Das Bewusstsein und die moderne Wissenschaft

Die Idee des Computers mag zwar einem Gehirn entsprungen sein, ist aber ganz sicher nicht von ihm abgeleitet. Er besteht aus ganz anderen Materialen, ist völlig unterschiedlich aufgebaut und funktioniert nach Prinzipien, die mit Hirnfunktionen nichts gemein haben.

Ja, die Frage ist aber, ob wenn man ein wirkliches Gehirn (als Computersimulation) „nachbaut“ es ein eigenständiges Ich-Bewusstsein entwickeln würde. Ich halte das zumindest theoretisch zwar für wahrscheinlich – aber selbst für keinen „schönen“ Gedanken. Da bliebe mir dann eben nur noch mein Glaubenskonzept einer „Seele“, um mich, mein vermeintlich elitäres Menschsein vom Elekroschrott abzugrenzen. :D


 
Werbung:
das ganze Erforschen dient nur dazu,daß der Mensch sich zum Gott erheben will.Aber selbst dann wäre er nur das Abbild seiner pervertierten Eitelkeit.
 
Hallo Constantin!

Warum nur suchen die Wissenschaftler das Bewußtsein im Gehirn?

Die Antwort lautet: Das Bewusstsein wird von den Neurowissenschaftlern mit dem Gehirn assoziiert, weil zweifelsohne eine reziproke Liaison zwischen dem immateriellen Bewusstsein und den neuronalen Strukturen des Hirns besteht. Das demonstrieren diverse neurowissenschaftliche Experimente genauso wie neurodegenerative Pathologien. Beispielsweise kommt es zu einer progressiven Amnesie und zu einem kontinuierlich fortschreitenden Intelligenzverlust, wenn die Neurotoxizität amyloider Plaques im Rahmen der Alzheimer-Krankheit spezifische Areale des limbischen Systems zerstört (Hippocampus etc.). Weshalb sind gravierende Persönlichkeitsmodifikationen die Konsequenz dieser zerebralen Degenerationsprozesse? Weil das Bewusstsein jene Hirnbezirke nicht mehr ordnungsgemäß abscannen und somit den vom pathologischen Zerfall betroffenen Neuronen keinerlei Informationen mehr entnehmen kann. Der Zugriff, die Interaktion, ist nicht möglich, da ein kommunikativer Status aufgrund der immensen Zerstörungen nicht mehr gegeben ist.

Neurowissenschaftliche Versuche mit dem Elektroenzephalografen belegen, dass bewusste Willenskommandos die Willkürmotorik kontrollieren. Sie ist dem Bewusstsein mit seinem Wollen unterworfen. Das somatische Nervensystem ist willkürlich. Für die Annahme, dass bewusste Entscheidungen bereits vor ihrer Bewusstwerdung vorbereitet werden, gibt es keine valide Evidenz. Es sind ja nicht einmal neurophysiologische Korrelate bewusster Willensakte nachgewiesen, so dass folglich kein empirischer Anhalt dafür vorliegt, dass das Gehirn überhaupt bewusste Intentionen generiert.

Sicherlich können Materialisten argumentieren, dass die zahlreichen offenen Fragen bezüglich des phänomenalen und reflexiven Bewusstseins irgendwann einmal ihre wissenschaftliche Beantwortung finden. Diese Vermutung kann heute niemand widerlegen oder belegen. Sollte es der Neurowissenschaft eines Tages tatsächlich gelingen, neurobiologische Ursachen des bewussten Wollens zu entdecken und exakt zu benennen, dann sähe ich mich gezwungen, meine substanzdualistische Position aufzugeben. Sie wäre dann als falsifiziert zu betrachten.

Viele Grüße

Bella
 
Unser Hirn stellt ständig Verbindungen zwischen und oder mit bereits gespeichertem Wissen, und Erlebnissen/neuem Wissen her.
Also das was du als denken, vorstellen und träumen beschreibst.
Bewusstsein ist somit die Funktion des Gehirns, logische Schlüsse zu ziehen.

Intensives Nachdenken kann man mittels neurodiagnostischer Methoden (funktionelle Kernspintomografie) bildlich in Hochauflösung darstellen. Das Nachdenken, Erinnern etc. ist eine Hirnfunktion. Gespeicherte Informationen der Neuronen werden abgerufen, aktualisiert.

Doch welche Instanz erteilt die Instruktion, sich dieser Funktionen zu bedienen, sich zu erinnern und zu grübeln? Das ist das Bewusstsein, das das diesbezügliche Kommando gibt. Während man das Nachdenken im Gehirn apparativ sichtbar machen kann, ist dies beim bewussten Wollen und Reflektieren nicht der Fall. Hierfür gibt es keine neuronalen Substrate, weil beides außerhalb der materiellen Basis des Hirns stattfindet.
 
Aber zumindest einige Indizien.

Mangels zeitlicher Kapazitäten habe ich das gesamte Video noch nicht anschauen können. Eventuell hole ich das nach. Es scheint allerdings eine sehr materialistisch gefärbte Dokumentation mit entsprechenden Interpretationen zu sein.

Thematisiert wurden aber zumindest die elektroenzephalografischen Experimente von Benjamin Libet und deren Rekonstruktionen. Genau diese Versuche belegen, dass das bewusste Wollen eine zentrale Voraussetzung für die Realisation willkürmotorischer Handlungen darstellt. Mit anderen Worten: Das Gehirn bereitet ihm aufgrund seiner Erfahrungen und seiner individuellen Genetik rational erscheinende Handlungen vor, die jedoch anschließend von bewussten Willenskommandos sanktioniert werden müssen, damit es auch zur Ausführung der jeweiligen Willküraktionen kommt. Ohne bewusstes Wollen erfolgt kein Ausagieren der vom motorischen Kortex initiierten Vorbereitung. Auch das ergaben Libets Experimente, was jedoch gern verschwiegen wird, unter anderem auch im Video, soweit ich es gesehen habe. Tritt kein bewusster Willensakt in Erscheinung, bricht das bereits eingeleitete Bereitschaftspotenzial ab, so dass die pyramidenzelligen Bezirke der Großhirnrinde nicht ausreichend aktiviert werden und die Handlung ausbleibt.

Ja, an der Identifikation neuronaler Areale, die das bewusste Wollen induzieren sollen, wird mit enormem Engagement gearbeitet. Bisher gibt es hier aber dennoch keine großartigen Erfolge.
 
Tritt kein bewusster Willensakt in Erscheinung, bricht das bereits eingeleitete Bereitschaftspotenzial ab, so dass die pyramidenzelligen Bezirke der Großhirnrinde nicht ausreichend aktiviert werden und die Handlung ausbleibt.

Du meinst, der Proband hätte sagen können:
"Ich hab da zwar bereits einen Knopf („unwillentlich“) ins Auge gefasst, weigere mich aber diesen jetzt zu drücken.“?
Ok, das weiß ich nicht, ob da einer dabei war, der das Experiment einfach abgebrochen hat. :)
 
Du meinst, der Proband hätte sagen können:
"Ich hab da zwar bereits einen Knopf („unwillentlich“) ins Auge gefasst, weigere mich aber diesen jetzt zu drücken.“?
Ok, das weiß ich nicht, ob da einer dabei war, der das Experiment einfach abgebrochen hat. :)

Nein, das meine ich nicht...
 
Werbung:
Was sollte sonst mit „Willensakt“ gemeint sein – wenn vorher feststeht welchen Knopf ich drücken werde – außer dann eben lieber gar keinen Knopf zu drücken?

Der Willensakt ist das bewusste Wollen, das im Mittel 200ms vor der ausagierten Bewegung auftritt. Bei spontanen Aktionen kommt es 550ms vor der Handlung zum Aufbau des elektrophysiologischen Bereitschaftspotenzials. Dieser zeitliche Ablauf ist in jeder offiziellen Quelle nachlesbar.

Die elektroenzephalografischen Messungen ergaben nun, dass der Aufbau des Bereitschaftspotenzials, der durchschnittlich 350ms vor dem bewussten Wollen beginnt, abbricht, wenn kein bewusstes Willenskommando stattfindet, wenn also das bewusste Wollen ausbleibt. Ja, das Gehirn bereitet die spezifische Aktion in der Tat vor. Doch ob es auch zu ihrer tatsächlichen Ausführung kommt, obliegt dem Bewusstsein bzw. seinem bewussten Willensentschluss. Daher erkenne ich nicht, aus welchem Grunde die Libet-Experimente die Willensfreiheit in Frage stellen sollen... Es hat einen ganz simplen Grund, weshalb das Hirn die Willküraktionen im Voraus plant und einleitet: Es spart Zeit. Und das erweist sich im Kampfe ums Überleben als überaus vorteilhaft.
 
Zurück
Oben