Äußerste Vorsicht!!! Hellinger Familienaufstellung - Brauche dringend eure Hilfe!!!

Benny, Denken und Absichten und Meinungen sind dem Gewissen egal. Handeln und seine Wirkung zählt. Ganz auf der Erde.
hallo christoph,
man kann Rosen mit Liebe und ohne Liebe beschneiden. Ich sage, dass dies einen Unterschied macht. Würde ich dich fragen, ob es deiner Ansicht nach keinen macht, würde ich erneut suggestiv fragen - einfach, weil es für mich eine Überzeugung ist, die nicht mal eben vom Winde verweht wird. Deine Meinung dazu interessiert mich dennoch.

viele grüße
benny
 
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@ Christoph,

danke dir für deine ausführliche Antwort. Jetzt ist mir vieles klar, holla sehr klar. Ich erkenne und sehe die Verstrickung nun, ggf. kann ich dadurch einen der Partner das Familienstellen näher bringen.

Jetzt stellen sich mir so viele Fragen, es würde hier den Rahmen sprengen.

Diese von dir getätigte Aussage / Vermutung trifft einen großen Teil der Probelmatik.

Hast du Erfahrungswerte, wie diese Art der Beziehung weitergeht wenn von keiner Seite etwas getan wird?

Puh und deine Vermutung, vielleicht ist Fremdgehen dann eine Strategie dem treu zu bleiben.... wow... das ist hier fühlbar.

Ich danke dir für deine Worte der Aufklärung / Information
 
Liebe Klaudinka,


Hast du Erfahrungswerte, wie diese Art der Beziehung weitergeht wenn von keiner Seite etwas getan wird?
...bezüglich dieser Beziehung habe ich keine Erfahrungswerte. Es ist ja ein Fall von dir. Aber wenn Fremdgehen ein Ausgleich ist, dann kann es gut lange weitergehen. Und vor einer Einmischung von außen wäre genauzu prüfen, ob sie denn gemäß ist. Du siehst, wie hier die Leute reagieren, wenn man ihnen das Familienstellen "näher bringen" will. Lass dir meine Erfahrungen eine Warnung sein.

Liebe Grüße
Christoph
 
Lieber Christoph,

stimmt es ist ein Fall von mir. Allerdings bin ich an meine Grenzen gestoßen und sehe z.Z. leider nur ein Weiterkommen in Bezug auf Familienstellen.

Oder eben die Abgabe des Falls. Auch wenn es mich wirklich sehr interessiert, wie die Verstrickungen sich darstellen, was für Wege gegangen werden müssen um diese zu lösen.

Es macht für mich keinen Sinn an einer Verstrickung nur durch Gesprächstherapie usw. rumzudoktern. Hier genau und nicht nur in diesem Fall zeigt sich mir die überdeckelte Problematik. Nun gut... der Mensch muß auch dazu bereit sein den Deckel zu öffnen, auch wenn dort einem noch so viel Tiefe und Gestank entgegenkommen mag.

Nicht jeder traut sich dort ran.... der muß dann halt so leben.... bis er es gelernt hat............ wie auch immer.

Ich danke dir...
 
Etwas von Hellinger:

Es gibt Unterschiede beim Inzest: Wenn sich eine Tochter nach dem Fortgehen ihrer Mutter als deren Platzhalterin fühlt, sich dem Vater sexuell anbietet und dann gewissenlos von ihm sexuell ausgebeutet wird, ist das etwas anderes, als wenn Vater (und Mutter) das Kind unter Androhung körperlicher Gewalt zu sexuellen Handlungen zwingen und ihm sogar physische Qualen zufügen." (Rainer Adamaszek 1993).

"Inzest ist oft ein Versuch des Ausgleichs bei einem Gefälle von Nehmen und Geben in der Familie. Den Tätern, seien es Väter, Großväter, Onkel oder Stiefväter, wurde etwas vorenthalten, oder es wird etwas nicht gewürdigt, und der Inzest ist dann ein Versuch, dieses Gefälle auszugleichen." (Weber, Gunthard (Hrsg.): "Zweierlei Glück: Die Systemische Psychotherapie Bert Hellingers, Heidelberg 2001, S. 89)

"Kommt hinzu, daß es auch noch einen Mangel an Austausch und Ausgleich bei den Partnern gibt, zum Beispiel in der sexuellen Beziehung, entsteht in diesem System ein unwiderstehliches Bedürfnis nach Ausgleich, das sich wie eine Triebkraft durchsetzt und der naheliegende Ausgleich ist, daß die Tochter sich anbietet oder die Frau dem Mann die Tochter überläßt oder anbietet." (aaO, S.90)

"Der Mann kann der Versuchung schwer widerstehen, weil er das Bedürfnis nach Ausgleich hat. Wenn man das jetzt vordergründig sieht als Trieb im Sinne von "Er vergeht sich an der Tochter" versteht man eine wesentliche Grunddynamik nicht. ... Wenn so etwas geschieht, sind alle in einem tiefen Einverständnis, die Frau, die Tochter und der Mann, um einen Ausgleich von Nehmen und Geben herzustellen." (aaO, s. 91)

Nachfolgend Fragen zum Thema Inzest, beantwortet von Bert Hellinger persönlich, entnommen dem bereits zitierten Werk Gunthard Webers:
F: Du hast gesagt: Wenn sich eine Frau in der Sexualität verweigert ... Das impliziert für mich eine Schuldzuschreibung. Ich denke, daß das eine gestörte Beziehung ist, an der beide beteiligt sind, und daß sich beide dem nicht stellen.

Bert Hellinger: Nein, die Frau verweigert sich.
F: Darf ich noch fragen, warum?
Bert Hellinger: Spielt überhaupt keine Rolle, aber es gibt natürlich Bedingungen. Die Frau ist natürlich verstrickt, wenn sie sich verweigert, aber es ist unfair dann die Schuld beim Mann zu suchen ... wer hat denn den Schlüssel, wenn sich etwas verändern soll? Den hat nur die Frau. Sie hat dann auch die Verantwortung, und nicht der Mann.

F: Es bleibt aber für mich, daß Du so etwas beschreibst, daß der Mann sich an die Tochter wendet, weil die Frau sich entzieht. In dieser Beschreibung ist nicht berücksichtigt, was der Mann tat, daß die Frau sich ihm entzieht.
Bert Hellinger: Diese zusätzliche Überlegung bringt nichts hinsichtlich der Lösung für das Inzestopfer. ... Die Dynamik zeigt aber, daß die Mutter das Kind vorschiebt, um sich dem Mann entziehen zu können. Wenn jetzt die Tochter sagt: "Mama, für Dich tue ich das gerne", kommt sie in einen anderen dynamischen Zusammenhang und kann sich leichter vom Vater lösen, kann sich vom Trauma lösen, und sie kann sich von der Mutter lösen."
F: Aber für das Mädchen, besonders wenn es noch klein ist, ist es doch eine tiefe Wunde. Anders kann ich mir das gar nicht vorstellen.
Bert Hellinger: Das ist eine Dramatisierung.

F: Aber was macht der Satz mit dem Vater. Der Vater verkommt ja zum Statisten. Was macht der, um das Gleichgewicht wiederherzustellen?
Bert Hellinger: (lächelnd) ... Der Mann ist nur ein Blitzableiter, er ist in die Dynamik verstrickt, weil die alle gegen ihn zusammenwirken. Er ist sozusagen das arme Schwein ...

F: Ich habe es noch nicht verstanden. Was tut nun der Mann, um das Gleichgewicht wiederherzustellen? Heißt das, daß er weggeht?
Bert Hellinger: Das wäre die moralische Lösung, wenn er weggeht, wenn er sich schämen und die Familie verlassen muß. Er wird dann angezeigt, kommt ins Gefängnis. Dann ist er weg. Das ist aber ein schlimme Lösung, weil das keinen Frieden ins System bringt.

Für manche ist das Schlimmste, was jetzt noch kommt, nämlich: Das Mädchen kann zugeben, daß es auch schön und lustvoll war ... Für einige Kinder ist das Erleben lustvoll ... Das Mädchen darf anerkennen, daß es ... den Inzest auch faszinierend erlebte, denn das Kind verhält sich kindgemäß, wenn es neugierig ist und etwas erfahren will. Wenn ich es einmal etwas frivol und provokativ sage: Die Erfahrung als solche ist dabei ja nur etwas vorgezogen."
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Dass Hellinger und seine Schüler beileibe nicht nur die abstrusesten Vorstellungen und Glaubensbekenntnisse zu Fragen des sexuellen Missbrauchs hegen und verbreiten, sondern auch vor der Weltgeschichte in großem Maßstab nicht Halt machen, soll im folgenden dargestellt werden, wobei wie immer weitesgehend der Originalwortlaut zitiert werden soll:
Bei Hellingers pseudotherapeutischer Arbeit geht es darum, Gewalt und Machtmissbrauch, Terror und Völkermord als etwas Unausweichliches, Schicksalhaftes beschreiben. So werden durch Hellinger all diese Verbrechen zu einer Tat ohne Täter. Vor allem zum Holocaust gibt es von Hellinger die zynischsten Glaubensbekenntnisse.

So setzt Hellinger die Studenten der Weißen Rose, die Geschwister Scholl, einer Mafiagruppe gleich. Sie hätten sich gegen eine Gruppe gestellt, weil sie in einer anderen gebunden waren. Deshalb sei der Tod für sie nichts Schlimmes gewesen:
"Wer in einer Mafiagruppe aufwächst, stellt sich gegen eine Ordnung, weil er in seiner Gruppe einer anderen Ordnung ausgesetzt ist. Er wird aber als Verbrecher bezeichnet. Der seelische Vorgang ist aber genau der gleiche. Jeder ist so, wie er ist, weil er an eine Gruppe gebunden ist. Wir machen da nun eine moralische Unterscheidung: Die einen sind gut, und die anderen sind schlecht. Das geht nicht. Die von der Weißen Rose haben Glück gehabt, dass das Regime zusammengebrochen ist. Jetzt sind sie die großen Helden. Hätten die Nazis gesiegt, wären sie die Verbrecher geblieben. Das ist der ganze Unterschied von Gut und Böse." (zitiert in : Weber, Gunthard (Hrsg.): "Zweierlei Glück: Die Systemische Psychotherapie Bert Hellingers, Heidelberg 2001, S. 203)
Hellinger sagt auch:
"Philosophisch oder theologisch gesehen ist es nicht denkbar, dass jemand durch sein Verhalten aus der Ordnung herausfällt. Der Einzelne kann sich seine Rolle nicht aussuchen, und im gesamten ist sein Verhalten sinnvoll."( aaO, S. 203)
Dieses Denken, bezogen auf die Zeit zwischen 1933 und 1945 führt dann zu solchen Einsichten:
"Das sind dann gewaltige Kräfte, die plötzlich wirken und die Menschheit ergreifen. Und das, was wir als destruktiv begreifen oder böse und destruktiv nennen, ist genauso eine gewaltige Kraft, und sie führt zum Guten. Wir wären in Europa weit zurück, wenn das alles nicht geschehen wäre." (aaO, S. 204)
Oder:
"Man kann sehen, dass in jüdischen Familien die Täter sehr häufig zutiefst verachtet sind. (...) Das Ergebnis istz, dass in vielen jüdischen Familien ein Kind die Täter vertritt. Es entwickelt dann eine Täterenergie.. (...) Weil man den Tätern keinen Platz geben wollte, wird nationalsozialistische Täterenergie unbewusst übernommen.". (Hellinger, Bert, "Das Judentum in unserer Seele", Vortrag im Kulturhaus Dornbirn/Österreich vom 24.02.2002, auch nachzulesen auf der website des virtuellen "Hellinger-Institutes" namens hellinger.com.
In seinem neuesten Buch wendet sich Hellinger dann in wörtlicher Rede direkt an Hitler:
"Manche betrachten dich als einen Unmenschen, als ob es je jemanden gegeben hätte, den man so nennen darf. (...) Wenn ich dich achte, achte ich auch mich. Wenn ich dich verabscheue, verabscheue ich auch mich. Darf ich dich dann lieben? Muss ich dich vielleicht lieben, weil ich sonst auch mich nicht lieben darf? Wenn ich bekenne, dass du ein Mensch warst, wie ich es bin, dann schaue ich auf etwas, das über uns beide in gleicher Weise verfügt, auf etwas, das sowohl deine wie meine Ursache ist - und unser Ende. Wie dürfte ich mich von dieser Ursache ausschließen, indem ich dich ausschließe? Wie dürfte ich diese Ursache anklagen und mich so über sie erheben, indem ich dich anklage? Doch ich darf auch kein Mitleid mit dir haben. Du stehst und fällst der gleichen Ursache wie ich. Ich verehre sie in dir wie in mir und unterwerfe mich ihr in allem, was sie in dir bewirkt hat und was sie sowohl in mir und als auch in jedem anderen Menschen bewirkt". (Hellinger, Gottesgedanken, S. 247)
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update 25.04.2003: Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Systemische Therapie und Familientherapie (DGSF) zu Familienaufstellungen nach Hellinger in reportpsychologie 4/2003
Auch die DGSF äußert sich zu Hellinger und hält die publikumswirksame Praxis des Familienaufstellens nach Hellinger für "ethisch nicht vertretbar" und "gefährlich für Betroffene". Die DGSF sieht in den "Ultra-Kurz-Events" nach Hellinger eine "Gefährdung von Klienten". Hellinger vertrete sein Vorgehen mit einer Absolutheit, welche die Selbstbestimmung der Patienten enorm einschränke. Gleichzeitig entziehe er sich einer kritischen und ernsthaften Diskussion und lasse sich lieber "von einer gläubigen Anhängerschar" bewundern. Familienaufstellungen in Großgruppen mit dem Ziel des Publikumseffekts werden von der DGSF als unethisch abgelehnt. Die systemische Therapie werde durch den wissenschaftlichen Diskurs von Fachleuten definiert und nicht durch "Bert Hellinger als normensetzendem Guru".
 
Aaah! d' Reinhold gibt sein Stelldichein, mit nichts geringerem als Kritik am derzeit sehrt umstrittenen Bert Hellinger.
*Paukenschlag-Stelldichein sozusagen.
Na für irgendwas muss Bert ja gut sein,
du bentutzt ihn. Gelle!

Vielleicht hilft Franz Ruppert zum besseren Verständnis der Zusammenhänge!

Sexueller Missbrauch

Prof. Dr. Franz Ruppert, Katholische Stiftungsfachhochschule München

1 Begriff
Der Begriff „Sexueller Missbrauch“ kommt von einer schlechten Übersetzung des englischen Begriffs „sexual abuse“, der eher sexuelle Misshandlung bedeutet (Kloiber 2002, S. 4f.). Manche Autoren spre-chen auch von sexueller Ausbeutung oder sexueller Gewalt gegen andere Menschen (Heiliger 2000). „Se-xueller Missbrauch“ hat sich allerdings im deutschen Sprachgebrauch eingebürgert. Er ist auch ein juristi-scher Begriff geworden: § 176 StBG Sexueller Missbrauch von Kindern als einer von mehreren Paragra-phen, die Straftaten gegen den Personenstand, die Ehe und die Familie und die sexuelle Selbstbestim-mung ahnden.

2 Vorkommen
- Sexueller Missbrauch kommt in unterschiedlichen Varianten vor: Beobachten des nackten Kindes (Voy-eurismus), das Kind zwingen, gemeinsam mit dem Erwachsenen Pornobilder oder –filme anzusehen, Zeigen der Genitalien vor dem Kind (Exhibitionismus), Zungenküsse, Anfassen der Genitalien, Mastur-bation vor dem Kind oder das Kind zur Masturbation zwingen, orale, anale, vaginale Penetration des kindlichen Körpers. Er basiert teils auf der Verführung des Kindes, teils auf blanker Gewalt.
- Sexueller Missbrauch kommt häufig vor, möglicherweise ist jedes 4. Mädchen und jeder 10. Junge einmal in seinem Leben Opfer sexueller Übergriffe Erwachsener geworden. Sexueller Missbrauch ist häufig kei-ne einmalige Handlung, sondern dauert mitunter jahrelang. Er betrifft meist Mädchen (Kastner, 2000). Eine neuere Studie über sexuellen Missbrauch bei Jungen hat Andreas Kloiber vorgelegt (Kloiber, 2002).

3 Definitionen
- „Sexueller Missbrauch beginnt an der Stelle, wo Erwachsene oder deutlich ältere Jugendliche eine kör-perliche Nähe zu Kindern herstellen, um eigene Bedürfnisse nach Intimität, nach sexuellem Lustgewinn und nach Macht zu befriedigen.“ (Kastner 2000, S. 16).
- Meine eigene Definition auf der Basis des Konzepts einer systemischen, mehrgenerationalen Psy-chotraumatologie: „Sexueller Missbrauch ist eine folgenreiche traumatisierende Verstrickung eines Kindes in einem Bindungssystem.“

4 Folgen des sexuellen Missbrauchs
- Sexueller Missbrauch hat erheblichen seelische Konsequenzen für Kinder (vgl. Fischer und Riedesser, 1999, S. 264 ff.):
o Traumatisierung des Kindes in Bezug auf seine Sexualität mit den Folgen: falsche Vorstellungen über Se-xualität und Moral, Ekel vor Sexualität, Distanz- und Schamlosigkeit, zwanghaftes sexuelles Ver-halten, Promiskuität, Prostitution, Sexualisierung von Beziehungen, Abspaltung von Erfahrungen, dissoziative Amnesie
o Stigmatisierung des und Schuldzuweisung an das Kind mit den Folgen: Schuld- und Schamgefühle, be-schädigtes Selbstwertgefühl, Gefühl, verrückt zu sein, Gefühl der Entfremdung von anderen, Selbstisolierung, selbstschädigendes Verhalten, Delinquenz, Drogenkonsum
o Ohnmachtserfahrung mit den Folgen: Albträume, Phobien, Eß- und Schlafstörungen, Schulproble-me, Schuleschwänzen, aggressives Verhalten, Somatisierung psychischer Konflikte
o Verrat des kindlichen Vertrauens mit den Folgen: Depression, extreme Abhängigkeit, Ärger, Feindse-ligkeit, Unfähigkeit zur Einschätzung anderer, frühe Ehe aus Wunsch nach heiler Familie
- Je früher im Leben eines Kindes Sexueller Missbrauch stattfindet, je intensiver der sexuelle Kontakt war, je stärker Gewalt ausgeübt wird, je näher das Verwandtschaftsverhältnis und je intensiver die Bindung zwischen Täter (meist Männer) und Kind ist, desto verdeckter und gravierender sind die Spätfolgen für das Kind.
- Die traumatisierenden Folgen des sexuellen Missbrauchs sind deshalb so gravierend, weil sie von Perso-nen ausgeübt werden, die das Kind liebt und zu denen das Kind Vertrauen hat. Dadurch wird das Kind in seinen Gefühlen und in seiner moralischen Orientierung verwirrt. Es hat völlig konträre Empfindun-gen und Gedanken: Ich werde bevorzugt – Ich werde ausgenutzt. Ich bekomme eine besondere Zuwen-dung – Ich werde misshandelt. Ich werde aufgewertet – Ich werde erniedrigt. Ich muss andere schützen – Ich werde bedroht. Ich stehe im Mittelpunkt – Ich bin isoliert. Ich möchte schreien – Ich muss schwei-gen. Ich möchte mich wehren – Ich mache mit. Ich bin groß und trage Verantwortung – Ich bin klein und hilflos. Ich werde verklärt – Ich werde verleumdet. Ich brauche Schutz – Ich muss andere schützen. Ich muss erhalten – Ich möchte zerstören. Ich erlebe angenehme Gefühle – Ich erlebe Ekel.
- Der sexuelle Missbrauch eines Kindes ist fast immer mit einem emotionalen Missbrauch verbunden.

5 Die Täter
- Täter sind fast ausschließlich Männer und männliche Jugendliche. Auch sexueller Missbrauch an Jungen wird meist von Männern ausgeübt. Frauen, die ihre Söhne oder Töchter sexuell missbrauchen, sind meist selbst missbraucht worden.
- Die Täter kommen in der Regel aus dem unmittelbaren und nahen Umfeld des Kindes: Väter, Stiefväter, Brüder, Onkel, Großväter, Nachbarn mit Zugang zur Familie, Lehrer, Pfarrer, Erzieher ... .
- Es gibt ausgefeilte Täterstrategien, um ein Kind gefügig zu machen In verstrickten Beziehungen fühlt sich der Täter sicher, durchbricht alle Schamgrenzen und geht deshalb immer weiter. Heiliger (2000) hat in einer Analyse von 29 Gerichtsakten verschiedene Täterstrategien herausgearbeitet:
o Strategien der sexuellen Annäherung der Täter an die Opfer (Einbindung des Missbrauchs in spielerische Handlungen, Darstellung der Handlungen als der Norm entsprechend, Kalkulieren mit dem Gehorsam des Kindes, Gestus des Aufklärers, Ausnutzen des kindlichen Bedürfnisses an Nähe, Wärme, Zuwendung, dem Kind die eigene Wahrnehmung und die eigenen Gefühle ausre-den)
o Strategien der Absicherung des Zugangs zum Kind (allmähliche Auflösung von Widerständen, Verständnis und Mitleid wecken, Betteln und Überreden, Erzeugen von Schuldgefühlen, das Kind als Lieblingskind behandeln, Geld geben und Geschenke machen, den Anschein der Nor-malität erzeugen, Demonstration von Autorität und Macht, Verstecken hinter einer Fassade von Moral und Anstand, Geheimhaltungsgebot etablieren, Isolation des Kindes, Spaltung des Mutter-Kind-Verhältnisses)
o Strategien nach der Aufdeckung des Missbrauchs (Schuldzuweisung an das Kind, Verdrehung der Tatsachen zur eigenen Entlastung, sich als verführt hinstellen, das Kind als notorischen Lügner oder krank bezeichnen, sich selbst als Opfer darstellen, Rolle des fürsorglichen Vater mimen, Drohstrategien gegen Therapeuten, Sozialarbeiter, Behörden aufbauen
o Strategien nach Verurteilungen (Einsetzen von Entlastungsargumenten wie Alkohol, keine Ge-walt angewendet, schlechte Lebensumstände, geringes Selbstbewusstsein, Ängste und Hemmun-gen, jedoch keine Verantwortungsübernahme und Bereitschaft zur Einnahme der Opferperspek-tive).

6 Mitwisser
- Es gibt in der Regel Mitverantwortliche für die Entstehung und Ausweitung der Dynamik des sexuellern Missbrauchs und Mitwisser (meist Frauen/Mütter), die mit dem Täter verstrickt sind und insgeheim, manchmal auch offen sein Handeln verleugnen oder dulden und dem Kind nicht aus der Verstrickung helfen. Mütter werden insbesondere dann anfällig, Missbrauch an ihren Kindern nicht zu verhindern und nicht zu stoppen, wenn
o sie selbst sexuelle Missbrauchserfahrungen erlebt haben und diese abgespalten haben,
o sie in Missbrauchsdynamiken in ihrer Herkunftsfamilie verstrickt sind,
o sie eine generell ablehnende Haltung gegenüber Sexualität oder speziell ihrem Partner gegenüber haben (was durch eigene Missbrauchserfahrungen verursacht sein kann),
o sie Angst vor den Konsequenzen der Aufdeckung des Missbrauchs haben (Scheidung, Schande, materielle Absicherung)

7 Dynamik der Verstrickung
- Das Kind steht beim sexuellern Missbrauch oft im Sog einer unausgesprochenen Ausgleichsdynamik in seinem labilen und bedrohten familiären Bindungssystem. Es übernimmt etwas für die Erwachsenen, damit diese ihre gestörten Beziehungen weiterleben können und sich nicht von einander lösen müssen. In der Rolle eines Ersatzpartners rivalisiert das Kind mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil.
- Auch Geschwister des missbrauchten Kindes sind in der Regel in die unheilvolle Dynamik mitverwickelt. Sie müssen das Familiengeheimnis durch Verleugnen mittragen.
- Es gibt eine Tendenz bei manchen missbrauchten Töchtern, den eigenen Vater in Schutz zu nehmen (Verdrängung oder Intellektualisierung des Sexuellen Missbrauchs, Generalisierung von Hass und Ver-achtung gegenüber Männern).
- Es gibt die unbewusste Tendenz zur Fortsetzung der traumatisierenden Verstrickung und damit zur transgenerationalen Weitergabe der Missbrauchserfahrungen von Betroffenen an eigene Kinder. Eine mögliche Folge ist, dass Töchter von Müttern mit Missbrauchserfahrungen magersüchtig werden. Ebenso sind Psychosen von Kindern oft die Folge von sexuellem Missbrauch in der Eltern- oder Großelternge-neration (Ruppert 2002).

8 Gesellschaftliches Umfeld
- Helfer (Polizisten, Juristen, Sozialarbeiter, Psychologen, Ärzte ...) sind in Gefahr, sich ebenfalls in das kranke und verwirrte Familiensystem zu verstricken. Oft erleben sie sich selbst überfordert, hilflos und ohnmächtig in der direkten Konfrontation mit dem Phänomen des sexuellen Missbrauchs.
- Ein Teil der Gesellschaft hat eine starke Neigung zur Verleugnung, Verdrängung, Verharmlosung und Tabuisierung des Sexuellen Missbrauchs (Elternschonung, Identifizierung mit Tätern, milde Strafen, „fal-se memory“-Bewegung)
- Ein Teil der Gesellschaft neigt zur Entrüstung, ohne sich auf die komplizierte emotionale Dynamik bei Sexuellen Missbrauchs einzulassen (Elternanklage, Identifizierung mit Opfern, Racheimpulse).
- Eine unvorbereitete Konfrontation von Tätern und Mitwissern durch Sozialpädagogen ist nicht anzura-ten. Ein solches aufdeckendes Gespräch sollte gut vorbereitet und immer in Anwesenheit einer zweiten Person aus dem Helfersystem erfolgen. Leugnung, Drohungen und Gegenangriffe sind immer zu erwar-ten und in die eigene Strategie mit einzubeziehen. Eine fundierte Kenntnis der Entstehungshintergründe von sexuellem Missbrauch und dessen Verlauf ist unabdingbar.

9 Erfahrungen aus der therapeutischen Arbeit mit PatientInnen
- Sexueller Missbrauch ist ein Tabuthema, scheinbar leichter behandelbare Krankheitssymptome und leich-ter lösbare Verstrickungen werden in Beratungen, Interventionen und Therapien stattdessen häufig in den Vordergrund geschoben. Sexueller Missbrauch kann auch ein tieferliegendes Trauma in der Familie überdecken.
- Ein notwendiges offenen Ansprechen von Sexuellem Missbrauch muss mit der Rücksichtsnahme auf die verletzten Schamgrenzen und die Ressourcen zur Traumaintegration der Patientinnen in Einklang ge-bracht werden.
- Eine Verharmlosung des sexuellen Missbrauchs durch Therapeuten ignoriert die traumatisierende Quali-tät des sexuellen Missbrauchs und erzeugt Illusionen in Bezug auf eine leichte Bewältigung der gravieren-den Folgen.
- Eine Dramatisierung von sexuellem Missbrauch durch Therapeuten ist andererseits Ausdruck unklarer eigener emotionaler Bewältigung des Themas und Ausdruck einer Überidentifikation mit dem Opfer.
- Wenn sich der Therapeut vor der verstrickenden Dynamik des sexuellen Missbrauchs fürchtet, bekommt auch die Patientin Angst und kann sich nicht öffnen.
- Heilsam ist zunächst das Finden und Bestätigen der Wahrheit: Der sexuelle Missbrauch hat stattgefun-den. Er war schlimm für das Kind.
- Das missbrauchte Kind darf dabei immer unschuldig bleiben. Seine Liebe und Verbundenheit zu seinen Eltern muss gewürdigt, seine Angst und Sorge um den Erhalt des Familiensystems muss anerkannt wer-den.
- Die volle Verantwortung/Schuld bleibt beim Täter. Er darf sich nicht entschuldigen oder herausreden. Das Kind muss dem Täter und den Mitverantwortlichen die Schuld zumuten.
- Verstrickte Gefühle brauchen Zeit, sich durch das Anschauen der familiärer Wirklichkeit aufzulösen. Das Kind löst sich vollständig aus der Paarbeziehung der Erwachsenen. Illusionäre Gefühle machen krank. Die Realität ernüchtert und heilt.
- Das Aufzeigen transgenerationaler Verstrickungen schafft ein besseres Verstehen der unbewussten Dy-namiken. Der sexuelle Missbrauch erhält dadurch seine Gewichtung in der Gesamtheit des Familien-schicksals.
- Heilende Bilder und Prozesse lassen allen Beteiligten ihre Würde und auch die Bürde der Schuld.
- Die Bewältigung der vielfältigen körperlichen wie seelischen Folgen von sexuellem Missbrauch bedarf in der Regel einer intensiven psycho- bzw. traumatherapeutischen Begleitung (z.B. Zuordnung von körper-lichen und psychischen Krankheitssymptomen zum sexuellen Missbrauch, über den sexuellen Missbrauch sprechen lernen, Energieblockaden im Körper auflösen, Rückfall in Verstrickungen widerstehen lernen, unangemessene Schuldgefühle zurückgeben, Selbstbestrafung aufgeben, gesunde Kontakte entwickeln ...).
- Traumatisierungen stellen Selbst- und Weltbilder in Frage. Aus dem Eingeständnis von Ohnmacht er-wächst oft die besondere Kraft für völlig Neues.

Literatur:
Butollo, W., Krüsmann, M. & Hagl, M. (1998). Leben nach dem Trauma. München. Pfeiffer.
Fischer, G. und Riedesser, F. (1999). Lehrbuch der Psychotraumatologie. München: Reinhardt.
Heiliger, A. (2000). Täterstrategien und Prävention. München: Frauenoffensive.
Kastner, H. (2000). Von einem Tag zum anderen. Wie vom sexuellen Missbrauch Betroffene überleben. Dettel-bach: Röll.
Kloiber, A. (2002). Sexueller Missbrauch an Jungen. Heidelberg: Asanger Verlag.
Ruppert, F. (2002). Verwirrte Seelen. Der verborgene Sinn von Psychosen. Grundzüge einer systemischen Psy-chotraumatologie. München: Kösel Verlag.

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www.franz-ruppert.de

Lieben Gruss Dagmar
*im nächsten Leben werde ich Psychologin oder sowas! Versprochen !!
 
Hallo Christoph,

du hast schon recht :

Christoph schrieb:
Harry,

wenn Aufsteller von "Schuld" sprechen, dann meinen sie, das einer einem anderen etwas schuldig ist - einen Ausgleich von Geben und Nehmen.

Und diese Schuldigkeit existiert und wirkt. Nachweisbar.

Christoph

Ich glaube nur nicht, dass die Aufstellende das mit der Schuld und Verantwortung verstanden hat ! Sonst wäre in dem Hilferuf auch erwähnt worden, ob die Mutter die "Schuld", sprich ihre Verantwortung übernommen hat, und ob die Tochter ihr das auch glauben konnte - sprich annehmen konnte. Diese wesentlichen Aspekte fehlen einfach, und schon steht das gewichtige Wort "Gehirnwäsche" im Raum.

Meine Interpretation war also : wer hier einfach Schuld schrieb, meinte Schuld. Und nur mit Schuldzuweisung ist noch kein Problem dieser Welt gelöst worden.

Gruss
Harry
 
Hallo Christoph,

magst du mir nicht mehr antworten ?

Vielleicht hierauf: Wie wäre es mit einer Unterscheidung zwischen "gesunder" und "kranker" Liebe, wobei diejenige Liebe gesund ist, die in einem natürlichen Strom der Harmonie fließt, während diejenige Liebe "krank" ist, die einem anderen fortwährend gegen dessen eigenes bewusstes Empfinden entgegen gebracht wird ? Nur mal als Idee.

Gruß
Benny
 
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