A
Alicebergamo
Guest
Siddharta lauschte. Er war nun ganz Lauscher, ganz ins Zuhören vertieft, ganz leer, ganz einsaugend, er fühlte, dass er nun das Leben gelernt habe. Oft schon hatte er all dies gehört, diese vielen Stimmen im Fluss, heute klang es neu.
Schon konnte er die vielen Stimmen nicht mehr unterscheiden, nicht frohe von weinenden, nicht kindliche von männlichen, sie gehörten alle zusammen, Klage der Sehnsucht und Lachen des Wissenden, Schrei des Zorns und Stöhnen der Sterbenden, alles war eines, alles war ineinander verwoben und verknüpft, tausendfach verschlungen.
Und alles zusammen, alle Stimmen, alle Ziele, alles Sehnen, alle Leiden, alle Lust, alles Gute, alles Böse, alles zusammen war die Welt.
Alles zusammen war der Fluss des Geschehens, war die Musik des Lebens. Und wenn Siddharta aufmerksam diesem Fluss, diesem tausendstimmigen Lied lauschte, wenn er nicht auf das Leid, noch auf das Lachen hörte, das Ganze, die Einheit vernahm, dann bestand das groβe Lied der tausend Stimmen aus einem einzigen Wort, das hieβ OM: die Vollendung
Aus Siddharta von Herman Hesse
Schon konnte er die vielen Stimmen nicht mehr unterscheiden, nicht frohe von weinenden, nicht kindliche von männlichen, sie gehörten alle zusammen, Klage der Sehnsucht und Lachen des Wissenden, Schrei des Zorns und Stöhnen der Sterbenden, alles war eines, alles war ineinander verwoben und verknüpft, tausendfach verschlungen.
Und alles zusammen, alle Stimmen, alle Ziele, alles Sehnen, alle Leiden, alle Lust, alles Gute, alles Böse, alles zusammen war die Welt.
Alles zusammen war der Fluss des Geschehens, war die Musik des Lebens. Und wenn Siddharta aufmerksam diesem Fluss, diesem tausendstimmigen Lied lauschte, wenn er nicht auf das Leid, noch auf das Lachen hörte, das Ganze, die Einheit vernahm, dann bestand das groβe Lied der tausend Stimmen aus einem einzigen Wort, das hieβ OM: die Vollendung
Aus Siddharta von Herman Hesse