Anfang Februar oder nur etwas früher wären auch noch etwas sanftere Maßnahmen noch zielführend gewesen - z.B. Reisebeschränkungen. Und alleine das wäre sehr schwer durchzusetzen gewesen. Die Witze über die Schweinegrippe vor ein paar Jahren wären hochgekocht etc. Und gerade weil damals die Schweinegrippe ziemlich harmlos verlief, haben das RKI und allgemein auch die WHO relativ lange gezögert, ehe sie die aktuelle Situation eine Pandemie nannten. (Auch darüber gab es auf Twitter Kommentare, z.B.: "Wann wagt die WHO endlich wieder das P-Wort auszusprechen?")
Es gibt ein schönes Filmzitat aus dem Film "Spy Game":
"Wann baute Noah seine Arche?"
- fragender Blick des gegenüber
"VOR der Sintflut."
Ich will jetzt Covid19 NICHT zu einer biblischen Katastrophe hochstilisieren (abgesehen davon, dass ich die Sintflutgeschichte NICHT als historisch betrachte), sondern darauf hinaus, dass eben Maßnahmen genau ab dem Zeitpunkt sinnvoll bis notwendig sind, ab dem ein Problem absehbar ist. Und je später man reagiert, desto härtere Maßnahmen können notwendig werden.
Und aktuell sehen wir das gleiche Problem umgekehrt: Viele schreien nach der Lockerung der Maßnahmen, was ich gut verstehen kann - wenn ich in Deutschland wäre, würden sie mir auch tierisch auf den Keks gehen, und es stehen nunmal auch viele Existenzen auf dem Spiel. Als Begründung für die Lockerung wird dann z.B. genannt, dass die Situation ja mild wäre, die Intensivstationen noch nicht überfüllt etc. Dass gerade DAS eine Folge der harten Maßnahmen ist, und dass die Pandemie-Problematik weiterhin voll zuschlagen kann, wenn wir die Maßnahmen zu früh oder zu stark lockern, wird dabei ignoriert.
(Noah hat das Schiff auch erst verlassen, als er wieder Land betreten konnte).
Situationen und Maßnahmen haben eine gewisse Trägheit. Und da kann es ein großer fehler sein, von der Jetzt-Situation auszugehen ohne zu gucken, wie es in der Zukunft aussehen kann.