Ausländer und Gastarbeiter

Lifthrasir

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5. Juli 2009
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3.314
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Nanhai, Foshan, PR China
Hallo Zusammen!

Ausländer --- sind wir alle --- fast überall!

Aber Gastarbeiter sind nicht alle. Ich gehöre zu dieser Gruppe, ich bin ein Gastarbeiter in China, einem Land weit weg und in Richtung Osten. Mehr wusste ich auch nicht bevor ich hier her kam um in China zu arbeiten.

Ich selbst fliege 3 bis 4 Mal im Jahr für 2 bis 3 Wochen nach Hause, aber die meiste Zeit des Jahres bin ich in China. China ist nicht Europa, nicht um die Ecke, eine Reise dauert mindestens einen Tag und will vor Antritt gut geplant sein.
Würde ich in Europa arbeiten, wäre es weniger schwer "mal eben" nach Hause zu fahren. Zu einem sind die Transportmittel meistens anderer Natur, Bahn und Auto sind oft möglich. Zum anderen ist die Schrift und die Kultur der Länder in Europa ähnlich.

China ist komplett anders, Schrift, Kultur, Lebensweise und Essen sind selbst mit dem chinesischen Restaurant in der Nachbarschaft nicht zu vergleichen.

Es gibt Landsleute, die mit ihrer Familie hier in China leben, diesen Umstand kann und möchte ich meiner Familie nicht zumuten. Doch nach 5 Jahren China bekomme ich so langsam Frust. Ich habe das Gefühl, das Leben in meiner Heimat läuft an mir vorbei. Ich sehe meine Freunde selten, denn die Zeit in Deutschland ist immer viel zu schnell um. Ich packe meinen Koffer aus, drehe mich herum und kann den Koffer schon wieder einpacken.
Doch auch in China habe ich gute Freunde gewonnen, daher kann ich es mir schlecht vorstellen, China für immer den Rücken zu kehren.

Warum schreibe ich das nun? Vielleicht kann sich jemand mit meiner Situation und Gefühlen identifizieren? Vielleicht ist oder war jemand selber in ähnlicher Situation?
Mit solchem Menschen möchte ich gerne plaudern, Ideen und Erfahrungen auszutauschen und hören, wie sie solche Situationen gemeistert haben.

Vielleicht gibt es solche Gastarbeiter hier?

Einen lieben Gruß aus dem Land der aufgehenden Sonne vom Lifthrasir
 
Werbung:
..nuja, einfach ist es nicht und du mußt Prioritäten setzen...
denn beides kann man leider nicht haben...
...glaube mir… ich weis wovon ich spreche..
 
hallo lifthrasir,
erst einmal finde ich das interessant und mutig ,so in eine völlig andere kultur einzutauchen und nicht nur um dort urlaub zu machen sondern auch um da zu leben und zu arbeiten.du hast anscheinend heimweh ,ist ja auch gut nachvollziehbar ,weil deine wurzeln ebend in deutschland sind.irgendwann fühlt man es doch wieder diese heimatverbundenheit ,extrem stark. ich könnte mir vorstellen das es auch nicht so einfach ist in diesem land zu leben,weil der lebenstil ein doch völlig anderer ist,auch wenn man ersatzfamilie gefunden hat.
du müßtest doch spüren ob du da bleiben möchtest ,oder wieder zurückwillst.5 jahre sind ja auch nicht so lange ,daß man sich nicht mehr lösen könnte.ist bestimmt nicht einfach aber solltest du wieder zurückommen ,wäre es möglich dort die urlaube zu verbringen oder die menschen die du dort kennengelernt hast zu dir nach deutschland einzuladen.
lg
skadya
 
Hallo Zusammen!

Ausländer --- sind wir alle --- fast überall!

Aber Gastarbeiter sind nicht alle. Ich gehöre zu dieser Gruppe, ich bin ein Gastarbeiter in China, einem Land weit weg und in Richtung Osten. Mehr wusste ich auch nicht bevor ich hier her kam um in China zu arbeiten.

Ich selbst fliege 3 bis 4 Mal im Jahr für 2 bis 3 Wochen nach Hause, aber die meiste Zeit des Jahres bin ich in China. China ist nicht Europa, nicht um die Ecke, eine Reise dauert mindestens einen Tag und will vor Antritt gut geplant sein.
Würde ich in Europa arbeiten, wäre es weniger schwer "mal eben" nach Hause zu fahren. Zu einem sind die Transportmittel meistens anderer Natur, Bahn und Auto sind oft möglich. Zum anderen ist die Schrift und die Kultur der Länder in Europa ähnlich.

China ist komplett anders, Schrift, Kultur, Lebensweise und Essen sind selbst mit dem chinesischen Restaurant in der Nachbarschaft nicht zu vergleichen.

Es gibt Landsleute, die mit ihrer Familie hier in China leben, diesen Umstand kann und möchte ich meiner Familie nicht zumuten. Doch nach 5 Jahren China bekomme ich so langsam Frust. Ich habe das Gefühl, das Leben in meiner Heimat läuft an mir vorbei. Ich sehe meine Freunde selten, denn die Zeit in Deutschland ist immer viel zu schnell um. Ich packe meinen Koffer aus, drehe mich herum und kann den Koffer schon wieder einpacken.
Doch auch in China habe ich gute Freunde gewonnen, daher kann ich es mir schlecht vorstellen, China für immer den Rücken zu kehren.

Warum schreibe ich das nun? Vielleicht kann sich jemand mit meiner Situation und Gefühlen identifizieren? Vielleicht ist oder war jemand selber in ähnlicher Situation?
Mit solchem Menschen möchte ich gerne plaudern, Ideen und Erfahrungen auszutauschen und hören, wie sie solche Situationen gemeistert haben.

Vielleicht gibt es solche Gastarbeiter hier?

Einen lieben Gruß aus dem Land der aufgehenden Sonne vom Lifthrasir

Hattest du nicht eine Aufgabe? Willst du sie nicht mehr?
Sollen alle deine Weisheiten verkümmern? Willst du abdanken?

Nutze die Kraft aus deiner Quelle und zwar dort wo du bist,
denn so hoch komme ich nie, drum kann ich dir das sagen :)
 
Ich habe einen lieben Freund, er ist deutscher , doch in China aufgewachsen . Auch hat er dort studiert , er ist Arzt , auch jetzt ist er in China , doch leider
zur krebsbehandlung.
Er bringt viele Eindrücke mit, ich bewundere solch mutige Menschen , die sich einer uns so fremden kultur annehmen.
Das kann dir keiner nehmen.
Ich an deiner stelle würde dort bleiben.
Ich weiß nicht wirklich wie es dort ist aber ich weiß wie es hier ist.:umarmen:
Lieben Gruß,
Nayeli
 
..nuja, einfach ist es nicht und du mußt Prioritäten setzen...
denn beides kann man leider nicht haben...
...glaube mir… ich weis wovon ich spreche..

Hallo Tibet,

Wenn Du weißt wovon Du sprichst, dann hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht.

Was hat Dich bewegt, wie bist Du mit der Situation umgegangen?

Einen neugierigen Gruß vom Lifthrasir
 
hallo lifthrasir,
erst einmal finde ich das interessant und mutig ,so in eine völlig andere kultur einzutauchen und nicht nur um dort urlaub zu machen sondern auch um da zu leben und zu arbeiten.du hast anscheinend heimweh ,ist ja auch gut nachvollziehbar ,weil deine wurzeln ebend in deutschland sind.irgendwann fühlt man es doch wieder diese heimatverbundenheit ,extrem stark. ich könnte mir vorstellen das es auch nicht so einfach ist in diesem land zu leben,weil der lebenstil ein doch völlig anderer ist,auch wenn man ersatzfamilie gefunden hat.
du müßtest doch spüren ob du da bleiben möchtest ,oder wieder zurückwillst.5 jahre sind ja auch nicht so lange ,daß man sich nicht mehr lösen könnte.ist bestimmt nicht einfach aber solltest du wieder zurückommen ,wäre es möglich dort die urlaube zu verbringen oder die menschen die du dort kennengelernt hast zu dir nach deutschland einzuladen.
lg
skadya

Hallo Skadya,

Danke für Deine Worte!

Das mit dem "Gefühl" ist eben zurzeit mein Problem. Ich weiß nicht genau was ich fühle --- oder besser gesagt, würde ich Deutschland an die Stelle von Vietnam packen wollen.
Ich bin Heimatverbunden, nur weiß ich nicht ob es nur an meiner Familie liegt, oder ob ich Heimat mit einem besonderen Flecken Erde verbinde? Was mir ganz klar hier fehlt ist die Natur, ich bin ein Mensch der den Wald liebt. Wälder bestehen in der Guangdong Provinz aus Hochspannungsmasten und Fabrikschornsteinen, ein wirklich natürliches Stückchen Natur gibt es hier nicht. In China bestimmt, aber nicht hier in Guangdong.

Doch es sind auch meine Freunde, die mich zaudern lassen. Die Idee Urlaub zu machen oder Freunde einzuladen ist nicht schlecht --- ich denke darüber nach.
Ich denke auch darüber nach eine Pause zu machen, doch damit müsste mein Chef einverstanden sein. So ein Gespräch möchte ich jedoch ungerne am Telefon führen.

Einen lieben Gruß vom Lifthrasir
 
Hattest du nicht eine Aufgabe? Willst du sie nicht mehr?
Sollen alle deine Weisheiten verkümmern? Willst du abdanken?

Nutze die Kraft aus deiner Quelle und zwar dort wo du bist,
denn so hoch komme ich nie, drum kann ich dir das sagen :)

Hallo mein Freund,

Hällst Du mich für weise und meine Weisheiten für wertvoll? Ich denke, ich habe einfach nur andere Erfahrungen als die Masse der Menschen - ob das gleich Weisheit ist?

Abdanken möchte ich bestimmt nicht, sonst würde ich nicht so grübeln und fragen, sondern nur noch handeln.

Und meine Quelle, dort wo ich bin --- zurzeit weiß ich nicht wo ich bin, ich habe so langsam das Gefühl neben mir zu gehen. Das fühlt sich nicht gut an! Deswegen die Zweifel, die Fragen, was kann ich tun?

Hängen meine Zweifel mit meiner Situation der beiden Länder zusammen oder gibt es einen anderen Grund? Ich kann mich im Moment nicht sammeln, ich fühle mich zerrissen...
 
Ich kann mich der sakya nur anschließen und als Ausländerin in Deutschland das ausbauen.
Du bist dort in China Ausenseiter, sonst hättest du nicht diese Bedenken. Auch wenn du dir das evtl. nicht zugeben willst, deine Sprache hier spricht anders. Du würdest sonst nicht sagen: das möchte ich meiner Familie nicht antun (um sie hierher zu holen).
Hier in Deutschland erwartet man, dass der Ausländer sich integriert, das scheint für dich in China trotz manchen Freunden etwas schwieriger zu werden, sonst gäbe nicht diese Zerrissenheit. Wartest du noch länger mit der Rückkehr, um so stärker wirst du erkennen, dass du dich in die andere Richtung entwickelt hast als deine Freunde hier. Dann wäre es besser zu bleiben. Ansonsten musste man sich zugeben, dass man ein Teil davon nicht annehmen kann….
Sprichst du chinesisch?

Dann sind ganz wichtige weitere Punkte die Ausbildung und die Reife. Hat man eine gute Ausbildung, gute Stellung, wird man zumindest in deisen Kreisen gut akzeptiert. die anderen stört gerade das. Die Mehrheit und das ist der Duchtschnitt – der evtl. ausländerfeindlicher Nachbar, dem du dir nicht aussuchen kannst –versucht alles um dir schwer zu machen – hetzt die heimischen Neider auf, da kommt deine Reife ins Spiel: stehst du darüber, machst nichts falsches, wie steht es um deinen Stolz, wirst du damit fertig, was man dir anhängen könnte, macht dir das Leben dann dort immer noch Spaß, wenn es lebensgefährlich wird… darüber muss man vorher denken den eigenen Kindern zuliebe, weil man dann mit Recht nicht weiter kommt ... und zuhause bist du dann auch schon ein Fremder, wenn es noch ein Zuhause gibt.
Hier hat mir eine Chroatin erzählt, dass sie zuhause alles verloren hat, hier wegen ihrer Arbeit als Putzfrau abwertend gesehen wird und sie bleibt in Deutschland (beide sind Rentner) nur noch deswegen, weil der Arzt um die Ecke ist. Wie traurig! Sie haben sich niemals eingelebt, können nicht einmal ausreichend deutsch.

Es gibt viele Sicht-Weisen und viele Erfahrungen. Man sagt, wer in sich zuhause ist, ist überall zuhaus. Wenn man in den Menschen das Gute sehen kann, egal wo, dann profitiert man davon. Wenn man weiß, in Deutschland sind die Menschen nicht anders, dann läßt sich auch in China gut leben. Mach dir doch eine Liste: dafür und dagegen (auf welche Seite kommt die Tatsache, das du keine Schlitzaugen hast?). Und dann schau und beweg´dich auch mehr in die Richtung für diese du dich entscheidest; bleib nur nicht stehen:)

DieRichtung zu einer multikulturellen Gesellschaft ist angezeigt, aber meistens ist es mehr Schein als Sein, weil die Menschen können nicht aus ihrer Haut. Das Ost und West und Süd und Nord sitzt ganz tief in Ihren Köpfen, sie verplappern sich auch oft. Es wird vielelicht Generationen dauern, bis das keine Frage mehr sein wird. In Amerika, wo ja auch alle zugereist sind, ist es anders, aber auch dort werden bestimmte Völker nicht gerne gesehen…
lg
 
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Hallo Renate,

Natürlich bin ich in China ein Außenseiter, eben ein Ausländer eine "Lao Wai" eine Langnase wie die Chinesen sagen. Und ich möchte meiner Familie den Aufenthalt hier nicht zumuten, nicht weil es übel ist, sondern weil es anders ist, so anders das nicht jeder Mensch damit zurecht kommt. Und ich weiß eben, das aus meiner Familie nur ich so ein Abenteurer bin.

Ganz besonders anders ist die Sprache und Schrift. Ich spreche etwas chinesisch, aber es ist für mich verdammt schwer die Sprache zu lernen, wie es für mich überhaupt schwer ist andere Sprachen zu lernen. Ich bin kein Sprachtalent.
Der schwierige Unterschied zwischen Chinesisch und den lateinischen Sprachen ist die Schrift selber. Wir benutzen 26 Buchstaben --- egal in welcher Sprache. Somit kann ich zumindest alles Lesen wenn ich mich in Europa bewege.
Doch in China werden im Alltagsgebrauch etwa 6000 verschiedene Schriftzeichen benutzt, die teilweise sehr komplex sind und teilweise sich nur durch kleine Striche unterscheiden. Wer nicht damit aufwächst, oder sich intensiv beschäftigt und talentiert ist, wird eine Zeitung nie lesen können!

Die Punkte sind mir klar, Sprache und das Anders-Sein, sind mit Auslöser dafür, das ich micht manchmal unbehaglich fühle. Ebenso die Tatsache, das ich mich nicht so frei und ungezwungen bewegen kann, wie in Deutschland. Mein Führerschein wird hier nicht anerkannt und ich darf auch keinen Führerschein hier machen, das geht nur unter der Vorraussetzung, das ich für eine chinesische Firma arbeite, ich arbeite aber für eine deutsche Firma.

Hier zu arbeiten ist ein Abenteuer und ich denke besonders für mich, weil ich mich vollkommen auf die Kultur und Menschen einlasse. Diese Erfahrungen bereichern mein Leben!
Doch woher der Frust? Wie kann ich dem entgegen wirken? Wäre eine Pause sinnvoll?

Die Idee mit der Pro/Contra Liste werde ich überdenken. - Danke!

Einen grübelnden Gruß vom Lifthrasir
 
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