Die Leere der Lehre (II)

...Aber wir warteten deiner an jedem Morgen, nahmen dir deinen Überfluss ab und segneten dich dafür.
Siehe! Ich bin meiner Weisheit überdrüssig, wie die Biene, die des Honigs zu viel gesammelt hat, ich bedarf der Hände, die sich ausstrecken.
Ich möchte verschenken und austheilen, bis die Weisen unter den Menschen wieder einmal ihrer Thorheit und die Armen wieder einmal ihres Reichthums froh geworden sind.
Dazu muss ich in die Tiefe steigen: wie du des Abends thust, wenn du hinter das Meer gehst und noch der Unterwelt Licht bringst, du überreiches Gestirn!
Ich muss, gleich, dir untergehen, wie die Menschen es nennen, zu deneni ch hinab will.
So segne mich denn, du ruhiges Auge, das ohne Neid auch ein allzugrosses Glück sehen kann!
Segne den Becher, welcher überflissen will, das das Wasser golden aus ihm fliesse und überallhin des Abglanz deiner Wonne trage!
Siehe! Dieser Becher will wieder leer werden, un Zarathustra will wieder Mensch werden.
-- Also begann Zarathustra's Untergang.

(c) Friedrich Nietzsche (Also Sprach Zarathustra)

mfg
karasu
 
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(Über das LEIDEN in der Schöpfung und der Lehre)
(72)

Wer LEID nicht fürchtet, der vermehrt es,
der Schmerz, er würde grenzenlos.
So ist da KEINER, der das Leid nicht fürchtet,
und GUT ist diese Furcht, so wird der Schmerz niemals zu groß.

Auf dass nicht größeres Unheil noch geschähe,
erfährt der Furcht, der dieses Leid nicht sähe,
und größeres Unheil nur gebärt.

Denn Leid zerstört, wodurch ein jeder sich erfährt
(das Leben).
Und Furcht erhält, wodurch ein jeder sich bewährt
(das Leben).

Auf diese Weise lässt die Furcht,
die so DAS GANZE LEBEN schützt,
keinen alleine
(das Los wird nie zu groß und auch kein Schmerz).

Auf diese Weise lässt DIE LIEBE,
die so DAS GANZE LEBEN schützt,
keinen alleine.
(SIE bleibt der GRÖSSTE Teil, Ihr Schmerz wird wieder HEIL)


Der Berufene weiß um das Leid und diese große Sicht,
doch wird er dieses Sehen nicht erzwingen,
noch trägt er es mit Macht ans Licht.

So schützt er, wie auch die Liebe schützt,
JEDEN und da er JEDEN schützt, am Ende auch SICH SELBST.
(Doch will KEINER von beiden einen Sieg FÜR SICH erringen,
nur das bewahren, was Ihn selbst erhält.)

So wehrt er ab, was auch der Liebe fern ist,
(wie auch die Liebe abwehrt, was Ihr nicht gefällt).
und begehrt NAH zu sein, ganz NAH, bei dem, der Mangel an Ihr leidet,
(wie auch die Liebe NAH ist, GANZ NAH bei dem, der sich von Ihr verlassen wähnt).


(Übertragung R.S.)


 
Ich hoffe Du verläßt mich nicht :liebe1:
..mit Deinen wunderschönen Beiträgen, die ich so still genieße...

AL
 
(Über DAS LEBEN und DAS STERBEN)

(73)

Würde einer seinen KÖRPER nicht schützt,
würde er seinen KÖRPER einbüßen
und würde niemand seinen GEIST behüten,
würde dieser seinen GEIST einbüßen.

Was ist nun besser?
Seinen Körper oder seinen Geist einzubüßen,
wenn ALLES WAS DA IST,
von diesem EINEN GEIST ausgeht?

JEDER vermag den VERLUST DES LEBENS zu sehen,
wenn einer DAS LEBEN verliert,
doch KEINER vermag den VERLUST DES GEISTES zu sehen,
oder was DER GEIST verliert.

KEIN ANDERER kann sagen, dass es GUT sei,
das Leben einzubüßen,
nur DER GEIST, von dem dieses Leben kommt
und DER KÖRPER,
durch den dieses Leben sich bewahrt.

Und KEIN ANDERER kann sagen, das es SCHLECHT sei,
das Leben einzubüßen,
nur DER GEIST, von dem dieses Leben kommt
und DER KÖRPER, durch den dieses Leben sich bewahrt.


Der Berufene WEISS das.
Er weiß, das KEIN ANDERER, dies zu sagen weiß.

So sagt er NICHT, dass es GUT sei,
so sagt er NICHT, dass es SCHLECHT sei,
und versteht es so,
sich IN DAS LEBEN
UND
DAS STERBEN einzufügen.

So gibt er keinen Rat dazu,
und da er keine RAT dazu gibt,
weiß er das Rechte auch zu geben.

Er ruft NICHT nach dem TOD
und er ruft NICHT nach dem LEBEN,
und doch kommt Ihm sowohl DER TOD,
als auch DAS LEBEN hier entgegen.
(In BEIDEN sieht er Ihren SINN.)

Da er weder das eine begehrt, noch das andere ablehnt,
versteht er es, die rechten Entschlüsse auch zu fassen.

Er weiß, er kann sich BEIDEM anvertrauen,
dem TOD und auch dem LEBEN,
denn dieser EINE GEIST, der ALLES IN SICH SELBST bewahrt,
versteht es auch DEN SINN in BEIDEN zu bewahren.


(Übertragung R.S.)

 
Ich lehre euch den Übermenschen. Der Mensch ist Etwas, das überwunden werden soll. Was habt ihr gethan, ihn zu überwinden?
Alle Wesen bisher schufen Etwas über sich hinaus: und ihr wollt die Ebbe dieser grossen Fluth sein und lieber noch zum Thiere zurückgehn, als den Menschen überwinden?
Was ist der Affe für den Menschen? Ein Gelächter oder eine schmerzliche Scham. Und ebendas soll der Mensch für den Übermenschen sein: ein Gelächter oder eine schmerzliche Scham.
Ihr habt den Weg vom Wurme zum Menschen gemacht, und vieles ist in euch noch Wurm. Einst wart ihr Affen, und auch jetzt noch ist der Mensch mehr Affe, als irgend ein Affe.
Wer aber der Weiseste von euch ist, der ist auch ein Zwiespalt und Zwitter von Pflanze und von Gespenst. Aber heisse ich euch zu Gespenstern oder Pflanzen werden?
Seht, ich lehre euch den Übermenschen!
Der Übermensch ist der Sinn der Erde. Euer Wille sage: der Übermensch sei der Sinn der Erde!

(c)Friedrich Nietzsche (Also sprach Zarathustra)

mfg
karasu
 
DIE BEIDEN KRÄFTE DER SCHÖPFUNG
oder
„Das was die Welt in Ihrem Innersten zusammenhält“

(74)
Wenn einer DAS STERBEN nicht fürchtet,
womit kann man Ihn ZU STERBEN lehren?
Nicht mit dem Tod, nur mit DEM LEBEN.

Wenn einer aber DAS LEBEN nicht fürchtet,
womit kann man ihn ZU LEBEN lehren?
Nicht mit dem Leben, nur mit dem Tod.

Doch der, der DEN TOD nicht fürchtet,
versteht den nicht,
der DAS STERBEN fürchtet.

Und der, der DAS STERBEN fürchtet,
versteht den nicht,
der DAS LEBEN fürchtet.

Jeder von diesen
würde den anderen ergreifen
UND TÖTEN,
da er Ihn nicht versteht!

Wer würde es wagen
SOLCHE KRÄFTE
zusammenzuführen,
da sie sich doch GEGENSEITIG auslöschen?

NUR DER EINE
kann es wagen,
solche Kräfte zusammenzufügen,
obgleich sie sich gegenseitig auslöschen.

Da er ALLES IST und IN ALLEM IST,
vermag er es
BEIDE KRÄFTE ZUSAMMENZUFÜGEN
und doch
DEN SINN UND SO DAS LEBEN
FÜR BEIDE
zu BEWAHREN und zu HÜTEN.

KEIN ANDERER KÖNNTE DIES
FÜR BEIDE
TUN(!)
(und so FÜR BEIDE den Tod und auch das Töten überwachen).

Da nur DER EINE,
der ALLES IST und IN ALLEM IST,
IN BEIDEN IST,
vermag er es!

Würde EIN ANDERER als DER EINE
dies versuchen,
wäre es, als würde einer versuchen
mit Axthieben einen Baum zu fällen
und ZUGLEICH kunstvolle Möbel zu erschaffen.

Entweder, er wäre der, der den Baum fällt
und durch den der Baum seinen Tod erleidet,
oder er wäre der, der dem Tod des Baumes seinen SINN verleiht,
da er nun kunstvolle Möbel aus Ihm fertigt.

Er könnte es niemals MIT EINER TAT (ZUGLEICH) tun.

Wer statt des Zimmermanns die Axt führt,
wird keine Möbel fertigen
und nur selten wird er einen Baum fällen können,
ohne sich (durch diese Handlung) selbst zu verletzen.

Denn der Eine stirbt, damit er ZU LEBEN lernt
und der Andere erträgt die Last des Lebens, damit er ZU STERBEN lernt.

Diese beiden Kräfte (Ausrichtungen)
vermag NUR DER EINE SELBST
zusammenzufügen
und ZUGLEICH
in BEIDEN
Ihren SINN zu bewahren.



(Übertragung R.S.)


 
Nietzsche schrieb:
Der Übermensch ist der Sinn der Erde. Euer Wille sage: der Übermensch sei der Sinn der Erde!

Hallo Karasu!
Obgleich mir bewusst ist, das es eine Aufforderung zur Selbstüberwindung ist, halte ich die Wortwahl nicht für besonders gut geglückt,
da sehr leicht fehlinterpretierbar ...und die Fehlinterpretationen füllen ja die Geschichtsbücher..
auch interpretiert man so sehr leicht eine falsche Vorstellung hinein WIE diese Überwindung möglich ist.
Nicht indem einer GRÖSSER wird, vermag er sich selbst zu überwinden,
sondern indem einer KLEINER wird, vermag er sich selbst zu überwinden.
Erst wenn NICHTS mehr von Ihm da ist, hat er SICH SELBST überwunden
(und tritt so in die größere Dimension von sich Selber ein).


Trotzdem GUTER TEXT!, denn wie sonst hätte ich meine Zweifel/Befürchtungen genau hier und so formulieren können?

Danke dafür! :kiss3:

LG


Regina
 
Dieser Vers ZEIGT EUCH den Unterschied zwischen dem

was DIE ERDE oder DIE MATERIE oder die GÖTTIN ist

und was DER MENSCH oder der GEIST oder GOTT ist.

(die Polarität der Schöpfung ist GEISTIG begründet!!
da sie darin UNTERSCHIEDLICH AUSGERICHTET ist!!!)

Der Mensch ist nicht sein Körper, er ist GEIST, BEWUSSTSEIN, der sich in, mit und durch die Materie/seinen Körper
(oder dessen weiblichen Kräfte) erfährt.

Die Materie ist NICHT wie der individualisierte Geist, sie IST BEREITS IN SICH SELBST
und erfährt sich in, mit und durch den individualisierten Geist (in Ihr).

Das ist vom Menschen (der stets AUF DER EINEN SEITE der Dualität bleibt) nicht wahrnehmbar!!
(SEINE AUSRICHTUNG BLEIBT, solange er NUR Mensch ist, I M M E R GLEICH!)

Die Gotteserfahrung IM BEWUSSTSEIN wird/ist nur vollständig, wenn einer DURCH SICH SELBST imstande ist den Kreis
IN SICH SELBST zu schließen (und sich mit dem WAS DIE ERDE IST) verbindet
..darum berührt der Buddha (symbolisch) die Erde.

(..und das ist es WAS AUCH ICH getan habe, sonst könnte ich es hier nicht lehren..)


LG
 
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Wenn ich sage: "ich lehre", habe ich mit dieser Formulierung eigentlich ein ähnliches Problem, wie mit dem Wort "Übermenschen"
Es wäre gültig zu sagen "ich erinnere" und Ihr solltet, IN EUCH feststellen, ob es WAHR ist. (siehe der 71. Vers)
Denn das Wort erschafft diese undienliche Vorstellung, da sei jemand VOR EUCH oder ÜBER Euch zu finden (statt IN EUCH).
Ich stehe dort nicht!

Dienlicher ist es da schon die Lehre (oder den Lehrer) HINTER und UNTER Euch Selbst zu reihen...
Sie auf diese Weise verborgen IN EUCH zu sehen.

Wenn Ihr MICH als Lehrer über Euch erhebt, dann weiß ich, ich bin (als Lehrer) gescheitert.

Ihr würdet dann nähmlich (GENAU DURCH DIESE VORSTELLUNG) die Lehre NIEMALS IN EUCH SELBST finden....
Erhebt die Lehre und Ihr scheitert.
Erniedrigt die Lehre und Ihr scheitert.
FINDET die Lehre (IN EUCH) und Ihr werdet Euch selbst überschreiten (sie zurücklassen können..)
DIE LEHRE ist ein FAHRZEUG! (Ich bin eine Fahrzeug!).
Und so wie einer, der den Fluss überquert hat, sein Fahrzeug nicht mehr benötigt, benötigt der,
der die Lehre auf diese Weise überschritten hat, die Lehre (oder den Lehrer) nicht mehr.
ABER es ist AUCH ein SCHRITT für SCHRITT (Stufe um Stufe) Prozess!

DIE ESSENZ DER LEHRE IST IN JEDEM, in jedem der DA IST, daher ENTLEDIGT sich der, der den Weg der Lehre tatsächlich GEHT,
sich Schritt für Schritt DER LEHRE (oder dem LEHRER).
Mit JEDEM SCHRITT, den er in, mit und durch die Lehre setzt.
Er benötigt AM ENDE weder die Lehre noch den Lehrer (UND WEISS DAS!), denn wenn er den Fluss einmal überquert hat,
IST ER FREI!
(das ist der Sinn der Lehre)


LG
(und natürlich Guten Morgen! :morgen: )

Regina
 
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