Jetzt hast du eine Erfahrung gemacht,die du wohl nie vergessen wirst, sollte man unseren älteren Mitmenschen glauben,anstatt sie in die pyschatrische Abteilung zu stecken.
Wenn der Herr in einem Behindertenheim wohnt, das an eine psychiatrische Klinik angeschlossen ist, dann hat er lebenslang im Heim gewohnt. Das ist meine Vermutung. Vielleicht kann die Threaderstellerin das mal aufklären? Welche Wohnform ist das genau?
Ich weiss nicht,wielange bist du in diesem Beruf?
Ich schon lange u.a. und ich hab es noch nicht einmal erlebt,dass sie nicht
Recht hatten,sahen sie den Tag voraus,wann sie gehen sollten und wars
einen Abend vorher,manche,sogar 2Stunden vorher und warum ihnen nicht
glauben?Wenn sie sprachen,schau mal,siehst du auch,was ich sehe,na dann
sagte ich halt ja und sie waren glücklich,oft sie wirklich etwas sahen,es
spiegelte sich in ihren Augen wieder...
Du hast Empathie angewendet. Sehr gut. Du hast die Wahrnehmung des erkrankten Menschen erkannt und ihm so Beistand geleistet, wie es sein soll. Was nützt es, einem Sterbenden zu widersprechen, nicht wahr. Bei Menschen mit chronischen oder fortschreitenden kognitiven Einschränkungen gilt das Gleiche. Und das lag hier dann wohl vor - auch wenn die Threaderstellerin das nicht klar ausgedrückt hat - soweit ich bisher gelesen habe.
Warum dieser Frater,wer weiss es schon,vielleicht kannte er diese Geschichte ja,oder er sah ihn wirklich,
ja, sicher, eine Erinnerung, die als Halluzination erscheint, weil die kognitive Lage die Wahrnehmung ausschließlich der realen Welt nicht mehr zuläßt. Der Mensch setzt so sein Innenleben in die reale Umgebung und die Tür zum Garten wird zum Friedhofstor. Sieht ja auch ähnlich aus.
Geh also dann mit dem Menschen auf den Friedhof, auch wenn er sagt, daß es Dein Grab sei. Gönne ihm sein Ich-Erleben und ermögliche ihm die existentielle Erfahrung, jemandem sein Grab zu zeigen, mit dessen Tod er sich lebenslang offensichtlich nicht ganz versöhnen konnte. Wer war es wohl? Frater Johann? Wer weiß.
ich glaub,dies war auch eine Lernaufgabe für
dich,ein liebevolles Eingehen auf diesen alten Herrn,hätte ihm bestimmt
eine schöne,letzte Woche beschert,denn sie wissen es einfach...
Gerne kannst du weiter schreiben,
würde mich nicht wundern,wenn noch etwas kam...nichts eben unmöglich..
alles Liebe dir madma
Ich denke nicht, daß sie nicht liebevoll war. Sondern sie hat ihre Liebe ausgedrückt, indem sie dem dementen Herrn sagen wollte, wie es wirklich ist.
Nur leider ist weder der demente, noch der alte, noch der psychiatrisch Behinderte, noch der Sterbende von seinen eigenen Inhalten abzubringen. Schon gar nicht durch junge Menschen, die meinen, es besser zu wissen. Die nehmen sie im Grunde gar nicht wahr, mache ich die Erfahrung, sondern sie verwechseln sie häufig mit anderen Personen.
Insofern ist der Moment, in dem man authentisch einem anderen Menschen in seinem Ich-Erleben begegnet und ihn begleitet die Lernaufgabe. Ihn zu wiederholen, zu verlängern, zu erhalten, um Lebensqualität herzustellen. Lebenslang kann man das lernen. An jedem Menschen anders und ich stimme Dir zu, wenn Du sagst: es ist dabei egal, ob ein Mensch dement ist oder nicht oder krank oder gesund oder alt oder jung. Diese Kompetenz ist in jungen Menschen oft per se nicht vorhanden, und nach 2 Jahren Berufserfahrung hat man gerade mal begonnen, sich selber wahrzunehmen, aber an der Wahrnehmung des Anderen hapert es noch. Ich denke so aus meiner Beobachtung der Pflegeberufler, daß das auch bei den meisten erst nach 10, 15 oder sogar erst nach 20 Jahren beginnt. Oder aber eben auch nie. Das Gehirn muß sich meines Erachtens sehr komplex entwickeln, damit
wirklich gemeinsam mit dem Pflegebedürftigen gesehen werden kann, was er sieht, damit empfunden werden kann, was er fühlt, damit dann gelöst werden kann, was sein Problem ist. Und die Grundlage dafür ist natürlich eine tragfähige Beziehung zwischen zwei vollwertigen Menschen. Und nicht zwischen einem klugen Helfer und einem alten, kranken Menschen. So kann es vom Grundsatz her mit dem Miteinander noch nicht klappen. (Und ich denke das meintest Du, oder? Ansonsten wolltest Du sie möglicherweise wie ich auf die Validation hinweisen und nicht ihr "Liebe" verschreiben? Das würde mich freuen, fachlich.)
lg