Ich finde, dass Alice Schwarzer ein ziemlich perfektes Beispiel für einen Typus Mensch ist, der sozusagen eine positive Funktion für ein Kollektiv erfüllt(e), sich aber auch vollkommen davon vereinnahmen ließ... meiner Ansicht nach mittlerweile weniger, aber immer noch ziemlich viel. Und diese Vereinnahmung durch die "Funktion", oder man kann auch "Rolle" dazu sagen (Frauenrechte, Religiöser Missionar, Bundeskanzler, Sektenguru etc.), geht auf Kosten der Persönlichkeit, auf Kosten der Souveränität und paradoxerweise auf Kosten der Freiheit. Es führt zu einer tendenziell irrationalen Denke, weil sich diese Rollen zu einem großen Teil auf Eitelkeit gründen und damit zu einem Konflikt zwischen dem "Besten für die Sache" und "die Sache zum Besten des Egos" zu nutzen.
Kann man ziemlich gut am Kachelmann-Prozess sehen.
Ihre Sache: Ein Gegengewicht zu Berichten über den Prozess, die für das mutmaßliche Opfer und alle vergewaltigten Frauen eher eine Demütigung sind.
Ihre Eitelkeit: Sieht man daran, dass sie mehr zu wissen glaubt als das Gericht, an der Art wie sie Kachelmann schon zum Täter und die Frau zum Opfer schreibt. Darf sie zwar, ist ja keine Juristin, aber es ist unklug. Hier ist ein krasser Satz aus ihrer
Bildkolumne:
Sollte das Gericht die Wahrheit nicht herausfinden und käme es auf einen Freispruch Im Zweifel für den Angeklagten raus, dann wäre das eine Katastrophe.
Die Logik im Kontext ihres Berichtes ist schon richtig, da es um vergewaltigte Frauen geht, die durch diesen Prozess eher zu der Ansicht gelangen könnten den Täter lieber nicht anzuzeigen. Aber: Im Grunde sagt sie damit aus: "Im Zweifel für den Angeklagten" bedeutet dass er schuldig ist.. er wird in dem Fall in ihren Augen sogar noch schuldiger, WEIL er frei bleibt. Die Möglichkeit seiner Unschuld scheint für sie gar nicht zu bestehen.
Und ich weiß nicht, ob man ein Mann dafür sein muss um sich kurz in so eine Grausamkeit hineinzudenken, dass man unschuldig für eine solche Tat verurteilt wird. Man könnte auch sagen: Sollte er unschuldig sein, wäre "Im Zweifel für den Angeklagten" für ihn eine Katastrophe... Er wird in den Augen von Millionen immer zumindest "möglicherweise ein Vergewaltiger" bleiben.
Und das meine ich mit ihrer Funktion/Rolle und der Unfreiheit im Denken. Die hängt da in ihrer Schiene und tut sich selbst damit keinen Gefallen. Und was sie nicht zu sehen scheint ist: Sollte die Frau als schuldig entlarvt werden die Vergewaltigung nur vorgetäuscht zu haben, dann hat A. Schwarzer auch ihrer Sache mit dieser Art zu schreiben keinen Gefallen getan.
VG,
C.