Das mit den Gefühlen finde ich einen ganz wichtigen Punkt: Jedes Gefühl gehört ganz natürlich zu unserem Menschsein dazu und will von uns angenommen und angehört werden. Da ist kein Raum für Dualität und es gibt keine "schlechten" oder "sündigen" Gefühle. Mir haben da die Bücher von Safi Nidiaye die Augen geöffnet.
Bei den Menschen ist es für mich schwieriger. Ob ich das "Lieben" bei Menschen, mit welchen ich überhaupt nicht klarkomme, schaffe, weiss ich nicht.
Und letztlich ist doch die Realität der Massstab und der Wellengang des Lebens bringt immer wieder schwere Bürden, welche ich nicht schönreden und auch nicht schönlieben kann. Diese sind einfach belastend und mir ist es wichtig, diese auch ehrlich so zu benennen. Muss man da nicht aufpassen, dass man mit dem "alles lieben" nicht in eine Richtung wie das "Positive Denken" driftet? Und man sich irgendwann eine sich mit ,der Realität nicht deckende Ponyhofwelt zurechtgeliebt hat, welche irgendwann platzt?
Ich finde deine Beiträge alle sehr interessant und bereichernd, liebe Drebberwocky!
Liebe Wandersocke, ich finde deinen Beitrag großartig - lass dich drücken!
Ja, jedes Gefühl ist richtig und gut. Sie alle erzählen uns, wie wir der Welt gegenüberstehen. Liebe ist reine Anziehungskraft, Zorn zeigt uns Hindernisse vor dem, was uns wichtig ist und diese Hindernisse wollen wir aus dem Weg räumen. Neid sagt uns, was wir haben wollen, Hass wird wach, wenn jemand etwas was uns wichtig ist zerstört hat und er erlischt, wenn wir verzeihen - was erleichtert wird, wenn der- oder diejenige es von Herzen bedauert. Und so hat jedes Gefühl seine Botschaft, wir müssen nur zuhören. Übrigens ist auch Interesse eine Form von Liebe, weil es die Anziehungskraft ist für das, was uns interessiert.
Was die Liebe zu Menschen angeht, mit denen wir so GAR nicht klarkommen, ist es natürlich schwer. Am besten versuchen wir es weiter und wann immer es uns nicht gelingt, nimm dich selbst in den Arm und hab dich lieb, obwohl oder auch weil es dir (noch) nicht gelingt. Und schau dir an, welches Gefühl du für diesen Menschen empfindest, weil dir dieses Gefühl sagt, was das Problem ist. Manchmal gibts ja ein Hindernis zu etwas, was dir wichtig ist (was du liebst und was dich anzieht) und häufig ist es auch so, dass der Abstand zu diesem Menschen für dich zu diesem Zeitpunkt richtig und gut ist.
Letztlich ist jedes Gefühl ein Ausdruck von Liebe und wir sollten nicht die Gefühle ablehnen und niederringen, die uns doch nur zeigen, wie unsere Beziehung zu einem un-geliebten Menschen wirklich ist. Ich weiß, dass sich das paradox anhört, aber wenn ich Zorn empfinde und diesen lieben soll, kann ich ihn nicht unterdrücken, um mit einem anderen auf Kuschelkurs zu gehen. Mitunter hilft es, sich mit einer Situation auszusöhnen oder auch zu versuchen, die Welt aus seinen Augen zu sehen. Oder aus den Augen seiner Mammi, die ihr Kind auch liebhat, wenn es sich mal "falsch" verhält.
Muss man da nicht aufpassen, dass man mit dem "alles lieben" nicht in eine Richtung wie das "Positive Denken" driftet? Und man sich irgendwann eine sich mit ,der Realität nicht deckende Ponyhofwelt zurechtgeliebt hat, welche irgendwann platzt?
Unbedingt! Immer erst den Balken im eigenen Auge und der kann auch bedeuten, dass man vordem ungeliebte Gefühle wie Zorn, Eifersucht und Hass liebhaben lernen soll. Solange man sie unterdrückt, wird das eh nix mit der bedingungslosen Liebe. Weil Bedingungslosigkeit bedeutet ja, keine Bedingungen zu stellen - vor allem nicht, was die Liebe zu sich selbst angeht. Kein Mensch auf der ganzen Welt kann die Mitmenschen bedingungslos lieben, solange er sich nicht selbst bedingungslos lieben kann.
Hab einfach Geduld mit dir, Rom ist schließlich auch nicht an einem Tag erbaut worden. Und was wir ein Leben lang gelernt und für richtig gehalten haben, das können wir nicht im Hau-Ruck-Verfahren ändern.