Und vielleicht mal gerade ein paar Worte zu dieser allgemeinen Tendenz mit dem Vorwurf "rechte Ecke": Man kann das meinetwegen gern als menschenverachtend einstufen, wenn ich die Ansicht vertrete, Australien mache mit der Politik da zumindest in Teilen durchaus was richtig, und zu Teilen solle man sich da was abschauen. Und ja, dass Leute dabei ertrinken, ist tatsächlich mit einkalkuliert. Aber einerseits hab ich mehr als ausführlich dargelegt, dass ich Gründe habe, zu solchen Ansichten zu kommen, und andererseits wäre es ja vollkommen ausreichend, mich dafür, also für das tatsächlich geschriebene, als "böse" einzustufen.
Ich betrachte es allerdings als einen bedenklichen Zustand, wenn jeder, der es wagt, kritische Aspekte gewisser Umstände überhaupt auch bloß zu sehen und mal anzuführen, mit Leuten auf eine Stufe gestellt wird, auf der Menschen wirklich und tatsächlich Leute einfach dafür hassen können, dass die Zielpersonen Ausländer sind. Ein Mechanismus, den Ankläger und Pauschalisierer, die Kritik und Realismus nicht von echtem Nationalsozialismus unterscheiden können, offenkundig nicht begreifen, ist der, dass man deswegen im Pott durchaus Ecken hat, in denen man als Deutscher beinahe zwangsläufig bei den Nazis landet - weil, in deren Ecke gestellt wird man ja aufgrund der Erfahrungen, die man da nunmal macht, sowieso, wenn man es wagt, darüber zu reden oder zu schreiben. Was macht es dann also noch für einen Unterschied.
Ist leider keine neue Entwicklung. Inzwischen sind wir in der Enkel- oder Großenkelgeneration angekommen, vielleicht könnte man mal wieder lernen, bei solchen Themen den gesunden Menschenverstand einzuschalten.
Mich persönlich stört es nun nicht, welche Vorurteile, Meinungen und Gesinnungen man mir mit der Anklage "brauner Egomane" noch all unterschiebt (Judenhass, Ausländerhass, "Führer"treue, Geschichtsrevisionismus, nach dem es angeblich keine KZs gegeben habe etc. - gehört ja alles zum Programm), denn wenn man's mal im Detail untersucht, wird man vielleicht oder höchstwahrscheinlich feststellen, dass man mir weder Hass oder Abneigung gegenüber Juden wird nachweisen können, noch unbegründete(!) Ablehnung von Aspekten fremder Kulturen. Aber ich finde es schon bedenklich, dass es auf sowas hinausläuft. Es gibt Menschen, die landen dann irgendwann wirklich da, denn mal ehrlich - wer den Dreck hinreichend lange unterstellt bekommt, für den oder die macht es vielleicht irgendwann keinen großen Unterschied mehr, zumindest nach außen, wenn oder ob man tatsächlich da landet.
Selbsterfüllende Aktionen und Projektionen sind das teilweise.
Naja, gut, dass ich weiß, dass ich keine Lust drauf habe, wirklich ein Nazi zu werden. Im Sinne der Leute, die da weniger stur sind, wäre es manchmal echt nett, zweimal über solche Pauschalisierungen nachzudenken, und ob das bisschen Sündenbockschieberei jetzt echt so befriedigend ist, dass es das Opfer wert ist.
Mir tut's ja tatsächlich auch irgendwo leid um die Leute. Aber mal ehrlich ... wir leben in einem Staat, in dem es öffentliche Trauergottesdienste dafür gibt, wenn ein Flugzeug abstürzt, wobei weniger als 500 Leute gestorben sind. Ich hab nichts gegen die Betroffenheit diesbezüglich, sie war mal wieder erfrischend menschlich. Aber mal ehrlich, wir haben im letzten Jahr zusehen dürfen, wie teils auch deutsche IS-"Soldaten" unbewaffnete Dorfbewohner abgeschlachtet haben, und wie ein G8-Mitglied die US-Pleite genutzt hat, einen Nachbarstaat zu überfallen, weswegen sich im Umfeld jetzt sämtliche Staaten gezwungen sehen, militärisch aufrüsten zu müssen. Getan haben wir, was die aktive Intervention angeht, ziemlich genau - nichts. Und Trauergottesdienste gab es da auch für mehr als eine gestorbene Schulklasse nicht. Wer sind hier also die Leute, denen "die eigenen" Staatsmitglieder irgendwie mehr Wert sind?
Für mich waren das alles, in Syrien wie auch bei diesem Flugzeugabsturz, gleichermaßen Menschen, nur, dass die Ersteren teils sehr unschön (Kreuzigung ist immer noch keine schöne Hinrichtungsmethode) niedergemetzelt wurden, während die Letzteren sogar die Gnade eines schnellen Todes erfahren haben dürften. Bei Letzteren hätte man aber irgendjemanden kennen können, ne? Und da waren deutsche Angehörige diejenigen, denen etwas "aus dem Leben" gerissen wurde. Für mich machte das überhaupt keinen Unterschied. Für viele Deutsche offenbar aber irgendwie schon. Waren das jetzt also alles Nazis...?
Wenn das letzte Jahr etwas gezeigt hat, dann, dass das Leid auf der Welt und auch direkt vor unserer Haustüre so weit fortgeschritten ist, dass es gar nicht mehr die Kapazitäten gibt, das alles zu betrauern, geschweige denn, dagegen etwas zu unternehmen, und auf lange Sicht wird es vermutlich so schnell nicht so viel besser werden.
Der IS versklavt und foltert durchaus auch Kinder, und wer veranstaltet für sowas öffentliche Trauer? - Also, bitte.
Ich denke, wir können es uns eben nicht leisten, alles auf der Welt in Ordnung zu bringen. Aber alternativ dann die Leute kollektiv hierher einzuladen, finde ich persönlich nunmal auch keine Lösung. Es wäre mEn einfach mal notwendig, sich mal rational zu überlegen, wie realistisch langfristig eine Handhabe aussehen könnte. Und wenn sämtliche Überlegungen, nach denen das Leid bei Anderen in Kauf genommen wird, immer gleich dazu führt, mit Menschen in eine Tonne gesteckt zu werden, die ziemlich grundlos hingehen und Leute auch mal einfach nur zu Tode hetzen, weil ihnen die Hautfarbe nicht gefällt, trägt das mEn nunmal nicht gerade dazu bei, sich einen solchen realistischen Gesamteindruck zu verschaffen.
Muss nicht jeder meiner Ansicht sein, und wenn wer bessere Vorschläge hat und Argumente vorzubringen, bin ich da durchaus dankbar für und interessiert daran. Aber sich langfristig über Schattenseiten hinwegzutäuschen, weil man Kritik nicht einmal "denken darf", halte ich für politisch und sozial ehrlich gesagt ganz schön bedenklich.