Willst Du weiterhin künstlich am Leben erhalten werden oder mit Morvin schmerzfrei... wenn klar ist, dass Du sterben wirst?
Das ist aus meiner Sicht unwürdiges Sterben... genauso bei Covid-Patienten, wo absehbar ist, dass sie es nicht überleben werden... weil diverse Vorerkrankungen, eine miserable Lebensweise und/oder auch über 80 und mehr...
Der Patient selbst scheint da gefühlt für mich nicht mehr wirklich um sein eigenes Leben zu kämpfen oder kämpfen zu wollen... doch andere tun es dennoch...
Welche Gründe mögen da dahinter stecken?
Kann sich ein jeder selbst mal (hinter)fragen...
Als Gegen-Beispiele:
Meine Schwiegermutter, welche den Freitod wählte... traf diese Entscheidung für sich... nach mehreren fehlgeschlagenen Versuchen, wo sie noch gerettet werden konnte, von ihrem Mann... und auch ein Aufenthalt in psychatrischer Betreuung, sie nicht davon abbringen konnte... dass ist vielleicht noch schwerer nachzuempfinden, dass dies für sie in ihrer psychischen Situation ein würdevoller Akt war.
Mein Schwiegervater wollte sterben mit 86, trank und aß nix mehr. Die Ärzte schlugen meinem Mann künstliche Ernährung vor... er lehnte ab, da er seinen Vater diesbezüglich sehr gut kannte... den alten Dickkopf... und er auch für sich dies abgelehnt hätte. Das ist würdiges Sterben und Sterben-lassen...
Meist versteht man so etwas nicht in dem Moment, wo es einem wiederfährt, man jemanden verliert, wo es einen persönlich eiskalt erwischt. Doch mit den Jahren und neuen Erfahrungen, auch Entwicklungen in und aus sich selbst heraus, ist und kann es möglich sein, auch eine andere Sichtweise, als seine bisherige oder die von vielen anderen, an deren Lippen man hing, zu verändern... und damit verändert sich auch der Umgang mit allem im Leben... und vor allem das eigene Leben...
Sei Du die Veränderung, die Du Dir wünscht im Leben... Mahatma Ghandi
Es ist in aller Regel kaum absehbar, dass man sterben wird, außer bei Krebs im Endstadium o.ä., bei Covid ist es mehr als unsicher.
Mein Vater lag nach einer Notperation wochenlang im Koma auf der Intensivstation, hatte etliche Reanimationen.
Nebenher wurde Krebs diagnostiziert, eine ziemlich lädierte Lunge, ein stark belastetes Herz ... also alles echt übel.
Ich habe darauf bestanden, dass weitergemacht wird, obwohl die Ärzte mich geschüttelt haben, mein Vater wäre bereits tot und wenn er wie durch ein Wunder überleben würde, wäre er ein hirnloser Schwerstpflegefall.
Sie hatten fachlich absout Recht - ich kenne mich beruflich medizinisch gut aus und wußte, dass die Werte nicht mit dem Leben vereinbar sind.
Und doch blieb ich Tag und Nacht dabei (durfte ich dank meines Berufs), habe ihn vollgetextet und auch mitreanimiert.
Er ist wach geworden, nach drei weiteren Wochen war er auch wieder in der Lage, klar zu denken, der Krebs war nach einer weiteren Op weg, er war also wieder ganz der Alte - er lebte noch 12 Jahre völlig selbständig und völlig klar im Kopf, fuhr Auto, kochte, rauchte weiter, strich das Haus usw. und starb 12 Jahre später an etwas anderem.
Auf meiner Patientenverfügung steht, dass wirklich alles getan werden soll, ganz egal, wie die Prognose ist, dass mir ja niemand auf die Idee kommt, irgendwas zu unterlassen oder gar abszustellen (denn das passiert viel zu schnell!).
Leider ist nicht bekannt, wie viele Menschen aufgrund unsinniger (da keine Grundkenntnisse) Patientenverfügungen genauso unsinnig sterben gelassen werden müssen - es sind sehr wahrscheinlich gar nicht so wenig.
Nicht dazugerechnet die Menschen, die gern weiter leben würden, das aber ihren Angehörigen nicht antun wollen.
Die neue Begeisterung am Sterben basiert überwiegend auf pseudoheroischen Ammenmärchen.
Wenn die Krankenkassen noch weiter kürzen, wird der Trend wahrscheinlich gegenläufig sein.