S wie
Samsara
(Rad des Werdens)
Ausführungen zur bildlichen Darstellung von Samsara
Das Rad von Innen nach Außen.
Die Narbe des Rades
In der Mitte des Rades werden Schlange, Schwein und Hahn dargestellt. Sie symbolisieren die drei Geistesgifte, die als Triebkräfte des Rades angesehene werden. Sie jagen sich im Zentrum des Rades und bilden die Leidenschaften, die sich immer und immer wieder in neue Wiedergeburten verstricken lassen. Der Hahn steht dabei für das Prinzip der Anziehung (Gier), das Schwein für das Prinzip einer eingeengten Sicht (Verblendung, Unwissenheit) und die Schlange steht für das Prinzip der Abstoßung (Hass).
Ring um die Radnarbe
Die eine Hälfte des Ringes zeigt den karmischen Aufstieg. Sich nicht verführen lassen. Die andere Hälfte des Kreises zeigt den karmischen Abstieg, symbolisch durch einen Dämon, der jemanden an einem Seil nach unten zieht, dargestellt.
Sechs Daseinsbereiche
Eine erneute Wiedergeburt findet in einem der 6 Daseinsbereiche Samsaras statt. Der folgende Kreis ist also in 6 Bereiche eingeteilt. In welchem Daseinsbereich das Lebewesen inkarnieren wird, das hängt von der Qualität seiner Taten und Tatabsichten ab. In allen Bereichen findet sich eine Inkarnation des Bodhisattvas Avalokiteshvara, der versucht das Schicksal der Lebewesen zu erleichtern und die Buddhalehre zu verkünden.
1. Götter
Der Bereich der Götter ist der glücklichste Daseinsbereich. Durch die Glückseligkeit und den Stolz der Götter ist jedoch die Notwendigkeit für die Erlösung verschleiert. Doch auch in diesem Bereich ist das Glück nicht von ewiger Dauer. Um dies den Wesen dieses Bereiches zu versinnbildlichen, spielt der Bodhisattva Avalokiteshvara hier die Laute – das Glück hat so wenig Bestand wie ihr Klang.
2. Dämonen (Asuras / Gegengötter)
Sie sind reich, aber neidisch auf das Wissen der Götter. Der Bodhisattva Avalokiteshvara versucht ihnen Frieden zubringen und den Streit zu schlichten und ihren Sinn auf Weisheit und nicht auf Reichtum zu richten.
3. Menschen
Menschen sind dem Leiden unterworfen durch Geburt, Krankheit, Alter und Tod; auch Unwissenheit und den Sinn des Leben nicht erkennen und zielloses umherirren, gehören zum Existenzbereich des Menschen. Dennoch ist dieser Bereich der günstigste für eine Wiedergeburt. In diesem Bereich ist es am ehesten möglich die Lehre Buddhas zu vernehmen. Die Reinkarnation im Bereich der Menschen ist aus diesem Grund den anderen Bereichen vorzuziehen. Der helfende Bodhisattva wird hier als guter Freund mit einem Wanderstock dargestellt, was symbolisieren soll, dass sich jeder einmal auf dem Weg der geistigen Reise machen muss.
4. Tiere
Der Buddhismus nimmt auch bei den Tieren Verständnisfähigkeit an. Der Bodhisattva erscheint in diesem Bereich mit einem Buch, um den Tieren Freiheit von ihren Instinkten und Trieben zu lehren, damit sie die Macht klaren Denkens und Begreifens lernen.
5. Hungriger Geister (Totengeister, Gespenster)
In diesen Bereich der Abgeschiedenen kommen die hin, die in ihrer vorangegangen Inkarnation habgierig, gefräßig und gierig waren. Ständig gequält von Hunger und Durst können sie sich durch ihre kleinen Hälse und die Eigenschaften dieser Ebene keine Erleichterung verschaffen. Avalokiteshvara bringt ihnen Amrita, ein Göttergetränk, um ihre Leiden und ihre Habgier zu lindern.
6. Höllenbewohner
In diesem Bereich gibt es blutige, heiße und kalte Höllen. Die Existenz in diesem Bereich ist nicht auf ewig, sondern endet mit dem Aufbrauchen des negativen Karmas. Ihre Haupteigenschaft ist der Hass. In den Eishöllen lässt Avalokiteshvara Flammen aus seinen Händen entspringen, um das Leid der Höllenbewohner zu mindern.
Der äußere Ring
Der äußere Ring von Samsara besteht aus 12 Bildern. Diese Bilder zeigen die Konditionierung des Bewusstseins an. Es wird immer und immer wieder auf neue Wiedergeburt konditioniert. Diese Bilder zeigen nicht die alleinige Ursache des ewigen Kreislaufes an, jedoch sie begründen das ewige verstrickt sein in Tatabsichten.
1. Blinde Greisin verlässt ihr Haus
Eine blinde Greisin verlässt die Geborgenheit und Sicherheit ihres Hauses und bewegt sich auf einen Abgrund zu. Bedeutung: Eine neue Wiedergeburt konzipiert sich aus Unwissenheit.
2. Töpferer fertigt Schalen und Krüge
Ein Töpferer fertigt für den späteren Gebrauch Schalen und Krüge. Bedeutung: Durch Unwissenheit folgen Absichten zur Tat und die Tat schafft Karma.
3. Affe schwingt von einem zum anderen Haus
Tatabsichten konditionieren für Tatabsichten, auch über den Tod hinaus. Die Folge: neue Wiedergeburten um Tatabsichten zu verwirklichen.
4. Zwei Männer in einem Boot
Es entstehen beim Überqueren des Flusses der Existenz Name und Körper, sie sind wie zwei Männer in einem Boot.
5. Haus mit 6 Fenstern
Die 6 Sinne, Hören, Tasten, Schmecken, Sehen, Riechen, Denken errichten ein Haus mit 6 Fenstern.
6. Paar beim Beischlaf
Steht sinnbildlich für die Berührung mit den wahrgenommenen Objekten.
7. Laufender Mann
Durch die Berührungen mit den Objekten entstehen Empfindungen. Manches Mal sind diese Empfindungen schmerzhaft, oftmals aber auch reizvoll und verlockend.
8. Anheben eines Bechers mit Bier
Durch die verlockende und reizvolle Berührung entsteht Gier und Durst. Gier führt zu neuer Wiedergeburt.
9. Eine Affe pflückt Früchte von einem Baum
Bedeutung: Die Ergreifung einer neuen Existenz.
10. Frau
Eine Frau zeigt mit einer Hand auf ihren Unterleib und lockt mit der anderen Hand zur Liebe. Bedeutung: Neues Werden in der Anbahnung.
11. Gebärende
Die Wiedergeburt veranschaulicht durch eine Gebärende.
12. Ein Leichenträger
Das Rad wird durch Alter und Tod abgeschlossen. Ein Leichenträger trägt den Leichnam, der zerstückelt werden soll, eingeschnürt in einem Tuch auf dem Rücken. Die Leiche soll (nach Brauch) an die Wildtiere verfüttert werden.
Außerhalb des Rades
Außerhalb des Rades klammert sich fest mit seinen Krallen und Gebiss ein grimmiger Dämon. Es ist der Dämon des Todes Mara (oder auch Yama). In einer anderen Tradition kann es auch die zornvolle Gottheit Vajrapani sein.
Abseits des Rades
Dort befindet sich der Buddha Gautama auf einer Wolke und der Bodhisattva Avalokiteshvara, der alle 6 Bereiche der Wiedergebuten mit seinem Mitleid und Mitgefühl durchdringt.
Samsara erklärt als die Prägungen der karmisch-relevanten Willenstätigkeiten und Anhaftungen.
Hauptsächliche verwendete Quelle: Buddhistische Bilderwelt von Hans Wolfgang Schuhmann