Da kann ich Kinnarih nur zustimmen - dieser untastbare Glauben, einem auserwählten Volk/einer überlegenen Rasse/einer besonderen Bestimmung anzugehören, das ist der Boden, in dem der Faschismus wurzelt. Wobei Faschismus im engeren Sinn die Spitze des Eisbergs ist; die Basis davon kennen wir ja alle aus dem eigenen Er/Leben, und solche Bedürftigkeiten wie "etwas Besonderes zu sein" nähren die Systeme, die kaltschnäuzig darauf aufbauen und ihren Gewinn daraus ziehen. Seien es Verlagsumsätze, seien es politische Gefolgschaften, seien es private Beziehungen.
Jeder ist etwas Besonderes, freilich. Also niemand? Nein, jeder auf seine Weise. Jeder ist ein In-Dividuum, und das ist ja zugleich ein anstrengender Anspruch. "Es ist so schwer, ein pass-auf-dich-selbst-auf-Erwachsener" zu sein, hat es Sheldon Kopp mal formuliert.
Ich denke, dass solche Bedürftigkeiten (die ja niemand fremd sind) dort ein Übergewicht erhalten und zur Ausbildung fragwürdiger Glaubens- und Zugehörigkeitsmuster beitragen können, wo es im Herkunftssystem an liebevoller Akzeptanz gefehlt hat, und das wird ja oft über viele Generationen zum Muster. Sollte jemand also darauf bestehen, sich als Kristall- oder Indigokind zu definieren (meine eigene Präferenz: ich sehe mich lieber als bunten Hund), dann lohnt sich vielleicht ein Blick auf Konstellationen, die zu gestörten Aspekte von Elternhaus und Familiensystem passen. Was führt dazu, dass Identität und innere Heimat bei solchen kruden Konstrukten gesucht wird?
Alles Liebe,
Jake