Wissenschaftlich unplausibel und ohne belastbare reproduzierbare Belege. Wenn ich krank bin und eine Methode suche, die die Genesung unterstützt oder gar erst ermöglicht, so wähle ich da methoden, bei denen eben diese Wirkung gut belegt oder, falls das nicht vorhanden ist, zumindest wissenschaftlich plausibel ist. Letzteres bedeutet, dass es sich im Rahmen bekannter Naturgesetze bewegt und nicht ausufern Neupostulate benötigt, um wahr zu sein. D.h. homöopatische Globuli hoher Potenz werde bestenfalls zum Süßen von Tee oder Kaffee verwenden und, sollte ich sie mit der Intention der Behandlung einnehmen, dann nur gegen akute Unterzuckerung.
Wer da anders tickt als ich, kann das gerne tun und weiter Globuli mit Heilungs-Intention einnehmen. Ich werde niemandem das Fläschchen aus der Hand schlagen. So wie viele Menschen aber den Wunsch verspüren ihren Glauben an die Homöopathie auch öffentlich zu machen und eben positiv darüber u.a. hier schreiben, will ich auch ab und zu meine negative Einstellung darüber kundtun. Warum sollten nur die Befürworter begeistert schreiben können und meinesgleichen still vor sich hin nicht-anwenden?
Wobei so ab und zu Globuli und co einem schon stark aufgedrängt werden. Eine Freundin von mir erzählte z.B. neulich, dass ihre Hebamme Globuli bei den Säuglings-Blähungen wärmstens empfohlen hat und sehr verschnupft reagiert hat, als meine Freundin dieses ablehnte. Ich höre auch immer wieder von Bekannten mit Kindern, dass auf Spielplätzen anderer Mütter einem Anika-Globuli unter die Nase halten, wenn das eigene Kind sich weh getan hat. Auch die reagieren dann verschnupft, wenn man ablehnt.
Nun gut, verschnupft reagieren schränkt die Freiheit nicht ein. Dass da jemand sauer auf mich ist, wenn ich sein gut gemeintes Hilfsangebot nicht annehme, weil ich davon überzeugt bin, dass es nicht wirklich hilft, kann ich verstehen und auch verkraften. Aber, wenn so gefragte wird: "Was habt Ihr eigentlich für ein Problem mit der Homöopathie?" möchte ich zumindest solche Leute zurück fragen: Was habt Ihr eigentlich für ein problem, wenn jemand nicht an die Wirkung der hochpotenzierten Globuli glaubt?
Kommt drauf an, was Du "schaden" nennst. Wenn die Einnahme auch dazu führt, dass eine andere sinnvolle oder gar notwendige Therapie - die wirklich wirkt - verschoben oder ausgelasen wird, so ist das durchaus ein Schaden. Bei den niedrigen "Potenzen" sind außerdem auch noch durchaus wirksame Dosen der Urtinktur enthalten. Das kann zum Beispiel unter Umständen zu allergischen Reaktionen führen. Auch das kann man Schaden nennen.
Da wird auch sehr genau hingeschaut - mit guter wissenschaftlicher Methodik etc. Ohne Wissenschaft und deren Methodik wären die verschiedenen Pharmazie-Skandale der letzten Jahre und Jahrzehnte nicht aufgedeckt worden.
In der Regel denke ich auch "lass sie doch", wenn nicht mein direktes Umfeld von Homöopathie betroffen ist.
Aktuell kamen mir zwei Beispiele vor, bei denen ich das nicht mehr konnte:
Beim notfallmäßigen Aufsuchen einer Tierärztin (nicht die, zu der wir sonst immer gehen) mit unserer Katze bekamen wir ein Antibiotikum und es wurden "standardmäßig" Kügelchen, "damit das Antibiotikum besser vertragen wird", angeboten.
Das Antibiotikum habe ich genommen, die Kügelchen nicht und die Tierärztin kommentierte, dass sie das in den vielen Jahren ihrer Praxis noch nie erlebt habe - alle wollten die Kügelchen, niemand ein Antibiotikum.
Dass das auch mal ein Tier unnötig mit dem Leben bezahlt, wird bei den Tierhaltern ausgeblendet, sagte sie.
Ich dachte geschockt, wie weit es schon gekommen ist ... .
Im Tierfutterladen war eine alte Dame vor mir an der Kasse, die Katzenfutter kaufte und erwähnte, dass es einer ihrer Katzen gar nicht gut gehe (nur so am Rande).
Sofort wurde sie regelrecht bedrängt, irgendein homöopathisches Mittel zu kaufen, was "bei allen so gut wirkt".
Die alte Dame konnte sich kaum wehren, sagte, dass sie seit Jahren streunende Katzen aufnehme, der Tierarzt alle umsonst behandle, sogar zu ihr rauskäme und sie finanziell nicht gut aufgestellt sei ... .
Als sie drei Katzenfutterdosen zurückstellen wollte, um das Mittel bezahlen zu können, habe ich mich denn doch eingeschaltet und bin sehr wütend geworden.
Genau wie anhand der Beispiele, die du geschildert hast, wird der enorme Druck deutlich, unter dem manche/ viele Leute stehen, dieses Zeug zu kaufen/ zu nehmen und die wenigsten haben sich so ausführlich damit beschäftigt, wie wir das grad tun.
Es ist ein perfides, subtiles Marketingkonzept, was dahinter steht und das ist für Normalbürger schwer druchschaubar.
Es gibt sehr wahrscheinlich kaum "offizielle Zahlen", wer dadurch auf welche Weise Schaden genommen hat (ganz anders als in der Medizin, in der alles deutlich transparenter ablaufen muß), die meisten kommen sehr wahrscheinlich durch Unterlassung wirksamer Verfahren zustande, so würde ich ebenfalls vermuten.
Ein Placeboeffekt ist zwar gut und schön (man bekommt ihn hin, ohne irgendwas bezahlen zu müssen, ganz transparent), aber bei echten, nachweisbaren Erkrankungen hilft nun mal kein Placeboeffekt.