Bruno Huber: Das Galaktische Zentrum und die Zeitalter-Lehre.
Das Galaktische Zentrum ist besonders für eine Astrologie die sich auch um das Geistige im Menschen bemüht, von großer Bedeutung. Es spielt aber auch im Zusammenhang der astrologischen Zeitalterlehre ( Fischezeitalter, Wassermannzeitalter, New Age ) eine bisher wenig beachtende, aber eigentlich bedeutsame, ja geradezu erleuchtende Rolle. Die nachfolgenden Ausführungen möchten aufzeigen warum.
Präzession.
In der astrologischen Zeitalterbetrachtung wird seit jeher immer nur mit einer einzigen, allgemein bekannten Messweise gearbeitet: Man beobachtet die Wanderung des Frühlingspunktes, auch Widderpunkt genannt, astrologisch 0° Widder. Diese Präzession der Äquinoktien ( Tag- und Nachtgleichen im Frühling und im Herbst ) wird hervorgerufen durch das kreisförmige Pendeln unserer Erdachse. Dadurch entsteht das Phänomen der Verschiebung des gesamten sichtbaren Sternhimmels gegenüber unserem, durch den Jahreslauf der Sonne gegebenen, festen irdischen Tierkreis.
Diese Verschiebung ist sehr langsam: In rund 72 Jahren beträgt sie nur ein Grad. Und so ist es verständlich, dass die Astro-logo-nomen der Antike lange davon nichts wussten. Erst zu einem Zeitpunkt, als die Astrologie schon praktisch ihre heutige Ausformung erfahren hatte ( um 400 v. Chr. machte man die ersten persönlichen Horoskope ), hatte man die Gewissheit über diese Himmelsbewegung erlangt, und konnte sie auch präzise berechnen. Damals war der Frühlingspunkt 0° Widder beim Stern Hamal, das heißt am Anfang des Sternbildes Widder im zodiakalen Band der Fixstern-Konstellation angelangt. Das heisst, dass damals die Sonne bei der Frühlings-Tagundnachtgleiche an diesem Punkt zwischen den Himmelsbildern des Widder und der Fische stand. Und es war diese Zeitepoche, die sich für Messweise astrologischer Berechnungen an den sinnlich nachvollziehbaren Zeichen ( sprich Sonnenbahnabschnitten ) des astrologischen Tierkreises entschloss. Es ist anzunehmen, dass sich die Köpfe jener Epoche ihre Gedanken zum Phänomen der Präzession machten wahrscheinlich nachdem sie untersucht hatten, welcher der beiden Tierkreise wirksamer sei.
Mittlerweile hat sich der Widderpunkt rückwärts durch die Fischekonstellation geschoben und steht jetzt schon fast am Anfang dieses großräumigen Sonnenbildes. Um durch das ganze Fischegebiet zu laufen braucht er immerhin 3743 Jahre. Dann erst ( In etwa 1300 Jahren ab heute ) wird das Fische-Zeitalter endgültig vorbei sein. Und hier taucht schon das Problem mit der Zeitalterlehre auf.
Wo immer man über das New Age, über das kommende Wassermann-Zeitalter liest man scheint immer von zwölf gleichlangen Epochen von je etwa 2200 Jahren auszugehen ( Genau müssten es 2151 sein ). Doch das scheint eher fragwürdig zu sein, wenn man sieht, wie ungleich lang die Stern-Konstellationen sind, durch welche sich der Widderpunkt unseres Zodiak mit gleich bleibender Geschwindigkeit zu bewegen scheint. Der Unterschied ist markant! Das kürzeste Sternbild Krebs ist 21.07 Grad groß; das entspricht einer Durchlaufzeit von nur 1514 Jahren. Während sich der Frühlingspunkt durch die längste Konstellation Jungfrau = 56.01 Grad während, sage und schreibe 4017 Jahren abmüht. Auch das Fischebild erstreckt sich in seiner Gesamtlänge über 52.12 Grad; das bedeutet für den Frühlingspunkt eine Durchlaufzeit von 3743 Jahren! Was fangen wir da mit den schön gleichmäßigen Zeitaltern an, die uns alle Literatur nahe legt und die ja oft sehr aufwendig geschichtlich begründet werden?
Mal abgesehen von dem eher nebensächlichen Detail, dass sich die Astrologen nicht einigen können, wann denn nun das Wassermann-Zeitalter beginne, oder schon begonnen habe kann es sein, dass sich ganze Legionen von Autoren geirrt haben? Oder dass sie bewusst oder unbewusst die Geschichte bei ihren Begründungen so zurechtgerückt haben, dass sie mit ihrem regelmäßigen Epochen reim Dich, oder ich fresse Dich zusammenstimmen? Ehrlich gesagt, ich mag das nicht recht glauben!
Es ist aber eine Tatsache, dass die Astrologen einen Punkt nie richtig begriffen haben. Seit Jahrhunderten haben sie den Frühlingspunkt an unserem Zodiak entlanggehen lassen und davon die Zeitalterlehre abgeleitet. Es ist ein verhängnisvoller Irrtum zu glauben, dass sich der Frühlingspunkt im Erdentierkreis bewegt und in gleichen Abschnitten von einem Zeichen zum anderen wandere. Der Messkreis der äquinoktionalen Bewegung knn nicht in unserer Sonnenbahn, dem Zodiak liegen, sondern in den Sternbildern weit draußen im Raum.
Arthur Schult, der in seinen zwei Bänden Astrosophie viel über die Zeitalterlehre geschrieben hat, begründet seine Ansicht wie viele andere folgendermaßen: Die Erdachse neigt sich nun infolge der Präzessionsbewegung in die verschiedenen Partien des Fixsternenhimmels hinein und vollzieht eine volle Umdrehung in 25960 Jahren, wobei ein zwölftel dieser Zeit, also 2160 Jahre, Die Dauer eines großen Weltenmonat darstellt. Und hier kommt der Trugschluss:
Mit der Bewegung der Erdachse gleitet zugleich der Frühlingspunkt rückläufig auf der Ekliptik entlang, um in jedem der zwölf Tierkreiszeichen von 30 Grad 2160 Jahre zu verweilen. Wie die Drehung der Erde um ihre Achse den Wechsel von Tag und Nacht mit den 12 Doppelstunden bewirkt, wie der Umlauf der Erde um die Sonne die Jahreszeiten und die Gliederung in 12 Monate entstehen lässt, so gliedert der gewaltige Rhythmus der Präzession des Frühlingspunktes mit der Drehung der Erdachse um den Pol der Ekliptik den Ablauf der Menschheitskulturen auf der Erde. Je einem Weltenmonat von 2160 Jahren entspricht eine der großen Kulturepochen, die wir geschichtlich überblicken können.
Der Fehlschluss ist klar: Man kann nicht die Bewegung eines Punktes eines sich drehenden Systems ( Frühlingspunkt im Zodiak ) an eben diesem System messen, denn das bewegt sich ja mit. Um die Bewegung bestimmen zu können, brauchen wir eine Bezugsebene außerhalb des zu messenden Systems zum Beispiel den Ring der ekliptikalen Sternbilder draußen im All.
Es gibt einen weiteren Ansatzpunkt, der die Sache neu beleuchtet: Wir können das Galaktische Zentrum an Stelle des Frühlingpunktes als Zeiger auf der Uhr der kosmischen Zeitepochen verwenden. Ach das GZ bewegt sich nach denselben Gesetzen, die den Frühlingspunkt durch die Konstellationen bewegen. Nur in Entgegengesetzter Richtung; und diese Bewegung wird an unserem irdischen das heißt astrologischen Tierkreis mit seinen gleichmäßigen 30° Abschnitten gemessen. Es handelt sich hier nicht etwa um zwei verschiedene Bewegungen, sondern zweimal um dieselbe Bewegung aus verschiedenen Gesichtspunkten oder Messweisen gesehen. Aber die Bewegung des Galaktischen Zentrums zeigt und regelmäßige Epochenlängen an: Die Präzession braucht für die Vollendung eines vollen Kreises 25815 Jahre. Wir nennen das ein kosmisches Jahr, oder auch Weltenjahr, oder Platonisches Jahr. Ein kosmischer Monat wäre dann 2151 Jahre und ein kosmischer Tag fast 72 Jahre. Nochmals genauer:
1 Weltenjahr = 360° ( Großzyklus ) 25815,5 Jahre
1 kosmischer Monat = 30° ( Kulturepoche ) 2153,3 Jahre
1 kosmischer Tag = 1° ( Menschenleben ) 71,71 Jahre
Kosmisch gesehen ist der Mensch eine Eintagsfliege.
In der mittlerweile klassischen Betrachtung ( Fische-Zeitalter ) ist der Frühlingspunkt unser Bezugs- und Messpunkt. Wir stellen fest, dass dieser Messpunkt der ja Teil unseres Zodiak ist ( ° Widder ) sich vor dem Sternhintergrund langsam von Sternbild zu Sternbild verschiebt. Wobei man sich bewusst sein muss, dass sich nicht nur dieser Punkt unseres Tierkreises, sondern das ganze System der 12 Tierkreiszeichen zusammen als ein festes Gefüge verschiebt.
Wenn wir das Galaktische Zentrum als Messpunkt nehmen, so dreht sich die Betrachtungsweise einfach um: Wir sehen, wie sich ein Punkt weit draußen im All ( 30000 Lichtjahre entfernt ) durch unseren erdgebundenen Tierkreis bewegt. Auch hier ist es nicht nur ein Punkt der sich verschiebt, sondern der ganze sichtbare Fixsternenhimmel mit seinen Konstellationen oder Stern-Bildern. Wir nehmen also im einen Fall einen Fix- oder Messpunkt in unserem eigenen System ( 0° Widder im Zodiak ) und sehen wie er rückwärts durch die Konstellationen des kosmischen Außenraumes wandert. Im anderen Falle nehmen wir den Fixpunkt ( GZ ) im äußeren Raum der ekliptikalen Sternbilder, uns sehen wie dieser vorwärts durch unseren Sonnen-Tierkreis läuft. Um gleichlange Perioden der Präzession zu erhalten, das heißt 12 x 2151 Jahre, ist also der Frühlingspunkt nicht geeignet, denn er läuft durch ungleich lange Konstellationen, während das Galaktische Zentrum mit verlässlichen Takt gleichlange Zeitalter anzeigt. Für die nächsten 247 Jahre ( gerade ein voller Pluto-Umlauf! ) sind wir so gesehen noch im galaktischen Zeitalter des Schütze. Dann beginnt die Ära des Steinbock.
Schütze-Zeitalter?
Wenn wir das Geschichtsbild der letzten 2000 Jahre, die wir als Fische-Zeitalter bezeichnen, etwas genauer betrachten, so gibt es da mindestens zwei herausragende Qualitäten, die sich schlecht, oder überhaupt nicht mit unserer Vorstellung von Fischeeigenschaften decken. Zum einen ist es der hohe Aggressionswert, der diese Epoche geprägt hat, wie das wohl in den Kreuzzügen wie auch bei der Entdeckung Missionierung Amerikas überdeutlich veranschaulicht ist. Zum anderen ist auch die Entwicklung der Naturwissenschaften und der daraus folgende Aufbau der heutigen technologischen Zivilisation kaum mit typischen Fische-Qualitäten zu erklären. Wir können nicht endlos fortfahren, nur von der mystischen Verinnerlichung des Mittelalters, und vom Aufblühen der Künste in der Renaissance zu sprechen, wenn wir das Zeitalter der Fische begründen wollen.
Hingegen erhalten gerade die zwei oben genannten Vorgänge eine deutlichere Erklärung, wenn wir annehmen, dass der Schütze mitbeteiligt ist. Er ist es doch, der dafür bekannt ist sich feurig/kämpferisch für Ideen einzusetzen, der Kreuzzüge veranstaltet, der gerne andere mit seiner Wahrheit beglückt oder Planeten-Zeitalter gar aggressiv missioniert. Außerdem ist er als typischer Nerven- und Kopfmensch neugierig, wissensdurstig und so optimistisch, dass er einmal erkannte Zielsetzungen mit aller verfügbaren Schärfe seines Intellektes immer weiter verfolgt.
Müssten wir also nicht richtiger von einem Fische- und Schütze-Zeitalter reden? Und beim kommenden vom Wassermann-Steinbock-Zeitalter? Warum nicht? Aber eigentlich müsste dem Astrologen hier etwas auffallen! Beachtet man nämlich die beiden Herrscher der beiden genannten Zeichenpaare, so findet sich, dass es zufällig je die gleichen sind, Fische und Schütze haben klassisch den Jupiter und Wassermann und Steinbock den Saturn als Herrscher. Und wenn man den Frühlingspunkt und das Galaktische Zentrum in die Vergangenheit zurückrechnet, so zeigt sich dort auch dasselbe Muster: dass sich nämlich die beiden Messpunkte grosso modo immer mit kleinen Randüberschneidungen in herrschergleichen Zeichen und Bildern bewegen. Nebenstehende Tafel macht das deutlich.
Planeten-Zeitalter.
Anstatt Fische/Schütze-Zeitalter zu sagen, könnten wir jetzt als Sammelbegriff diese Kulturepoche als Jupiterära bezeichnen. Das aufkommende Neue Zeitalter wäre dann eine Saturnepoche ( anstatt Wassermann/Steinbock ). Aus astrologischer Tradition ist das sicherlich eine zunächst etwas ungewohnte Sichtweise. Aber bei näherem Hinsehen entpuppt sie sich als eine sehr trächtige Art, die viel mehr Tiefgang in der geschichtlichen Betrachtung erbringt, als die bisherige, eher übervereinfachte Darstellungsweise mit der Wanderung des Frühlingspunktes. Der Nullpunkt im Zodiak, Planeten auf 0° in den Zeichen und das galaktische Zentrum sind eine kurze Überlegung wert, im Zusammenhang mit dem persönlichen Horoskop.
Der Nullpunkt im Zodiak und das Galaktische Zentrum haben sich im persönlichen Horoskop vielfach bedeutungsvoll erwiesen obschon sie eigentlich außersolare, kosmische Bezüge darstellen, die den Rahmen individueller Horoskopierung bei weitem übersteigen. Der Nullpunkt im Zodiak ( 0° Widder ) ist für die horoskopisch erfasste, menschliche Persönlichkeit die Eintrittsstelle vom und und die Austrittstelle zum kosmischen Außenraum vom Kosmos her gesehen, die Türe zu unserem subjektiven, erdgebundenen menschlichen Lebensraum. Er ist identisch mit dem Frühlingspunkt der uns die Wanderung unseres Systems durch die kosmisch bedingten Kulturepochen der Menschheitsgeschichte aufzeigt.
Das Galaktische Zentrum ist demgegenüber ein weit außerhalb unseres irdischen Raumes liegender Punkt das dirigierende Kräftezentrum eines gigantischen übergeordneten Systems der Milchstraße in der unser horoskopisch erfasstes Sonnensystem nur die Funktion eines kosmischen Stäubchens unter Milliarden hat.
Es ist eine Raumentität im Universum, deren Beschaffenheit und Lebensform wir im besten Falle nur eine dunkle Ahnung haben obschon wir von ihr Bestandteil sind. In unserem solaren Tierkreis ist es also so etwas wie der Finger Gottes, der uns den verschlungenen Weg durch unseren Zodiak zu ihm zeigt. Jede Kulturepoche ( Ära des Schützen ), des Steinbock usw. ) hat deshalb ihre eigenen Vorstellungen von Gott, und vom göttlichen Potential im Menschen.
Wenn wir diese beiden kosmischen Punkte auf die persönliche Enge unseres Horoskops reduzieren, so ließe sich der Widderpunkt mit dem individuellen Aszendenten und das GZ mit dem eigenen Sonnenstand vergleichen. Diese Analogie möchte ich als gedankliche Anregung im Raume stehen lassen
im Weltraum natürlich!
Dass im individuellen Horoskop der Sonnenstellung und dem Aszendenten-Zeichen eine Bedeutung ersten Ranges zukomme, ist wohl die am weitesten verbreitete, gemeinsame Auffassung unter Astrologen. Die einen Astrologen allerdings sagen, der Aszendent sei das Wichtigste, die anderen geben der Sonne den Vorrang. Der Streit geht um eine immaterielle Frage. Denn, obschon die beiden Elemente mit dem Ich zu tun haben, ist ihre Funktion eine grundlegend verschiedene. Die Klärung dieser Frage ist für unser galaktisches Thema von Bedeutung.
Im individuellen Horoskop stellt die Sonne das ICH als Persönlichkeit mit ihrer Mentalität dar, während der Aszendent im Horoskop ein Raum ist, in den wir unser Ich hineinprojiziert sehen. Also ist der Aszendent ein Ort, ein Lebensbereich, und die Sonne vergleichsweise ein Körper ( Entität ). Sie ist also etwas Substantielles, etwas Anmessbares; sie strahlt eine Qualität aus. Das sind wir selbst. Und am Aszendenten, da denken wir uns hin, da sehen wir uns. Es ist ein Projektionsort, ein Bezugspunkt, an dem nicht nur wir selbst uns sehen, sondern auch unsere Umwelt uns ansieht.