Der von Menschen gemachte Klimawandel

Werbung:
Wie Fritz Vahrenholt den Bundestag für dumm verkaufen wollte

Fritz Vahrenholt hat ein Pamphlet an die Abgeordneten des Bundestags geschickt, in dem er behauptet, zum Klimaschutz sei gar keine Reduktion der globalen CO2-Emissionen notwendig. Dabei beruft er sich auf „neue Erkenntnisse zur CO2-Bilanz“ in einer Studie Hamburger Kollegen. Wir haben mit dem leitenden Forscher dieser Studie gesprochen.

In seinen besseren Zeiten war Fritz Vahrenholt Umweltsenator in Hamburg. Später dann viele Jahre Manager bei RWE, dem größten CO2-Emittenten Europas, wo er sich zum Lobbyisten gegen Klimaschutz entwickelte. Inzwischen leitet er die Deutsche Wildtierstiftung, die er zu einem Anti-Windkraft-Lobbyverein umfunktioniert hat.

In seinem 4-seitigen Pamphlet „Die Erde wird grüner- die Katastrophe bleibt aus“ (zu großen Teilen inhaltsgleich mit diesem Blogbeitrag), das er diese Woche an die Mitglieder des Bundestags versandt hat, bezieht er sich auf eine neue Studie des Max-Planck-Instituts für Meteorologie in Hamburg und der Boston University (Winkler et al. 2019). Darin erweckt er den Eindruck, durch die neue Studie seien frühere Erkenntnisse der Klimawissenschaft und des Weltklimarats IPCC obsolet – und die Ziele des Pariser Abkommens könnten gar ohne globale Emissionsreduktion eingehalten werden, weil die Vegetation immer mehr unserer fossilen Emissionen aufsaugen werde. Zu schön um wahr zu sein?

Der leitende Forscher der neuen Studie ist Professor Victor Brovkin vom MPI Hamburg, einer der weltweit führenden Experten für den Kohlenstoffkreislauf der Erde. Brovkin war einer der Leitautoren des Kapitels zum Kohlenstoffkreislauf des 5. IPCC-Berichts. Die KlimaLounge hat mit ihm gesprochen.

KlimaLounge: Herr Brovkin, was ist das Hauptergebnis Ihrer neuen Studie?

Brovkin: Die Arktis wird grüner, einmal durch die längere Vegetationsperiode im Zuge der globalen Erwärmung, zum zweiten durch den CO2-Düngungseffekt. Dadurch findet mehr Pflanzenwachstum statt, d.h. mehr Primärproduktion, die Kohlenstoff aus der Luft bindet. Soweit ist dies schon lange bekannt und in Klimamodellen berücksichtigt – doch unsere neue Studie zeigt, dass der Effekt um 60% größer ist als bislang angenommen.

KlimaLounge: Um wie viel Kohlenstoff geht es da?

Brovkin: Um rund eine Milliarde Tonnen jährlich – das klingt viel, ist aber weniger als 1 Prozent der globalen Primärproduktion. Hinzu kommt, dass nicht nur die Photosynthese in einem wärmeren Klima zunimmt, sondern auch deren Gegenteil, die Respiration – also die Zersetzung von Biomasse, bei der wieder CO2 frei wird. Es geht um eine geringfügige Korrektur an den Klimamodellen – auf keinen Fall um einen game changer!

KlimaLounge: Wie kommt Vahrenholt dann zu seinen Behauptungen?

Brovkin: Seine Berechnungen sind fehlerhaft, und sie sind ja auch nicht in der Fachliteratur erschienen sondern zielen auf ein Laienpublikum. Er benutzt eine simple Excel-Tabelle, die er nach eigenen Angaben vom US-Klimaskeptiker Roy Spencer übernommen hat. Dort wird CO2 einfach mit einer festen Abklingrate aus der Atmosphäre entfernt, die Vahrenholt mit 65 Jahren angibt. Er beruft sich dazu auf den 5. IPCC-Bericht, den er aber vollkommen falsch interpretiert. Denn in dem Bericht ist klar dargelegt (u.a. in Box 6.1 auf Seite 472), dass eine einzelne Verweildauer für CO2 nicht anwendbar ist – das steht dort wörtlich.


Verschiedene Prozesse entfernen über ganz unterschiedliche Zeiträume Teile des CO2 aus der Atmosphäre. Der von uns derzeit verursachte CO2-Anstieg in der Atmosphäre wird Jahrtausende anhalten.

KlimaLounge: Ist das alles?

Brovkin: Noch nicht. Denn Vahrenholt hat sich offenbar auch noch verrechnet – selbst mit seiner kurzen Verweildauer von 65 Jahren steigt die CO2-Konzentration in der Atmosphäre wesentlich schneller an, als von ihm in seinem Pamphlet gezeigt. Und er behauptet weiter, die Klimasensitivität (also die globale Temperaturerhöhung infolge einer CO2-Verdoppelung in der Atmosphäre) betrage lediglich 1,8 °C. Da zitiert er eine Außenseiterthese. Zahlreiche Studien weisen aber darauf hin, dass die Klimasensitivität bei rund 3 °C liegt. Damit würden wir selbst bei Vahrenholts doppelt falschen Berechnungen zum CO2-Anstieg das Pariser Abkommen keinesfalls ohne Emissionsreduktion einhalten.

KlimaLounge: Vielen Dank für das Gespräch!

Mit anderen Worten: Vahrenholt will das deutsche Parlament mit einer hanebüchenen Milchmädchenrechnung für dumm verkaufen. Fritz Vahrenholt ist kein Unbekannter in diesem Geschäft. 2010 erklärte er in der Welt, der Klimawandel pausiere wegen schwacher Sonnenaktivität – und stützte diese Behauptung, indem er eine ganze Reihe von Wissenschaftlern falsch zitierte. 2012 versuchte Vahrenholt Zeitungslesern weiszumachen, Grönland sei im Mittelalter fast eisfrei gewesen – kompletter Unsinn. Ebenfalls 2012 sagte er in seinem Buch Die kalte Sonne (mit Sebastian Lüning) eine unmittelbar bevorstehende globale Abkühlung vorher – und als diese nicht eintrat (sondern die globale Temperatur von Rekord zu Rekord eilte) bezichtigte er die NASA der Manipulation der globalen Temperaturdaten. In seinem Buch versuchte er mit einer unseriösen Trickgrafik die globale Erwärmung auf natürliche Ozeanzyklen zu schieben, und verharmloste den Meeresspiegelanstieg, indem er systematisch Aussagen und Ergebnisse von Meeresspiegelstudien falsch darstellte.

Bleibt nur die Frage, warum Vahrenholt und andere selbsternannte „Klimaskeptiker“ immer wieder derart unseriöse und sofort widerlegbare Behauptungen in die Welt setzen. Die Antwort liegt auf der Hand: sie haben schon lange keine ernst zu nehmenden Argumente mehr.
Quelle

...und @Darkhorizon ...willst du dich von solchen Typen noch länger für dumm verkaufen lassen? :sneaky:

...ja gut ich sehe schon, die Wahrheit ist dir zu unspektakulär...Märchen sind da schon viel interessanter und Verschwörungstheorien sind schon fast so spannend wie Krimis ;)
 
Es ist halt überall der Wurm drin.Anhang anzeigen 71030

aber nicht in meinen apfelbäumen!
d030.gif

der scheiß klimawandel war`s! :D
 
Hör mir auf mit der Besiedelung Grönlands!

Erwiderung Stefan Aust, Herausgeber der „Welt“, meint: Die Deutschen hypen den Klimaschutz, um sich mal wieder als Vorbild aufzuspielen. Seine Argumente sind schnell erschöpft.
1420200419.webp

Schulkinder erheben den Anspruch, auf einem bewohnbaren Planeten alt werden zu können – frech!

Stefan Aust hat einen Roman von Franz Werfel aus dem Jahr 1946 gelesen. Das hat ihn dazu inspiriert, all die angestaubten Argumente der Klimawandelleugner noch einmal aus der Mottenkiste zu holen und in der von ihm herausgegebenen Welt als frisches Anti-Zeitgeist-Menü aufzutischen. Doch der Aust-Text „Warten wir doch, bis der Klimahype abgeklungen ist“ ist dieselbe muffige, dünne Brühe.

Werfel hatte kurz nach dem Zweiten Weltkrieg in seinem utopischen Stern der Ungeborenen imaginiert, die Deutschen würden sich an die „Spitze der Humanität und der Allgüte setzen“, aber auch hierin wieder verkrampft und deshalb zum Scheitern verurteilt. Aust sieht darin die Nationalpsychologie der heutigen Deutschen auf den Punkt gebracht. Das sei das ganze Geheimnis des „Klima-Hypes“. Die Deutschen spielten sich wieder mal „als selbst ernanntes Vorbild für die Welt auf“.

Wissenschaft? Da pfeift er drauf
Wo Aust dieses nationale Kollektiv in den letzten Monaten und Jahren agieren sah, verrät er uns nicht. Ich selbst hatte meinen ersten Kontakt mit der Klimagerechtigkeitsbewegung im Herbst 2015, als aus dem Klimacamp im Rheinland 1.000 Ende-Gelände-Aktivisten den Braunkohletagebau Garzweiler besetzten. Was an dieser Aktion und den nachfolgenden Ende-Gelände-Protesten besonders faszinierte, war die Internationalität dieser Widerstandsaktionen. Läuft man durchs Klimacamp, hört man englische Wortfetzen, spanische, deutsche, französische, polnische … Die globalen Fridays-for-Future-Demos am 15. März und am 24. Mai dieses Jahres fanden jeweils in weit über 100 Ländern statt.

Es geht nicht um eine Gegenüberstellung von Deutschland und dem Rest der Welt, auch wenn Stefan Aust die Welt so sehen mag. Es geht um einen globalen Konflikt zwischen den Profiteuren der Klimakatastrophe (z.B. den Fossilkonzernen wie Exxon oder RWE) einerseits, und einer globalen Zivilgesellschaft andererseits, welche die Zerstörung des von Menschen bewohnbaren Planeten nicht länger hinnehmen will.

Aust stellt sich auf die erstgenannte Seite. Den Konsens der Klimawissenschaften, dass die derzeit ablaufende dramatische Erderwärmung auf menschliches Handeln zurückzuführen ist, verspottet er als „unumstößliche Tatsachen der Computermodelle“, als ob diese Modelle Hirngespinste seien. Dass wir auf mehr als 200 Jahre Atmosphärenforschung zurückblicken und der vor allem durch CO2 befeuerte Treibhauseffekt schon 1896 korrekt beschrieben wurde, ist ihm schnurz. Dass avancierte Klimamodelle auch frühere, nicht-anthropogene Klimaveränderungen inzwischen ziemlich genau reproduzieren können, ebenso.

Als ob das wer bestreiten würde!
Stattdessen kommt er wieder mit der Besiedelung Grönlands durch die Wikinger im Hochmittelalter, das in Europa und im Nordatlantik eine Warmzeit erlebte. Was sagt das aus? Dass es vor dem jetzigen anthropogenen Wandel auch schon Klimaänderungen aus natürlichen Ursachen gab. Als ob das irgendwer bestreiten würde! Auch dass bei früheren Erwärmungsphasen der Temperaturanstieg vor dem atmosphärischen CO2-Anstieg auftrat, ist nicht so beruhigend, wie Aust glaubt: In einem System positiver Rückkoppelungen ist es egal, ob zuerst die Henne oder das Ei da war. Künftige Geologen werden vielleicht die Besonderheit, dass gegenwärtig die Temperaturerhöhung der Treibhausgaskonzentration folgt und nicht umgekehrt, zu einem wichtigen Kriterium des „Anthropozän“ erklären. Wenn es dann noch Geologen gibt …

Damit sind Austs Argumente zum Klima bereits erschöpft. Er nimmt sich viel mehr Zeit für die alte Lieblingsbeschäftigung der Klimawandelleugner: Die Klimawissenschaften in toto als irrationales Glaubenssystem zu denunzieren: die „Apokalypse“ werde von den „Potsdamer Klima-Gurus“ beschworen, um ein „gutes Geschäftsmodell des modernen Ablasshandels“ am Laufen zu halten. Nach der Europawahl sei nun auch bei den deutschen Volksparteien „Selbstgeißelung angesagt“. Diese Vorgehensweise ist kanonisch bei den „unbekehrbaren Kobolden in hunderterlei Verkleidungen“ (Werfel): Der Historiker Wolfgang Behringer und der Biologe Josef Reichholf etwa haben auf dieser Standardprozedur der Leugnerszene ganze Bücher aufgebaut. In den USA ist es pikanterweise ausgerechnet der rechtsextreme evangelikale Fernsehprediger Pat Robertson, der die Klimawissenschaft als religiösen Fundamentalismus verunglimpft hat. Ja, derselbe Pat Robertson, der den Hurrikan Katrina 2005 als Strafe Gottes für das sündhafte Verhalten der Bevölkerung von New Orleans erklärte.

Vehikel für ein Herzensanliegen
Zurück zu Stefan Aust. Liest man seinen Kommentar, so gewinnt man den Eindruck, dass es ihm eigentlich gar nicht ums Klima geht. Das Thema ist ihm Vehikel für sein Herzensanliegen: den Kampf gegen die Erneuerbaren Energien. Namentlich beim Gedanken an Windkraftanlagen steht ihm förmlich der Schaum vor dem Mund. Der „Windkraftwahn“ sei das „teuerste und nutzloseste Investitionsprogramm aller Zeiten“, die Anlagen – „rotierende Kirchtürme des Glaubens“. Dieser Groll hat bei Aust Tradition. Bereits 2004, noch als Chefredakteur des Spiegel, verhinderte er einen von Harald Schumann und Gerd Rosenkranz verfassten seriösen Artikel zur Windenergie, um kurz darauf einen polemischen Text mit dem Titel „Der Windmühlen-Wahn“ im Heft zu platzieren. Man munkelte, Austs Furor hänge damit zusammen, dass er sich persönlich als Pferdezüchter im Elbeflachland bei Stade von nahestehenden Windkraftanlagen belästigt fühle und „sein Magazin für einen neofeudalen Privatkrieg“ instrumentalisiere. Quelle
 
Werbung:
Klimaleugner zerstören ganze Industrie und tausende Arbeitsplätze!
...und fördern Überflutung der Küstenstädte, das verdorren des Regenwaldes im Amazonas und weiten Teilen der Erde und tragen zu Massensterben unter Tieren und Menschen bei....Schande!
 
Zurück
Oben