ADHS gibt es garnicht?

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Das ist kein Mythos, so erklärt man es gemeinhin Laien, Tarbagan. ;)

Und ein Psychostimulanz Aufputschmittel zu nennen ist eine polemische Ausdrucksweise.
Wieso? Ich trinke zum Beispiel gerade ein Psychostimulanz im Kaffee: Coffein. Das ist ein Aufputschmittel. Mit Kokain verhält's sich genauso.
 
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Mich putscht weder Kaffee auf noch mph. ;)

Da in unserer 80% Dummwiebrotgesellschaft jedoch aus dem Begriff Aufputschmittel gleich Drogenabhängigkeit konstruiert wird, finde ich diesen Begriff im medizinischen Kontext schlicht unangemessen und falsch.

Man tut den Kindern, die wirklich auf eine medimentaköse Behandlung angewiesen sind Unrecht und diskriminiert sie, ebenso die Eltern.

Leider gibt es jedoch auch genug Dummwiebroteltern, die wirklich zum Dummwiebrotkinderarzt gehen, damit ihr Kind "ruhiggestellt" wird und nicht mehr so anstrengend. Schließlich wollen die Dummwiebroteltern auch Erholungszeiten haben, ein Kind das folgsam und brav ist. Und da man überall liest Ritalin stellt ruhig und die Kinder sind dann einfacher zu erziehen...

Du siehst, Trixi, ich bin keine absolute Befürworterin schon Kindern Medikamente zu geben, jedoch wird gesellschaftlich mit dem Thema AD(H)S in einer Art und Weise zu Lasten der Betroffenen umgegangen. Und das sind meistens Kinder. :(

Darauf weise ich hin, darauf zu achten, sorgsam in der Wortwahl zu sein.

Kannst Du das nachvollziehen? :)

Ich selbst bin übrigens der Ansicht, dass die Verschreibung von Ritalin und Co. extrem reduziert werden könnte, wären die Umweltbedingungen (Kita, Schule, Elternhaus) lebensfreundlicher für die Kids und wenn Individualismus sein dürfte. Ganz viel hat mit Verständnis zu tun, eben nicht zu pathologisieren, sondern zu begreifen, dass AD(H)S in erster Linie ein anders-sein ist. Und anders-sein ist nicht krank.

LG
Any
 
Das ist kein Mythos, so erklärt man es gemeinhin Laien, Tarbagan. ;)
Es ist aber falsch, wie in dem Link beschrieben. Der Unterschied liegt in der Dosis. Geringe Dosen von Amphetamin oder Ritalin verursachen auch bei normalen Menschen lediglich eine Konzentrationssteigerung, ein Gefühl der Wachheit aber nicht unbedingt einen so hysterisch aufputschenden Effekt, wie man sich das so vorstellen mag - das passiert dann bei höheren Dosen. Genau gleich funktioniert das bei ADHS-Patienten - nur führt bei denen die Steigerung in Wachsamkeit und Konzentrationsfähigkeit dazu, dass sie ihre sonst ungerichtete Energie auf eine Tätigkeit fokussieren können. Mit Ruhigstellen hat das relativ wenig zu tun, weil ihre Energie ja nicht gemindert oder gedämpft wird. Deswegen ist die Erklärung auch falsch.
Und ein Psychostimulanz Aufputschmittel zu nennen ist eine polemische Ausdrucksweise.
Aufputschmittel ist keine polemische Ausdrucksweise, sondern lediglich ein vereinfachter, umgangssprachlicher Begriff, weil viele Menschen den Fachterminus (der übrigens nicht Psychostimulanz sondern [Psycho]stimulans lautet) nicht kennen.
 
Manchmal tauchen hier Dummwiebrotkommentare auf und man fragt sich, zu welchem Teil der postulierten 80:20 Gesellschaft sich der Verfasser / die Verfasserin eines solchen Posts wohl selber zählt.

Überdies tun diese Dummwiebrot-Formulierungen dem Brot unrecht, dass deutlich mehr Inhalt hat und mehr Labsal bringt, als es diese Dummwiebrotverallgemeinerungen je zu tun vermöchten.







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Es ist aber falsch, wie in dem Link beschrieben.

Ich weiß, ich habe dir auch nicht widersprochen. :rolleyes:

Es hat jedoch eine negative Außenwirkung, diezu Lasten der Kinder geht, die auf eine Medikation angewiesen sind, wenn man von Aufputschmitteln schreibt. ;)

LG
Any
 
Mich putscht weder Kaffee auf noch mph. ;)

Da in unserer 80% Dummwiebrotgesellschaft jedoch aus dem Begriff Aufputschmittel gleich Drogenabhängigkeit konstruiert wird, finde ich diesen Begriff im medizinischen Kontext schlicht unangemessen und falsch.

Man tut den Kindern, die wirklich auf eine medimentaköse Behandlung angewiesen sind Unrecht und diskriminiert sie, ebenso die Eltern.

Leider gibt es jedoch auch genug Dummwiebroteltern, die wirklich zum Dummwiebrotkinderarzt gehen, damit ihr Kind "ruhiggestellt" wird und nicht mehr so anstrengend. Schließlich wollen die Dummwiebroteltern auch Erholungszeiten haben, ein Kind das folgsam und brav ist. Und da man überall liest Ritalin stellt ruhig und die Kinder sind dann einfacher zu erziehen...

Du siehst, Trixi, ich bin keine absolute Befürworterin schon Kindern Medikamente zu geben, jedoch wird gesellschaftlich mit dem Thema AD(H)S in einer Art und Weise zu Lasten der Betroffenen umgegangen. Und das sind meistens Kinder. :(

Darauf weise ich hin, darauf zu achten, sorgsam in der Wortwahl zu sein.

Kannst Du das nachvollziehen? :)

Ich selbst bin übrigens der Ansicht, dass die Verschreibung von Ritalin und Co. extrem reduziert werden könnte, wären die Umweltbedingungen (Kita, Schule, Elternhaus) lebensfreundlicher für die Kids und wenn Individualismus sein dürfte. Ganz viel hat mit Verständnis zu tun, eben nicht zu pathologisieren, sondern zu begreifen, dass AD(H)S in erster Linie ein anders-sein ist. Und anders-sein ist nicht krank.

LG
Any
Ja, ich kann das nachvollziehen. Trotzdem mag ich dem Wort "Aufputschmittel" keine negative Bedeutung zumessen. Es ist ganz einfach nur eine deutsche Bezeichnung.

Nuja. Ich hab da nicht viel Erfahrung mit ADS oder ADHS. Insofern nicht, als daß ich es nicht selber habe. Aber ich habe Auszubildende im Unterricht sitzen, die sich damit plagen müssen. Ein junger Mann z.B. hat ADS und berichtet, daß er im Grunde dem Unterricht zwar folgen kann, daß er aber eigentlich nichts versteht. Sondern er versteht es erst nach dem Unterricht. Während des Unterrichts ist er damit überfordert, das Wissen zuzuordnen und gewinnt daher auch keine Erkenntnis. Ich habe ihm das Bild einer Badewanne und eines Schubladensystems angeboten: er legt erst mal alles, was er aufnimmt, in eine grosse Wanne und wenn der Unterricht dann vorbei ist kramt er die Wanne leer und ordnet das Wissen in Schubladen ein. Bei ihm würde jetzt ein Psychostimulanz meiner Meinung nach nicht wie gewünscht wirken, weil er ja grundsätzlich über Aufmerksamkeit verfügt, aber das Wissen ganz einfach erst mal ablegt, um es dann zu sortieren. Er hat vielleicht eine Lernschwäche, aber man könnte es genauso gut als seine individuelle Form des Lernens bezeichnen und solange er damit klarkommt profitiert er nicht davon, daß man ihm die Diagnose ADS verpasst hat. Eine Lernberatung wäre vielleicht angebrachter gewesen als ein Arztbesuch.

Eine andere Auszubildende hat ADHS. Ihre Aufmerksamkeit ist hyperaktiv und sprunghaft und daher immer nur kurz oder für das Unterrichtsgeschehen gar nicht vorhanden. Sie nimmt zum Beispiel, während die Aufmerksamkeit auf den Beitrag einer anderen Person gerichtet ist, eine Information auf und dann erkennt sie in dieser Information eine eigene Erfahrung und muß diese sofort mitteilen. Es dreht sich dann der Kopf in die Umgebung und sie beginnt ein Nebengespräch mit ihren Sitznachbarinnen. Auf diese Weise bekommt sie, wenn ich ihre Aufmerksamkeit nicht gebündelt bekomme, vielleicht 5 % vom Unterricht mit. Ich bin immer froh, wenn ich das Gefühl habe, daß sie nach dem Unterricht 30% mitbekommen hat, aber auf der anderen Seite bin ich danach leer wie ein Schwamm, weil ich die ganze Zeit in meinem Hirnorgan und in meiner Wahrnehmung den Verlauf ihrer Aufmerksamkeit mitwahrnehmen muß und reagieren muß, wenn sie wieder mal abdriftet. Diese Person würde vermutlich von einem Medikament profitieren, das es ihr erlaubt, nicht laufend mit der Aufmerksamkeit von aussen nach innen zu springen, um ihre innere Wahrnehmung dann nach aussen zu tragen. Im Grunde genommen ist ihre Art der Aufmerksamkeit mit einer Art Affektstörung verbunden bzw. führt sie dazu, oder aber man erkennt es so, daß sie halt so ist. Ich nehme an, daß ihr noch niemand gesagt hat, daß sie ADHS hat, aber es könnte sein, daß sie durch das Erhalten der Diagnose den Fokus ein bisschen auf ihre sie und ihre Lernumgebung teilweise beeinträchtigende Art und Weise richten könnte. Und mit einem bisschen Bewusstheit über ihr Sosein und mit etwas Übung könnte ich mir gut vorstellen, daß die Symptome, die ihr ihre Art der Aufmerksamkeit bringen, auch ohne Medikamente verschwinden würden und daß sie konzentrationsfähiger würde.

Oh und eine dritte Erfahrung fällt mir gerade ein: eine wenn ich es Recht erinnere alleinerziehende Mutter mit einem 11-jährigen Sohn, die ich mal besucht habe, weil mein damaliger Partner mit ihr befreundet war und sie schamanisch beriet. Ich selber habe eine Weile mit dabei gesessen und habe mich dann mit dem Jungen unterhalten in seinem Zimmer. Der junge war sehr nett zu mir, erschien mir recht intelligent und berichtete, daß ihn halt manchmal etwas fürchterlich aufrege und dann könne er das nicht kontrollieren und würde z.B. etwas zerschlagen oder zertreten. Neulich habe er eine Scheibe in der Wohnzimmertüre zerschlagen und ganz besonders schäme er sich dafür, daß er als er wütend war ein Küchenmesser genommen habe und die Mama damit bedroht habe.
Dieses Drohen war denn auch der Grund für das Gespräch der Mutter mit meinem Ex. So unter uns war seine Haltung als wir die Wohnung verlassen hatten: "tja, bei der Familie kein Wunder". Auch ich hatte den Eindruck, daß die Aufmerksamkeit der Mutter wohl überall in ihr drin, vor allem in esoterischen Dingen ist, aber nicht da, wo sie ihren Sohn wahrnehmen und seine Bedürfnisse verstehen kann. Insofern würde ich in so einem Fall da erkennen, daß das System Familie wirklich versagt, weil die Eltern im Grunde nicht die notwendige Kompetenz mitbringen, die Bedürfnisse eines Kindes zu erkennen und zu befriedigen. Vielmehr machte es eher den Eindruck, daß das Kind die Bedürfnisse der Eltern befriedigen sollte.


Insofern würde ich aus meiner kleinen Erfahrung heraus der Threadüberschrift zustimmen. ADHS ist keine geistige Behinderung, die durch Medikamente schon im Kindesalter weggeschluckt werden müsste. Vielmehr sehe ich die Ursache darin, daß unsere Gesellschaft teilweise nicht mehr in der Lage ist, Bedürfnisse aus sich selbst heraus zu entwickeln und zu befriedigen. Vielmehr werden uns unsere Bedürfnisse, die wir zu haben haben, vorgesetzt und unsere eigentlichen Impulse, denen wir im Leben folgen sollten (Neugier, Bewegung, Spielen etc.), werden uns durch Medien und die aus ihnen transportierten Vorstellungen vom Leben genommen. Das rächt sich nicht nur in den Kindern, sondern auch in den Erwachsenen. Eine immer grössere Menge von Kindern deshalb als aufmerksamkeitsgestört zu diagnostizieren und eine immer grösser werdende Menge von Erwachsenen als depressiv, kann da nicht die Lösung sein. Man kann die Gesundheit einer Gesellschaft nicht durch Medikamente ersetzen, sondern durch Medikamente und ihrer Nebenwirkungen wird man die Gesundheit langfristig eher weiter zerstören.
 
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Ich weiß, ich habe dir auch nicht widersprochen. :rolleyes:

Es hat jedoch eine negative Außenwirkung, diezu Lasten der Kinder geht, die auf eine Medikation angewiesen sind, wenn man von Aufputschmitteln schreibt. ;)

LG
Any
Finde ich gar nicht. Denn genau das sind diese Medikamente: Aufputschmittel. Drogen halt. Da geht nichts zu Lasten der Kinder, sondern vielmehr zu Lasten der Medizin, die diese "Erkrankung" so behandeln möchte. Es ist nicht mehr als richtig, wenn deutlich mehr Bewusstheit darüber einkehrt, daß es sich hier um Aufputschmittel und um nichts anderes handelt. Und daß die Verschreibung dieser Mittel an ein Kind ein Unding ist.
 
Wenn ich hier Sachen über ADHS lese wie Individualismus, Sein dürfen, die Gesellschaft ist schuld oder der angeblichen Inkompetenz der Eltern von ADHS-Kindern krampft sich´s bei mir ordentlich zusammen.

Hab selbst einige Zeit ein ADHS-Kind in einer Gruppe mitbetreut und für mich ist ADHS vor allem eines: Ein Spagat zwischen Aufmerksamkeit schenken und in eine Gruppe integrieren lernen. Ich mein, das liest sich ja hier teilweise so wunderbar nett. Ach, wieso lässt man das Kind nicht einfach individuell sein. Das klingt alles in der Theorie immer so supertoll. Ich frag mich wirklich wie sich manche hier das eigentlich vorstellen. Jeder muss irgendwie lernen sich in eine Gruppe zu integrieren. Wenn man ein ADHS-Kind immer machen lässt was es will GAAANZ VIEL Spaß. Grad da braucht es klare Grenzen!
 
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