Evatima
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Das Schiff ist gebaut, aber der Sturm tobt in der See und prescht in harten Wellen an die ungeschützte Felsküste. Wie die windstille, sichere Hafenbucht abseits vom Sturm als nächstes Ziel erreichen?
In der stoischen Seelenruhe liegt die Kraft!
Interessanter und wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit dem Minimalismus und der stoischen Achtsamkeit, der sich schon bei den antiken Stoikern wie Epiktet, Aurelius und Seneca wiederfindet, ist das GLÜCK. z. B. hier ein Zitat vom römischen Philosophenkaiser Aurelius zum Glück:
Marcus Aurelius Antonius, Selbstbetrachtungen. IV 3, III 5, VII 33.
"Es steht dir ja frei,
zu jeglicher Stunde
dich in dich selbst zurückzuziehen,
und nirgends finden wir
eine so friedliche
und ungestörte Zuflucht
als in der eigenen Seele.
Dann findet man die Heiterkeit der Seele,
wenn man sich gewöhnt,
der Hilfe von außen her zu entbehren
und zu unserer Ruhe
anderer Leute nicht zu bedürfen.
Man soll aufrecht stehen,
ohne aufrecht gehalten zu werden!
Durch Sammlung in sich selbst
bewahrt dabei die denkende Seele ihre Heiterkeit,
und die in uns herrschende Vernunft
erleidet keinen Schaden."
Quelle: https://www.projekt-gutenberg.org/autoren/namen/antonius.html
Interview zum Thema ZEIT mit Zeitforscher/Neuropsychologe Marc Wittmann: Wie finden wir die Zeit wieder? Zeitempfinden im Wandel.
ZITAT ab 24:00 Marc Wittmann
"Die Zeit sind wir. Wir definieren, wir wissen unsere Zeit. Mit unserer Körperlichkeit und mit unserem Leben sind wir unsere Zeit. Wir nehmen uns immer weniger wahr und werden immer mehr abgelenkt von uns selbst und unserer Lebenszeit durch Dinge, die unsere Zeit vernichten. Dann habe ich mich nicht erlebt, dann habe ich meine Lebenszeit nicht erlebt."
Quelle: https://www.bibeltv.de/mediathek/videos/320744-wie-finden-wir-die-zeit-wieder-zeitempfinden-im-wand
Hier wird sehr gut erklärt, WARUM die Zeitwahrnehmung so unterschiedlich ist! Zum Titel: Zeitwahrnehmung.
Autoren: Sebastian L. Kübel & Marc Wittmann.
"Im folgenden Kapitel wird das subjektive Zeitempfinden thematisiert, welches der objektiven, physikalisch bestimmbaren Zeit gegenübersteht. Bezogen auf die prospektive Zeitwahrnehmung sind wir dem Gefühl der verstreichenden Zeit nicht fortwährend gewahr. Vielmehr tritt der Verlauf der Zeit schlagartig im Sinn eines Fehlersignals in unser Bewusstsein, wenn Zeitspannen von der erwarteten Dauer abweichen.
Die Erfahrung der prospektiven Zeit ist grundsätzlich abhängig von der Aufmerksamkeit, die ich ihr zuwende: Wenn man durch eine Tätigkeit absorbiert ist, wird die Zeit nicht beachtet und sie verrinnt gefühlt schnell (sog. Flow-Erleben). Wenn man hingegen ungeduldig an einer Ampel wartet, achtet man auf die Zeit und sie vergeht gefühlt zu langsam. Der Fokus liegt dann schlagartig auf der Zeit. Die wahrgenommene Zeit verläuft also nicht gleichförmig: Sie kann subjektiv als beschleunigt oder verlangsamt erlebt werden. In Sekunden vor einem potentiellen Unfall ist die Person bspw. besonders aktiviert, um Wahrnehmungen schneller zu verarbeiten und um schnelle Entscheidungen zu treffen und auszuführen. Die Außenwelt kommt relativ dazu verlangsamt vor, wie in Zeitlupe.
Empirische Studien weisen darauf hin, dass wir den Zeitverlauf erfahren, indem wir die Aufmerksamkeit auf uns selbst richten, über die Wahrnehmung unseres Körpers und unserer Emotionen. Auch Wartezeit wird deshalb als besonders langsam vergehend bewertet, weil sich der Wartende in dieser Situation intensiv bewusst ist, das physiologische Erregungsniveau gesteigert und die Aufmerksamkeit auf die Zeit gelenkt ist. In einer Szenerie mit einer Vielzahl ablenkender äußerer Reize ist die Körperaufmerksamkeit dagegen gesenkt und die Zeit vergeht daher gefühlt schneller.
Das Zeiterleben im Hier und Jetzt ist Körperzeit: Unsere Zeitwahrnehmung spiegelt den zeitlichen Verlauf der eigenen Körper- und Selbstaufmerksamkeit sowie dessen physiologische Aktivierung wider. Erlebte Zeit wird unmittelbar durch das körperlich und emotional erlebte Ich erfahren.
Bei retrospektiven Schätzungen vergangener Zeitspannen spielt der zeitbedingte Zerfall von Gedächtnisspuren eine entscheidende Rolle. Rückblickend sind die Menge und Reichhaltigkeit an Erinnerungen im Gedächtnis dafür entscheidend, ob uns vergangene Zeitabschnitte lange oder kurz vorkommen. So können wir mit verstärktem Gegenwartsbezug und einem abwechslungsreichen, intensiven und tief emotional erlebten Leben den erfahrenen Zeitverlauf im momentanen Erleben relativ verlangsamen."
Quelle (kostenlos als PDF): https://www.researchgate.net/publication/350246078_Zeitwahrnehmung