Joey schrieb:
In der Wissenschaft werden Thesen überprüft. Immer und immer wieder, sofern das Geld ausreicht, und es werden immer neue Wege gesucht, Irrtümer und Fehlschlüsse zu umgehen und auszuschließen. Das kann die Esoterik/Religion nicht unbedingt von sich behaupten.
Naja, selbstverständlich kann sie das.
Sogar hier mitten unter uns in diesem Forum findet sehr viel Austausch von Beobachtungen statt, werden Thesen aufgestellt, einer allgemeinen Diskussion ausgesetzt, Beispiele und Gegenbeispiele gesucht, Quellen zitiert und Widersprüche dargestellt.
Daß das nicht immer und unbedingt der Fall ist gilt natürlich in Amateurkreisen für Wissenschaft und Esoterik in gleichem Maße.
Sogar bei den Profis passiert es oft genug, daß mal wieder jemand das Geheimnis der Glückseligkeit oder die kalte Fusion gefunden hat.
Joey schrieb:
Gott gehorcht keinen reproduzierbar nachvollziehbaren Gesetzen.
Gott gehorcht keinen Naturgesetzen.
Weil, da bin ich mit Dir völlig einer Meinung, die Naturwissenschaft sich gar nicht mit Gott befassen kann.
Aber Gott "gehorcht" Glaubensgesetzen.
Und der Glaube ist es, der Gott beschreiben kann, weil er die richtigen Gesetze dafür hat.
Gleiches gilt andersrum für meine schwarzen Löcher, die man auch nicht mit der Bibel oder einem Katechismus begreiflich machen kann.
Das ist genau mein Ausgangspunkt für die Behauptung, daß Naturwissenschaft und z.B. Glaube (oder auch Astrologie und sonstige esoterische Disziplinen) nicht völlig unterschiedlich sind, sondern wesensgleich, sozusagen Geschwister.
Rivalisierende zwar, aber doch von einer Gattung.
Und deswegen kategorisiere ich die Naturwissenschaften auch als Glaubensrichtungen.
Und darin sehe ich den hier zu beschreibenden Bogen, nämlich, daß man die Naturwissenschaft nicht in ein gesondertes Eckchen zu stellen braucht und eine unüberwindbare Lücke zwischen ihr und der Esoterik heraufbeschwören muß, sondern daß man die immer wieder auftauchenden scheinbaren Widersprüche als das sehen kann, was sie sind, nämlich Streiterein zwischen Andersgläubigen.
Erkennen kann man das auch so: ein Gläubiger argumentiert aus seinem Glauben heraus und mit den Mittels seins Glaubens, auch über Dinge, die nicht Inhalt seines Glaubens sind.
Der Wissenschaftsgläubige argumentiert mit den Regeln der Logik, der Beweisbarkeit, der Mathematik und oft genug auch mit Autorität.
Sagt, Gott, Geister oder Wiedergeburt sei nicht beweisbar, sei nicht empirisch, sei nicht logisch, sei nicht kausal und schon gar nicht thermodynamisch.
Der Religionsgläubige argumentiert mit Geboten, mit heiligen Schriften, mit Prophetensprüchen und ebenfalls mit Autorität.
Sagt, die Erde darf sich nicht um die Sonne drehen, weil sonst das Buch Josua nicht stimmt und Evolution kann es nicht gegeben haben, weil doch in der Genesis was anderes steht und der Papst irrt nicht.
So ein Vorgehen ist von vorne herein nicht auf Einigung oder Annäherung ausgelegt sondern soll immer nur die Einzigartigkeit und den Führungsanspruch des jeweiligen Glaubens vermitteln (und da schließe ich eben die Wissenschaft mit ein).
Mein Anliegen, das hier so aufdringlich herauszuposaunen, liegt darin, daß diese Sichtweise viele scheinbare Widersprüche glätten und die Sicht auf die Gemeinsamkeiten freilegen kann und man damit die häufigen Wissenschaft-vs.-Parawissenschafts-Debatten auf den Punkt bringen kann.
Und es soll versuchen zu ergründen, woher das hohe Maß an Emotionalität kommt, das da immer mitspielt und das weder für den ach so logischen Wissenschaftler noch für den ach so frommen Gläubigen (schon wieder eine Gemeinsamkeit) passend scheint.
(Zum Glück gehen diese Streitereien immer nur bis zum Scheiterhaufen. Die Streitereien zwischen verwandten Religionen sind da wesentlich fataler.)
Wer allerdings in sich selbst schon Naturwissenschaft und Glaube vereint hat, wird das natürlich auch ohne meinen Kommentar hinbekommen
Gruß.