Lieber
@Odysseus69
ja, ich bin mutig und Du bist es auch

Dank zurück an Dich! Dein Nickname lässt vermuten, dass wir im gleichen Jahr unser Leben hier gestartet haben, wie sympathisch.
Ich glaube, wir sind Rufer, mehr nicht, und gottseidank, es gibt immer mehr Rufer, die, bildlich gesprochen, sagen: "Der Kaiser hat ja gar keine Kleider an!"
Das ist mutig, aber nicht leichtsinnig, nicht unrealistisch, nicht empathielos - das lese ich aus Deinen Zeilen, die ich wieder gern unterschreibe.
Also mutig und realistisch und mit Empathie reagieren, heißt, dass wir uns alle darüber im Klaren sein müssen, dass die Angst und der Druck, dem wir alle derzeit ausgesetzt sind, seine Wirkung zeigt und manche Menschen sich schlicht nicht anders verhalten
können, als sie es tun, und deswegen niemand ein Vorwurf gemacht werden kann.
Außer dem Informationen-Weitergeben fokussiere ich mich jeden Tag auf das Bestmögliche, was ich tun kann, komplett innerhalb des politisch und gesellschaftlich vorgeschriebenen Rahmens mit Hygiene, Abstand, Maskenzauber (suche mir so oft es geht einen Platz im Freien mehr als 10 Meter entfernt von allen anderen Menschen) und atme durch.
Ich arbeite mehr als sonst und bei jedem Kontakt zu einem Menschen achte ich mehr denn je darauf, wirklich mit den Menschen zu sprechen - mir begegnen keine Hysteriker (der einen oder anderen Seite). Ich suche sie auch nicht auf.
Ich weiß aus naturwissenschaftlichem Unterricht, wie groß ein Virus ist und ich weiß, wie groß die Poren einer Alltagsmaske sind.
Ich vertraue darauf, dass mehr Menschen diese Information aufnehmen und geistig verarbeiten, das kann aber noch ein wenig dauern. Bis dahin tragen wir die Masken. Es gibt ja jetzt welche zu kaufen.
Ich trage die Maske nicht aus medizinischen Gründen, ich trage die Maske im Kontext der Arbeit, weil ich nicht möchte, dass mein Arbeitgeber denunziert wird von Hysterikern oder Beamten, weil ich meine Arbeit und die Firma, in der ich bin, sehr schätze.
Ich trage die Maske beim Einkaufen nicht aus den propagierten Gründen, sondern aus dem Grund, dass sich die Verkäuferinnen nicht die Seele aus dem Leib schreien müssen oder man mich aus dem Laden rauswirft; ich will einfach nur einkaufen, friedlich.
Ich lebe nach wie vor sehr zurückgezogen, allein, ich habe alles, was ich brauche, in fußläufiger Nähe, ich kann auf Wegen gehen, auf denen ich 50 Meter von anderen Menschen entfernt bin; meine Kontakte sind weit verstreut im deutschsprachigen Raum und ich habe ohnehin fast nur online Kontakt oder telefonisch - ehrlich gesagt verändert sich für mich nicht viel durch die Maßnahmen, ich war vorher glücklich und bin es jetzt auch. Warum sollte ich mich wahnsinnig machen lassen?
Aus dem ganz weiten Bekanntenkreis habe ich in dem ganzen Jahr bisher nur von einer Covid-19-Erkrankung gehört. Symptome: zwei Tage ein wenig Unwohlsein und Geschmacksverlust. Die erkrankte Person war mit der ganzen Familie in Quarantäne. Man hat auf Hygiene geachtet und sich nicht geküsst etc. - aber man hat sich umarmt.
Die erkrankte Person hat kein weiteres Familienmitglied angesteckt. Es wurde mehrfach getestet. Auch wenn die PCR-Tests so hyperempfindlich sind, dass sie auch nicht-ansteckende Personen als "positiv" ausweist, so waren die Tests der anderen Familienmitglieder allesamt negativ.
Mir fehlen Umarmungen, das tut mir wirklich weh. Aber eingedenk dieser Nachricht, dass selbst in dem Fall einer erkrankten Person eine Umarmung (ohne Kontakt von Nase und Mund! kein Händeschütteln!) eine andere Person nicht ansteckt, schöpfe ich Hoffnung.
Und einen Menschen, der wie ich nicht einmal Kontakt zu einem Verdachtsfall hatte geschweige denn zu einem Erkrankten, den würde ich auch umarmen.
Weit weg von den Augen von Denunzianten
Liebe Grüße
Eva