Ein Park im Untergrund, aber nicht ganz unter der Erde. Er ist eingebaut, wie ein Keller, aus dessen Fenster man auf das Treiben an der Oberfläche blicken kann. Eingehüllt ist das ganze in Glas, dessen Fronten zum Teil, weit in den Himmel reichen und viel Sonnenlicht hereinlassen. Dieser Ort ist riesig, vernetzt durch viele Naturwege und gestaltet wie die verschiedensten schönen Gärten der Welt. Da gibt es Laubwälder, mit zartgliedrigen Birken, hohen Buchen und alten Eichen. Tropische Dschungel, mit viel Grün und noch mehr feuchter Luft. Grotten und Höhlen in der Nähe der Berge, aus denen Quelle sprudeln, die Seen und Bäche speisen. Weisse Strände, blaue Lagunen und steile Klippen, die zum Meer münden. Tiere hausen hier, dort wo es für sie natürlich geeignet ist. So wie Kolibris in tropischen Gebieten rumschwirren, schwimmen Lachse in den Bächen mit starker Strömung, während bestimmte Walarten, besonders mit Jungtieren, eher wärmere Orte im Meer bevorzugen. Oder Falter, Fledermäuse und Krabbeltiere wohnen in den Höhlen, während sich Adler, Bussarde und andere Greifvögel in den Bergen aufhalten. Alle Gebiete sind offen und für nichts und niemanden eingeschränkt. Hie und da verirrt sich ein Tier, es sucht Nahrung, Artgenossen, Verstecke oder Plätze für die Aufzucht. Mit diesen einfachen Bedürfnissen und den Instinkten merkt es sehr schnell, ob es hier das Richtige finden, ansonsten zieht es von selber wieder weiter. Weiter hinten gibt es auch glatte Strassen und moderne Anlagen, für solche, die Spass am Spiel oder Interesse am Sport haben und daher harte Auflagen oder besondere Mittel zur Ausübung benötigen. Spatzen hüpfen dort zwischen den Menschen und anderen Lebewesen umher und picken mit Freude Krümel vom Boden auf. Manchmal watscheln auch Entenfamilien und Schwäne über diese Plätze oder Marder, Wiesel und verschiedene Mausarten flitzen von A nach B. Intelligentes Leben trifft immer wieder auf tierisches Leben. Alles und jeder hat seinen Raum zum leben und darf mit Respekt in den Raum des anderen ein- und austreten, ohne Angst.
Eine breite Treppe, die an einem Teich entlang, abwärts führt und auf einem runden Platz mit grauem Steinboden endet. Palmenartige Büsche umhüllen diesen kleinen ruhigen Ort. Das Wasser im Becken ist Glasklar, unscheinbare Fischchen schwimmen gemächlich darin, während bunte und stark glitzernde Steine nach Aufmerksamkeit schreien. Gegenüber dem Teich steht eine Sitzbank aus schwarzem Gitter. Filigran gearbeitet, mit kleinen Ornamenten auf der Lehne. Mein Schutzengel setzt sich wortlos auf die Bank, aber ich muss fast gezwungen diese glitzernden Steine begutachten. Wie sagte meine Oma einst, ich sei wie eine Elster, stets auf glitzerndes aus. Kurz schaue ich auf, zu meinem lieben Schutzengel rüber, aber nur einen Moment, bevor ich wieder ins Wasser blicke.
Wenn ich Dich frage, wer Du bist, ist dann Deine Antwort, ich bin ein Engel?, frage ich.
Er bewegt sich kein bisschen, er sitzt noch immer wortlos auf der Bank und hört vielleicht den Worten Gottes, damit er weiss, was er mir antworten soll. Das erklärt nur, was ich bin, nicht wer ich bin und wer ich bin, dass kann ich nicht sagen., antwortet er nach Längerem.
Ah, meine ich gedehnt und nickend, um ihm damit klarzumachen, dass ich zwar verstanden habe, aber es meine Frage nicht zufrieden stellend beantwortet.
Ich drehe mich um, gehe etwas zu ihm hin, schaue ihm fest in die Augen und frage erneut Wer bist Du?. Meine Haltung wird wieder entspannt und ich richte mich auf, meine Augen wenden sich zu einer Mauer aus grauen Steinen, mit silbernen Einschlüssen.
Ich weiss es einfach, aber erklären kann ich nicht. Man kann es nicht verstehen. Eine lange Pause folgt.
Und wer bin ich?, frage ich nun mit leicht deprimiertem Unterton.
Alles was er dazu meint ist, Das weisst Du selbst.
Ah, ist meine klägliche Antwort.
In der Realität machte sich mir vor vielen Jahren eine Stimme bemerkbar, doch woher sie kommt oder von wem sie ist, kann ich nicht sagen. Vor wenigen Wochen sagte diese Stimme, Die Wahrheit, die ich bin, steht vor Dir. Als ich gestern darüber nachdachte, fiel mir ich bin auf. (Ich bin das ich bin., sagt Gott.) Dann war die Stimme wieder da und sagt Die Wahrheit, die ich bin, steht vor Dir
Du brauchst nur Deine Augen zu offnen.