Irgendwie sehe ich da im Jüngsten Gericht einen gewissen Widerspruch. Jesus hatte ja einerseits von der Nachsicht gepredigt:
Matthäus 5 [37] Eure Rede soll sein: ja, ja; nein, nein. Was darüber ist von Übel. [38] Ihr habt aber gehört, dass da (vor den Richtern) gesagt wird: „Auge um Auge, Zahn um Zahn.“ [39] Ich (Jesus) sage aber euch, dass ihr nicht wiederholen sollt dieses Übel, sondern so dir jemand einen Streich gibt auf deine rechte Wange, dem biete auch die andere dar.
Anderseits sagte Jesus aber auch:
Matthäus 3[12] Und er (Gott) hat die Worfschaufel in seiner Hand: er wird seine Tenne fegen und den Weizen trennen und seinen Weizen in die Scheune sammeln; aber die Spreu wird er verbrennen mit ewigen Feuer.
In der ägyptischen Tradition gab es in der 5. Stunde der 12-stündigen Nachtfahrt ein Totengericht. Dort wurde dann das Herz eines Toten mit der Feder der Maat aufgewogen. Bei dem Urteil war aber nicht so sehr das Gewicht des Herzens entscheidend, sondern mehr die Einsicht des Verstorbenen. Der verstorbene Sünder hatte also bis zu dieser 5. Stunde noch eine Chance nicht von dem Untier gefressen zu werden.
So denke ich, dass die Schuld für uns ein immerwährendes Mahnmal sein sollte, das uns daran erinnert, diese nicht mehr zu wiederholen. Auch in den Evangelien ist es für eine Umkehr nie zu spät. Wir sollten also nicht so angestrengt auf die Verfehlungen anderer blicken, sondern mehr auf unser eigens Tun achten:
Johannes 8[7] ... Wer unter euch ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein ...
Merlin
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