Du hast viel angesprochen, darin sind eigentlich etliche unbeantwortete Fragen drin. Prima auch, dass du am Ball geblieben bist! Ich will erst einmal nur auf weniges eingehen, sonst wär’s vielleicht schon zuviel:
Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir vom Thema abweichen.
Das kann sein, denn die Begriffe werden nicht genügend geklärt. Hinter ihnen können sich andere Assoziationen verbergen, die sich vielleicht als vorschnell gefasste Meinungen herausstellen können. Denn es ist nicht immer leicht, den Begriffen gegenüber neutral oder gar objektiv bleiben und leicht können sich unerkannt fehlerhafte Assoziationen einschleichen. Aber das ist zusammen mit der Bedeutungsordnung ja Grundlage gerade bei Fachbegriffen, um sich so umso besser einander verstehen zu können, wodurch eine Art des Wir entstehen kann.
Ob ich sterbe oder Du tod bist.
Du oder das was Du zu sein glaubtest ist immer noch in der Zeit behaftet.
Das ist so nur ein Wortspiel, das nicht die geistige Bedeutung des Ich zu erfassen sucht. Du hattest zu meinen vorgezogen, wir beide seien nicht ich und du, sondern ein Wir. Das Problematische an solchen Auffassungen ist, dass sie einerseits eine richtige haben und an anderer Stelle eine falsche. Das Wir spricht eine Sozialgemeinschaft an, das Ich aber ein sich selbstbewusstes Individuum. Von den vier geistig zu erfassenden Wesensgliedern des Menschen steht das ICH an oberster Stelle. Das jeder ein Ich ist, bemerkt doch sicher jeder ab eines gewissen Entwicklung als Kind, oder nicht? Dann zieht es regelrecht durch die Seele und in die Seele ein.
Unter dem Ich steht der Astralleib, der Bewusstsein schenkt, ihn haben auch die Tiere, aber ihnen fehlt das Ich und damit das Selbstbewusstsein. - Hier würde ich den Beginn des Wir zu einem Sozialbewusstsein ansetzen.
https://anthrowiki.at/Astralleib
Wie kann etwas nach 2000 und mehr Jahren überhaupt noch NEU sein???
Auch eine gute Frage! Wenn ich übliche Bibelkreise besuche, kann man mir das dort auch nicht beantworten. Und wenn’s versucht wird, bemerke ich schnell das Fehlerhafte. Bemerke ich es, werde ich schnell unbeliebt, stelle dabei aber auch fest, dass jene sich selbst gar nicht bewusst religiös fortentwickeln wollen, denn sie meinen, die richtige Antwort ja gegeben zu haben und abgeschlossen in ihrer Entwicklung zu sein, sie verhalten sich, wie man es im Bilde kennt, gegenüber einem verkündenden Propheten (mit langem Bart), gegenüber dessen Aussagen man sich zu verbeugen hat. Sie kommen mir vor, als ob sie die Bibel aus ganz alten alttestamentlichen Ansichten heraus betrachten würden, wo vor der Zeitenwende – so die Lehre der Anthroposophie – noch ein ganz anderer Geist herrschte. Das bedeutet mit moderneren Worten ausgedrückt: Die Menschheit war noch in einem anderen, in einem bestimmten Entwicklungsstadium, das sich mit der Zeitenwende zu verändern und sich bis heute zu entwickeln begann. Und ich darf (prophetisch?) sagen, die Entwicklung wird sich noch fortsetzen. Das Neue ist ein wie ein Keim gesetzter Impuls, Steiner nennt ihn den "Christus-Impuls" - und entwickelt sich also erst ...
Und war Rudolf Steiner ein Prophet ?
Bei Wiki heißt es gleich: "Als Prophetie bezeichnet man die Verkündigung von Botschaften einer Religion durch Personen, die sich durch einen Gott berufen sehen."
Ich kenne eine ganze Menge der anthroposophischen Vorträge und Schriften Steiners, nirgendwo steht bei ihm so etwas zu lesen, als ob er eine (direkt empfangene) Botschaft von Gott (etwa auf einem großen Platz vor einem Palast) verkünde, dem man im Namen einer Religion hinterherzulaufen habe. Mag solches aber mal eine Zeit gegeben haben, wo das gemäß der Bewusstseinsentwicklung richtig gewesen war, doch mit der ICH-Entwicklung mehr und mehr eben nicht mehr. Mit ihr müssen andere, ihr angepasste Vorgehensweisen einhergehen. Steiner ist geisteswissenschaftlicher Lehrer, nicht Verkünder, nicht Eintrichter, der anderen etwas autoritär einbläut im Namen einer unantastbaren Autorität Gottes. Ein moderner Lehrer jedenfalls, den ich anerkennen kann, respektiert nicht bloß das Selbstbewusstsein eines Ich, unterläuft seine Entwicklung nicht, sondern gibt ihm innerhalb seiner Selbständigkeit fördernde Impulse. - Das macht Steiner!