Condemn:Und die Ganzen Selbstlosen dieser Welt, von denen man sagt, "Sie haben immer nur gegeben ohne zu verlangen." sterben an gebrochenem Herzen und sie selbst tragen dafür die Verantwortung. Und wer sich dem Aussen zuwendet und das Gefühl hat das nichts zurückkommt, man nur ausgenutzt wird und das Einzige was einen aufrichtet der Gedanke an die eigene "Heiligkeit" ist, weil man ja so selbstlos ist, wird mit Enttäuschung feststellen dass es keine Belohnung geben wird und sie werden feststellen, das all die die sie als Egoisten beschimpften, es RICHTIGER gemacht haben.
Wenn man sagt: "Ich achte erst mal auf mich" wird man normalerweise fast gesteinigt, aber es ist wirklich so: "Es geht allen am besten, wenn jeder selbst erst einmal darauf achtet das es IHM/IHR gut geht."
Schon lange beobachte ich dieses Thema mit grossem Interesse. Nun kann ich nicht mehr anders als selbst auch beizutragen, zumal obige Aussagen, weniger esoterisch als philosophisch mir sprichwörtlich die Magennerven angreifen. Nicht sicher bin ich mir allerdings, ob diese Aussagen nicht alleine der Provokation wegen geschrieben sind, ergo als Anregung für die kleinen grauen Zellen gedacht.
Nicht dass ich generell ein "gesundes" Mass an Egoismus negiere, es ist dies schon aus instinktiven Ursachen wichtig, ja lebensnotwendig, nicht aber in obigem Zusammenhang. Wenn nun so einsam im Raume steht und zweifelsohne nicht nur vom unbedarften Leser so verstanden behauptet wird, man möge sich doch zuerst einmal um sich selbst kümmern, dann geht es schon allen gut, zwingt es mich aus der Perspektive des stillen Betrachters (und Geniessers) herauszutreten und auch meine, vielleicht nicht minder egoistische Ansicht wiederzugeben.
Selbstlosigkeit heischt wenn echt und aus dem tiefen eigenen Sein entstanden keineswegs nach Ent- oder Belohnung, da ist es Lohn genug, etwas POSITIVES erreicht zu haben. Natürlich, aber das ist eine andere Ebene, tut es fürwahr wohl, dafür in irgendeiner Form anerkannt zu werden - wie das in jedem Bereich des Seins der Fall ist. Frustriert mögen jene sein, welche Selbstlosigkeit vorgegeben, vorgegauckelt haben, vielleicht auch sich selbst, um irgendein Ziel zu erreichen und sei es jenes der Anerkennung und Ent-/Belohnung. Für mich auch nicht schlüssig, warum ein "Selbstloser" Egoisten beschimpft und warum diese es richtiger gemacht haben sollen. Condomn, fällst Du hier nicht selbst auf Generalismen, auf das von Dir ansonsten abgelehnte "über einen Kamm scheren" zurück und erschaffst damit eine Realität, welche vorerst einmal vor allem Deine "Löcher" füllen soll???
Ach ja, ich glaube nicht, dass viele "der ganz Selbstlosen dieser Welt" so unbewusst leben, dass ihnen nicht klar ist, die eigene Verantwortung für ihr Tun zu tragen. Ich halte es für einen Trugschluss irgendwo "zwischen den Zeilen" zu behaupten, dass Egoismus das richtige Rezept gegen gebrochene Herzen sei. Oder ist darunter eine Art Blindheit zu verstehen? Indem einfach alle Vorgänge um uns herum ignoriert werden sollen, vor sich hingelebt, so gut wie möglich und alles andere einfach negiert werden soll - und das soll dann der Erwachte sein ? Vielleicht habe ich mir die falsche Realität erschaffen und sollte dringend daran arbeiten, aber die Welt da draussen strotzt derartig vor Schlechtigkeit, Egoismus und degenerativen Selbstvernichtungsmechanismen, dass ich es bisher nicht geschafft habe, einfach weg zu schauen. Kann schon sein, dass das irgendwann mein Herz bricht, war ich dann zu altruistisch, habe ich die falsche Realität erschaffen (was ja heissen würde dass ich verantwortlich bin für das was da draussen geschieht), oder mich daher zuwenig um meine Familie gekümmert ?
Condemn:Es kommt nicht darauf an, ob man hilft, sondern WIE.
Diese Aussage geht wohl gerade noch unter Aphorismen durch. Also wenn es nicht darauf ankommt, ob man hilft, kann das Wie ja keine Rolle mehr spielen. Also wenn ich NICHT helfe, da es ja unwesentlich ist, OB ich helfe, dürfte das WIE ich NICHT helfe nicht von essenzieller Bedeutung sein, oder ?
Condemn:Um es mal etwas provokanter auszudrücken: Der Entwicklungshelfer, im Kampf gegen Armut an allen Fronten, in Verhandlungen mit den Reichen Staaten der Welt, handelt viel mehr aus dem Ego heraus, als der Erwachte, der es sich zu Hause mit seiner Familie oder alleine gut gehen läßt. Und Zweiterer "tut" so gesehen mehr Gutes und er muss dafür nichts tun. Denn der Unterschied ist, das er nicht die Menschen um sich herum vergißt.
Um Irrtümer von Vornherein auszuschliessen, die Art von Entwicklungshilfe, welche wir landläufig als solche kennen, lehne ich vor allem aus der eigenen Erfahrung in sogenannten Entwicklungsländern ab - geht es meist nur und alleine darum, neue Märkte zu erschliessen und diesen Menschen unsere Kultur, Religion, Lebensweisen aufzuzwingen. In diesem Bezuge gebe ich Dir natürlich recht, mehr als recht, es geht nur um Geld und Macht.
Das betrifft aber den Einzelnen Entwicklungshelfer nicht zwingend, da dieser ohne weiteres und eher aus anderen Motiviationen heraus handelt. Ein schönes Beispiel ist etwa jene Österreichische Ärztin, welche nunmehr ich glaube schon um die 20 Jahre ein Krankenhaus in einer wilden kongolesischen Gegend gegründet und aufgebaut hat und es seither auch führt. Nennen wir es medizinische Entwicklungshilfe, ohne jetzt in diesem Rahmen auf die Problematik der klassischen Medizin einzugehen, sind ihre Motive schlecht ????? Wohl kaum, nicht einmal in irgendeinem Ansatz. Und natürlich kümmert sie sich um die Menschen um sich herum, Tag und Nacht nämlich in schon fast biblischer Aufopferung. Ist die jetzt nicht erwacht, weil sie Ihre Familie in den Einheimischen sieht und sich um diese kümmert und weil es ihr nicht immer so gut geht ??? Oder geht es ihr gerade deshalb gut, weil sie diese intensive Tätigkeit völlig egoistisch als eigene Erfüllung erlebt ? Wieso, auch diese Frage sei mir erlaubt, "vergisst" ein Entwicklungshelfer die Menschen um sich herum ???
Natürlich ist auch und gerade die Familie ein wichtiges Element im Leben oder kann es eben sein, aber ist jemand "erwacht", nur weil er es seiner Familie und sich gut gehen lässt ? Oder trifft das nur auf den "Erwachten" zu, wenn er es sich gut gehen lässt und ein Nicht-Erwachter ist differenziert zu kategorisieren ?
Auch liebe Grüsse,
Ramar