Hallo Reason - hab Dank!
Spannende Frage stellst Du - und ich glaub ich weiss ne Erklärung - wenns auch wohl kaum die einzige ist.
Wenn etwas sich harmonisch und wohltuend anfühlt, dann haben wir es gern in unserer Nähe. Dagegen von etwas, was sich unharmonisch anfühlt und uns keine guten Gefühle macht, nehmen wir Abstand - das wollen wir nicht so nah bei uns haben. Soweit ist das noch einfach.
Wenn du jemanden liebst, dann läßt du ihn natürlich sehr nah an dich ran - weihst ihn in deine persönlichen Geheimnisse ein, läßt ihn vielleicht dein Tagebuch lesen, usw.
Dabei festigt sich die Nähe, es entsteht dann Verbundenheit. Und das ist nicht nur ein Wort, das ist auch nicht nur ein Gefühl, sondern das ist was ganz Wirkliches. Hellsichtige können das sogar sehen, als eine art Verbindungsstrang zwischen zwei Menschen. Ich nenne es Bindekräfte - und die entstehen zB auch dann, wenn man gemeinsam irgendwelche dramatischen Erlebnisse durchsteht. Oder beim Sex.
Wenn es dann aber dazu kommt, dass man sich nicht mehr harmonisch miteinander fühlt, dass Konflikte im Raum stehen oder sowas - dann hört deswegen die Nähe nicht auf - denn die wird ja durch die Bindekräfte, durch diesen Verbindungsstrang aufrechterhalten!
Und jetzt kommt mein erster Absatz wieder ins Spiel: etwas was sich nicht harmonisch anfühlt, zu dem will man Abstand haben. Das geht aber in dem Fall nicht - wegen Verbindungsstrang. Und dann wirds unangenehm, und Ärger entwickelt sich.
Aber den Verbindungsstrang sieht man als Normalsterblicher ja meistens nicht - das was man sieht ist die Partnerin oder der Partner, wo einen NERVT. Also richtet sich der Ärger auf diese/n - der/die vielleicht gar nichts dafür kann, weil ja genauso von den Bindekräften festgehalten - und steigert sich dann womöglich zu Wut oder Hass.
Und schon hat man das Schlamassel.
Also: dadurch dass man sich uneinig ist, oder einen Konflikt hat, dadurch hört die Nähe nicht gleich auf - aber sie wird dann schnell unangenehm.
Und: die Verbundenheit betrifft immer beide. Es ist ein Verbindungsstrang, eine Kraft die zwischen zwei Menschen wirkt, und nicht nur ein Gefühl das einer hat und der andere vielleicht nicht. Deswegen schaukeln sich die Dinge dann schnell auf.
Was allerdings vorkommt, das ist dass die Verbundenheit nicht mehr bewusst wahrgenommen wird, dass sie ins Unbewusste gerät. Das erlebt man auch immer wieder mal: du bist in einer Beziehung, und dein Partner wirkt gar nicht (mehr) soo sehr interessiert an dir. Gleichgültigkeit und Routine macht sich breit, und das übliche halt. Aber wenns dir dann irgendwann zu öd wird und du dich trennen willst - dann PENG! ist das Drama und die Eifersucht da!
Dann sind sie auf einmal wieder spürbar, die Bindekräfte. Vorhanden waren sie die ganze Zeit - aber der Mensch neigt halt dazu sich an Dinge zu gewöhnen.
Und so gesehen ist "liebst du mich noch?" eigentlich ne falsche Frage. Die bessere Frage wäre: "wie wollen wir mit unserer Verbundenheit umgehen?"
Man kann sie nämlich nicht zerreissen - wenn man das versucht dann wird das eben oft in Hass umschlagen - auf der einen oder anderen oder beiden seiten.
Aber dadurch dass man diese Verbindung hat, hat man auch einen Zugang zur Seele des Partners - und damit kann man viele interessante Dinge machen.
Und im anderen Fall könnte man sie gemeinsam lösen (weil man sie ja auch gemeinsam realisiert hat) - das ist wohl die edelste Variante, um eine Beziehung zu beenden.
Soweit mal, wie ich denke dass die Dinge zusammenhängen. Ich bin gespannt ob du damit was anfangen kannst...
Zwei Gegenfragen

- wer bestimmt dieses "dürfen", und wofür braucht es ein "vergeben"? Also, wer hat da eigentlich die Spielregeln gemacht und wer setzt sie in kraft?
Ich glaub, im nächsten Schritt frag ich Dich mal worauf Du hinauswillst. *gg*
Erstmal meine persönliche Auffassung: wenn nicht beide dieselbe Freiheit haben, dann geht das irgendwie gar nicht. Wie diese Freiheit jeweils aussieht, das liegt ganz bei den beiden die es angeht.
Aber tatsächlich scheint es oft so zu sein, dass sich ein Pärchen
nicht konkret drauf einigt, was für Freiheiten man sich zugesteht, sondern vielmehr irgendwelche überlieferten Spielregeln stillschweigend für gültig ansieht (und deswegen auch meine Frage: wer hat diese Spielregeln eigentlich gemacht, und warum sind sie gültig?) - und dann gibt es diese sog. "Affären", und die sind dann ein "Vertrauensbruch" und bedürfen der "Vergebung". Da könnte man ja auch mal hinterfragen, warum das so ist.
Aber gut - lassen wir das mal so sein wie Du es beschreibst. Dann sieht es wohl so aus, dass beide Verlustängste habem, und dann jeweils auf rollentypische Weise reagieren. Das hat gar nichts mit Gleichwertigkeit zu tun (bzw. wird gar nicht bis dahin betrachtet), sondern mehr mit Vorstellungen von dem was angeblich von einem erwartet wird (Frau: intakte, harmonische Familie; Mann: Fähigkeit sich durchzusetzen). So in der Art vielleicht.
Aber was die Gleichwertigkeit angeht, stell ich Dir auch ne Frage:
Was ist für eine Frau attraktiv daran, sich einem Mann auszuliefern oder zu unterwerfen?
In meiner alten Stammkneipe haben sich auch ein paar Rocker getroffen. Die Kerle hatten Kutten an, und da stand der Name drauf. Die Mädels hatten auch Kutten an, da stand drauf "Property of ..." und der name vom Kerl.
Okay, da kann man sagen, eine Rocker-Gang ist ein Männerbund, und da ist das eben noch so: altes überkommenes Rollenverständnis.
Die feminstische Liga hier wird das wahrscheinlich auch so sehen - und dass das eine Form von Unterdrückung ist, und eine Frau das nur aufgrund von Unerfahrenheit, Hilflosigkeit oder wirtschaftlicher Not tut.
Das greift aber viel zu kurz. Inzwischen sind die Symbolismen anders, vielleicht subtiler - ein Nasenring zB ist doch irgendwie ein Symbol der Domestizierung und Besitznahme. Und
solche schicken Halsbänder sind offenbar auch zukunftsträchtig - man sieht sie heutzutage immer öfter.
Woran liegts?