Serenade
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Gitta lernt. Sie lernt mit dem Ding umzugehen. Sie lernt tippen und sie lernt sich während des Tippens zu erinnern. Nach und nach kommt alles zurück. Die Geschichte Buddhis Eltern, die der Großvater (Ernst) sehr oft erzählte. Sie handelte von einem kleinen, dicken Mann, der ihm half, aus einer Wüste zurück nach Hause zu finden. Gitta erinnerte sich an die Geschwister ihrer Mutter, als noch alle in ein und dem selben Haus lebten. Das Haus wurde zum Hochhaus, da die Generationen zusammen blieben. Gitta erinnerte sich (laut Erzählungen) an die Mutter (eine unfreundliche Frau, die alle und alles hasste) und den Bruder (ein netter und liebevoller Onkel) ihres Vaters. Vor allem an den Bruder, der eine blaue Haut hatte.
„Das ist doch verrückt! Ich habe keinen Bruder, - schon gar keinen blauen Bruder. Ich habe – hatte eine Schwester und die ist schon lange tot. Genauso wie meine Eltern, die drüben am Waldrand ein kleines Häuschen hatten. Deine Mutter und ich haben uns dieses Haus hart erarbeitet. Aber wir wunden belohnt. Wir haben viel Geld gewonnen“, empört sich Andre, als er aus Gittas noch unfertigen Buch auf dem Computerbildschirm las.
„Wir sind auch nicht so viele Kinder. Gitta, du hast nur zwei Schwestern“, erklärt Suny, „Lore und mich. Und du hast nur drei Brüder. Wir sind schon sehr viele, aber so viele Kinder, über die du geschrieben hast, wären Wahnsinn. Heutzutage kann man nicht so viele Kinder ernähren.“
„Die Welt hat sich verändert“, murmelt Gitta.
Sie bittet alle wieder hinaus und schreibt weiter. Alle Erinnerungen kommen zurück, sogar jene, als sie und Buddhi aufbrechen, um Tod zu suchen. Der beschwerliche Weg, das Regenwetter – all das ist noch da. Aber plötzlich brechen die Erinnerungen ab. Irgendwo wird die Schlucht zu eng und ihre Mutter muss umkehren. Nur Gitta geht weiter, weil sie sich mit ihrem zarten Mädchenkörper durchzwängen kann. Dann ist Schluss mit Erinnerungen.
Arima, Sila – diese Namen sagen ihr zwar etwas, weil der Großvater von ihnen gesprochen hat und auch ihr Vater, aber nicht dieser Vater hier, der gar keinen blauen Bruder hat, sondern der andere Vater, der aus einer anderen Welt. Irgendetwas, so fühlte Gitta, hat die Welt verändert. Aber was?
„Ob es der schwarze Stein war?“ fragt Sila, als sie und Arima es sich in einem der Pavillons bequem machen.
„Kann ich mir kaum vorstellen. Die Veränderung begann schon viel früher, als sich die Ebenen verschoben haben. Gittas Welt ist ganz einfach eine andere geworden und sie muss sich darin zurechtfinden.“
„So einfach machst du es dir?“ schimpft Sila und flechtet sich einen weiteren Zopf in ihr (diesmal!) knallrotes Haar, in dem sie ein weiteres buntes Band mit einflechtet.
„Was soll ich denn machen? In ihre Welt gehen und sie verunsichern? Außerdem würde man mir genauso glauben wie Gitta.“
„Du mit deiner gewaltigen Ausstrahlung würdest alles glaubhaft machen, Arima“, schmeichelt Sila und der Schöne dreht seine schönen Augen seufzend über.
„Wir können nichts verändern und wir können die Welt der Menschenwesen nicht aufhalten, - genauso wenig wie wir es im alten Universum schafften. Damals lebten sie mit Wesen zusammen, die sie später Fabelwesen nannten. Sie haben jetzt wie damals ihre eigentliche Wahrnehmung verloren, also erfinden sie ihre eigene Welt selbst, Sila. Natürlich nicht sie, aber ihr Geistaspekt, den ich früher menschliche Bewusstseinsblase nannte. Blase deshalb, weil etwas begrenzt wurde. Um das Ganze wieder wahrzunehmen, mussten sie die Blase durchbrechen – natürlich symbolisch gemeint und...“
„Geistaspekt? Was soll das denn sein?“ unterbricht Sila,
„Das ist der Teil, der das Schicksal der Menschenwesen beabsichtigt.“
„Du meinst, das Schicksal der Menschenwesen ist bereits vorbestimmt und nichts lässt sich daran ändern?“
„Genau das meine ich“, antwortet Arima. „Klar könnte man kleine Einzelheiten ändern. So kleine Seitentürchen stehen immer offen. Aber im großen und ganzen ist alles vorbestimmt. Und das, meine Liebe, solltest du schon wissen. Auch wir sind nicht mehr die, die wir sein sollten. Über uns schwebt dasselbe Damoklesschwert wie über alle anderen Lebewesen auch. Keiner von uns weiß, wann und warum es herabfällt und uns erschlägt, dass es aber irgendwann fällt, ist sicher. Verstehst du?“
„Kein Wort, Arima!“
„Zuerst war der Geist, der eins mit der Quelle ist und nicht verschieden von ihr, weil sie ihn erschaffen hat. Ein Teil dieses Geistes begann zu träumen und schon segelte ein Schiff durch das stille Meer, legte an und seine beiden Steuermänner – sorry, es hätten auch Steuerfrauen sein können...“
„Warum waren es keine Frauen? Ach, Mann! Arima! Du machst mich wahnsinnig! Ja, diese Geschichte kenne ich doch auch. Jedesmal wenn das Schiff anlegt, verändert sich etwas in der materiellen Welt.“
„Und warum gibt es die materielle Welt?“
„Wie du es so schön umschrieben hast – weil ein Teil des Geistes zu träumen begann und das war schon im letzten Universum so. Das war die Teilung, die niemals hätte stattfinden sollen. Die Föten trennten sich von ihrer Mutter. Sie wollten heraus und die Föten waren wir. Dann kam erst das Schiff, auf dem ein alter Mann und ein kleiner Junge ihr Unwesen treiben.“
„Das sind alles Umschreibungen, Sila. Wir erinnern uns zwar etwas besser als Gitta, aber im Grunde genommen stehen wir genauso im Regen wie sie. Und warum?“
„Weil alles bereits bestimmt wurde.“
„Nein“, sagt Arima. „Weil nie etwas geschehen ist.“
„Das ist doch verrückt! Ich habe keinen Bruder, - schon gar keinen blauen Bruder. Ich habe – hatte eine Schwester und die ist schon lange tot. Genauso wie meine Eltern, die drüben am Waldrand ein kleines Häuschen hatten. Deine Mutter und ich haben uns dieses Haus hart erarbeitet. Aber wir wunden belohnt. Wir haben viel Geld gewonnen“, empört sich Andre, als er aus Gittas noch unfertigen Buch auf dem Computerbildschirm las.
„Wir sind auch nicht so viele Kinder. Gitta, du hast nur zwei Schwestern“, erklärt Suny, „Lore und mich. Und du hast nur drei Brüder. Wir sind schon sehr viele, aber so viele Kinder, über die du geschrieben hast, wären Wahnsinn. Heutzutage kann man nicht so viele Kinder ernähren.“
„Die Welt hat sich verändert“, murmelt Gitta.
Sie bittet alle wieder hinaus und schreibt weiter. Alle Erinnerungen kommen zurück, sogar jene, als sie und Buddhi aufbrechen, um Tod zu suchen. Der beschwerliche Weg, das Regenwetter – all das ist noch da. Aber plötzlich brechen die Erinnerungen ab. Irgendwo wird die Schlucht zu eng und ihre Mutter muss umkehren. Nur Gitta geht weiter, weil sie sich mit ihrem zarten Mädchenkörper durchzwängen kann. Dann ist Schluss mit Erinnerungen.
Arima, Sila – diese Namen sagen ihr zwar etwas, weil der Großvater von ihnen gesprochen hat und auch ihr Vater, aber nicht dieser Vater hier, der gar keinen blauen Bruder hat, sondern der andere Vater, der aus einer anderen Welt. Irgendetwas, so fühlte Gitta, hat die Welt verändert. Aber was?
„Ob es der schwarze Stein war?“ fragt Sila, als sie und Arima es sich in einem der Pavillons bequem machen.
„Kann ich mir kaum vorstellen. Die Veränderung begann schon viel früher, als sich die Ebenen verschoben haben. Gittas Welt ist ganz einfach eine andere geworden und sie muss sich darin zurechtfinden.“
„So einfach machst du es dir?“ schimpft Sila und flechtet sich einen weiteren Zopf in ihr (diesmal!) knallrotes Haar, in dem sie ein weiteres buntes Band mit einflechtet.
„Was soll ich denn machen? In ihre Welt gehen und sie verunsichern? Außerdem würde man mir genauso glauben wie Gitta.“
„Du mit deiner gewaltigen Ausstrahlung würdest alles glaubhaft machen, Arima“, schmeichelt Sila und der Schöne dreht seine schönen Augen seufzend über.
„Wir können nichts verändern und wir können die Welt der Menschenwesen nicht aufhalten, - genauso wenig wie wir es im alten Universum schafften. Damals lebten sie mit Wesen zusammen, die sie später Fabelwesen nannten. Sie haben jetzt wie damals ihre eigentliche Wahrnehmung verloren, also erfinden sie ihre eigene Welt selbst, Sila. Natürlich nicht sie, aber ihr Geistaspekt, den ich früher menschliche Bewusstseinsblase nannte. Blase deshalb, weil etwas begrenzt wurde. Um das Ganze wieder wahrzunehmen, mussten sie die Blase durchbrechen – natürlich symbolisch gemeint und...“
„Geistaspekt? Was soll das denn sein?“ unterbricht Sila,
„Das ist der Teil, der das Schicksal der Menschenwesen beabsichtigt.“
„Du meinst, das Schicksal der Menschenwesen ist bereits vorbestimmt und nichts lässt sich daran ändern?“
„Genau das meine ich“, antwortet Arima. „Klar könnte man kleine Einzelheiten ändern. So kleine Seitentürchen stehen immer offen. Aber im großen und ganzen ist alles vorbestimmt. Und das, meine Liebe, solltest du schon wissen. Auch wir sind nicht mehr die, die wir sein sollten. Über uns schwebt dasselbe Damoklesschwert wie über alle anderen Lebewesen auch. Keiner von uns weiß, wann und warum es herabfällt und uns erschlägt, dass es aber irgendwann fällt, ist sicher. Verstehst du?“
„Kein Wort, Arima!“
„Zuerst war der Geist, der eins mit der Quelle ist und nicht verschieden von ihr, weil sie ihn erschaffen hat. Ein Teil dieses Geistes begann zu träumen und schon segelte ein Schiff durch das stille Meer, legte an und seine beiden Steuermänner – sorry, es hätten auch Steuerfrauen sein können...“
„Warum waren es keine Frauen? Ach, Mann! Arima! Du machst mich wahnsinnig! Ja, diese Geschichte kenne ich doch auch. Jedesmal wenn das Schiff anlegt, verändert sich etwas in der materiellen Welt.“
„Und warum gibt es die materielle Welt?“
„Wie du es so schön umschrieben hast – weil ein Teil des Geistes zu träumen begann und das war schon im letzten Universum so. Das war die Teilung, die niemals hätte stattfinden sollen. Die Föten trennten sich von ihrer Mutter. Sie wollten heraus und die Föten waren wir. Dann kam erst das Schiff, auf dem ein alter Mann und ein kleiner Junge ihr Unwesen treiben.“
„Das sind alles Umschreibungen, Sila. Wir erinnern uns zwar etwas besser als Gitta, aber im Grunde genommen stehen wir genauso im Regen wie sie. Und warum?“
„Weil alles bereits bestimmt wurde.“
„Nein“, sagt Arima. „Weil nie etwas geschehen ist.“
