Behinderte

Wie geht ihr mit Behinderten Menschen im Alltag um?


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pali2004 schrieb:
Mich würde mal interessieren was ihr so über behinderte menschen denkt! Wie ihr mit ihnen umgeht wenn ihr ihnen im alltag begegnet! Habt ihr menschen mit einer geistigen oder körperlichen behinderung in eurer familie?
Liebe/r Pali,
ich finde das Thema extrem schwierig!
In der Gegenwart Behinderter fuehle ich mich irgendwie schuldig, so als sei ich zu Unrecht gesund und im Vorteil.
Ob ich wirklich im Vorteil bin, weiss ich natuerlich ueberhaupt nicht!
Gleichzeitig ueberkommt mich ein grosses Mitleid, dass mich regelrecht laehmt.
Ich versuche, nach aussen hin ganz natuerlich und normal zu sein, aber es ist schwer.
Diese Menschen tragen ein Schicksal, das ausserhalb meiner Vorstellungskraft liegt und ich achte und bewundere ihre Durchhaltungskraft, ebenso wie die ihrer Angehoerigen.
Ich mache auch keinerlei "Erklaerungsversuch" aus esoterischer Sicht, ich denke, ich habe kein Recht dazu.

Bijoux
 
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Ich begegne ihnen ganz normal, und behandle sie wie jeden anderen Menschen!

warum glaube ich das ein großteile diese antwort anklicken, sich aber eigentlich nur wünschen so reagierne zu können? Behinderung wird doch leider in unserer Gesellschaft immernoch als eine Krankheit angesehen. Und jeder behinderte Mensch spiegelt die Toleranz des jeweiligen Betrachters wieder. Eine nette ANtwort, sorry aber ich kaufe sie vielen nicht ab. Dafür habe ich zu lange in einem Wohnheim für behinderte Jugendliche gearbeitet und sie haben mir anderes berichtet, bzw. ich auch als Erfahrungen machen müssen....

fühle mich schuldig...
Vielleicht fühlst du dich selber nur schuldig deiner Toleranz gegenüber ?
 
firstlevel schrieb:
Vielleicht fühlst du dich selber nur schuldig deiner Toleranz gegenüber ?
Wenn ich darueber nachdenke, warum ich mich schuldig fuehle, dann kommt mir die Antwort, ich fuehle mich schuldig, weil ICH gesund bin.
Wo in dem Zusammenhang die Toleranz ist, weiss ich nicht!

Bijoux
 
leider musste ich auch die Erfahrung machen, dass Behinderte "anders" behandelt werden - ich habe 8 Jahre lang Sommerlager mit mehrfach (geistig/körperlich) Behinderten gemacht - und öfters mal feststellen müssen, dass man sie wie Menschen zweiter Klasse behandelt hat - und uns "Leiter" wie Helden, weil wir uns um diese "ach so armen Kreaturen" kümmerten - dabei haben wir sogenannten Leiter immer wesentlich mehr aus diesen Sommerlagern mit nach Hause genommen - weil wir wieder mal das grosse Geschenk erleben durften, dass offen und ehrlich Gefühle gezeigt oder ausgedrückt wurden - selbst dann, wenn mir einer sagte, ich sehe aus wie ein Nilpferd - womit er nicht unrecht hat, was aber ein "normaler" niemals sagen würde - der denkt es nur

wo ich jedes Mal fast in die Luft gehe - und mich schwer beherrschen muss, um meinen ach so lieben Mitmenschen nicht alle Schande zu sagen - wenn körperlich Behinderte so behandelt werden, als wären sie geistig behindert - kaum sitzt einer im Rollstuhl wird einfach über ihn bestimmt - dabei ist er geistig völlig gesund und durchaus in der Lage, selber Entscheidungen zu fällen

ich wünschte mir manchmal, die "normalen" wären so offen, ehrlich, direkt und tolerant wie die Behinderten, die ich in den 8 Jahren kennen lernen durfte, und von denen einige auch heute noch zu meinen Freunden zählen
 
ich hab in meiner Nähe ein großes Behinderten Zentrum, mit wenigen Ausnahmen, geistig Behinderte.

Dadurch kommt eigentlich kaum jemand auf die Idee, Behinderte anders zu behandeln. Sie stehen vor einem an der Kasse, kaufen ein zahlen. Manche mit, manche ohne Begleitung.

Im Sommer sind sie im Freibad, gut, da hat sich einmal eine Mutter ziehmlich aufgeregt weil ein Behinderter im Kinderbecken war. Dazu muss man aber sagen, dass ihre Aufregung total idiotisch war. Während im Schwimmbecken Naturwasser ist, wird im Kinderbecken ständig das Wasser ausgetauscht und etwas gechlort, damit eben die Basinpinkler nicht in der Gülle planschen müssen.

Aber Dummheit stirbt eben nie aus.
 
Hallo,

auch ich möchte einen Beitrag zu diesem Thema leisten.
Ich selber habe ein schwerbehindertes Kind. Meine Erfahrung als Mutter eines behinderten Kindes ist sehr unterschiedlich. Es gibt Menschen die sehr sehr offen und gut mit behinderten Menschen umgehen können, und dann wieder gibt es Menschen die zurückhalten sind, aus Unsicherheit o.ä.. Doch am schlimmsten finde ich diejenigen, die uns in die Schublade "Menschen zweiter Klasse" stecken. Das reicht von Vorwürfen selbst Schuld an der Behinderung des Kindes zu sein, bis hin zu der höflichen Bitte eine Örtlichkeit zu verlassen - weil mein Kind nicht den Ansprüchen der Gesellschaft gerecht werden kann -.
Ich persönlich habe Tage an denen ich mich mit meinem Kind sehr gut anderen Menschen "ausliefern" kann, denn man weiß einfach nie auf welche Menschen man gerade an diesem Tag trifft, und in welche Situationen einen das behinderte Kind bringen kann. Und dann gibt es Tage, an denen geh ich nicht einen Schritt mit meiner Tochter vor die Türe. So hängt es also auch sehr von meiner Stimmung ab, wie sehr es mich trifft, wenn andere Menschen mit uns nicht klar kommen.
Grundsätzlich aber vermeide ich schon seit Jahren mit meiner Tochter besuche in Restaurants (incl. MC Donalds), Kino, Kindertheater, Eisdielen, Zirkus usw., weil ich immer wieder das Gefühl habe die Gesellschaft mit der Anwesenheit meiner Tochter zu "stören"!!!
Das man nicht einen Einkauf barrierefrei bewältigen kann, ist einfach fakt. Das man als behinderter Mensch oder Angehöriger eines behinderten Menschen angestarrt wird, gehört zum Alltag. Mal stört es mich mehr, mal weniger, doch wirklich Bewußt wird es mir, wenn ich "inkognito" mit meinem gesunden Sohn alleine unterwegs bin. Da fühle ich mich total frei, und unbeobachtet, ein tolles Gefühl und ich genieße es sehr.

Liebe Grüße
Sonnenfeuer
 
Liebe Sonnenfeuer!
Ich möchte dich in keinster weise kritisieren oder änliches, ich möchte dir nur meine gedanke zu deinem beitrag mitteilen.
Mein bester freund ist schwerbehindert, er sitzt im rollstuhl und ist geistig ebenfalls behindert. Ich habe 2 Jahre mit meiner mutter und seiner mutter in einem haushalt gelebt und es war anfangs der reine horror. ich wusste nicht was ich mit ihm anfangen sollte, wie ich mit ihm reden oder sonst was tun sollte.
ich habe mich einfach abgewannt doch eines tages kam er auf mich zu und nach einer zeit waren wir unzertrennlich. er hat mir über eine sehr schwere zeit hinweggeholfen (scheidung meiner eltern)
und wir wuchsen immer enger zusammen heute sind wir ein eingespieltes team einer kann auf den anderen bauen.
wenn wir uns sehen ist es wie wenn er "normal" wäre für mich zumindest. wir gehen aus, gehen essen, kino disco usw. ich muss mir oft dumme bemerkungen anhören und werde auch oft gebeten die discotek (falls ich überhaupt am türsteher vorbeikomme) oder das resataurant usw. zu verlassen. jedesmal steígt eine riesen wut in mir hoch aber ich habe gelernt es zu akzeptieren, denn was soll ich sonst auch tun? jedoch lasse ich mich von niemandem in eine schublade stecken denn was kann er für seine behinderung? nichts! also warum soll er nicht auch die angenehmen seiten des lebens genießen.
unsere gesellschaft ist leidergottes verdammt oberflächlich! wenn man anders ist sei es wegen einer behinderung oder deiner haare oder deinem kleidungsstil, deiner religion oder deiner schiefen nase. wirst du in der öffentlich keit immer auffallen. doch deswegen verzichte ich sicherlich nicht auf kino besuche oä mit ihm. ich stehe zu ihm denn ich liebe ihn so wie er ist und ich würde in jeder situation bei ihm bleiben und ihn nie verleugnen er ist ein fester bestandteil meines lebens!
natürlich weiß ich auch das es nicht immer leicht ist, ich sehe wie schwer sich seine mutter oft tut! ich bewundere alle eltern oder geschwister von behinderten menschen denn es ist verdammt schwer.
 
Mir fällt auf, daß sich die Haltung der Gesellschaft gegenüber Behinderten, in den letzten Jahren, doch sehr zum Positiven geändert hat und man viel mehr Behinderte sieht, die früher einfach "weggesperrt" wurden.

MfG

Olga
 
Hallo Pali,
ich habe dir schon gestern auf deine PN geantwortet, möchte auch hier nochmal kurz etwas sagen.
Wie du schon annimmst, ist es etwas anderes wenn man Mutter eines behinderten Kindes ist. Gerade wenn man dieses Kind auch noch behindert zur Welt bringt.
Was vielleicht nicht richtig herauszulesen ist, ist die Tatsache, das ICH es MIR nicht antun möchte mit meiner Tochter diese Dinge zu unternehmen. Wenn sie in Kurzzeitpflege ist, machen sie auch Ausflüge ins Kino etc. aber die Betreuer können sehr viel nüchterner damit umgehen als ich als Mutter.
Und natürlich unternehme ich auch etwas mit meiner Tochter, eben in dem Rahmen wie es gut für mich ist. Schwimmbad, Zoobesuch etc. Aber immer wieder ist man da eben auch den Blicken der anderen ausgesetzt. Meine Tochter ist 10 Jahre alt, und auch sie sitzt immer noch im Kleinkindbereich des Schwimmbades, und geht mit Schimmflügeln ins Wasser, und schreit vor Panik wenn um sie herum mit Wasser gespritzt wird. Es ist immer wieder so eine Gratwanderung auf der man sich befindet....wie lange halte ich das noch aus, und was ist noch gut für sie. Zudem begrenzt sich der emotionale Streß ja nicht nur auf diese Aktivitäten. Denn auch im Alltag, und das bedeutete bei mir ca. 20 Stunden am Tag da meine Tochter nur 4 Stunden pro Nacht schläft, ist man immer und immer wieder mit den Besonderheiten dieser Kinder konfrontiert und muß versuchen weitestgehend den Tag zu organisieren, Alleinerziehend, weil der Vater nicht klarkommt mit der Behinderung, und nebenbei mit einem gesunden Sohn.

Liebe Grüße
Sonnenfeuer
 
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Hallihallo,

mein Bruder ist geistig behindert und lebt im Heim, wo ich ihn ein paarmal im Jahr besuche (würde noch öfter, wenn ich könnte).
Traurig ist es, dass mein Bruder einer der wenigen ist, die Besuch bekommen, die Familien der meisten anderen lassen sich da nie blicken.
Ist ein Mensch nur was wert, wenn er geistig gesund ist?
Obwohl - was ist das eigentlich, "geistig gesund"?
 
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