Eine Nachbetrachtung ist ne gute Sache, gerade auch im Hinblick auf ein Nächstesmal. Mich würde jedoch nicht wundern, wenn daraus nun gleich sowas wie eine Verdrängung würde. Man redet sich im Nachhinein ein, es sei "eigentlich" doch gar nicht so schlimm gewesen, so daß alles mögliche, was man während der heißen Phase getan hat und was man sich nicht erlaubt hat, "eigentlich" gar nicht nötig gewesen wäre. Kaum aus dem Gröbsten raus, will man von der Gefährdung nix mehr wissen.
Ja, das ist dieses Präventions-Paradoxon, was ja schon während der heißen Phase zu beobachten war und auch hier im Thread auftauchte: Die Aussage: "Ist doch alles gut, wozu die Maßnahmen?" Dass es so gut war, WEIL die Maßnahmen in Kraft waren, und dass es ohne schlimmer ausgesehen hätte, wurde dabei nicht bedacht.
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Wahrscheinlich nicht, aber sie werden ihren "Sieg" jetzt künftig bei jeder neuen Maßnahme, egal ob es mit Corona oder etwas anderem zusammenhängt, als Beweis gegen die jeweiligen Anordnungen ins Feld führen.
Ja, das ist das Problem dabei. In der Rückschau und Nach-Evaluation sollte man da vielleicht nicht von "Fehler" reden.
Ich halte die vorgenommenen Maßnahmen bezügl. Corona für richtig, dass die Politik jetzt zurückrudert, finde ich ist wohl eher irgendwelchem Kalkül geschuldet denn irgendwelchen Tatsachen.
Naja, man kann sich jetzt anschauen, wie wären die Maßnahmen ausgefallen, wenn wir damals alles gewusst hätten, was wir heute wissen. Und damit kommen sie dann zu dem Schluss: "Wir häten das gleiche erreicht, auch wenn wir nicht ganz so streng z.B. die Spielplätze abgesperrt hätten." Damals wussten wir es aber nicht besser. Und so wird es auch bei der nächsten Pandemie sein - wir können ja nicht sofort wissen, wie tödlich oder sonstwie gefährlich der erreger sein wird, wie genau er sich wie wahrscheinlich ausbreitet. Vorsichtsmaßnahmen werden immer im Nachhinein betrachtet "übertrieben" sein.
Heute kann keiner sagen, dass es ohne Lockdown etc. nicht erheblich schlimmer abgelaufen wäre.
Naja, doch, das kann man schon sagen. Zum einen kann das in Modellen am Computer durchgerechnet werden. So ein vereinfachtes Modell habe ich ja auch mal durchgerechnet und die Ergebnisse hier vorgestellt. Und da kann man leicht erkennen: Ohne Lockdowns wäre es viel schlimmer abgelaufen.
Daneben kann man auch in der Realität vergleichen, wie es in anderen Ländern abgelaufen ist. Und der "Schwedische Weg" kommt bei dieser Betrachtung nicht gut weg. (Der Schwedische Weg war übrigens NICHT "keine Eindämmung", falls das wieder jemand behaupten will, sondern nur weniger strenge Maßnahmen als im Rest Europas).