FelsenAmazone
Sehr aktives Mitglied
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Ich habe erst nach der Demo am 01.08.20 in die Corona-Diskussionsfäden geschaut und war überrascht, wie Leute hier miteinander umgehen.
Erst einmal Danke für Deinen Beitrag. Er tut gut.
Diesen Überraschungsmoment, zu sehen, wie bei manchen Menschen der Umgang manchmal ist, den hatte ich schon einige Male, aber so wie hier bei diesem Thema, so deutlich, war es noch nie.
Bereits zu Beginn der Krise hieß es oft, dass die Krise der Zeitpunkt ist, zu dem die Menschen "ihr wahres Gesicht" zeigen. Ich denke mittlerweile, dass man das nicht uneingeschränkt so sagen kann, eher so: Alle Menschen zeigen jetzt das Gesicht, das sie haben, wenn sie in Panik geraten.
Da setzt das Denken und die Umgangsformen, das setzt aus; es kommen die Reaktionen:
Flucht
Erstarrung
Kampf
Da hier im Forum keine Feinde und Gegner sind, aber für Kampfwütige Feinde erforderlich sind, wird der Wortkampf geführt.
Alle drei sind in Angst.
Dir wird klar, dass Du weniger Angst hast als die anderen, weil Du noch nachdenken kannst. Damit tust Du etwas, was jemand, der Angst hat, nicht kann und erzeugst tiefe Gefühle des Hasses oder der Liebe, je nachdem, in welchem Zustand sich der Angesprochene befindet.
Das hat mit Rationalität nichts zu tun.
Mitglieder, deren Beiträge ich in anderen UF bisher gern gelesen hatte, zeigten hier plötzlich ein anderes Gesicht.
Bei den Themen, die nicht von der Angst infiziert sind, ist das auch noch möglich.
Wenn die Angst um sich greift, dann sieht man das Angst-Gesicht der Menschen. Bislang haben sich viele hier noch nicht mit ihrem Angst-Gesicht vorgestellt.
Deine Haltung spricht für Dich; Du hast bei einigen schlicht vermutet, dass sie, weil sie X oder Y geschrieben haben, sich nicht von der Angst würden anstecken lassen und nicht solche Beiträge verfassen, wie Du sie jetzt entdeckt hast. Das zeugt davon, dass Du mehr Gutes in anderen Menschen wahrnehmen kannst. Das mache ich auch und wenn jemand das als "dumm" schimpft, dann fühle ich mich nicht angesprochen, denn es ist nicht dumm, das Gute in Menschen zu sehen. Es ist schwieriger. Wenn mich jemand dumm nennt, dann heißt das, es ist ihm oder ihr zu kompliziert, durch die Angst hindurch zu sehen und das Gute zu entdecken. Dafür verurteile ich keinen Menschen, denn wenn man Angst hat, ist das furchtbar und das Denken hört auf.
Ich würde liebend gerne die Hassposts ignorieren, wenn sich dadurch auch gleichzeitig das Bild korrigieren würde, das diese Mitglieder von sich erzeugt haben. Es gibt keinen Weg zurück zum Zustand des Nicht-Gelesen-Haben. Ich bin an Harmonie interessiert, ich kann so ziemlich jeden Standpunkt verstehen - auch wenn ich ihn nicht teile.
Das Bashen, das Beleidigen, das Demütigen, das Kleinmachen ... kurz, das Verhalten, das einer autoritären Haltung entspringt, widert mich an.
Aber mit diesen Gesichtern, die hier gezeigt wurden und werden, muß ich jetzt leben.
Ja, Du hast Mitgefühl und deshalb leidest Du mit, wenn geurteilt wird, und behalte Dir den Instinkt bei, dass es widerlich ist, denn menschlich ist es nicht, aufeinander einzuhacken. Aber es ist die Realität, dass es passiert. Das zu erkennen und loszulassen, ist eine schwierige Lektion. Je mehr und öfter man in einem wütenden Mob sagt, es sei nicht richtig, aufeinander einzuschlagen, umso mehr erzürnt es den Wütenden und ein Rück-Besinnen wird immer unmöglicher. Diesen Weg, sich zu besinnen, kann nur jeder allein gehen. Bis dahin "braucht" jeder die Bestätigung für sein Denken und Handeln.
Es reicht schon aus, nicht mitzumischen. Je mehr Menschen sich überlegen, dass es keinen Vorteil hat, in keiner Krise und für kein Aktivität, wenn man schreit und um sich schlägt, umso ruhiger wird es und der Raum für Lösungen offen.
Dort sehen wir uns
Mich hat z.B. keine/r je gefragt, was ich über die Demos denke. Oder welche Eindrücke ich habe und was ich mitgenommen habe. Nö. Interessiert nicht. Ich war da und werde passend gemacht. Da wird die Schublade aufgezogen und das passende Eck für mich gesucht. Ich werde als Covidiot abgestempelt, mir wird Corona an den Hals gewünscht und ich werde in die gleiche Ecke mit Freaks, Spinnern, Rechten und Linken gestellt.
Suche die Gemeinschaft und das Gespräch mit Menschen, die es interessiert. Erzähle darüber, hier oder an anderer Stelle. Ignoriere konsequent diejenigen, die mit noch mehr Geschrei zu unterbinden versuchen, dass Du Dich äußerst.
Von den Menschen, die schreien, kann man nicht erwarten, dass sie sich nach Deinem Befinden erkundigen. Das tun die Menschen, die einen Bezug zu Dir haben und die selbst im Gleichgewicht sind. Andere können es nicht, sie sind mit sich beschäftigt und da ist zu viel, als dass der Gedanke Platz hätte, wie es denn jemand anderem geht.
Potenziell wohnt in jedem Menschen die Möglichkeit, sich zu besinnen. Aber diesen Moment kann kein andrer Mensch "verursachen".
Der kleinste gemeinsame Nenner der Leute, die sich auf den Demos getroffen haben, ist ein Zweifel. Egal, wo die Leute herkommen und was sie sonst im Kopf haben - mich verbindet nichts anderes mit den anderen Teilnehmern als dieser Zweifel. Ich weiß nicht, was sie sonst noch denken und ich weiß nicht, ob in dieser Bewegung Leute mitmischen, die zwar nicht an Corona zweifeln, aber den Protest für ihre Agenda nutzen wollen.
Aber wahrscheinlich können nur Leute diese Bewegung benutzen wollen, die ehrlich an Corona zweifeln. Was die sich dann noch so vorstellen, bleibt deren Sache. Es geht nur um Corona.
Das ist der Punkt, eigentlich sollte in einer Demokratie es möglich sein, dass gesellschaftliche Themen besprochen werden, Erkenntnisse getauscht, Ansichten gehört werden. Auch im privaten Bereich sollte dies möglich sein. Es gibt bei allem, was man denken kann, Zweifel und diese führen weiter zu einem Ergebnis, wenn man sich damit auseinandersetzt.
Das ist etwas, was gefehlt hat in der Krise und daher suchen die Menschen eine Möglichkeit, die Zweifel auszudrücken.
Dafür muss es Kanäle geben. Ich hoffe, es bilden sich durch die Ereignisse und durch den wachsenden Kenntnisstand dafür neue zivilisierte Wege. Ein Unterdrücken oder zum Schweigen bringen ist der sichere Weg in eine explosive und extremistische Situation.
Ich folge keinem Extremismus, nur weil er an Corona zweifelt. Der Inhalt von jedem Extremismus ist irgendein Hass, der die extremste Form von Extremismus ist. Zweifeln ist nicht hassen. Mein Zweifel beruht nicht auf Hass. Ich zweifle nicht, weil ich hasse, sondern weil die Sache nicht stimmig ist. Weil die Realität ist keine Hochrechnung, aber hier erzeugt die Hochrechnung eine Realität. Diesen Weg von der Theorie zur Praxis lehne ich ab.
Hass ist Extremismus und Extremismus ist das Gegenteil von Besonnenheit, Argumenten, Zweifeln und sachlicher Auseinandersetzung und dem Suchen nach Lösungen, ich finde, das hast Du gut auf den Punkt gebracht.
Jetzt, wo Du erkannt hast, dass es einige gibt, die sich mit dem Corona-Thema (oder anderen Themen) auseinandersetzen und dass es einige gibt, die sich mit Wortgefechten über persönliche Anwürfe auseinandersetzen - kannst Du wählen, mit wem Du in Interaktion gehst zu welchem Thema.
Diese Wahl kann einem keiner nehmen. Gottseidank.
Ich ordne weder Dich noch mich als Extremist ein. Wir würden auch mittlerweile erkennen, wer wozu neigt, meinst Du nicht?
Wer uns also Extremisten nennt - sagt also etwas über sein Weltbild aus, aber nicht über uns. Wer diese Aussage tätigt, kennt uns ja nicht besser als wir uns selbst. Manchmal denke ich auch, der- oder diejenige weiß im Moment der Aufregung auch gar nicht, was er oder sie sagt oder macht damit.
Liebe Grüße
eva