Das heitere Universum einer explodierenden Sonne

Laufen
Schritt für Schritt.
Bewegung weil du dich nicht bewegst.

Laufenlaufen
Durch den Regen.
Kühlt kurzzeitig was du entflammst.

Laufenlaufenlaufen
Nach Atem ringend direkt in die graue Brühe hinein.
Doch immer dieses unglaubliches Blau vor Augen.

Laufenlaufenlaufenlaufen
Über Stock und Stein bis nix mehr geht.
Schwinge den Schmerz durch dich aus meinem Kopf.

Laufenlaufenlaufenlaufenlaufenlaufen
Körperschindend, keuchend, verausgabend.
Bis der Tag das Licht ausknipst.

Doch dann fährst du vorbei und winkst.
Meine Füße bleiben stehen.
Oh je. Vollbremsung. Direkt.
Und ich merke schnell, dass es unmöglich ist
diese Liebe mit dampfenden Turnschuhen zu überholen.
 
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Ich möchte euch von Fridolin erzählen.
Fridolin liebt mich!
Wirklich!

Seitdem ich hier eingezogen bin, bettelt er um meine Aufmerksamkeit.
Denn ganzen Sommer über, verbringen wir viel Zeit miteinander.
Mit ADHS durchzogen, möchte er mich beeindrucken, in dem er auf dem Baum herumklettert und neckische Laute von sich gibt.
Manchmal legt er sich aber auch nur auf meine nach mittelaltem Gouda duftenden Schuhe.
Dann wird er ganz irre und springt vollkommen entgleist im Kreis herum.

Wenn es kalt wird und er mir nicht mehr nahe sein kann,
dann knallt er seinen flinken Körper mit voller Wucht gegen die Schreibe.
Manchmal macht er Faxen und schwingt seinen Popo zu einem unbekannten Sound.
Und wenn ich nicht aufpasse, wühlt er in meinen Blumentöpfen herum und vergräbt Nüsse.
Nüsse, die ich am Ende alle wieder als Walnussbäume ausgraben kann.

Fridolin hat einen langen, buschigen Schwanz.
Und lässt ihn regelmäßig für mich schwingen.
Nuknuknuk macht er dann.
Das soll wohl soviel heißen wie:
Jetzt komm endlich raus und schenke mir Aufmerksamkeit!
Oder: stell deine Schuhe für mich raus, Baby!

Fridolin ist ein kleines, handzahmes Eichhörnchen und schon seit einigen Jahren vernarrt in mich und meine Turnschuhe.
Er schloss Freundschaft mit mir, als ich hier einzog.
Von Tag zu Tag, kam er mit einem leisen „naknak“ näher.
Bis er meine Turnschuhe entdeckte und es sich darin gemütlich machte.
Seitdem hat Fridolin seine Liebe zu mir entdeckt.

Doch heute war er sehr müde und gab noch einmal ein kurzes Toktoktok von sich.
Ein letzter Blick auf meine schönen Schuhe.
Es ist wohl wieder mal Zeit.
Schlaf gut Fridolin, deck dich gut zu.
Bis nächstes Jahr, wenn die Sonne dich wieder weckt.
 
Sie wachte auf aus ihrem Traum.
Schweißgebadet und erschrocken, obwohl geistig so von Liebe erfüllt.
Ihr Körper fühlte sich müde an, als hätte er einen Marathon hinter sich.
Doch es war wahr.
Ein Teil von ihr, hatte sich heute Nacht wieder mit ihm getroffen.
Auf einer Ebene, die seit Jahrzehnten ihr Treffpunkt war.
Keine Fantasie, sondern ein Fakt der sie hier hin gebracht hatte.
An den Ort an dem sie jetzt wohnte.
Einem Ort, an dem sie ihm begegnete. In Körper und Gestalt.

Längst sprach sie in der Öffentlichkeit nicht mehr darüber, da es niemand wirklich verstand.
Nicht mal sie selbst und schon gar nicht er.
Bevor sie es zusammen herausfinden konnten, hatten sie den äußeren, gelebten Kontakt als Freunde bereits aufgegeben.
Weil sie es mussten. Er es musste.
Zu viele Menschen, bauten eine Mauer auf. So tief, dass sie sich gerade noch anschauen konnten.
Jeden Tag.

Doch die Träume hörten nie auf. Sie waren immer da.
In beseelten und in weniger schönen Stunden.
Sie waren in einer Verbundenheit, die keine Mauer aus Ziegelsteinen trennen konnte.
Das hatte die erdliche Welt um sie herum, nicht bedacht.
Das manche Mauern nur äußerlich gebaut werden können.

Und diesmal nahm sie die Nabelschnur zu ihrem eigenen Körper ganz bewusst wahr.
Sie war lang genug, um zu ihm zu gelangen.
Und kurz genug, um nicht wild in der Gegend herumzuspringen.
In dieser Schwerelosigkeit.
Wie ein Bergsteiger, der mit Sicherheitsgurt einen Berg erklimmt.
Oder ein Astronaut, der im großen Universum sein Glück sucht.

Er nahm sie in Empfang.
Sofort, als er sie sah.
Fing sie auf und hielt sie fest. Damit sie nicht wieder davonschwebte.
Dieser Blick aus diesen ungewöhnlichen Augen.
Augen, in die sie jeden Tag in ihrem Leben sah.
Ein Blau das nicht ungewöhnlicher sein konnte.

Seine Hände auf ihren Schultern.
Hielt er sie an, ihr zuzuhören.
Küsste sie auf die Stirn.
Auch auf das Kinn.
Und dann auf beide Wangen.
Um dann ihren Mund zu küssen.
Zart und liebevoll.

Es gab keinen Zwist zwischen ihnen. Nicht hier.
Alles war tatsächlich gut. Richtig gut.

Und dann sagte er etwas, was sie später nur als Bruchstücke mitnahm.
“Liebe“, „Erkennen“, „Vertrauen“, „Geduld“, „du und ich“ und “bald in diesem Leben“.
Und wieder „Liebe, Wölfin (ihr Name) Liebe“

Dann zog die Nabelschnur. Und sie zog unbarmherzig.
Ihre erlaubte Zeit war wohl für den Moment um.
Zurück in ihr Raumschiff, Frau Astronautin, schien es zu sagen.
Er ließ sie los, für den Moment.

Und als sie aufwachte…
Da erschrak sie, weil ihre Augen plötzlich eine andere Umgebung wahrnahmen.
Zurück in die spürbare Kälte, wo er ihr vorher noch Wärme gab.

Doch sie wusst. Es war wahr. Alles echt.
Sein Körper wohnte nur eine Straße von ihr entfernt.
Er war echt. Sie war echt.
Und die Liebe, die über jede Mauer flog.
Sie aber noch nicht zum einstürzen bringen konnte.
 
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Energisch räumte Lara alles weg und um, was ihr die Sicht versperrte.
Der Kummer den sie gerade verspürte, ihn nicht umarmen zu können, nicht bei ihm zu sein…
Sie war sich darüber klar, dass es nicht ihr Kummer alleine war.
So deutlich wie nie, konnte sie es heute über die Distanz spüren.
Auch er war traurig, genau wie sie.
Es war so deutlich und ihr so bewusst, dass sie regelrecht in einen Aufräumwahn verfiel.
Alles weg, alles weg… Ritschratschritsch…
Doch jedesmal, wenn sie Schriftstücke von ihm fand. Briefe, Nachrichten oder einfach nur eine Unterschrift aus der Zeit mit ihrer Tochter, da konnte sie nichts davon zerreißen.
Sie glättete und streichelte darüber, um es vorsorglich in eine heimelige Schatulle zu legen.
Doch das Foto, sein Foto… Genau das, welches er ihr damals heimlich zugeschoben hatte…
Das trug sie in einem kleinen Döschen immer bei sich.
Er war eben Jemand, den sie nicht so einfach wegwerfen konnte. Nie.
“Und wenn ich alles vergesse und wegräume… Aber dich könnte ich nicht vergessen… Ich hoffe, es hilft dir.“ sagte sie leise, während sie über die kleine Schatulle mit seinem Foto streichelte.
 
Rebecca fragte sich, ob er recht hatte. Das sie mit ihrer inneren Stärke ein „zu viel“ war. Ein zu viel, was die Balance zwischen ihnen nahm. Immer noch im täglichen Leben.
Sie konnte nichts dafür, denn sie tat es nicht aktiv. Sie lauerte nirgendwo, schrieb ihm nicht persönlich, sprach ihn nicht von sich aus an. Nur wenn er den Schritt machte (was tatsächlich auch geschah). Doch jedesmal, wenn sie an ihm vorbei ging, im täglichen und normalen Leben, zuckte er zusammen. Innerlich.

Nein. Keineswegs im negativen Sinne. Ganz im Gegenteil. Sie beunruhigte sein Herz das treu bleiben wollte und seine Libido, die sie liebte. Jedesmal, wenn sie vorbei lief, war es für ihn zu viel an Seele für ihn. Denn sie berührte seine Seele. Allein durch die Bewegung ihrer Atmung und dem lauten Schlag ihres Herzens. Er konnte es hören und verlor jedesmal die Fassung. Die tiefe Röte seiner Wangen, ließ sich nicht kontrollieren. Auch nicht der Blick aus seinen Augen. Und manchmal lähmte ihn das so sehr, dass er einfach stehen bleiben musste, um sie anzuschauen.

Sie begriff: nicht sie tat etwas bewusst. Selbst wenn sie wie ein Bauer im Müllsack an ihm vorbei marschiert wäre, hätte er sie auch noch schön gefunden. Denn sie tat nichts, außer sie selbst zu sein. Doch war sie für ihn manchmal nicht nur Sonnenlicht, sondern eine gleissende Sonne, für die er wohl gerne einen höheren Sonnenschutzfaktor genommen hätte. Um keinen Sonnenbrand zu bekommen.

Also beschloss sie, sich selbst bewusst für eine Weile zurückzunehmen. Im Internet und auch gedanklich (denn er konnte es nicht unterdrücken, sie zu lesen). Um ihm die bewusste Zeit zu geben, sich selbst mal darüber Gedanken zu machen, was das zwischen ihnen war. Und zu erkennen, dass nicht sie ein „zu viel“ war, sondern die Gefühle füreinander, die beiderseits einer ständigen, Löschregulierung bedurften, um nicht komplett daran zu verbrennen.

Das es kein böser Zauber war, kein Fluch.

Sie nahm sich nun komplett zurück und gab ihm Zeit. Zeit sich klar zu werden. Zeit für sich, um nicht wie eine Atombombe im Kreis zu strahlen.

Und sie wusste: bald würde er wieder an ihrem Zaun stehen, weil die Leere ihn mehr störte, als der Sonnenbrand und das zu viel an eigener Liebe in zog. Ihn zu ihr zog.

Also lehnte sie sich zurück und begann, sich den Kinofilm passiv und mit einer Tüte Popcorn in der Hand neu anzuschauen. Sie nahm sich jetzt zurück um nicht an sich selbst zu verbrennen. Es musste genügen, dass er bereits lichterloh brannte.

Schau dir das nachglühen an, Seelchen. Es bleibt, die ewige Glut. Unsere Glut. Sie lässt sich nicht löschen. Nimm sie als das was sie ist. Liebe. Einfach nur Liebe. Also… Nimm dir Zeit, um ungeblendet davor zu sitzen und reinzuschauen. Schau dir das nachglühen an.
 
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Kein Fluch, kein böser Zauber. Betrachte die Liebe als Freund und nicht als Gefahr.

Wenn man sie unterdrückt, passiert leider das (ich hoffe ernsthaft, es gab keine Verletzten im Video).


Das hier, könnte entstehen. Wenn wir die richtige Balance finden.


Sieht gut aus, oder? :)

Also. Deshalb: mach es gut Forum (bin lesenderweise hier). Und an dich: willkommen an MEINEM Zaun, mein Freund. Genieße die Wärme. Du bist dran mit würfeln…
 
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Miriam tappste durch die Dunkelheit. Zwei hibbelig, aufgeregte Kinder an der Hand. Während ihr Töchterchen aufgeregt über den Weihnachtsbrief an das Christkind plapperte, versorgte sie ihren Sohn mit Taschentüchern. Laut waren sie, ihre beiden Sternchen. Ihr Vorteil heute. Denn so wusste er bereits vorher, dass sie gleich um Ecke wanken würde.
Während sie die klebenden Steinchen von ihrer Sohle strich, öffnete sich klappend seine Türe.

Sein erster Blick fiel auf sie. Doch wo war sein Lächeln? Die letzten Tage, hatten sie sich im Grinsen und Anlachen überboten. Wie zwei mit Adrenalin vollgepumpte Teenager. Und sie liebte es einfach so sehr, wenn sie sein Gesicht vor Aufregung dabei rötete, seine Augen dabei blitzten. Sie liebte es. Sie liebte ihn.

Doch heute war sein Lächeln nicht zu sehen. Insgeheim wusste sie, was in ihm vorging. Wie an jedem letzten Tag, an jedem Ferienbeginn. Denn keiner von ihnen wusste, wann sie sich wiedersehen würden. Extreme Stimmungen wie Ärger, Traurigkeit, Wut und Liebe, konnte sie super wahrnehmen. Besonders bei ihm. Und er zeigte ihr eben diesmal auch, wie es ihm ging. Beschissen.

Heute gab es einen traurigen Blick, ein mehrmals wiederholendes „gutenMorgenHallogutenMorgenHallo…“. Oh das machte er ständig, wenn ihn etwas verunsicherte und berührte. Merkte er das? Wie er manchmal vor ihr stand und ein „AbstandAbstandhalten“ vor sich philosophierte…? Auch das liebte sie. Seine Art vor sich hin zu kommunizieren… Es war manchmal wie eine hörbare Bestätigung.

Ein letzter Blick über die Schulter… Sollte sie noch mehr sagen? Wollte er noch mehr sagen? Beide setzten an. Doch war es nicht nötig. Für diesen Augenblick.
Sie verstanden sich…. Ganz ohne Worte. Und niemand konnte ihnen diesen kurzen Moment der Einigkeit mehr nehmen. Denn im nächsten Moment war er physisch bereits wieder vorbei.

Doch die Liebe, sie blieb. Und sie würde wieder erblühen, wenn sie sich das nächste mal wiedersahen. Das wussten Beide. Denn so wiederholte es sich Jahr für Jahr.

Also gingen sie ihres Weges. Er in die eine Richtung, Miriam in die andere.

Ein letzter Blick, ein letzter Push… Aber nicht zum letzten Mal.

“Frohe Weihnachten“, flüsterte sie leise…
 
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