Ich glaube, das geht allen Menschen so - und wer etwas anderes behauptet, neigt zu maßloser Selbstüberschätzung.
Ja, bestimmt geht das allen Menschen so - jedenfalls in diesen Dingen. Und dann - wenn also Du ein Subjekt bist und ich ein Subjekt bin, dann haben wir keinen Punkt der "recht hat" und von dem aus wir irgendwie ausmachen könnten was richtig und was falsch ist - wir haben ja nur unser Subjektsein als Erfahrungsmöglichkeit. Oder?
Und - wenn wir kein richtig oder falsch ausmachen können, dann sind wir doch frei, gemeinsam auszumachen was richtig oder falsch ist. Dann sind wir frei - in all den Dingen wo es uns gelingt uns zu verständigen. Verständigung ist dann die einzige Bedingung.
Und damit wird gerade dieses Subjektsein doch zu etwas sehr wertvollem und schätzenswertem.
Ich find das ziemlich bedeutsam, weil unsere ganze Diskussion irgendwie auch um die Frage kreist: wie versteht man den Anderen, und was verhindert die Verständigung?
Und deswegen fand ich es so wichtig das anzumerken. - Ich streite mich
durchaus gern darüber ob die Semmel im Supermarkt wirklich 20 Cent wert ist, und es ist mir wurscht ob das dann subjektiv ist oder sonstwas.
Aber hier wo es um erlebtes Miteinander geht, da kann ich nur das beschreiben was ich erfahre, und es Dir so vorlegen wie ich es zu beschreiben vermag und dann hoffen dass Du es als mein subjektiv Erfahrenes akzeptierst - denn da habe ich nichts anderes.
Und so, denke ich, könnte man da rangehen.
Und ich glaube dass es da etwas wirklich wertvolles zu finden gibt.
Und ich freu mich darüber dass Du Dich auf diese Diskussion einläßt.
Dann wäre die Frage, ob man sich nicht vertrauensvoll
aufeinander einlassen kann, und sich gegenseitig erkennen?
Eine gute Frage. Ich denke mal, dass auf beiden Seiten viele Verletzungen (durch das Unverständnis) entstanden ist und deswegen häufig gar nicht soviel Vertrauen da ist, um das Wagnis einzugehen.
Ja, das kann sein. Das finde ich dann aber ganz schlimm - denn dann verliert man ja gerade die Möglichkeit der Verständigung.
Das ist bitter, das scheint nach einem Teufelskreis auszusehen, der sich dann wiederum bestätigen wird und neues Unverständnis schaffen.

Wie könnte man den auflösen?
Nur ist daneben noch ein tiefverwurzelter Wunsch in der Natur, der Männlein und Weiblein zusammenbringen will,
Ja, die Natur ist ein Schelm - und hat uns damit vor keine einfache Aufgabe gestellt.
Ich denke da steckt noch mehr dahinter. Da ist das Herzstück dafür, dass das Leben selbst fortbesteht - und das nicht nur im biologischen Sinne, sondern auch im Sinne von Inspiration und Ergänzung von Gegensätzen. Und ich denke, dieses Herzstück muss von der Schöpfung ganz perfekt und genial gestaltet sein - es gilt nur herauszufinden wie es eigentlich gemeint ist.
Und wenns einfach wär, dann wärs ja auch irgendwie langweilig, und vielleicht würde sich das Leben dann nicht weiterentwickeln? Aber vielleicht ist es auf seine Weise sogar einfach?
Die Herausforderung, vor der wir damit stehen, ist allerdings, dass für Männer anscheinend etwas Anderes wesentlich ist als für Frauen.
Und das ist ein Dilemma. Es kann sich ja keiner von beiden verbiegen, nur damit wenigstens einer von beiden das Wesentliche gemeinsam leben kann (weil es dann ja auch nicht gemeinsam wäre, sondern von dem einen nur halbherzig).
Vielleicht muss es genau so sein - dass Gegenstücke zu einem Ganzen werden. Zwei Gleiche wären ja nur eine Verdopplung, und keine Ergänzung.
Tja, das ist so auch nur eine Idee wie mancher vergeistigt abgehobene Eso-Blubb in netten Worten. Wie könnten wir herausfinden ob es da praktische Lösungen gibt?
Und was passiert eigentlich, wenn sich keiner verbiegt? Meistens ist es ja so, dass sich ganz heftig verbogen wird. Hat denn schonmal jemand probiert, was passiert, wenn man sich selbst nicht verbiegt UND auch den Anderen nicht verbiegen will? Und sich dazuhin dann noch einander (an)vertraut, ganz so wie man ist und wie man empfindet?
In vielen Beziehungen ist es so, dass die Frau einfach nur funktioniert und der Mann es (innerhalb) der Beziehung recht bequem hat.
Tja... und ich hatte immer den Eindruck dass der Mann der ist der nur funktionieren soll. Angefangen schon in der Kindheit, wo praktisch alle Spiele für Jungs sich darum drehen, entweder etwas funktionierendes technisches zuwegezubringen, oder im sportlichen Kampf zu siegen, d.h. körperlich erfolgreich zu funktionieren.
Die Sinnlichkeit, das Hingebende, die Passion - sei es an eine Sache oder an die Natur - kommt dabei zu kurz; es geht vor allem um Ergebnisse. Das ist schon eine Dressur - während Mädels viel mehr auf sinnlich-beschauliche Dinge dressiert werden: Poesie-Alben, Puppen alle möglichen Kleider anziehen, usw.
Und dann, in Beziehungen - da gibt es doch erstmal ein ganz bekanntes männlich-körperlich "funktionierendes", was offenbar viel Versagensängste verursachen kann falls es denn nicht so funktioniert wie es soll - und das scheint ja ein recht schwerwiegendes Thema zu sein.
Und weiter - täglich brav an die Arbeit gehen, nicht aufmucken und gut auf die Karriere achthaben - das sehe ich auch als funktionieren; aus eigener Erfahrung, weil ich nämlich merke, dass ich oft der einzige bin der das Offensichtliche ausspricht (aber die Kollegen haben halt ihre Ehen und ihre Kinder und ihre Hypotheken und "können sich das nicht leisten") - und mir neulich ein intelligenter, aber karrierebedachter junger Kollege von auswärts gesagt hat, er sieht das alles auch (sprich: Mißstände im Management), aber er fände es nicht so ratsam, das in der Kantine lauthals zu verkünden.
Aber wie dem auch sei - mir geht da etwas anderes und sehr viel interessanteres durch den Kopf:
Ich möchte wagen zu behaupten, dass es ein Naturgesetz gibt, das in die Schöpfung selbst eingewebt ist - dass das Verhältnis von Männlein und Weiblein sich immer ausgleicht: wenn der eine unglücklich ist, ist der andere in demselben Masze unglücklich - wenn die eine glücklich ist, ist der andere in demselben Masze glücklich. Und das deshalb, weil die Verbindung und Ergänzung von Anfang an schon vorgesehen war.
Das mag so vielleicht nicht auf jede einzelne Zweierkiste zutreffen (aber vielleicht sogar das), aber ich denke, es wird auf die Summe aller Paare in einer Kultur zutreffen.
Und dann - ist es ja meist so, dass wir Glück gern teilen, und uns wünschen, andere möchten genauso glücklich sein. Gemeinsames Glück scheint uns leicht vorstellbar.
Beim Unglück ist das irgendwie anders - da kommen wir nicht so leicht auf die Idee dass man gemeinsam unglücklich ist - sondern irgendwie liegt da der Gedanke näher, dass man unglücklich sei weil ein Anderer daran "schuld" wäre, oder dass man unglücklich sei weil ein Anderer es sich dafür gutgehen lassen täte.
Und ich denke, das ist bei diesem "funktionieren" auch so: wenn der eine das Gefühl hat nur funktionieren zu müssen, gibt er dem Anderen damit auch das Gefühl nur zu funktionieren. Und dass Gefühle an und für sich "ansteckend" sind, das weisst Du auch, oder?
Und eigentlich wären wir dann ja frei, selber zu bestimmen ob wir glücklich oder unglücklich sein wollen. Nur, wir müssen uns dazu verständigen können.
Und ich denke -mutmaß- bei dem was Du hier beschreibst, könnte der Fehler schon im Anfang der Beziehung dadurch passieren, dass die Frau vom Mann "angesteckt" wird mit diesem Funktionieren - und dann irgendwie so in der Richtung denkt, >wenn wir jetzt eine Beziehung haben dann muss ich mich um dieses und jenes kümmern< - ohne dabei zuerst nach der gemeinsamen Basis zu schauen.
<So, erstmal pause>