Irgendwann hatte mir einmal Platon etwas von der Sorge um das Seelenheil zugeflüstert und dass dies die wichtigste Aufgabe eines Menschen sei. Mir gefiel dieser Gedanke und wollte mehr darüber erfahren. Es dauert auch nicht lange, so las ich voller Erwartung Platons Seelenlehre und auch von seiner dreiteiligen Seele.
Wie könnte es bei einem Philosophen anders sein, so hatte er die Seele des Willens und die Seele des Begehrens von der Seele der Vernunft (Logisticón) abgetrennt. Für ihn war Logisticón, der bestimmende und unsterbliche Aspekt. Nur in der Vernunft sah er die Möglichkeit, das triebhafte Begehren und die ungezügelte Kraft des Willens zu bändigen.
Eigentlich hätte ich es wissen müssen und dennoch war für mich dessen Seelenvorstellung ziemlich enttäuschen. Ist Logistcón wirklich die Kraft, die uns mit Leben erfüllt und unser Wesen bestimmt? Was letztlich für mich blieb, war sein Spruch von der Sorge um das Seelenheil. Wie man heute weiß, ist die Seele etwas Ganzheitliches und da steht Logisticón so ziemlich am Ende. Eventuell liegt ja die Sichtweise Platons an der grenzenlosen Selbstüberschätzung und Überheblichkeit der Mensch?
Merlin
Lieber Merlin,
was ich noch aus dem Griechischunterricht erinnere, ist keinesfalls die Reduktion der Seele auf den Logos, der ist nicht an erster Stelle, es ist nur ein Teil der Ausdifferenzierung der Seele. Alles ist beseelt in dieser antiken Metaphysik, der Mensch lebt Mythos und Logos. Der Logos ist in der Lage, den triebhaften Teil im Menschen zu zügeln. Mehr nicht - na ja, und mittels Logos kann man die Wahrheitsliebe leben.
Der Tod ist lediglich das Loslösen der Seele (einer Einheit, die er nur differenziert betrachtete, aber nicht wesenhaft "teilte") vom Körper.
In Bezug auf das Thema eines möglichen Gerichts nach dem Tod und ob man in seinem Leben Tugenden (Areté, Lebensregeln) entwickeln soll oder nicht, weil doch niemand beweisen kann, ob nach dem Tod ein Gericht kommt oder ein Aufrechnen oder Bestrafen oder Belohnen - oder Wiederkehr - da meinte er ganz pragmatisch: Na ja, wenn man sich schlecht verhält und es kommt ein Gericht, dann steht man dumm da; wenn man sich um ein rechtes Leben bemüht, dann steht man gut da, egal ob da was kommt oder nicht nach dem Tod.
Also wäre es vernünftig, so zu leben, also gut zu sein, weil man dann sowohl ein mögliches Richten übersteht oder eben es keinen Schaden macht. Es ist außerdem im hiesigen Zusammenleben auch nützlich.
Natürlich ist das eine sehr saloppe Übertragung einer Übersetzung, die ich vor 33 Jahren anfertigte. Man möge mir das bitte nachsehen.
So sehe ich auch die Kernfrage hier schon klug in der Antike beantwortet - was
denke ich also zur Reinkarnation, zum Karma, ob und wie man im hiesigen Leben dieses berücksichtigt oder glaubt oder beim Handeln im Hier und Jetzt einfließen lässt:
Ich denke, ich kann nicht wissen, was geschieht, doch ich habe beschlossen, aufgrund der Faktenlage (es gibt einen Haufen empirischer Daten zur Reinkarnation) nicht zu ignorieren, dass es ein Leben nach dem Tod gibt bzw. eine Art der Reinkarnation.
Ich glaube es nun, noch mehr aber: Mein Glaube hat sich dann nach eigenen Erfahrungen zur Gewissheit ausgebildet, dass die Seele unsterblich ist.
Also denke ich, in meinem hiesigen Leben immer mit dem Gedanken an das Karma möglichst "gut" (also keinen Schaden verursachend) zu handeln, ist richtig. Dafür gibt es mehr Gründe für mich, bewußt Karma und Reinkarnation im Alltagshandeln einzubeziehen, als es nicht zu tun.
Liebe Grüße und gute Nacht
Eva