Während die Existenz des materiellen Körpers erwiesen ist, scheint sich dies beim Geist als problematisch zu erweisen. Du müsstest also erst einmal seriöse Evidenzen für die reale Existenz des Geistes entdecken.
Danach müsstest Du explizieren, wie das Geistige in Elementarteilchen und physikalische Energie transformiert werden kann...
Ist nicht jeder Versuch, diese Frage mit den Mitteln der Naturwissenschaften zu beantworten, ganz grundsätzlich zum Scheitern verurteilt?
Wenn es der neurowissenschaftlichen Disziplin eines Tages gelingt, plausible Theorien (z. B. eine physikochemische Kausalanalyse) zur Herkunft und Entstehung des Bewusstseins anzubieten und diese auch experiementell zu bestätigen, gibt es keinen Anlass mehr, einen von den neuronalen Strukturen des Gehirns unabhängigen Geist zu postulieren. Was sollte dieser sein? Aus welchem Grunde sollte ich bezüglich seiner obskuren Existenz spekulieren? Das widerspräche fürwahr Ockhams Rasiermesser. Es wäre mithin nicht rational.
Bereits die Identifikation neurobiologischer Ursachen des bewussten Wollens wäre ausreichend, um einen nicht vom Gehirn generierten Willen zu falsifizieren.
Die christliche Religion hat in ihrem Bestehen schon so viele wissenschaftliche Erkenntnisse überlebt, warum nicht auch noch das?
Wenn es keine Seele bzw. keinen Geist gibt, dann ist der Inhalt der christlichen Religion ad absurdum geführt. Dann existiert keine Komponente im Menschen, die den biologischen Tod überdauern könnte, dann gäbe es folglich weder das Paradies noch die Höllenlandschaft.
warum sollte es nicht Mittel und Wege haben, zu existieren und in der stofflichen Welt zu wirken, ohne sich in deren Gesetzmäßigkeiten einzumischen und z.B. an irgendwelchen Quantenwahrscheinlichkeitsfeldern herumzupfuschen?
Das eben ist der Interaktionsmechanismus zwischen Geist und Materie. Und offenbar funktioniert er brillant. Auch Du erlebst das tagtäglich, wenn Du bewusst intendierte Aktionen auch tatsächch physiologisch realisieren kannst. Warum sollte sich der Geist eines anderen Mechanismus' bedienen? Außerdem werden dabei keine physikalischen Gesetzmäßigkeiten ihrer universellen Gültigkeit enthoben.
Warum sollte es keine Seele, kein Leben nach dem Tod geben, nur weil man vielleicht irgendwann die Entstehung unseres Bewusstsein sicher im Gehirn verorten kann?
Nee, warum sollte es, lautet die korrekte Frage... Warum sollte es keinen Osterhasen oder Weihnachtsmann geben, verstehst Du?
Was ist denn Seele und Geist, wenn nicht das Bewusstsein? Und wenn letzteres mit dem Hirntod zerfällt, welcher Anteil im Menschen sollte dann fortleben? Nichts, es sei denn, man könnte neue, mit dem Verstand nachvollziehbare und fundierte Definitionen von Seele und Geist hervorbringen.
Ist es nicht sehr materialistisch gedacht, wenn man seinen Glauben von naturwissenschaftlichen Erkenntnissen abhängig macht?
Nein, nicht materialistisch, sondern realistisch. Ich kann doch nicht jedwede Empirie negieren! Das wäre ja wohl an Primitivität kaum zu überbieten! Dächten Religiöse so, müssten sie noch immer das geozentrische Weltbild allen astronomischen Kenntnissen zum Trotze predigen! Meiner Meinung nach wirst Du aber nur wenige finden, die tatsächlich so ignorant sind. Wenn man neurowissenschaftlich demonstrieren kann, dass das Gehirn den Geist induziert, dann wäre die Aussage, der menschliche Geist existiere autark und unabhängig vom Hirn, äquivalent mit der Behauptung, die Erde sei Zentrum des Universums!