Wenn wir "Gerechtigkeit" auf eine Tugend reduzieren, dann sind
wir annähernd im antiken Griechenland. Nahe an der Wiege zur
modernen Philosophie, wo "Gerecht zu sein" als Charakter-
eigenschaft betrachtet wurde.
Erst die Römer haben dann aus der Tugend das "Recht" geformt.
So gesehen der Beginn des juristischen Kodex um "Gerechtigkeit"
in Regeln und Normen fest zu schreiben.
Nach langer (und wie ich anmerken möchte - finsterer) Zeit,
in der das "Recht" und die "Gerechtigkeit" aus der Gnade und
den gottgegebenen Gesetzen abgeleitet wurde, konnte erst ab
dem 17. Jahrhundert wieder eine neue Sicht zur Thematik
errungen werden.
Ethische Einsichten, die im Einklang mit natürlichen Prinzipien
stehen wurden von namhaften Philosophen als Maßstab angelegt.
Was sagt nun die Tatsache, das wir es bis Dato nicht geschafft
haben "Gerechtigkeit" empirisch zu ermitteln, eigentlich aus?
Oder anders gefragt:
Würde der "Gerechtigkeit" ein kosmisches Prinzip zugrunde liegen,
so müsste es sich doch ermitteln lassen, sofern wir imstande sind,
jenes Prinzip überhaupt zu erfassen. Wir müssten doch "Werte"
daraus ableiten können, nicht wahr?
Genau bei diesen "Werten" aber stoßen wir nun aber auf "Systeme",
die sich in verschiedenen Kulturen offensichtlich recht verschieden
entwickelt haben - "Wertesysteme" eben.
Diese "Wertesysteme" sind augenscheinlich in Abhängigkeit zu
den Bedürfnissen der jeweiligen Gesellschaft entstanden.
Damit sehen wir auch eine "kulturelle" Varianz in der Sicht der
"Gerechtigkeit". Damit haben wir eine soziologische Abhängigkeit!
Wie
@Asaliah40 erwähnt hatte, sind dieser Abhängigkeit
auch noch individuelle Parameter untergeordnet.
Persönlicher Gerechtigkeitssinn quasi.
In höchstem Maße allerdings wird diese Sicht eingefärbt sein
durch die jeweilige Situation selber. Ich denke also nicht, das
sich "Gerechtigkeit" rein aus der Individualität ableiten lässt,
ohne dabei die situative Betrachtung zu berücksichtigen, auf
welche "Gerechtigkeit" angewandt werden soll ...
Dahingehend macht der Ruf nach "Gerechtigkeit" für meinereins
wenig Sinn, ohne den situationsbedingten Kontext mit anzuführen.