Ich meine auch, dass diese Leute, die sich mal im Hotel de Bilderberg in Oosterbeek (Niederlande) getroffen haben, für gewöhnlich mächtig überschätzt werden.
http://www.spiegel.de/wirtschaft/bilderberg-konferenz-die-wahre-macht-sitzt-woanders-a-1038202.html
Das ist einer der schlechtesten Artikel zum Thema die ich je gelesen habe.
1. Überschrift heißt:
"(....) die wahre Macht sitzt woanders." Simple Frage: Wo denn?
2. Die Frage, ob man diese Konferenz abschaffen sollte wird mit "nein" beantwortet... man dürfe sie eher ignorieren. Ignorieren? Ernsthaft? Argument warum man das ignorieren sollte? Finde keins.
3. Hier ein eigentlich guter Abschnitt:
Der Frust darüber ist berechtigt, dass sich demokratisch gewählte Politiker unter Ausschluss der Öffentlichkeit mit Konzernchefs treffen, oder Notenbanker mit Großinvestoren. Auch wenn es nicht gleich die große Weltverschwörung ist - Kungelei und zu große Nähe von Politik und Wirtschaft sollten nicht noch gefördert werden. Zumal die übertriebenen Sicherheitsvorkehrungen für diese Treffen, die keinen erkennbaren Wert für die Gesellschaft haben, aus Steuergeldern bezahlt werden.
Kungelei und zu große Nähe von Politik und Wirtschaft sollen also nicht noch gefördert werden und die Kosten, die keinen erkennbaren Wert für die Gesellschaft haben werden aus Steuergeld bezahlt... aber trotzdem soll man das nicht abschaffen sondern ignorieren?? Und wo sitzt noch mal die wahre Macht, wenn sich genau dort doch die Mächtigen treffen?
4. Zur Rolle der Medien:
Auch Journalisten nehmen an der Bilderberg-Konferenz teil, in diesem Jahr sogar zwei mächtige Verlagsleiter aus Deutschland. Auch das ist deren freie Entscheidung, die man allerdings für unklug halten kann. Mehr aber auch nicht.
Mehr aber auch nicht? Wirklich? Journalisten, die ihren Job ernst nehmen versuchen Dinge transparent zu machen, sich nicht mit Interessenvertretern irgendeiner Art, gemein zu machen. Und hier sitzen Verlagsleiter also mit Wirtschafts- und Bank-Bossen und Politikern etc. zusammen und sind genauso geheimnistuerisch... Das soll unklug sein, mehr aber auch nicht... Ein Journalist der so einen Bullshit schreibt ist für mich kein Journalist.
5. Und das hier ist der beste Witz:
Statt über die Geheimnisse der Bilderberg-Konferenz zu rätseln, die in diesem Jahr doch eher zweitklassig besetzt und tatsächlich altmodisch wirkt, sollten wir ganz woanders hinschauen. Die gefährlichsten Kungeleien finden gleichsam unter den Augen der Öffentlichkeit statt. Lobbyisten brauchen keine Konferenzen, um Einfluss auf die Politik zu nehmen. Sie sitzen direkt vor der Tür des Parlaments - in der Lobby, wo jeder hineinspazieren kann.
Er stellt also mal gleich fest, dass die gefährlichsten Kungeleien von normalen Lobbyisten kommen und "unter den Augen der Öffentlichkeit" (??). Woher weiß er das denn? Wenn doch kein Schwein weiß was wirklich beim Bilderberg-Treffen passiert und man das ignorieren sollte, ist es doch schwer einen Vergleich zu ziehen, oder? Und einen Vergleich womit eigentlich? Mit den total transparenten Kungeleien normaler Lobbyisten? Seit wann ist das denn unter den Augen der Öffentlichkeit?
Plus: Seit wann sind einzelne Lobbyisten, die jeweils für ihre Auftraggeber kämpfen (etwa eine Firma) mächtiger als eine Zusammenkunft der höchsten Bosse aus allen Bereichen? Abgesehen davon, dass es in dem ganzen Text dafür kein Argument gibt, ist die Logik bescheuert.
Und zwischendurch kommt natürlich der übliche Sermon:
"Bilderberg ist der Traum jedes Verschwörungstheoretikers, die Teilnehmer sind je nach Sichtweise die globalen Nazis oder das Finanzjudentum - und für manche auch einfach die Echsenmenschen."
Bilderberg sollte der Traum eines jeden Journalisten sein der seinen Job ernst nimmt. Journalisten die Ignoranz empfehlen und Probleme mit Kausalität haben, die glauben keine Argumente zu brauchen, sind für mich keine Journalisten.