Omrean schrieb:
Zu den zwei Mädchen, die ich persönlich jetzt sehr nah kenne. Das eine Mädchen hat sicher Löcher. Ein Scheidungskind, die Scheidung auf dem Rücken der Kinder. Sehr stark suchend um Grenzen zu finden, die ihr kaum jemand bietet. Und doch empfand ich bei ihr nicht wie es andere ausdrückten, Hässlichkeit, verwöhnte freche Göre, darin, sondern weit mehr der Versuch, ihr Löcher zu füllen.
Das ist ja immer so. Ich meine, es ist bei einem Kind natürlich leichter hinter dem was sie tun, eigenes Leid und Angst zu sehen, aber es ist wirklich bei jedem so. Aber das wird nur jemand erkennen können, der entweder mit "der Sache" nichts zu tun hat, also aussen steht (ich meine das allgemein, nicht unbedingt auf das Thema mit dem Reitlehrer bezogen), oder jemand der selbst schon ziemlich "geheilt" ist. Und ich sagte das man es bei Kindern noch leichter sehen kann, aber auch bei ihnen wird das im Normalfall nicht immer so gesehen. Stell Dir die junge Frau vor, die gerade ihr zweites Kind bekommen hat, der 3-jährige fühlt sich vernachlässigt, sie ist ziemlich überlastet... Schläft wenig, Haushalt mit 2 Kindern und das Gefühl sich selbst vollkommen zu vernachlässigen. Nerven am Boden. Baby schreit weil es Hunger hat, Essen kurz vorm Anbrennen und der Kleine 3-jährige steht dazwischen. Vielleicht tut er gar nichts "Schlimmes", etwas das im Normalfall vollkommen klar als "Ich will doch nur ein bisschen Liebe" gesehen würde, jammert ein bisschen herum oder so...
Auf jeden Fall kann dass die Mutter dann zum Ausflippen bringen das sie ihn anherrscht er solle ruhig sein oder vielleicht auch schlimmer. Da ist viel denkbar. Was ich sagen will: Der Ausdruck der Angst des Kindes wird von jemandem der/die selbst zu kämpfen hat nicht so wahrgenommen werden und es ist nur eine weitere "Verschwörung" der Aussenwelt. Und was passiert da? Die Beteiligten spiegeln sich vollkommen. Die Mutter sieht den kleinen Jungen und er nervt, will Aufmerksamkeit aber das erkennt sie nicht weil sie die Gedanken auf vielen anderen Stellen hat. Und diese ganzen anderen Stellen, der Haushalt, ihr Mann der vielleicht bald nach Hause kommt, das Baby und der Kleine... Sie alle drücken ihr inneres aus, das vollkommen vernachlässigt ist.
Und so wird "das Loch" beim einen, dem 3-jährigen, nicht erkannt weil man selbst leidet, obwohl er genau das wieder spiegelt. Durch die Ablehnung des eigenen Inneren und des Kindes, ist der Kleine wieder enttäuscht und wird etwas neues probieren solange er noch Hoffnung hat zu bekommen was er wünscht. Und erst wenn er sich traurig und still in eine Ecke setzt, wird sie vielleicht bemerken, dass da nirgendwo etwas "gegen sie" ist, sondern das sie das alles selbst ist.
Egoismus vs. Selbstlosigkeit
Und das Beispiel ist ein gutes Beispiel, um mal dieses ganze dumme Gerede von Egoismus und Selbstlosigkeit klar zu stellen: Die Mutter, selbstlos für ihre Kinder sorgend, für den Haushalt und ihren Mann, hoffend dass davon etwas zurückkommt, und vollkommen enttäuscht wenn es das nicht tut, oder sie es nicht so versteht.... geht innerlich vor die Hunde. Und ich kenne einige unter meinen Freundinnen oder den Frauen meiner Freunde die das sehr gut kennen. Vielleicht gibts hier ja Frauen, die das eben auch selbst kennen. Die Mutter, die Verkörperung der Selbstlosigkeit, wird wenn sie das übertreibt die Vernachlässigung auch im Aussen ernten. Alle wollen etwas von ihr, aber sie wird nichts bekommen. Und sie kann sie abzappeln wie sie will, wenn sie sich selbst vernachlässigt wird sie dafür eher bestraft als belohnt.
Und die einzige Lösung für sie ist, das sie sich selbst Aufmerksamkeit schenkt. Sie muss in gewisser Weise egoistischer sein und wie durch Magie wird das Aussen folgen. Ihre Kinder werden, alleine schon weil sie anwesend ist, ruhiger und einfach zufrieden sein. Es wird alles einfacher gehen und sie bekommt aus dem Aussen das was sie sich die Ganze Zeit gewünscht hat, nämlich selbst Anerkennung. Das was im Aussen gezerrt hat, immer nur WOLLTE ohne zu geben, ist Ihr Inneres das nämlich eigentlich auch nur wollte aber keine Aufmerksamkeit bekommen hat.
Und die Ganzen Selbstlosen dieser Welt, von denen man sagt, "Sie haben immer nur gegeben ohne zu verlangen." sterben an gebrochenem Herzen und sie selbst tragen dafür die Verantwortung. Und wer sich dem Aussen zuwendet und das Gefühl hat das nichts zurückkommt, man nur ausgenutzt wird und das Einzige was einen aufrichtet der Gedanke an die eigene "Heiligkeit" ist, weil man ja so selbstlos ist, wird mit Enttäuschung feststellen dass es keine Belohnung geben wird und sie werden feststellen, das all die die sie als Egoisten beschimpften, es RICHTIGER gemacht haben.
Wenn man sagt: "Ich achte erst mal auf mich" wird man normalerweise fast gesteinigt, aber es ist wirklich so: "Es geht allen am besten, wenn jeder selbst erst einmal darauf achtet das es IHM/IHR gut geht."
Es kommt nicht darauf an, ob man hilft, sondern WIE.
Um es mal etwas provokanter auszudrücken: Der Entwicklungshelfer, im Kampf gegen Armut an allen Fronten, in Verhandlungen mit den Reichen Staaten der Welt, handelt viel mehr aus dem Ego heraus, als der Erwachte, der es sich zu Hause mit seiner Familie oder alleine gut gehen läßt. Und Zweiterer "tut" so gesehen mehr Gutes und er muss dafür nichts tun. Denn der Unterschied ist, das er nicht die Menschen um sich herum vergißt.
Und da kann man sich auch mal hier im Forum umschauen. Die ganzen Moralapostel, die immer gleich eine Augenbraue hochziehen und "Gefährliches Gedankengut" oder Verharmlosung wittern, im Kampf für die "Armen und Schwachen", kämpfen immer für eine anonyme Masse. Das sind oft diejenigen, die die Menschheit zu lieben predigen, aber dem den sie vor sich haben nicht mal Respekt und Freundlichkeit entgegenbringen.
Und um das wirklich noch mal zu sagen: Die Kritik in diesem Thread ist lachhaft. Es wird geurteilt, eigentlich schon fast verurteilt. Aber wen ist nicht klar, warum ist nicht klar. Eigentlich geht es ja auch gar nicht um diesen Thread und es fühlen sich die falschen angesprochen und bla bla... Dann der Hinweis bei "Metadiskussionen" bliebe die Menschlichkeit auf der Strecke... Welche Ironie. Ich finde nicht, dass man das Thema hier aussen vor lassen sollte. Aber vielleicht sollten einige lieber Fragen stellen.
Viele Grüße,
C.