Allgemeiner Platz für Projektionen und anderes...

Einfühlungsvermögen mit der Frage: "Wie würde ich mich
fühlen, wenn ich jetzt an seiner Stelle stünde?"


LG Ali

Einspruch, bitte. ;)

Ich höre und lese das zwar öfter, aber es ist m.E.n. der grösste Humbug, den es gibt.
Selbst, wenn 2 sich je ein Bein an genau derselben Stelle gebrochen haben, ist es niemals dasselbe.

Es funktioniert nicht, sich in den anderen hinein zu versetzen. Alles, was man damit bewirkt, ist sein sich anschleichendes schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Ich hätte da allerdings eine Alternative zu bieten: so handeln, dass sich gar nicht erst das eigene Gewissen meldet.

Nix für ungut, du Liebe :umarmen::kiss4:
 
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Kann man schon sagen. Es ist der Grad an Selbstverwirklichung, der diesem Phänomen zugrunde liegt.
Einerseits kann ein Verwirklichter theoretisch alles vertragen, da er nichts mehr persönlich nehmen braucht und andererseits stellt sich genau an der Stelle die Frage, wieso er dies tun sollte.

Das meinte ich ja weniger, sondern so was wie objektive Gesetzmäßigkeiten.
Metastrukturen der Kommunikation selbst. In etwa sowas wie es Watzlawick in seinen Kommunikationsmodellen zu formulieren versucht.

Hat für dich Selbstverwirklichung und sowas wie ein Verwirklichter was miteinander zu tun? Wirklich?
 
Es funktioniert nicht, sich in den anderen hinein zu versetzen. Alles, was man damit bewirkt, ist sein sich anschleichendes schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Ich hätte da allerdings eine Alternative zu bieten: so handeln, dass sich gar nicht erst das eigene Gewissen meldet.

Wenn das Hineinversetzen nicht funtioniert deutet das vermutlich eher auf ein Problem bei einem selbst hin. Im Extremfall, weil man selbst innerlich tot ist, alles zu ist.

Das Melden des Gewissens kannst du vermeiden? Wodurch außer durch Ausblenden, Weghören? Wenn man sich innerlich abgestellt hat, klar, geht das auch. Ist ja auch der Normalfall in dieser Gesellschaft.
 
Das meinte ich ja weniger, sondern so was wie objektive Gesetzmäßigkeiten.
Metastrukturen der Kommunikation selbst. In etwa sowas wie es Watzlawick in seinen Kommunikationsmodellen zu formulieren versucht.

Funktioniert ja auch, wenngleich auch oft nur für einen selbst- nämlich immer dann, wenn der andere gar nichts davon weiss.
 
Wenn das Hineinversetzen nicht funtioniert

Es funktioniert deshalb nicht, weil du du bist und kein anderer. Du weisst nicht um alle Dinge, die demjenigen passiert sind und welche Auswirkungen sie hatten.
Bei dem einen ist deshalb ein Beinbruch um etliches schlimmer als bei dem anderen. Das entzieht sich dir, und man sollte es einfach nicht tun dies für sein Gegenüber (in Stellvertretermanier) einschätzen zu wollen. Das kann und darf er nur selbst tun.
 
Einspruch, bitte. ;)

Ich höre und lese das zwar öfter, aber es ist m.E.n. der grösste Humbug, den es gibt.
Selbst, wenn 2 sich je ein Bein an genau derselben Stelle gebrochen haben, ist es niemals dasselbe.

Es funktioniert nicht, sich in den anderen hinein zu versetzen. Alles, was man damit bewirkt, ist sein sich anschleichendes schlechtes Gewissen zu beruhigen.
Ich hätte da allerdings eine Alternative zu bieten: so handeln, dass sich gar nicht erst das eigene Gewissen meldet.

Nix für ungut, du Liebe :umarmen::kiss4:



bin dafür sich diese Frage zu stellen
nach Antonio Damasio, einem Hirnforscher
simulieren wir ein Ereignis nach z.B. ein Todesfall

aber es sind höchstens zwanzig Prozent...
mehr schaffen wir gar nicht

als ich mein Maracanã schrieb
da bewegte mich die Frage, was geht da vor in den "Favelados"
den Slummbewohnern von Rio:




„Ich kann mir gut vorstellen, wie du dich gefühlt haben musstest, einem Mörder gegenüberzusitzen“, sagte Claudia schlieβlich.
„Ja, seltsam, dieser Bruno scheint ein freundlicher junger Mann zu sein.“ Sie lachte auf. „Ein Mulatte, genau wie Diogo. Diogo erzählte mir später, dass Bruno zweiundzwanzig sei.“ Sie atmete einmal tief die Luft ein.
„Wusstest du, dass diese Banditen meist nicht einmal das dreiβigste Lebensjahr erreichen, Angela?“

Wir leben eine Minute, dachte Angela. Ich wurde geboren und ich starb. Ich lebte eine Minute. Genau das hat Bruno gesagt. Sie fragte sich, was Ewigkeit sei… ob die Ewigkeit vielleicht in dieser einen Minute enthalten war? Solche Gedanken waren erschreckend und hatten mit dem Tod zu tun.

„Du bist auf einmal so schweigsam“, hörte sie Claudia.
„Ich fragte Bruno, ob er schon einmal einen Menschen umgebracht hätte.“
„Und ?“
„Einen?“, war seine Gegenfrage. Aus seiner Stimme klang ein derartiger Zynismus, dass ich plötzlich sah, welcher Abgrund uns wirklich trennte. Bruno sprach völlig emotionslos, und ich fragte mich, ob er überhaupt zu Mitgefühl fähig sei.“ Angela blickte zu Claudia. „Ja, ich empfand diesen Abgrund, obwohl wir uns an einem Tisch gegenüber saβen und zusammen tranken. Wir hatten gegessen und viel gelacht.“ Sie zuckte mit den Schultern. „Er machte auf mich erst einen völlig normalen Eindruck.“
„Ganz schön krass! Ich kenne diese ganzen Geschichten aus den Medien. Mein Gott, Angela, aber solche Worte direkt aus dem Mund eines Mörders zu hören…“ Sie schien nachzudenken, ihre Stille vermischte sich mit dem Rauschen der Brandung und den Rufen einiger Jungs, die in der Nähe Volleyball spielten.
„Der Schlüssel liegt in der Kindheit.“ Claudia versuchte sich eine Zigarette anzuzünden, aber der Wind blies ihr Feuerzeug immer wieder aus. „Ich habe darüber gerade gelesen, Angela. - Durch den extremen Druck einer Todesgefahr können Gefühle blockiert werden.“ Endlich gelang es Claudia, sich ihre Zigarette anzuzünden.
„Wer zu Mitgefühl fähig ist, muss Emotion sozusagen innerlich nachsimulieren“, verstehst du?“ Angela schüttelte den Kopf.
„Was bedeutet das?“
„Dass man vermag, sich in den anderen und seine Situation hineinzufühlen. Und genau dazu, Angela, sind Menschen wie Bruno nicht fähig. Sie haben zu viel mitgemacht.“
„Das leuchtet irgendwie ein. – Trotzdem kann ich dir nicht ganz folgen, was ist mit Didi? Er kommt genauso aus armen Verhältnissen.“
„Didi? Claudia überlegte kurz. „Didi ist woanders aufgewachsen, mit anderen Eltern und in einer ordentlicheren Umgebung. Didi hat keinen Hunger leiden müssen, es gab keinen prügelnden Vater; verstehst du? Didi trägt keine kriminelle Energie in sich.“
„Ja, klar. Aber wer ist an solch einer aggressiven Kriminalität schuld? Wer ist verantwortlich für die Armut von Millionen Menschen? Etwa unsere Gesellschaft?“
„Ja! Unsere Gesellschaft und die Regierung, die seit Jahren nichts getan hat; und jetzt steuern wir auf das Chaos zu und es ist zu spät!“





LG Ali
 
Liebe Ali, ich meine keinen Druck und keine Blockaden, sondern faktisch etwas ganz anderes als du.
Ich bleibe mal bei dem Beinbruch.
Im Bsp. 1 hat der eine zustätzlich Arthose, ist 67 Jahre alt und Kettenraucher,
während der Zweite 20 ist und eine Sportskanone.

Man muss kein Hellseher sein um zu erkennen, wer voraussichtlich (denn Ausnahmen bestätigen immer die Regel) mehr Probleme mit der Heilung haben wird.
 
Es funktioniert deshalb nicht, weil du du bist und kein anderer. Du weisst nicht um alle Dinge, die demjenigen passiert sind und welche Auswirkungen sie hatten.
Bei dem einen ist deshalb ein Beinbruch um etliches schlimmer als bei dem anderen. Das entzieht sich dir, und man sollte es einfach nicht tun dies für sein Gegenüber (in Stellvertretermanier) einschätzen zu wollen. Das kann und darf er nur selbst tun.

Verstehe ja wie du's meinst. So wird's auch nicht funtionieren. Das wäre, als ob man die eigene passende Schublade öffnet und deren eigenen Inhalt mit der momentanten Situation des Anderen gleichsetzt, ihn also, aufgrund der eigenen Erfahrungen in die eigene Schublade packt. Klappt wohl eher nicht, ist aber durchaus beliebt und gängig, denke ich, genau der "Irrtum", der dann zu einer Art Übergriff werden kann.

Man könnte es durch eine Art Interpolieren etwas entschärfen, zumindest eine Annäherung erreichen, denke ich.

Es gibt, gäbe aber eine Metaebene darüber. Die weitgehend ohne Schubladen agiert. Und die auch um die Zusammenhäge wüsste.
Dann aber vom Gegenüber gerne für das Erste gehalten wird, worauf natürlich die entsprechenden gelernten (Gegen-)Reaktionen aktiviert werden. Ist allerdings ohnehin selten, kaum der Normalfall. Die Problematik der Annahme oder des Umgangs damit bliebe aber ähnlich. Kassandra glaubte ja auch niemand...
 
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Liebe Ali, ich meine keinen Druck und keine Blockaden, sondern faktisch etwas ganz anderes als du.
Ich bleibe mal bei dem Beinbruch.
Im Bsp. 1 hat der eine zustätzlich Arthose, ist 67 Jahre alt und Kettenraucher,
während der Zweite 20 ist und eine Sportskanone.

Man muss kein Hellseher sein um zu erkennen, wer voraussichtlich (denn Ausnahmen bestätigen immer die Regel) mehr Probleme mit der Heilung haben wird.

moin Sayalla


das lustige ist
dass wir beide das Thema schon mal hatten...


hier nochmals:

Der Neurologe Antonio Damasio meint, dass Gefühle für Entscheidungsfindungen wesentlich sind. Bei den meisten Entscheidungen stellen wir uns den Verlauf einer Handlung vor und urteilen dann, ob der innere Gefühlszustand angenehm ist. Ist es ein gutes Gefühl? Wenn ja, machen wir es. Aber wenn der Gefühlszustand unerfreulich ist, entscheiden wir uns nicht dafür, die Sache durchzuziehen.

Wenn wir von unseren Gefühlen abgeschnitten sind, tun wir uns mit der Entscheidungsfindung sehr schwer, weil wir nicht wissen, was wir fühlen. Vielleicht verhalten wir uns rücksichtslos, weil wir die Konsequenzen unseres Handelns (oder Nicht-Handelns) nicht fühlen können. Im Allgemeinen werden Gedankenprozesse beeinträchtigt, wenn nicht genügend emotionale Stimulierung stattfindet oder wenn zuviel Emotion das denkende Gehirn antreibt.

Im Großen und Ganzen werden Gefühlserfahrungen in einem System von Gehirnstrukturen gespeichert, verarbeitet und ausgedrückt, das als Limbisches System bekannt ist.

http://www.dieontogenetischeseite.de/GETSICK new design III.htm



LG Ali:umarmen:
 
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