Was mich nun sehr interessieren würde, wäre deine Ansicht, wie eine eventuelle Lösung aussehen könnte bzw. ob es die deiner Ansicht nach gibt.
Punkt 1 - Schmerzen - reicht das? Oder bedarf es noch mehr?
Werde ich nie vergessen wie ich Opas Schmerzen fühlte
(Mein Opa musste zweimal amputiert werden 1983 und 1993) Er starb durch eine ANGEBLICHE Infektion - frag mich heute noch ob sie extra herbeigeführt wurde, um seinem Leiden ein Ende zu setzen. Wie er so dalag an dem Donnerstag, Blutwäsche der Dyalyse nützte auch schon längst nicht mehr, wie zehn Jahre zuvor musste ich mir den amputierten Stumpf ansehen... Er konnte vor lauter Schmerz nicht reden, ich nahm zitternd seine Hand und drückte, solange ein und ab, bis ich irgendwann spürte, dass auch er seine Hand leicht bewegte, da erst wusste ich, dass er sanft noch etwas spüren konnte.... Es dauerte sehr lange, bis er weinend ein Wort über die Lippen brachte: "Rinderfleischbrühe", und ich musste die Schwester dazu überreden, dass er sie auch bekam.... Nichts wirkte, er hatte solche Schmerzen, dass selbst das Schreien und Brüllen zu schmerzhaft war, dass er übertaubfühlt war, - die ganze Zeit lag ich mit dem Kopf auf seiner Brust und hielt seine Hand.... Bis Oma kam - und die Schmerzen stärker wurden als sie ihm das Weinen vor meinen Augen verbot, als sie mich hieß, ich müsse endlich heim....Opa liegt ihm Sterben und ich muss unbedingt den Zug erwischen.... hab ich nie verstanden....und Opa nie mehr lebend gesehn - am darauffolgenden Montag starb er morgens......warum haben sie das zweite Bein auch noch amputiert, wenn er doch sowieso hat sterben müssen - Die Qual die ich sah, hätte ihm erspart bleiben können...... Es gibt keine Worte, sich diese sehenden Schmerzen eines Anderen so intensiv in Gedanken zu fassen, wie das direkte Live-Empfinden, das Miterleben.......... So weit ging es, dass ich seine Schmerzen selbst zu fühlen bekam, als es ihn längst nicht mehr gab. Wie oft bin ich aufgewacht und spürte meine Beine nicht, dafür die Schmerzen als wären sie mir selbst amputiert worden.....
Punkt 2 - MS
Ich hab hier manchmal von dem "perfekten unperfekten" Vater gesprochen, den ich gern gehabt haette. Oh ja, ich habe seinen Verfall mit bekommen. Es ging so weit, dass zum Schluss seine Frau ihm die Zigarette an die Lippen halten musste, weil er es nicht mehr selbst konnte und selbst das Denken war mit Schmerzen durchzogen, wenn er versuchte, mich zu erkennen, sich an mich zu erinnern. Ein Jahr vorher hat er uns, schon gezeichnet vom beginnenden Endstadium, noch mit dem Golf zu einem Fussballspiel gefahren. Schon da sah ich diese Qual, die er bekaempfte. Er war ein Klasse Fussballspieler gewesen. Wenn er sagte, da geht er rein, dann war das so. Doch in dieser Endphase brauchte er eine ganze halbe Stunde, nur um die Treppe herunter zu steigen. Ich weiss noch gut, dass mein "Stiefvater", der eigentlich sein Kumpel war, sich gar nicht als sein Kumpel erwiesen hatte sondern als egoistischer Volltrottel. Auf meine Frage, ob er ihn schon mal besucht habe, sagte er nur, dass er 10 Minuten gewartet haette, und dann meinte, er sei nicht zu Hause. Und dieser kranke Mensch steht voller fremder Hirnschwaeche vor der leeren Haustuer - Null Mitgefuehl - Null Geduld - Null Mitdenkensvermoegen. Das sind jetzt 21 Jahre her - am 29. November vor 2 Tagen starb er. Und ich hab ihn immer noch voll in Erinnerung. Weil ich diese Phasen miterlebt habe und ich ihn sehr gemocht hatte. Die Erlebnisse mit Kindern will ich hier gar nicht schildern.
Punkt 3 - Loesung
Natuerlich gibt es eine Loesung. Es gibt immer eine Loesung. Doch sowohl Regierungen als auch Gesellschaften und Zusammenrottungsgruppen wollen meist nix von Loesungen wissen, weil sie erst ihre moralinsauren Bedenken durchkauen wollen, mitunter in einem Zeitrahmen von 10 bis 20 Jahren und noch laenger, wie das so ueblich ist in ihren Buerokratenverliesen.
Ich haette Opa damals sogar selbst erloest, auch wenn ich anschliessend megaheulend zusammengebrochen waere. Den MS Kranken Vater haette ich nicht erloesst, denn er bekam die liebevolle Pflege bis ganz zum Schluss. Er sprach nie davon, vorzeitig gehen zu wollen, Opa dagegen hatte es hin und wieder erwaehnt, einmal sass er sogar weinend neben mir im Heu und sagte: Moege doch der Herrgott mich zwischen meine Eltern holen.... Und das sagte er nicht im Hinblick auf seine Krankheit.
Menschen und Tiere senden Signale aus. Und nur Menschen, die diese Signale auch wahrnehmen koennen, sollten im Einzelfall, die Erloesung betaetigen. Doch wenn es gesetzlich festgeschrieben wuerde, dann kaemen auch Buchstudierte in den Hafen des Faehrmannes und wuerden Menschen ohne ihre persoenliche Einwilligung von ihren Schmerzen erloesen, rein aus pragmatischen Motiven. Ich denk da jetzt an Heime, Spezialpflegestellen und Hospize. Bevor irgendetwas geregelt wird durch Gesetze, sollten sich die Verantwortlichen der Gesetzgebung mit einem "separaten Beruf" der noch nicht existiert auseinandersetzen. Und nur diesen diese Aufgabe uebertragen.
Der Schornsteinfeger fegt die Schornsteine und kein Fliesenleger
Der Fleischbeschauer beschaut das Fleisch und kein Hilfsassistent
Es gibt Berufe, wo nur speziell veranlagte Menschen diesen Beruf ergreifen koennen, um ihn auch sinnentsprechend auszufuehren. Es gibt Berufe, die fast jeder taetigen kann. Dieser seperate spezielle Beuf ist nicht fuer jederman geeignet. Der eigene Wille, diesen Beruf "erlernen" zu wollen, darf da nicht ausschlaggebend sein.
Ein sexsuechtiger Triebtaeter sollte nicht Kindergaertner werden duerfen.