Kvatar
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mitsy schrieb:doch, genau dass scheint fuer mich der springende punkt zu sein. dass, das was da taeglich auf den strassen passiert, von den maennern (aber auch von vielen frauen), wie man aus diesem thread ersehen kann, anscheinend als normal angesehen wird, waehrend sich die meisten frauen damit extrem unwohl fuehlen.
Naja. Sagen wir, es gibt einige Männer und einige Frauen, deren größenmäßigen Anteil wir nicht bestimmen können. Damit ersparen wir uns das Abrutschen in plumpe Feindbilder. Der Sündenbock ist bekanntlich das Wappentier der Dummen.
mitsy schrieb:es geht darum, dass es maennern gestattet ist, ihre sexualitaet in den oeffentlichen raum zu tragen und dass frauen sich davor schuetzen muessen, sofern sie mit dieser nicht in beruehrung kommen wollen.
Entschuldige, aber da muss ich widersprechen. Es wird Männern nicht erlaubt, ihre Sexualität 'in den öffentlichen Raum zu tragen'. Das ist logisch, wenn die Rechte des Einen da aufhören, wo die Rechte des Anderen anfangen. Ich würde sogar sagen, dass Männer ihre Sehnsüchte noch stärker leugnen müssen als Frauen. In diesem Punkt wäre Gleichberechtigung erst dann erzielt, wenn neben der Schwarzwaldklinik im Ersten für Papi ein Porno im Zweiten läuft. Jedem das Seine, quasi.
Ich meine, es würde damit die Illusion gestützt, es gäbe keine gemeinschaftliche Alternative zur "weiblichen" und "männlichen" Sexualität. Vielleicht ist einfach in der Schlammschlacht zwischen Mann und Frau der Begriff "menschliche Sexualität" in Vergessenheit geraten, sodass nun zwischen den Kontrahenten die Überzeugung herrscht, es gäbe diese gemeinsame Sexualität letzlich gar nicht ?
Ich habe den Eindruck, dass Frauenbewegung der Auslöser dafür war, dass Frauen endlich eine eigene Sexualität entwickeln konnten.
Durch die Frauenbewegung fanden Frauen auch erstmals eine eigene sexuelle Identität und erlangten erstmals ihre sexuelle Selbstbestimmung; die Pille und der Pillenknick dokumentieren den Triumph der Frauen, die sich aus dem Würgegriff einer patriarchalischen Männerwelt freikämpften und durch die Pille nicht länger zwangsläufig an "Heim und Herd" geknebelt wurden. Es entstand nicht nur eine völlig neue Sorte Mensch/Frau, sondern es bildete sich zugleich auch eine eigene Sexualität der Frauen, die es ja zuvor nie gegeben hatte! Natürlich musste die neue, 'weibliche Sexualität' der männlichen Sexualität diametral entgegenstehen - schliesslich galt es, sich nun endlich, endlich! abzugrenzen und klare Kontraste zu schaffen, damit die hart erkämpfte Position nicht wieder hintenrum von den Männern einkassiert würde.
Ich habe den Eindruck, dass bei dem Beharren auf und Betonen der Gegensätze des Guten zuviel getan wurde und das Pegel weit, viel zu weit! ausgeschlagen hat. Und zwar bei den Frauen ebenso wie bei den Männern in deren Trotzreaktion. So entstanden verhärtete Fronten auf beiden Seiten, die unversöhnlich und argwöhnisch miteinander rangen und bedauernswerte Nebenprodukte wie den 'Geschlechterkampf' hervorbrachten, der ja immer noch zwischen den Geschlechtern lodert - von den Medien künstlich aufgeputscht und aufgestachelt.
Wie alle radikalistischen Bewegungen kommen auch diese Fronten nicht ohne ein Feindbild aus; hier sind es nämlich "die Frauen" und "die Männer", die mit abgedroschenen Klischees abgewertet und der Lächerlichkeit preisgegeben werden sollen. So wie zB Farin Urlaub von der Musikgruppe "Die Ärzte" in seinem Song "Männer sind Schweine" die Sichtweise der Frauen satierisch beschrieb.
Ich glaube, dass wir gut daran tun würden, den Geschlechterkampf endlich ruhen zu lassen und stattdessen wieder auf die Suche nach unseren Gemeinsamkeiten gehen, denn wir haben in der Tat mehr Verbindendes als Trennendes. Wäre es nicht schön, den Streit endlich beilegen, und sich versöhnt in die Arme schliessen zu können? Der Beziehung zwischen Frau und Mann würde es sicher guttun und die Menschheit insgesamt ein gewaltiges Stück nach vorne katapultieren.
Wie sehr Frauen in der Geschichte unter Männern zu leiden hatten (und welche Qualitäten in Männern und Frauen dadurch nie hervorgebracht wurden!) sollte uns Menschen doch eigentlich wünschen lassen, die Unterschiede zwischen uns Individuen einzuebnen und Brücken zueinander zu bauen.
Wäre es nicht toll, wenn uns das durch Sex gelingen würde?