"Der Wald wird wilder, die Bäume knorriger, der Weg beginnt sich in eine sanfte Steigung zu wandeln. Jetzt - nach über 2 Stunden steil bergauf - wird das Wandern in fast 1900m Höhe ein beschauliches Vergnügen - wenn man noch Luft genug hat!"
... so habe ich das Bild anderswo sehr einfach beschrieben, um die dortigen Leser an der durchgeführten Wanderung teilhaben lassen zu können.
Aber dieser Baum ist doch mehr als ein markanter Punkt in einer Waldlandschaft, mehr als bloß ein auffälliges Merkmal am Wegrand ... oder etwa nicht?
Schon dass er MITTEN im Weg steht, läßt ihn fast "persönlich" werden, irgendwie hindernd - oder doch nur aufhaltend, wie man einen eiligen Fußgänger aufhält um ihm etwas wichtiges zu sagen, zu zeigen?
Jetzt - als Person, als Persönlichkeit erkannt - wirft man einen genaueren Blick auf ihn, und schnell ist der Wunsch geboren, ihn überhaupt so richtig kennenzulernen, ja, persönlich kennenzulernen.
Die zerfurchte, an manchen Stellen aufgeplatzte Rinde zeugt vom Alter und den Fährnissen des wilden Gebirges. Neue, junge Stämme quälen sich über Jahre hinweg Stützen gleich aus dem selben Wurzelstock. Die unteren Äste, ewig lang vom Drang zum Licht, liegen kraftlos und doch wieder zeitlos wirkend mit ihren Enden auf der Erde. Krumm und kahl sind die weiter oben angesetzten Äste, welche vor Zeiten schon ihre Nadeln verloren haben. Bartflechten wehen sanft und weich im Wind, genießen diesen ruhigen, sicheren Standplatz, und je weiter man nach oben schaut, desto mehr gelangt man aufgrund der grünen Nadeln zur Überzeugung:

Hier wird ohne Jammern gelebt mit aller Konsequenz ...
cerambyx
der schließlich weitergeht ... und weiterlebt