Mein Bruder ist ganz sicher nicht allein an allem schuld, daß er so geworden ist, dafür kann er nichts, wir haben beide eine recht schwierige Kindheit gehabt.
Darin liegt auch zum großen Teil der Grund, warum ich mich so viel um ihn gekümmert habe, wir waren füreinander da und haben aufeinander aufgepasst, ich als ältere Schwester natürlich besonders, ist ja mein Job.
Hab auch nachher, wie er mit den Dogen angefangen hat, viel falsch gemacht, ihn unterstützt und ihm Geld gegeben, weil ich einfach Angst gehabt habe um ihn, nachdem er die erste Wohnung verloren hat.
Ich hätte viel früher Nein sagen müssen, auch wenn er droht, er hat ja mit Mord und Selbstmord gedroht. Ich war nicht stark genug und hab mich in dem Irrglauben verstiegen, ihm helfen und vor dem Tod retten zu können.
Hab sehr viel falsch gemacht, ihm alles bezahlt und gemacht und gegeben mit dem Ergebnis, daß er nicht auf eigenen Beinen stehen hat müssen und die Folgen seines Handelns selber erleben und Dinge schätzen zu wissen.
Hab es erst im Herbst kapiert, nach seiner zweiten Delogierung, weil er sich monatelang um nichts gekümmert hat, nicht mal seine Sozialhilfe von der Post geholt hat.
Da ist mir klar geworden, daß alles falsch war, was ich gemacht habe, und sinnlos, völlig sinnlos.

Wie dann noch im November ein Bekannter von mir gestorben ist, ist mir klar geworden, daß wir alle irgendwann sterben, jeder zu seiner Zeit, und ich es nicht aufhalten kann. Ich kann nicht verhindern, daß mein Bruder stirbt.