Hallo Wallecer,
In erster Linie ist nach meiner Meinung das "Sich-Selbst-Bewusst-Werden" der erste und wichtigste Schritt um seine eigene Angst zu verstehen. Aus dem Grund kann ich nur bewusst von mir schreiben - ich bringe das dadurch zum Ausdruck, dass ich die verallgemeinernde "man"-Form aus meinem Wortschatz bewusst gestrichen habe...
...erst wenn ich mich nicht mit anderen Menschen vergleiche oder identifiziere, bin ich in der Lage mich selbst zu erkennen und zu verstehen --- ansonsten versuche ich andere Menschen zu verstehen, das kann ich nicht.
Meine Erkenntnis zur Angst begann als ich bewusst eine tiefgreifende Veränderung in meinem Leben versuchte objektiv zu beleuchten. Objektiv ist dabei als Subjekt schwierig, besonders wenn es um mich selbst geht.
Bildhafte Sprache mit einem Bezug auf Beispiele ist für mich eine verständliche Ausdrucksweise. Also nehme ich das Beispiel "Trennung von meinem geliebten Schatz".
Subjektiv verliere ich einen besonderen Menschen, den ich geliebt habe und ich werde nie wieder so glücklich sein und bin ganz alleine --- objektiv sieht das ganz anders aus:
1. Kann ich keinen anderen Menschen "besitzen" - ergo kann ich auch keinen Menschen verlieren.
2. Jeder Mensch ist ein Individuum - ergo sind alle Menschen besonders, dass dann nichts Besonderes mehr ist.
3. Ich habe Familie, Geschwister und Freunde - ergo bin ich selbst nach einer Trennung aus einer Partnerschaft nicht alleine.
4. Jede Zeit, jeder Mensch und jede Beziehung hat ihre Eigenheiten, die es so immer nur einmal gibt, nie wirklich 100%ig wiederholbar sind - ergo werde ich selbst in einer bestehenden Partnerschaft nie wieder so fühlen/erleben wie in diesem Moment - ergo ist der Gedanke nach gleichbleibendem Glück unerfüllbar. Die Aussage: "Ich werde nie wieder so glücklich." ist für jede Zukunft immer richtig, egal ob Trennung oder bestehende Partnerschaft...
...wobei ich bei der tiefgreifenden Veränderung angelangt bin, die objektiv keine tiefgreifende Veränderung ist, sondern lediglich eine Veränderungen aus dem Kontingent der stetigen Veränderungen, die sich mit dem Ablauf aller Dinge - der Zeit - ergeben.
So wird aus dem subjektiven unglücklichen Verlieren eines besonderen Menschen --- objektiv lediglich eine Trennung zweier Menschen. Und warum macht mir so etwas Angst?
Weil ich in der Gewohnheit Sicherheit finde, das Gewohnte kenne ich und kann reagieren ------- ?????????
Wenn ich etwas kenne, warum muss ich dann reagieren? Und was ist re-agieren? Ich agiere wie immer, wie zuvor. Das ist schon ein Problem, denn wenn ich wie zuvor agiere, handele ich unbewusst - immer wieder im gleichen Muster --- auf was?
Die Zeit ist stetige Veränderung, also re-agiere ich mit gleichbleibendem Muster auf immer wiederkehrende Ereignisse? Das ist unlogisch!
Stetige Veränderung und gleichbleibende Reaktion kann nur zu einer auseinander drifftenden Kluft führen, zu dem was wirklich IST und dem was sich in meinen Gedanken zu ereignen hat - die Sicherheit des Gewohnten ist ergo nichts als eine Scheinwelt, die so nicht wirklich ist!
Nach dieser Erkenntnis habe ich begonnen bewusst auf dem was ist nicht zu re-agieren, sondern bewusst zu ANTWORTEN - denn das Jetzt ist niemals die SELBE Wiederholung der Vergangenheit, es kann ähnlich sein, aber in der Ähnlichkeit werde ich immer auf Situationen stoßen,die ich noch nicht erfahren habe, die Zukunft wird also immer neu geschrieben.
Seit dem plane ich nicht mehr, denn wenn ich planen würde, müsste ich auf jedes Ereignis das eintreffen kann, eine Lösung haben - merkst Du wie unlogisch und unmöglich das ist!?!?!? Es gibt einen schönen Spruch, in dem eine Weisheit steckt:
"Planung bedeutet den Zufall durch den Irrtum zu ersetzen!"
Den Irrtum das ich nicht alle Situationen, die möglich sind, kennen kann und so auch nicht auf ALLES vorbereitet sein kann.
Die wirkliche Bedeutung ist mir irgendwann klar geworden. Es geht nicht darum zu verstehen das sich alles Verändert und wir keine Angst vor der Veränderung haben müssen, sondern um die eigene Verarsche uns selbst gegenüber...
...ich sollte Angst davor haben, das ich mich durch scheinbare Gewohnheit in Sicherheit wiegen lasse, wo es keine Sicherheit gibt!
In Wirklichkeit ist ALLES - IMMER möglich. Durch Gewohnheitsdenken verdränge ich diese Tatsache und bringe mich erst recht in Gefahr. Ich denke durch Planung kann mir nichts passieren, verwende meine Energie für die Planung und lehne mich dann in Sicherheit alles getan zu haben zurück. Passiert dann irrtümlicherweise etwas anderes zufällig - habe ich keine Energie um darauf zu re-agieren (ich wüsste auch garnicht wie, denn es ist doch eine neuen Situation).
Ich plane nicht mehr, ich lasse die Zukunft im Jetzt auf mich zukommen und mache dann mit voll angagierten Bewusstsein das Beste aus der Situation. Ich habe keine Angst mehr vor der Zukunft die ich nicht kenne, vergesse die Vergangenheit als Gwohnheitsmuster und lebe bewusst im Jetzt - das ist Leben genießen im Glück des Augenblickes.
Es gibt keine Wiederholung, sondern objektiv gesehen immer nur das was im JETZT - IST...
...und das ist so wie es ist, selbst wenn es eine Trennung ist.
Tja, eine Veränderung ist doch immer die Chance etwas Neues zu erleben - ist das nicht das, was das Abenteuer "Leben" ausmacht?