aus einem Schöpferakt der Selbstbefruchtung heraus, erschafft er aus sich das erste Götterpaar (männlich und weiblich) Schu (Luftgott) und Tefnut (Feuer und Wahrheit). Durch die Zeugung des Luftgottes Schu findet die Trennung von Himmel (Nut) und Erde (Geb) statt, denn der Gott Schu hält den Himmel und stellt sich zwischen Himmel und Erde.

Die jeweiligen Lehren beeinflussen sich gegenseitig, sodass die geistige Schöpferkraft des Schöpfergottes Ptah, der durch Herz und Zunge, durch seinen Gedanken und sein Schöpferwort erschafft, sich auf die Lehre vom Allschöpfer Atum übertragen, der sodann auch eine geistige Schöpfung hervorbringt.

Die geistige Schöpfung des Ptah kann wiederum zeitweilig durch den Einfluss anderer Kultorte dazu sich wandeln, dass Ptah den Sonnengott hervorkommen lässt aus einem Urei, das er wie ein Töpferer geformt hat. Der Einfluss lokal fremder Kultorte erklärt sich daraus, den eigenen lokalen Kult bzw. die eigene lokale Gottheit unwiderlegbar überlegen darzustellen.

Die Schöpfung des Menschen gehört nicht zu der uranfänglichen Schöpfung. Der Mensch wird vom Gott Chnum (Schöpfergott, Töpferer) von Generation zu Generation auf seiner Töpferscheibe geformt.


Verwendete Quelle: Hans Bonnet, Das Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte
 
X wie

Xois
(heute Sacha)

Xois ist der antike Name des 6. unterägyptischen Gau, dem Bergstiergau. Die Stadt heißt heute Sacha. Sie verehrten ein Wüstentier, das sich auf dem Wappen des 6. Gaus befand. In frühen Zeiten war Xois ein Gau des Stierkultes, später verehrten sie Re in der Gestalt des Amun (Windgott, Schöpfergott durch dessen Windhauch die Welt belebt wird). Amun, der in seiner Urform als Widder dargestellt wurde, wurde in Xois ein Löwe beigesellt. Die Gaumünzen wurden jedoch mit einem Widder geprägt. Ägyptisch wurde die Stadt nach ihrem Wappentier Chasuu benannt.

Verwendete Literatur: Hans Bonnet, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte
 
Y wie

Young, Thomas

Young war Engländer und lebte von 1773 bis 1829. Er war Augenarzt und Physiker. In London und Edingburgh studierte er Medizin und in Göttingen und Cambridge Physik. Young war ungewöhnlich sprachbegabt. Er versuchte sich daran den Stein von Rosette zu übersetzen. Er glaubte zwar die Hieroglyphen übersetzt zu haben, scheiterte aber an der altägyptischen Grammatik und bliebt so hinter der Übersetzung Jean-Francois Champollion weit zurück. Young schrieb mehrere Publikation zur Übersetzung von Hieroglyphen. Der Stein von Rosette, der 1799 einem französischen Soldaten aufgefallen war, war einer der Funde, die Ausschlag gaben für den Beginn einer modere Ägyptologie.
 
Z wie

Zweiwegebuch

Der Text des Zweiwegebuchs enthält eine Sammlung von Sprüchen, die auf den inneren Sargboden angebracht werden. Der Inhalt des Zweiwegebuches sollte den Verstorbenen dabei helfen, die verschlungenen Pfade des Jenseits sicher zu durchqueren. Zu dem Zweiwegebuch gehört eine landkartenartige Zeichnung des Weges durch das Jenseits. Zu Beginn der Jenseitsreise befindet sich der Tote vor einem Feuerstrom. Von diesem Standpunkt aus gehen zwei Wege ab. Zu einer Seite ein Weg, der führt über das Land und zur anderen Seite ein Weg, der führt über das Wasser. Diese beiden Weg sind nicht ohne Gefahren. Wächter bewachen die Tore und hüten den Eingang, versperren die Wege. Auf Nebenwegen wird der Verstorbene in den Feuerstrom abgedrängt. Die Sprüche und Warnungen, die das Zweiwegebuch beinhaltet, sollen den Reisenden sicher durch die Gefahr und Bedrängnis des Jenseits hindurchführen.
 
Das ist sehr cool, dass ihr euch für das alte Ägypten interessiert!
Sehr interessant und gut recherchiert. Ich wollte erst den Rotstift ansetzen und die paar Fehler im Detail berichtigen, aber das wäre echt Korinthenkackerei (sef heißt gestern, dua ist morgen... aber was soll's)

Zum Thema Magie und Kult habe ich aber doch eine erheblich andere Meinung... schreibe ich das hier dazu oder mache ich da besser einen eigenen Thread auf?
Darf man hier wieder bei A anfangen und weitere hinzufügen?
 
Das ist sehr cool, dass ihr euch für das alte Ägypten interessiert!
Sehr interessant und gut recherchiert. Ich wollte erst den Rotstift ansetzen und die paar Fehler im Detail berichtigen, aber das wäre echt Korinthenkackerei (sef heißt gestern, dua ist morgen... aber was soll's)
Man ist ja auch nur so gut, wie die Literatur, die man zur Verfügung hat.
Zum Thema Magie und Kult habe ich aber doch eine erheblich andere Meinung... schreibe ich das hier dazu oder mache ich da besser einen eigenen Thread auf?
Wenn es um Ägypten geht, kannst du das gern hier schreiben. Zitiere am Besten den Beitrag, zu dem du deine Ansicht darlegen möchtest. Damit jeder weiß, worauf du dich beziehst.
Darf man hier wieder bei A anfangen und weitere hinzufügen?
Klar.
 
Also, um das von vorne herein klar zu stellen: ich will hier in keiner Weise ISerafimI angreifen. Ich kann mir auch gut vorstellen, dass die referierten Ansichten über die altägyptische Religion in etlichen Publikationen so drin stehen... aber ich bin da ganz entschieden anderer Meinung. Also, nehmt das einfach als andere mögliche Interpretation.
K wie

Kult
(Ziel des Kultes: zufrieden stellen, gnädig stimmen)

Die Aufgabe und das religiöse Bestreben des Kultes ist es eine lebendige und wirksame Verbindung, Beziehung zum Göttlichen, das über die Menschen waltet, herzustellen. Die Entwicklung der Religion schlägt sich in der Ausübung der Kulthandlungen nieder.
Ja, soweit so gut. wobei das Göttliche nicht nur "über" sondern manchmal auch "mit" oder "gegen" die Menschen waltet.
1. Die Gottheit durch Opfer, Gabe und durch den Dienst zu erfreuen. Das Göttliche dadurch gnädig und wohlgesonnen zu stimmen und zu befriedigen.

Dienst an der Gottheit erwartet in einer niederen, eher magischen Form, Lohn. Verdienstliches Handeln, das wie nach einem rechtlichen Anspruch entlohnt werden soll, ist eine kultische Handlung, die durch Magie entwertet wird. Entwertet durch den Gedanken durch Kult und Opfer, durch verdienstliches Handeln an der Gottheit, steht mir Lohn zu. Entsprechend steht der Gedanke im Hintergrund, wenn die Gottheit durch Kulthandlungen nicht am Leben erhalten wird, hört sie auf zu existieren.

Zum Glück ist der ägyptische Kult als Ganzes von diesem Gedanken und dieser Haltung bewahrt geblieben. Eine derartige Entartung vom religiösen zur magischen Entwertung fand nicht durchgängig stand. War aber durchaus in manchen Kultausübungen vorhanden.
DAS steht so bei Bonnet!!??

In der altägyptischen Kultur ist Magie keine "niedere" Form, ganz im Gegenteil: Heka, Verkörperung der Magie, fährt in der Sonnenbarke mit und ist eine der Ausdruckskräfte des Sonnengottes. In der Lehre für König Merikare, ein überaus frommes Werk des Mittleren Reiches wird Magie explizit als segensreiche Gabe des Sonnengottes an die Menschen genannt:
"Und er hat ihnen Magie gegeben, als Waffe, dem Schlag des Unheils zu wehren"
Ebenso sind diverse ägyptische Gottheiten, allen voran Isis und Thoth, selbst Meister der Magie.

Auch eine Abwertung des "verdienstlichen Handelns", also die Erwartung eines Tauschgeschäfts zwischen Gottheit und Mensch: das ist kein "Entartung", das ist ein Grundbestandteil der meisten antiken Religionen des Mittelmeerraums.
Natürlich geht es nicht um eine Abrechnung nach Heller und Pfennig, natürlich gibt ein Mensch was er sich leisten kann, und die Armen hoffen, dass ihre bescheideneren Opfergaben dennoch wert geschätzt werden. Aber die Beziehung zwischen Mensch und Gottheit wird als eine der Gegenseitigkeit verstanden. Und um diese Beziehung geht es. In Ägypten war es natürlich vor allem die Aufgabe des Staates, dass die Kulte ausgeübt wurden und dadurch eine gute und wohlwollende Beziehung der Gottheiten zum ägyptischen Volk bestand. Aber auch die einzelne Person bemühte sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten um eine gute Beziehung zu Göttern und Ahnen. Und dabei waren Tauschgeschäfte und magische Handlungen ein völlig normaler Bestandteil.

Ich glaube, dass die Trennung zwischen Magie und Religion, zwischen "niederem" Aberglaube und "reiner" Religion, eine viel spätere Erfindung ist. Das kann man mit viel Phantasie bei Iamblichus finden ("Über die Mysterien der Ägypter"), wenn er über gute und schlechte Kultausübung aus platonischer Perspektive referiert. Vieleicht auch schon bei Xenophon oder Aristoteles. ... aber bestimmt nicht in der dynastischen Zeit Ägyptens
Und die Idee, dass ein frommer Mensch keine Erwartung eines Verdienstes durch Opfergaben haben darf und sich stattdessen der Gottheit in vollkommener Treue hingeben und auf deren Gnade hoffen muss? Es tut mir leid, aber da scheint für mich ganz deutlich die christliche-reformatorische Ablehnung der Werkgerechtigkeit durch. Das ist eine christliche Denkweise und hat mit der ägyptischen Religion der Bronzezeit nichts zu tun.
Der Gedanke, der die ägyptische Religion, den ägyptischen Kult von jeher durchzieht ist der des idealen Herrschers. Die Auffassungen von der Gottheit ist eben dahingehend ausgerichtet. Das Göttliche, die Gottheiten gleichen einem idealen Herrscher, der sich um seine Untertanen kümmert und sie schützt, sofern sie ihm in Treue aufrichtig zugewandt gegenübertreten. Der Fromme erwartet Schutz und Hilfe von der Gottheit, durch die Erweisung von Treue.
Treue? Ich weiß ja nicht. Eher durch Kulthandlung, Lobpreis und Opfergaben.

Der Lohngedanke bekommt im letztgenannten einen ethischen Anklang, der innerhalb eines im magischen Denken verankerten Anspruchsdenken ausbleibt. So gründet der Ausgleich für die Taten und die Haltung der Frömmigkeit auf Vertrauen und nicht auf einem Rechtsgedanken, „Mir steht zu, weil...“. Es geht vielmehr um das Vertrauen auf die Gnade des Göttlichen, das der Billigung durch die Gottheit entspringt: „Gott kennt den, der etwas für ihn tut.“ (Erman: Die Literatur der Ägypter, Seite 118)
Nö. Erman mag in seiner Zeit ein großer Gelehrter gewesen sein, aber hier stimme ich nicht zu. Selbst der inzwischen auch schon ein paar Jahrzehnte alte Hornung (Erik Hornung: "Der Eine und die Vielen") sieht das anders.
Ich mein... in gewisser Weise... es gibt immer die Hinweise wie in der Lehre des Ani, dass das Leben unvorhersehbar sei, dass man sich auf die Wendungen des Schicksals nicht verlassen könne. Das ist seit den Klagen des Ipuwer ein bekanntes Motiv in der Lieratur Ägyptens. Aber das ist nur die eine Seite der Medallie. Ein Anspruchsdenken, dass dem Gerechten die Gnade der Gottheit "zusteht"? Oh durchaus! Das zieht sich sogar als Leitmotiv durch die berühmte Lehre des PtahHotep. Wer die Ma'at tut wird belohnt werden, im Diesseits wie im Jenseits - das war in der längsten Zeit der ägyptischen Geschichte ebenfalls eine verbreitete Meinung.
Der Gedanke, dass die Gottheit ohne die Ausübung des Kulte nicht weiter existieren kann, wird verneint. Die Götter vergehen nicht, wenn ihnen nicht gehuldigt und sie nicht verehrt werden. Aber sie verlassen das Land und das wird den Menschen zum Verhängnis und zur Strafe.
Da immerhin bin ich einer Meinung. Den Göttern sind die Menschen eventuell ziemlich egal...

2. Begründen sich die Kulthandlungen durch die Herrlichkeit der Gottheit. Die Herrlichkeit des Göttlichen, die die Herzen entfacht. Durch die direkte Erfahrung des Göttlichen entsteht kultischer Eifer. Der Wille dem Göttlichen, der Herrlichkeit nahe zu sein. Es ist das Gewahrwerden der göttlichen Liebe. Die Ergriffenheit von der Gottheit, die Zuneigung, die Verbundenheit mit der Gottheit begründet den Kult der Menschen.
Klingt für mich wie christliche oder islamische Mystik.
Wo genau soll das in der ägyptischen Religion vorkommen?? Es gibt ein paar Quellen, in denen eine Begegnung des Menschen mit der Gottheit beschrieben wird. Die Mutter der Hatschepsut, die dem Gott Amun begegnet, welcher betörenden Duft verströmt und ihr sehr gefällt. Oder der Schiffbrüchige, der dem Schlangengott auf der Insel begegnet und tief beeindruckt von dessen donnergleicher Stimme ist... "entfachte Herzen" und "kultischen Eifer" sucht man da allerdings vergebens.

Wegen der Ähnlichkeit von Kult und Magie bleibt die Gefahr des Abdriftens in die Magie bestehen. Die Magie und der Kult sind nahe verwandt, da sie ähnliche Mittel verwenden. Beide benutzen das Rituale, Formeln, Sprüche und Opferungen und Gaben in der Ausübung und beiden ist es daran gelegen durch die Ausübung der Handlungen bestimmte Wirkungen hervorzurufen. Für die Bestimmung, ob magisches oder kultisches Handeln vorliegt, ist ausschlaggebend die Haltung der Ausführenden. Innerhalb des Kultes handelt es sich um eine sakrale, um eine heilige Handlung, die in eine wertschätzende Beziehung zu dem Göttlichen steht. Es könnte von einer Sakramentalmagie gesprochen werden. Die Haltung innerhalb dieser Sakramentalmagie erschwert das abgleiten in die Auffassung rein magischen Denkens innerhalb des Kultes.
Wo kommt das denn her. Erman? Bonnet? Budge? Die moderne Ägyptologie und Ethnologie hat sich von solch einer künstlichen Trennung zwischen Magie und Religion inzwischen verabschiedet. Und zu Recht, wie ich meine!
Für die Kultur des alten Ägypten ist es vollkommen unerheblich, ob eine bestimmte Handlung als Magie oder Religion definiert wird. Es wurde weder begrifflich in der altägyptischen Sprache noch in der konkreten Ausführung unterschieden.

Meiner persönlichen Meinung nach ist jedes ägyptische Gebet ein Zauberspruch, und umgekehrt.
 
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Wenn Qebehsenuef mit einem Falkenkopf dargestellt wird, wie Horus ja auch, wie unterscheiden sich die Beiden äußerlich?
Qebeh-senu-f hat meistens Mumiengestalt, die hat Horus-Sohn-der-Isis oder Horus-der-Ältere eigentlich nicht.
die sicherste Methode zur Unterscheidung ist aber: Lesen! Wenn irgendwo ägyptische Gottheiten dargestellt sind, dann steht der Name meistens irgendwo daneben.
 
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