Die Religion der alten Ägypter von A bis Z

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Wenn Qebehsenuef mit einem Falkenkopf dargestellt wird, wie Horus ja auch, wie unterscheiden sich die Beiden äußerlich?
Nun ja, Horus wird in einem anderen Kontext abgebildet sein als die Horussöhne.

Die Verschlüße der Kanopengefässe haben die Form der Köpfe der Horussöhne und im Neuen Reich wurden die Horussöhne an den vier Ecken des Sarges angebracht.

Sobald sie zu viert sind und tun, was die Horussöhne so tun, den Verstorbenen beschützen vor Hunger und Durst, die Eingeweide bewachen und den Verstorbenen in den Himmel führen, dann wird der falkenköpfige Gott, Qebehsenuef sein.

Jedoch hast du Recht Qebehsenuef soll auch schakalköpfig dargestellt worden sein. Das habe ich unterschlagen, da in meinen Büchern schon Duamutef mit einem schakalkopf ausgestattet ist. Ich wollte das nicht noch unübersichtlicher und komplizierter machen.

Und mit einem schakalköpfigen Qebehsenuef ist das Problem wieder dasselbe, da die Gottheit Anubis ebenfalls schakalköpfig ist.

Mit der alten ägyptischen Religion ist es etwas kompliziert. Der Horus, der die 4 Horussöhne gezeugt hat, ist nicht der Horus des Osirismythus. Er ist Horus, der Alte und genau wie der Horus des Osirismythos ein falkenköpfiger Gott. Ausschlag gebend, um zu bestimmen, um welche Gottheit es sich handelt, ist die Zeit und der Ort zu welchen die Abbildung der Gottheit erstellt wurde. Welche Gottheit wurde zu einer bestimmten Zeit, in welchem Kultzentrum / welcher Stadt verehrt?
 
J wie

Jenseitsgericht
(auch bekannt unter Totengericht)

Die altägyptische Vorstellung eines Totengerichts leitete der Ägypter aus dem Gegebenheiten der irdischen Ordnung ab. Genauso wie es im Irdischen ein Gericht gab, gab es auch ein Gericht im Jenseits. Im Diesseits war der König der Hüter der Gesetze und der Ordnung. Im Jenseits wurde dieses Amt von dem verstorbenen König fortgesetzt, der nun für Ordnung und Einhaltung der Gesetze im Jenseits zuständig war.

Es gab zwei Möglichkeiten für die Anrufung des Jenseitsgerichtes:
  1. Der Tote wird verklagt, z.B. durch Menschen, denen er Unrecht getan hat.
  2. Der Tote verklagt, Menschen, die sich an seinem Grab vergreifen oder seiner nicht Gedenken oder die Totenopfer nicht durchführen.
In ihrer Frömmigkeit war den Ägyptern bewusst, dass ihre Lebensführung ihr Lebensschicksal bestimmt. Ausdruck davon war das Totengericht. Negative Lebensführung begründete ein schlechtes Schicksal und eine gute Lebensführung ein gutes Schicksal.

Wurde in den Texten der große Gott des Richtens angesprochen, wurde damit entweder der Sonnengott Re oder der König gemeint. Erst später setzte sich durch, das ausschließlich Re mit diesem Titel angesprochen wurde. Durch diese Entwicklung wurde der Lehre des Totengerichtes mehr Nachdruck verliehen, weil der Gott Re, der Hervorbringer und Bewacher aller Ordnung ist, ebenso wie der Gerechtigkeit und Wahrheit schlechthin.

Im Alten Reich kam hinzu, dass der Tote vor dem Totengericht ein Bekenntnis seines Lebenswandels, seiner Taten ablegen musste, um aus dem Totengericht als Gerechtfertigter oder ggf. auch als Verdammter hervorzugehen. Durch das Hinzukommen des Bekenntnisses musste nun jeder Verstorbene sich vor dem Totengericht rechtfertigen und nicht nur die Verstorbenen, die unter Anklage standen.

Der Grundgedanke, dass es im Jenseits Lohn und Strafe, eben Vergeltung für den Lebenswandel auf Erden geben würde, wurde teilweise durch weniger geläuterte Frömmigkeit des Volksglaubens entwertet.

Durch magische Zaubermittel (Formeln, Sprüche und Amulette), denen viel Vertrauen entgegen gebracht wurden, sollte sich ein gutes glückliches machtvolles Leben im Jenseits gesichert werden. Doch das Bewusstsein wandelte sich durch die Lehre und Frömmigkeit des Königs Merikare:
„Die Richter, die den Sünder richten, du weißt, daß sie nicht milde sind an jenem Tage, an dem man den Elenden richtet, in der Stunde, an der man die Bestimmung ausführt. Übel ergeht es, wo der Ankläger der Weise ist. - Vertraue nicht auf die Länge der Jahre, sie sehen die Lebenszeit als eine Stunde an. Der Mensch bleibt nach dem Tode übrig und seine Taten werden haufenweise neben ihn gelegt. Die Ewigkeit aber währt es, daß man dort ist, und ein Tor ist, wer die Totenrichter gering achtet. Wer aber zu ihnen kommt, ohne daß er gesündigt hat, der wird dort wie ein Gott sein, frei schreitend wie die Herren der Ewigkeit.“ (Erman: die Literatur der Ägypter, 112)
Von diesem Augenblick an war die Etablierung eines Totengerichtes für alle vollendet.

Das Totengericht entscheidet über das Schicksal des Verstorbenen, eine unrechenschafte Manipulation war nicht mehr möglich. Diese Ansicht setzte sich jedoch nicht als Gemeingut durch. Das tiefe religiöse Verständnis eines Totengerichts, setzte sich bei denen nicht durch, die noch nicht soweit gereift waren und weiterhin durch Zauber glaubten, ihr Schicksal im Jenseits zum Guten wenden zu können, auch wenn ihnen ein solches Schicksal rechtmäßig nicht zustand.

Der Volksglaube bleibt von dem Vertrauen auf Zauber und Zaubermittel, um sich Begehrlichkeiten im Jenseits zu sichern, durchdrungen. Die religiöse Ethik und Eigenverantwortung bleiben im Vertrauen auf die Aussicht auf einen unredlichen durch Zaubermittel bewirkten, Zugang zur einem glücklichen Dasein im Jenseits, auf der Strecke. Das Totengericht und seine Richter werden nicht ernst genommen. Die Auffassung des Jenseitsgerichtes wird hier verdreht. Es dient nicht der Rechtfertigung der Seele, sondern den selbstischen Verlangen und Begehren der Menschen und seinem Machtdurst. Innerhalb dieser Anschauung wird der Verstorbene durch die Zauberformeln selbst zum Osiris und wird wie Osiris, der im Leben unterlag im Jenseits aber die Königswürde bekam, mit Königswürde ausgestattet..

Von einem religiösen und ethischen Standpunkt aus, ist diese Anschauung zu verwerfen. Der Verstorbene erreicht die Macht und Rechtfertigung, die Osiriswürde nicht durch Läuterung oder durch die Rechtfertigung vor dem Totengericht, sondern durch Zaubermacht. Es ist der Osirisname, der alle Sünden und die Unrechenschaft verlöschen lassen soll. Anstatt der Eigenverantwortungen für sein eigenes Tun, heißt es dann in den magischen Texten, wenn der Verstorbene zu den Richtern spricht: „Ich bin zu euch gekommen, daß ihr das Böse, das an mir ist vertreibt.“(Roeder, Urkunden zur Religion der alten Ägypter, Seite 242)

Die Angst und Furcht vor dem Jenseits und der Möglichkeit, dass die Zaubermittel ihre Wirkung verfehlen, bleibt im Unterbewusstsein der Menschen bestehen und im Neuen Reich wird ein Durchgang zur Glückseligkeit durch das Bestehen der Prüfung des Totengerichts erreicht. Entsprechend steht der Vers 125 im Totenbuch der Auffassung von König Merikare nahe. (Vers 125 Totenbuch: https://www.schule-bw.de/faecher-un...che_hochkultur_im_tuebinger_schloss/ab15c.pdf )

Im Volksglauben rückt Osiris an die Stelle des Re, der vormals als Totenrichter fungierte. Dem Totenrichter stehen 42 Dämonen bei. Jeder dieser Dämonen steht für eine Sünde. Ihre Namen sind Blutsäufer, Gedärmmefresser, Knochenbrecher und ähnliche. Sie vernichten den Sünder. In einem Bekenntnis wendet sich der Verstorbene an Osiris und dann an die 42 Dämonen und gibt an, was er alles an Sünden nicht getan hat. Doch das Bekenntnis ist nicht das Entscheidende. Die Wägung des Herzens ist das Entscheidende. Das Herz wird gegen die Wahrheit, die Feder der Maat, gewogen. Der Gott Anubis beobachtet die Wägung und der Gott Thot notiert das Ergebnis.

Neben der Waage befindet sich die Totenfresserin, die Göttin Ammit. Sie verschlingt die Verstorbenen, die die Prüfung durch das Jenseitsgereicht nicht bestanden haben. Ihr Kopf ist der Kopf eines Krokodil, die Körpermitte, die eines Löwen und das Hinterteil das eines Nilpferdes.

Das sind die Grundzüge des unbestechlichen Totengerichtes.

Die Götter und die Richter waren durch Magie nicht beeinflussbar. Durch die Herzskarabäen (Käferamulette, die dem Toten auf die Brust gelegt wurden) wurde versucht das Herz daran zu hindern gegen den Verstorbenen auszusagen. Auch hier wurde wieder versucht, dem Totengericht auszuweichen und es zu entwerten. Dagegen richtet sich ein Zeugnis geläuterter Frömmigkeit auf einem Gedenkstein des Neuen Reiches:
„Der Westen ist eine Wohnung derer die ohne Fehl. Glücklich wer dahin kommt! Niemand dringt aber dort ein, dessen Herz nicht recht ist im Tun der Maut. Da gibt es keinen Unterschied zwischen reich und arm, nur der gilt, der ohne Fehl befunden ist, wenn die Waage und ihre Gewichte vor dem Herrn der Ewigkeit stehen. Niemand entgeht seinen Urteilsspruch, wenn Thot als Affe auf der Waage sitzt, um mit jedem abzurechnen, nach dem, was er auf Erden getan hat.“ (Lefebvre, Petrosiris)
Flucht in die Magie ist auch hier nicht mehr möglich und reich und arm, ohne Bedeutung für die Totenrichter, die Wahrheit entscheidet allein über das Schicksal,

Eine Geschichte aus römischer Zeit:

Zwei Verstorbene treten vor den Totenrichter. Es sind ein Reicher, der mit viel Prunk und großen Geleit ausgestattet ist und ein Armer, der alleine verstorben ist und nur eingerollt in einer Matte verscharrt wurde.

Im Totenreich in der Halle des Osiris steht nun der Arme in feinen Linnen gekleidet nahe bei den Göttern und der Reiche ist all seines Prunke beraubt und erleidet Schmerzen und Qual, da an ihm mehr Sünden gefunden wurden.
Ein reines Herz kann gegen die Wahrheit aufgewogen werden und es besteht die Prüfung der Richter.
Später sind es die guten Taten, die gegen die schlechten aufgewogen werden.
Letztlich bleibt eine geläuterte Frömmigkeit als Resultat der religiösen Entwicklung.

So werden die weniger begüterten Menschen aufgeatmet haben, die welche sich große Grabausstattungen und Zaubermittel nicht leisten konnten. Nicht Reichtum, nicht Ehre, sondern die guten Taten und Redlichkeit wurden im Jenseits zur Rechtfertigung des Verstorbenen aufgewogen. Reichtum und Ehre halfen nichts bei schlechten Taten und Unredlichkeit, die in die Verdammnis führen.

Verwendete Quelle: Hans Bonnet, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte, Seite 334 bis 341


Die Beschreibung, dass zeitweise die Leute versuchten oder glaubten, durch Zaubersprüche das Geschehen im Jenseits beeinflussen zu können, anstatt dies durch eigene Anstrengungen wie gute Taten im Leben zu bewerkstelligen, erinnert an die Zeit, als man in der katholischen Kirche sich seine Sünden durch Bezahlungen mit Geld an die Kirche wieder reinwaschen konnte. Gegen diese Unart ist ja Martin Luther vorgegangen.

Seltsam, dass es scheinbar schon immer so war, dass es viele Leute einfacher fanden, durch Zauberhandlungen oder durch Bezahlungen an die Priesterschaft ihre Sünden loszuwerden, anstatt sich rechtschaffen und anständig zu verhalten.
 
Ich war letzte Woche in Hamburg in einer immersiven Ausstellung über Tutanchamun. Es war nicht empfehlenswert, muss ich leider sagen. Sehr viel Text, war zwar informativ, aber das hätte ich mir auch in Büchern oder im Internet durchlesen können. Dann waren da Duplikate von Statuetten, Gefäßen, der Totenmaske von Tutanchamun, die waren nicht wirklich schön gemacht. Aber da waren einige Götter dabei, die ich noch nicht kannte, aber dazu gleich.
Dass da keine Originalausstellungsstücke waren, kann ich natürlich verstehen, Ägypten wird die Originale nicht aus seinem Land gehen lassen. Aber man kann Duplikate eigentlich ohne große Mühe so herstellen, dass sie echt aussehen.

Dann konnte man mit einer Virtual Reality Brille eine Reise vom Sarg bis zum Totengericht erleben, aber man konnte nicht selbst daran teilnehmen. Ich hatte so eine Brille noch nie auf, fand es interessant, dass man dabei alles lebensecht spürt, aber ich kann soviel hoch und runter nicht mehr vertragen, mir war hinterher ordentlich schlecht. Mein Sohn fand es blöd, weil es in der Reklame hieß, man müsse Prüfungen durchleben und lösen, was aber eben nicht war. Und danach saß man in einem riesigen Raum und an allen vier Wänden lief dann ein Film ab, als wäre man im Geschehen drin, auf dem Nil, in Tempeln, bei den Göttern. Naja, für den Preis hatte es sich nicht gelohnt.

Aber nun zu den Göttern:

Der Gott Pateikos, in Verbindung mit dem Gott Ptah, er wird als Zwerg dargestellt. Der Name kam mir so griechisch vor, aber er ist schon ein recht alter Gott. Aber wahrscheinlich wurde der griechisch klingende Name durch Herodot so herübergeholt, er sagte, es sei ein Sohn von Ptah.

Hier noch ein aus dem Englischen übersetzter Text:
„Der krummbeinige Zwerg Pataikos war eine Schutz-Gottheit, die im alten Ägypten seit der Zeit des Alten Reiches (ca. 2686–2160 v. Chr.) verehrt wurde. Amulette des Gottes sind seit der Zeit des Neuen Reiches (ca. 1550–1069 v. Chr.) gut belegt.

Pataikos war eng mit dem „Kind-Horus verbunden, dem Dämonengott Aha (wörtlich „der Kämpfer“); und Ahas spätere Form Bes (wörtlich „der Wächter“) in Form und Funktion. Trotz ihrer geringen Statur werden Pataikos und verwandte Gottheiten häufig als Unterwerfer gewalttätiger Naturkräfte dargestellt – vor allem wird Pataikos oft gezeigt, wie er auf Krokodile, Schlangen und Skorpione tritt und diese ergreift. Dieses Verhalten zeigt seine Fähigkeit, böswillige Kräfte abzuwehren. Auch Horus-das-Kind wird auf diese Weise auf einer kleinen rituell aufgeladenen Stele dargestellt, die von Ägyptologen Cippi genannt wird. Phyktische Amulette, die Schutzgottheiten wie Pataikos, Horus-das-Kind und Bes darstellen, wurden von ihren Trägern verwendet, um Übel abzuwehren, die Krankheiten, Verletzungen oder Unglück verursachen könnten.

Es wurde vermutet, dass Pataikos eine Manifestation oder ein Sohn von Ptah, einem Gott der Handwerker, ist. In Schriften des griechischen Historikers Herodot heißt es, dass Ptah in Form eines Zwergs dargestellt wurde und der von ihm geprägte Name „Pataikos“ wörtlich „kleiner Ptah“ bedeutet. Zwerge arbeiteten oft als Handwerker in Werkstätten, wie Grabszenen aus Ägypten bezeugen.“

Hier das Foto von dem Ausstellungsstück:

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Hier ein weiteres Horus-Kind: griechischer Name lautet Harpokrates, ist wohl schon aus der ptolemäischen Herrschaftszeit in Ägypten.

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Harpokrates ist die griechische Bezeichnung eines hellenisierten Horus-Kindgottes. Er ist nicht mit der seit der dritten Zwischenzeit belegten Gottheit Hor-Par-Chered identisch. Mit Serapis und Isis bildete Harpokrates eine Göttertriade und wurde insbesondere in der Region Alexandria verehrt.

Der Begriff Harpokrates bezeichnete als griechische Entsprechung das altägyptische Horuskind.Plutarch prägte zunächst die Beschreibungen von Harpokrates. Danach war Harpokrates durch seine postume Geburt an den Beinen behindert und galt als „Herr des Schweigens“, da Plutarch die Darstellung des am Mund befindlichen Fingers (Zeichen für Kindlichkeit) fehlinterpretierte.

Nach einer eingehenden Studie im Jahr 2006 und den damit verbundenen Untersuchungen aller verfügbaren altägyptischen Quellen kann der Gattungsname „Harpokrates“ nicht mehr als Nachweis für die frühe Existenz eines „ursprünglichen Harpokrates“ oder für eine übereinstimmende Genealogie herangezogen werden, da es sich bei den Horus-Kindgöttern nicht um lokale „Harpokrates-Formen“ handelte, sondern jeder Horus-Kindgott als eigenständige Gottheit angesehen und verehrt wurde.

Aus https://de.m.wikipedia.org/wiki/Harpokrates_(griechisch-römische_Zeit)

Das zeigt, dass schon die antiken Geschichtsschreiber, obwohl sie sich ja wohl auch direkt vor Ort informiert hatten, die Bedeutungen der ägyptischen Gottheiten falsch interpretierten. Aber da das ägyptische Pantheon ja tatsächlich sehr zahlreich war und sich auch noch von Stadt zu Stadt unterscheiden konnte, wie Du ja schon erwähnt hattest, liebe @lSerafiml , ist es eigentlich keine große Kunst, dabei verwirrt zu werden!:D
 
Die Beschreibung, dass zeitweise die Leute versuchten oder glaubten, durch Zaubersprüche das Geschehen im Jenseits beeinflussen zu können, anstatt dies durch eigene Anstrengungen wie gute Taten im Leben zu bewerkstelligen, erinnert an die Zeit, als man in der katholischen Kirche sich seine Sünden durch Bezahlungen mit Geld an die Kirche wieder reinwaschen konnte. Gegen diese Unart ist ja Martin Luther vorgegangen.

Seltsam, dass es scheinbar schon immer so war, dass es viele Leute einfacher fanden, durch Zauberhandlungen oder durch Bezahlungen an die Priesterschaft ihre Sünden loszuwerden, anstatt sich rechtschaffen und anständig zu verhalten.
Was Religionen betrifft, finde ich, das Religionen immer Gutes und Schlechtes beherbergen. Jede Religion hat Inhalte, die tatsächlich zu Gott oder den Götter führen und andere, nicht so glorreiche Inhalte, die von Gott weg führen.

Mich hat das mehr an das Christentum erinnert. Anstatt selbst, gerecht und schuldlos zu sein, wird im Christentum nach der Auffassung der Christen durch das Blut von Christus ja auch die Sünde und die Schuld hinfort genommen, einfach so, wie von Zauberhand...:zauberer2

Diese Auffassung von Sünden und Schuld einfach wegzuzaubern, finde ich weder in den ägyptisch kultischen Zaubertexten noch im christlichen Dogma für ethisch rechtfertigbar.

Es nimmt den Menschen die Verantwortung für seine Taten einstehen zu müssen. Und dadurch degeneriert er und verliert seine Kraft. Weil Vorsicht und Umsicht nicht mehr das Gebot ist.

Auch glaube ich nicht daran, das Schuld und Sünde einfach weggezaubert werden können. Ich denke da vielmehr buddhistisch, Karma muss getragen werden.

Der menschliche Entwicklungsprozess ist das, was der Mensch, draus macht.

Klar landen wir in unserem Leben uns Schuld und Sünde auf.

Aber für mich, es liegt an mir, es ist meine Verantwortung das mit Gott und der geistigen Welt zu klären und mein tiefes Bedauern und meine Reue zu äußern und dadurch Vergebung zu erlangen.

Dies scheint bei Christen nicht notwendig zu sein, Jesus wird es schon richten... :zauberer2

Das ist mir sehr befremdlich...
 
Was Religionen betrifft, finde ich, das Religionen immer Gutes und Schlechtes beherbergen. Jede Religion hat Inhalte, die tatsächlich zu Gott oder den Götter führen und andere, nicht so glorreiche Inhalte, die von Gott weg führen.

Mich hat das mehr an das Christentum erinnert. Anstatt selbst, gerecht und schuldlos zu sein, wird im Christentum nach der Auffassung der Christen durch das Blut von Christus ja auch die Sünde und die Schuld hinfort genommen, einfach so, wie von Zauberhand...:zauberer2

Diese Auffassung von Sünden und Schuld einfach wegzuzaubern, finde ich weder in den ägyptisch kultischen Zaubertexten noch im christlichen Dogma für ethisch rechtfertigbar.

Es nimmt den Menschen die Verantwortung für seine Taten einstehen zu müssen. Und dadurch degeneriert er und verliert seine Kraft. Weil Vorsicht und Umsicht nicht mehr das Gebot ist.

Auch glaube ich nicht daran, das Schuld und Sünde einfach weggezaubert werden können. Ich denke da vielmehr buddhistisch, Karma muss getragen werden.

Der menschliche Entwicklungsprozess ist das, was der Mensch, draus macht.

Klar landen wir in unserem Leben uns Schuld und Sünde auf.

Aber für mich, es liegt an mir, es ist meine Verantwortung das mit Gott und der geistigen Welt zu klären und mein tiefes Bedauern und meine Reue zu äußern und dadurch Vergebung zu erlangen.

Dies scheint bei Christen nicht notwendig zu sein, Jesus wird es schon richten... :zauberer2

Das ist mir sehr befremdlich...


Ja, das sehe ich auch so!:)
 
R wie

Reinheit

Im kultisch-religiösen Kontext hat die Reinheit für die alten Ägypter eine besondere Bedeutung. Ohne Reinheit haben die religiös-kultischen Handlungen keine Wirkung. Vor jeder rituellen Handlung werden Reinigungen durchgeführt. Der Raum des Kultes, der Tempel, muss rein sein, die Gerätschaften des Kultus müssen rein sein und nicht zuletzt muss der, der die Kulthandlungen ausführt rein sein.

Stätten wie Tempel oder Grabstätten dürfen nicht durch Unreine betreten werden.

Web ist das ägyptische Wort für "Reiner" und bedeutet zugleich allgemein Priester.

Reinheit ist in zwei Hinsichten im ägyptischen Kult bedeutend:
  1. Reinheit ist eine Bedingung für die Ausübung des Kultes und
  2. Reinheit soll durch die Ausübung des Kultes erlangt werden.
Die im Kult verwendeten Gegenstände erreichen durch die Belebung durch die Götter den Zustand der Reinheit. Erst wenn die Gottheit das Götterbild belebt hat, ist es rein.

Im Jenseits wird der Tote ein Reiner durch die Rechtfertigung vor dem Totengericht.

Vorgang der Reinigung:
  • zunächst einfach nur: reiner Körper und reine Kleidung,
  • Priester müssen darüber hinaus Haare entfernen und Linnenkleider tragen und wohl auch sich Beschneiden lassen,
  • es muss gemieden werden, was der Gottheit ein Greul ist, wer tut, was der Gottheit verhasst ist, der wird von der Gottheit als unrein betrachtet,
  • dazu gehört z.B. Einhaltung der Enthaltsamkeit (Keuschheit) und Verzehrgebote (z.B. kein Fisch essen),
  • schon der Umgang mit Menschen, die unrein sind, kann zur Unreinheit führen,
  • Enthaltung von Sünde und Schuld.
Die Reinigung betrachtet als rein magischer Akt führt zur Entwertung der religiösen Kulthandlung. Als magischer Akt soll die Reinigung Schuld und Sünden über Wirkzwänge tilgen. Der Ausübende spricht in seinem Bekenntnis von geheimen magischen Kräften und Wissen und die Macht der Reinheit (dann in diesem Sinne als Waschungen und nicht Schuld-und Sündenlosigkeit gemeint).

Ethisch erfährt der Akt der Reinigung eine Aufwertung durch das Gebot nur in Reinheit vor die Götter zu treten. Der äußere Akt der Reinigung ist für die Götter weniger von Belang als die innere Reinheit des Menschen.

Hauptsächliche Quelle: Hans Bonnet, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte
 
S wie

Sterne

Die Sterne wurden im alten Ägypten als göttliche Wesen betrachtet. Sie sind die Kinder des Gottes Geb (Erdgott) und der Göttin Nut (Himmelsgöttin). Die Sterne befinden sich im Reich der Nacht, sind Bewohner der Duat und werden von Nut am Morgen im Westen verschlungen und am Abend von ihr neu geboren. Auf dem Himmelswassern der Nut befahren sie in Barken den Himmel.

Der Herr der Sterne ist der Sonnengott Re, den die Sterne in seiner Barke auf seiner Fahrt durch die Unterwelt begleiten. Die Sterne dienen nicht nur dem Sonnengott Re, sondern gleichfalls den Totengott Osiris. Osiris ist der Gott, der über die Toten herrscht. In Ägypten gab es den Glauben, dass die Menschen nach ihrem Tod am Himmels als Sterne erscheinen und durch Nut am Sternenhimmel wiedergeboren werden. Der Verstorbene hofft darauf, in die Schar der Sterne als Unvergänglicher im Gefolge des Osiris aufgenommen zu werden.

Die meisten Sterne sind Wesen niederen Ranges, doch heben sich einige hervor. Zu den sich hervorhebenden Sternen gehört der Morgenstern, der den Toten den Weg zu dem Opfergefilde des Jenseits eröffnet. Die Dekansterne (der Himmelskreis in Ägypten als 36 Dienersterne gegliedert / 36 Götter die jeweils über 10 Tage herrschen) sind für die Zeitrechnung interessant und befinden sich an Wänden, Särgen und in Tempeln als Dekoration. Orion und Sirius sind Repräsentanten für den Totengott Osiris und seiner Gemahlin Isis.

Früh wurden in Ägypten einzelne Sterne zu Sterngruppen und Sternbildern zusammengefasst, die Menschen, Tiere und Gegenstände darstellen sollten. Manches Mal kamen den Sternbildern Doppelbedeutungen zu. Das Sternbilder des großen Bären konnte als Werkzeug für die Mundöffnung oder auch als Stierschenkel gesehen werden. Der Stierschenkel galt als bevorzugtes Opfer für die Götter und wurde mit dem Gott Seth verbunden. Die Sterne sind das Ba der Gottheit, für die sie stehen. Das Ba des Seth ist z.B. der Schenkel des Stiers.

Eine direkte Einwirkung der Sterne und der Sternenkonstellation auf das Leben der Menschen findet sich in Ägypten erst spät. Erst in der griechischen Zeit finden sich Zeugnisse über eine Einwirkung der Sternen auf das menschliche Geschick. Besonderen Erscheinungen am Sternenhimmel wurde schon zuvor Beachtung als Vorzeichen geschenkt. Einen Nachweis für eine allgemeine Sternendeutung gibt es für die altägyptischen Zeiten nicht und traten erst durch fremden Einfluss hinzu. Dieser fremde Einfluss fand Eingang in die ägyptische Kultur und wurde dann mit Eifer von den Ägyptern betrieben. Sternendeutung, Horoskopie wurde dann infolge von Priestern und Laien ausgeübt.

Verwendete Literatur: Hans Bonnet, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte
 
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T wie

Traum

In der Anschauung der Ägypter werden Träume von den Göttern geschickt, um den Menschen, die die Zukunft nicht kennen, Weisung und Warnung zu sein. Das Problem ist, dass die Träume nicht 1 zu 1 die Zukunft abbilden und eine Deutung der Trauminhalte notwendig ist. Deshalb wurden von den Ägyptern lange Listen angefertigt, auf denen übliche Trauminhalte mit ihren Deutungen aufgeführt wurden.

Die Inhalte der Traumbücher der Ägypter sind bekannt und in ihnen findet sich eine einfache und zeitlose Deutung von allgemeinen Traumbildern. Beispiele aus Bonnet, Seite 835 - 836:

  • Wer in einem sonnigen Garten zu sitzen träumt, wird Freude haben.
  • Wer Blut zu trinken wähnt, hat Kampf zu erwarten.
  • Eine Frau, die eine Katze zu gebären wähnt, wird viele Kinder haben.
  • Wer sich selbst tot sieht, wird lange leben.
Zur der schlichten Deutung von Traumbildern, tritt die Differenzierung in zwei Arten von Träumern. Der Traum eines Menschen wird nach dem Charakter des Menschen unterschieden. Die Traumdeutung von Menschen, denen der Gott Horus innewohnt ist einer andere als bei den Menschen, denen der Gott Seth innewohnt.

Die Traumbücher der Ägypter erklärten nur allgemeine Traumsymboliken und waren für kompliziertere und individuellere Träume nicht gut geeignet. Wenn kompliziertere Träume gedeutet werden sollten, dann konnte sich der ägyptische Träumer an Kundige, meist Beamte wenden, um den Traum und seine Aussage zu verstehen.

Offenbarungsträume, die dem Pharao von den Göttern geschickt wurden, bedürften keiner Deutung und sind von ihrer Bedeutung klar. In der Geschichte sind folgende Offenbarungsträume bekannt, aus Bonnet, Seite 836:

  • So fordert Harmachis Thutmosis IV. auf, sein Bild, die große Sphinx vom Flugsand zu befreien;
  • so rüstetet Ptah den Merenptah zum Kampf mit den Libyern aus.
  • So verheißt Chnum den Zoser Segen und fruchtbare Zeiten.
Die alten Ägypter waren der Auffassung, dass die Götter über die Träumen ihren Willen kund geben. Die Träumen sind deshalb im Leben der Ägypter wichtig. Um Antworten auf ihre Fragen von den Götter zu erhalten, schliefen die Ägypter an heiligen Orten und erwarteten die Antwort auf ihre Fragen von den Göttern in ihren Träumen. Den Menschen wird in den Träumen von den Göttern mitgeteilt, was sie erwartet (z.B. die Geburt eines Sohns), was die Götter von ihnen fordern (z.B. Verfehlungen gegen die Götter zu bereinigen) und wodurch die Menschen Heilung bei Krankheiten erlangen können.

Die Traumorakel, herbeigeführt durch das Schlafen an einer heiligen Stätte, ist die eine Methode der Befragung. Eine andere Methode ist die Magie, die durch magische Handlungen und Sprüche dazu führt, dass den Menschen im Traum die Gottheit erscheint und ihm Rat gibt. In den griechischen Zauberschriften sind tw. diese Handlungen und Sprüche zu finden. Durch Magie war es möglich anderen Menschen bestimmte Träume zu schicken und sie über ihre Zukunft zu informieren.

Verwendete Literatur: Hans Bonnet, Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte
 
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