Der Skandal Gustl Mollath

  • Ersteller Ersteller Musikuss
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Wie grausam, zuerst wird ihm mitgeteilt, dass er entlassen wird und dann dass alles nur eine fälschung war!

Er tut mir echt leid! So ein skandal! Vielleicht hätte man sich vorher vergewissern sollen!
Das ist echte psychische folter!
 
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Im aktuellen Spiegel gibt es einen sehr interessanten Artikel über den Fall der die Geschichte deutlich anders darstellt. Wenn stimmt was der Spiegel schreibt, und es scheint gut belegt zu sein (leider Print und daher online nicht verfügbar), dann kann keine Rede davon sein, dass Mollath psychisch gesund ist... und auch was Gewalttätigkeiten betrifft spricht viel dafür das er nicht ungefährlich war.

Sein damaliger Pflichtverteidiger wollte das Mandat z.B. abgeben weil Mollath ihn bedrohte. Es gab insgesamt laut Spiegel jede Menge gewalttätige Aktionen oder Situationen die fast gewalttätig eskalierten und auch Polizei-Einsätze. Auch das Verhalten seiner Frau scheint nicht ganz so gelaufen zu sein wie meist dargestellt wird... Sie soll sehr lange unter ihm gelitten haben bis sie ihn verließ... woraufhin er dann ausflippte, sie stalkte und auch Gewalttätigkeiten seien öfter vorgekommen. Aber anzeigen wollte sie ihn nicht. Wirklich tätig wurde sie demnach erst sehr spät weil sie tatsächlich Angst bekam. Auch die Reifen scheint er tatsächlich zerstochen zu haben. Es gibt z.B. einen Brief von ihm an jemanden dessen Reifen zerstochen wurden in dem er die anderen Opfer der Reifenstecherei auflistet.

Es gibt eine Zeugenaussage die kursiert, nach der Petra Mollath einem gemeinsamen Bekannten vorher gesagt haben soll, sie werde Mollath in die Psychiatrie bringen wenn er nicht ruhig sei... und wenn er ruhig sei dürfe er 500.000,- von seinem Vermögen behalten. Auch das soll aus einem simplen Grund zweifelhaft sein: Mollath war hoch verschuldet... der hatte keine 500.000,- und schon gar nicht mehr. Die Aussage würde keinen Sinn machen.


Es gibt auch einige Hinweise dafür das er momentan nicht ganz richtig tickt. Und damals soll er übrigens selbst gesagt haben, dass er psychisch krank sei.

Vor dem Untersuchungsausschuss des Landtags durfte er ja sehr lange reden. Und es ging dann u.a. um Beweise für seine Behauptungen was die Bank betrifft. Denn auch die waren laut Spiegel tatsächlich nicht so gut wie es bisher in den Medien dargestellt wird. Er hat einfach extrem wild drauf losbeschuldigt und möglicherweise wusste er auch tatsächlich manches was etwas Ungrade lief... aber ein riesen Schwarzgeldskandal stecke nicht dahinter und dafür gebe es auch keine Beweise. Damit konfrontiert ihn dann auch der Untersuchungsausschuss und Mollath behauptet, er habe Koffer voller Beweise bei Beate Klarsfeld in Frankreich deponiert. Auch Nachfrage weiß die aber nichts davon. Klarsfeld hat nur Briefe von Mollath bekommen...


Auch in der Psychiatrie laufen die Dinge wohl etwas anders als man denken würde. Er dürfte z.B. das Gebäude verlassen. Bei anderen Patienten, die ähnlich eingeschätzt werden wie er, liefe das normalerweise so das sie wie in einem Krankenhaus auch durchaus raus dürfen... und da sind keine Zäune oder sowas. Der nächste Schritt wäre, das sie mit Begleitung in die Stadt gehen und dann ohne... und dann frei kommen. Aber er weigert sich weil er nicht durch Metalldetektoren gehen und keinen Alkoholtest machen will. Das er noch immer da drin sitzt liegt also definitiv auch an ihm da er jede Zusammenarbeit verweigert weil er hinter allem eine riesen Verschwörung wittert.

Was das Schwarzgeld betrifft: Auch da sollen die Dinge etwas komplexer liegen. Denn seine Angaben sollen tatsächlich unzureichend gewesen sein. Er machte Angaben über Personen die Geld in die Schweiz schafften... das ist aber nicht illegal. Erst wenn es dort dann nicht versteuert würde sei es illegal. Der Satz der Bank, alle nachprüfbaren Behauptungen seien zutreffend kommt auch dadurch zustande weil er Angaben zu Transfers machte die zwar stimmen... die sind aber eben nicht illegal. Einen tatsächlichen Beweis, das es um Schwarzgeld geht oder seine Frau damit verwickelt ist, gibt es bisher nicht. Auch ihre außerordentliche Kündigung wurde aufgehoben. Aber: Der allergrößte Teil soll tatsächlich extrem wirr sein... hunderte Seiten in denen ein paar wahre Angaben versteckt sind. Er soll so ziemlich jeden beschuldigt haben in einen Skandal verstrickt zu sein den er kennt plus

Aber: Es gab auch viele Justizfehler und dann noch einige Zufälle die im Nachhinein den Eindruck einer Verschwörung erwecken... etwa das Attest. Die Ärztin konnte sich nicht an Petra Mollath erinnern.. simpler Grund: Sie hat das Attest nicht ausgestellt. Es wurde auf ihrem Briefpapier von ihrem Sohn ausgestellt. Der hat sie vertreten weil er Arzt ist. Das ist wohl auch lange nicht so wild wie es dargestellt wird.

Ich kann hier nicht alle Punkte aufführen sonst könnte ich den Artikel gleich abschreiben. Sollte wahr sein was der Spiegel schreibt, bleibt unterm Strich:

- Justizskandal? ....ja
- Verschwörung?...nein
- Ist Mollath geistig gesund?....nein
- Gewalt gegen seine Frau? ....ja
- Insgesamt gewalttätig?...ja
- großer Steuerskandal?....nein

Es bleibt also ein Justizskandal... weil einfach große Fehler gemacht wurden. Der ganze Rest wäre dann eher konstruiert... da die Story insgesamt eben potentiell Sprengstoff hat und einige Unsauberkeiten. Kann also sein, dass der Fall zwar einerseits neu aufgerollt wird, dann aber eher zu einer Luftnummer werden könnte.
 
Ah, ja der spiegel. :ironie:

Der Spiegel berichtet in dem Fall mal so und mal so. Habe eben mal nachgesehen, aber ein klares Muster ist da nicht zu erkennen.

Hinweise darauf, dass er tatsächlich psychisch krank ist gibt es jedenfalls ehr viele. Hinweise auf Schwarzgeld gibt es auch, aber die Art seiner sehr wirren Darstellung und die Fülle an Material das eben tatsächlich irrelevant ist, hat die realen Hinweise dann anscheinend untergehen lassen.

Jedenfalls ist der Fall weit komplexer als es den Anschein hat. Möglicherweise war das eher ein Rosenkrieg zwischen einem psychisch Kranken und einer Frau die möglicherweise tatsächlich nicht nur saubere Bankgeschäfte abwickelte, die aber wahrscheinlich tatsächlich misshandelt wurde... auch was das angeht sind die Hinweise sehr deutlich.

Schwer zu durchschauen. Aber das reine Opfer ist er wahrscheinlich nicht und nur perfide Täterin ist die Frau wahrscheinlich nicht.
 
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der spiegel hat schon manchen menschen in den abgrund getrieben!

Man kann ja durchaus einiges kritisch beim Spiegel sehen... aber dann sollte man schon auch argumentieren. Und möglicherweise ist der Artikel präziser als die Mehrheit der sonstigen Berichterstattung.

Ich habe etwas Interessantes gefunden. Die Journalistin hat schon früher mal kritisch zum Fall berichtet ("Mollath-kritisch") und wurde dafür wiederum kritisiert worauf sie dann wieder reagierte. Und das sieht durchaus nach Recherche aus.
http://www.spiegel.de/spiegel/spieg...r-die-zweifel-an-der-opferrolle-a-873836.html


Ein paar Punkte:


Sie behaupten, die Gutachten, die zum Ergebnis kommen, Mollath sei weiterhin krank und gefährlich, seien sämtlich nur nach Aktenlage erstellt, ohne ausführliches Explorationsgespräch.

Wahr ist: Gutachter Klaus Leipziger (Erstgutachter in Bayreuth) stützte sich keineswegs nur auf Akten, er erlebte Mollath fünf Wochen lang auf seiner Station und versuchte in der Zeit mehrfach, mit ihm ins Gespräch zu kommen.

Der Punkt wird ständig anders berichtet... das keiner der Gutachter tatsächlich Kontakt zu Mollath gehabt haben soll.



Herr Mollath zeigte in dieser Zeit vielfache bizarre Verhaltensweisen. Er lief dort tagelang spärlich bekleidet auf der Station herum, obwohl man ihn mehrfach bat, etwas überzuziehen. Er verweigerte das Waschen, bis er so stank, dass es zu Konflikten mit den Mitpatienten kam und schrieb sich von einer Tube mit Reinigungsmittel eine Telefonnummer ab, weil er glaubte, man wolle ihn in der Klinik mit Seife vergiften. All das und noch vieles mehr hat Dr. Leipziger sehr ausführlich in seinem Gutachten dokumentiert.

Der zweite - diesmal auf Wunsch der Verteidigung externe - Gutachter, Hans-Ludwig Kröber aus Berlin, war nach Bayreuth gereist, um mit Mollath zu sprechen, aber der lehnte ein Gespräch ab. Kröber stützte sich deshalb unter anderem auf die Strafakten, auf Mollaths Briefe, das Vorgutachten und auf die Pflegeberichte der Klinik. Das ist kein unwissenschaftliches Vorgehen, wie verschiedentlich behauptet wurde, sondern so wird notgedrungen immer dann verfahren, wenn jemand die Exploration verweigert, und wenn, wie im Fall Mollath, genügend anderes aussagekräftiges Material zur Verfügung steht.


Den dritten - ebenfalls externen - Gutachter, Friedemann Pfäfflin, hatte die Verteidigung ausgewählt. Er verbrachte in 2011 einen ganzen Tag im Gespräch mit Herrn Mollath und hat dies in seinem Gutachten sorgfältig und ausführlich dokumentiert, mit gleichem Ergebnis wie die beiden Vorgutachter.
Wenn das stimmen sollte: Ein von der Verteidigung ausgewählter Gutachter der mit Mollath Kontakt hatte kam zum selben Ergebnis... dann müsste die Verteidigung gegen Mollath gearbeitet haben. Falls eine Verschwörung zutreffen sollte wäre das zwar denkbar, aber dann wäre es eine echt große Verschwörung.


Weiterhin schreiben Sie, anders als alle anderen Gutachter habe der leitende Arzt der Allgemeinpsychiatrie in Mainkofen "Mollath tatsächlich untersucht und nicht nach Aktenlage attestiert", und zwar, um zu klären, ob Mollath einen gesetzlichen Betreuer braucht, der Sorge für seine gesundheitlichen oder finanziellen Belange trägt (Betreuungsverfahren). Dieses Gutachten habe Mollath 2007 "als psychopathologisch unauffällig und geschäftsfähig" eingestuft und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass bei Mollath mit Sicherheit keine schizophrentypischen Wahnideen vorliegen und es keine Hinweise auf psychotische Erkrankung gibt."

Allerdings haben Sie die Diagnose nicht komplett wiedergegeben, sondern nur das, was den Anschein erweckt, Dr. Simmerl habe Mollath für gesund gehalten. Tatsächlich diagnostizierte er aber "am ehesten eine Persönlichkeitsstörung mit querulatorisch-fanatische Zügen (ICD 10- Nr. F 60.0)" (siehe Seite 38 des Gutachtens).

Ich habe mit Dr. Simmerl gesprochen. Er bestätigte mir, dass er Mollath sehr wohl für deutlich gestört gehalten habe, und dass er sich, was das betrifft, in vielen Medien nicht korrekt wiedergegeben sieht. Außerdem räumte er ein, dass er für sein Gutachten die Strafakten nicht herangezogen hat. Musste er ja auch für ein Betreuungsgutachten nicht. Aber ein vollständiges Bild wird er sich so kaum erworben haben können.



Wenn stimmt was sie da schreibt, sind die meisten Medienberichte sehr falsch. Denn sie behaupten ja, keiner der Gutachter die ihn als psychisch krank einstuften habe Kontakt zu ihm gehabt...

Und jener, der Kontakt hatte habe ihn als gesund eingestuft...

Das wäre dann alles falsch bzw. Halbwahrheiten die ein falsches Gesamtbild ergeben.


Zu den Schwarzgeldbehauptungen schreibt sie:

In der zusammenfassenden Bewertung dieses Verhaltens im internen HVB-Bericht liest man allerdings auf S. 16 zu eben diesem Vorwurf: "Der Geldwäschebeauftragte der Bethmann-Bank verzichtet nach Abstimmung mit dem Geldwäschebeauftragten der HVB auf eine Verdachtsanzeige, da er annimmt, dass es sich nach Prüfung der Umstände nicht um deliktische Gelder handeln dürfte."

Bedeutet dann: Es gab Transaktionen... so wie Mollath das geschildert hat, aber ohne Nachweis dass die illegal sind. Denn jeder darf sein Geld in die Schweiz bringen solange das versteuertes Geld ist... und dortige Gewinne ebenfalls versteuert werden. Vermutlich ist da sogar Schwarzgeld bei... aber wenn man mit dem Finger auf Hunderte Leute zeigt hat man immer Steuerhinterzieher dabei... Denn das hat er ja getan. Sein Anklage-Dossier ist ja tatsächlich wirr.


Entweder ist das eine gigantische Verschwörung, oder der Mann ist tatsächlich psychisch krank und hat eine riesen Sache zusammengestrickt die einen kleinen wahren Kern enthält. Momentan tendiere ich zu letzterem.
 
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