Als Arbeitshypothese würde ich vorschlagen: Es ist gut dich bri sowas viel bzw. immer einen Kopf zu machen, aber man kann bzw. sollte auch den Mut haben gelegentlich (dann bewusst) evtl. in Fettnäpfchen zu treten. Und wir müssen dann auch die Größe der jeweiligen Fettnäpfchen unterrinander unterschiedlich wichten.
Guter Vorschlag!
Sonst hätten wir hier Zustände, in denen es auch sehr einfach wäre, einen Menschen gesellschaftlich zu ruinieren.
Klar ... das sehe ich auch so.
Man muss dann schon auch aufpassen, dass man nicht irgendwelche Klischees bedient, die zur Ablehnung ganz bestimmter Gruppen führen ...
Sicher nicht. Und ich glaube auch nicht, dass Mai Thi Nguyen-Kim glaubt, irgendjemand wäre Rasdidt, der sie das gefragt hat, was sie so nervt.
Klar.
Ich muss gestehen, dass ich basierend auf Mai This Statement dazu die schnelle Nachfrage z.B. beim direkten Kennenlernen vermeide. Wenn ich allerdings neben dem Aussehen noch weitere Merkmale bemerke, die so "nicht von hier" wirken - Akzenz, Essensvorlieben o.ö. - dann frage ich auch neugierig nach.
Siehste und da ticke ich dann doch ein bisschen anders, weil man genetisch betrachtet durchaus auch bestimmten Ethnien zugeordnet werden kann ...
Mag sein, dass ich da jetzt wieder in ein Fettnäpfchen trete, aber nun ja ...
... es gibt da noch eine Beispielgeschichte, die ich gern erzählen möchte ...
Ich erinnere mich an meine allererste Stelle, die ich kurz nach Abschluss meiner Lehramtsausbildung angenommen hatte.
Ich stand Mitte der 1990er - wie Tausende andere Junglehrer damals auch - erst mal auf der Warteliste, also zog ich zu meinem damaligen Mann nach München und nahm dort erst mal irgendeinen Job an, um Geld zu verdienen.
Und so landete ich im Münchner Servicebüro von
QUELLE und ging vorübergehend einem Job nach, den ich schon von meiner Studentenzeit her kannte.
Dort waren die verantwortlichen Teamleiterinnen in Bezug auf den Dialekt absolute bayerische Urgesteine, doch eine davon war schwarzhaarig und so dunkel, dass es extrem auffällig war, besonders im Sommer.
Natürlich hakte ich nicht gleich nach, aber nach ein paar Monaten platzte ich dann doch vor Neugier und fragte sie direkt, ob sie bzw. ihre Eltern oder Großeltern in Bayern oder anderswo geboren seien.
Sie lachte laut auf und meinte, dass ich nicht die Erste sei, die das gefragt hätte.
Aber nein, sie sei gebürtig aus Bayern und auch ihre direkten Vorfahren seien ihres Wissens nach alle in Bayern geboren, aber mehrere ihrer Verwandten seien ebenfalls dunkelhaarig und hätten - wie sie selbst auch - einen deutlich dunkleren Teint.
Sie habe daher auch schon früher nachgeforscht und schließe nicht aus, dass sich ethnisch womöglich Süd- bzw. Südosteuropäerinnen in ihre Linie mitreingemischt haben könnten.
Tatsächlich fand man ja auch Hinweise dazu.
Siehe:
Vor 1500 Jahren lebten Bayern mit Frauen aus Südeuropa zusammen - Hinweise auf Fremdenfeindlichkeit fanden Forscher nicht.
www.spiegel.de
Insofern ...
Ich finde das einfach immer wieder sehr spannend und es ist eigentlich sehr schade, dass das Nachfragen nach einer möglichen Ethnie in der eigenen Blutlinie bzw. Verwandtschaft immer so schnell einen negativen Touch bekommt, denn es sind natürlich auch wissenschaftlich interessante Gesichtspunkte.
Zumal, praktisch alle Mitteleuropäer sind Promenadenmischungen. Wer glaubt, es gäbe so etwas wie eine "reinrassige deutsche bzw. germanische Ethnie" hat ja ohnehin nicht mehr alle Tassen im Schrank ...
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EDIT:
Wenn ich mich recht erinnere, haben die Nazis versucht, die schwarzen Haare des Heinrich des Löwen blond zu färben (habe ich mal vor Jahren gehört), weil sie es nicht ertrugen, dass er ein dunkler Typ war.
Ergänzend hierzu:
Sein ganzes Leben glaubte unser Autor, er gehöre in die Großstadt. Bis er nach Braunschweig kam und merkte: Die Stadt hat alles, was er braucht. Und davon jede Menge!
www.zeit.de
Auszug:
Im Dom liegen Heinrich der Löwe, Herzog von Sachsen und Bayern, und seine Frau Mathilde. Der Domführer Herr Engelke erzählt, wie begierig die Nazis waren, Heinrich zur arischen Symbolfigur zu machen, weil er im Hochmittelalter die deutsche Kolonisation unerschlossener Gebiete östlich der Elbe vorantrieb, und weil er ein Machtpolitiker war, der immer mehr Rechte und Ländereien anderer Adelsgeschlechter an sich reißen wollte. Sie hätten ihm die scheußliche Krypta hier unter dem Kirchenboden gebaut, aber als sie die Sarkophage von ihm und seiner Frau öffneten, hätten sie festgestellt, dass Heinrich der Löwe deutlich kleiner als seine Frau und ausgesprochen schwarzhaarig gewesen sein muss, woraufhin sie "den Deckel wieder zumachten" und das Interesse an ihm verloren. Keine Ahnung, ob das stimmt, aber: eine gute Geschichte.